Südwesttextil fordert Notfallplan

Energiekosten strangulieren Textilindustrie


Stuttgart - Die aktuellen Strom- und Gaspreise stürzen die baden-württembergischen Textilbetriebe in einen Überlebenskampf. "Die Energieversorger strangulieren uns und die Politik schaut tatenlos zu", stellt Carl F. Moll, Präsident des Branchenverbandes Südwesttextil in Stuttgart, fest.

So habe ein Gaslieferant einem Textilunternehmen jetzt Preiserhöhungen von 70 Prozent für das nächste Quartal angekündigt. "Für ein energieintensives Unternehmen der Textilveredlung kann dies schnell zwei Millionen Euro Mehrbelastung im Jahr ausmachen", rechnet Moll vor. Auch aktuelle Angebote verschiedener Stromlieferanten hätten sich durchweg um 30 Prozent verteuert. Das sei weder durch Preiserhöhungen noch durch Energieeinsparung reinzuholen. "Die Schmerzgrenze ist überschritten", so der Verbandspräsident.

Deshalb fürchtet Südwesttextil, dass in den nächsten Monaten Entlassungswellen und Betriebsschließungen drohen. Um das Schlimmste zu vermeiden, fordert der Verband die Politik auf, einen Notfallplan für existenzbedrohte Unternehmen zu erstellen. Ziel müsse eine schnelle Entlastung sein, etwa durch günstige Überbrückungshilfen zur Abwendung von Zahlungsausfällen. Die Energieversorger sollten zu Notfalltarifen gezwungen werden, damit nicht gesunde Textilunternehmen allein wegen der Energiekosten in die Krise getrieben würden.

Mittelfristig müsse die Politik endlich ihre Verantwortung für die Herstellung von Wettbewerb auf den Energiemärkten wahrnehmen. Die vier großen Energieversorger deckten nahezu 80 Prozent des Strommarktes ab. Beim Gas kontrolliere ein einzelner Anbieter zwei Drittel der Großhandelsmenge. "Während sich die Textilindustrie dem scharfen globalen Wettbewerb stellt, ist sie als Nachfrager von Energie auf dem Heimatmarkt einem Oligopol ausgeliefert", beschreibt der Südwesttextil-Präsident die Situation. Das könne man nicht länger hinnehmen.
aus Haustex 10/08 (Wirtschaft)