Öko-Tex

Schadstoffprüfungen wichtiger Aspekt beim Einkauf von Textilien

Schadstoffprüfungen sind europaweit ein wichtiger Aspekt beim Einkauf von Bekleidung und Textilien. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Unternehmensberatung BBE Retail Experts im Auftrag der Deutschen Zertifizierungsstelle Öko-Tex durchgeführte Trendanalyse in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Portugal, Italien, Frankreich und Spanien. In jedem Land wurden zwischen 400 und 500 Endverbraucher sowie 200 Fachhändler unter anderem zum Interesse an schadstoffgeprüften Textilien und der Bekanntheit des Öko-Tex-Standards 100 befragt.

In Verbindung mit den Ergebnissen der in Deutschland im Jahr 2006 durchgeführten GfK-Verbraucherstudie "Textilsiegel" sowie einer Fachhandelsbefragung der Unternehmensberatung BBE Retail Experts aus dem Jahr 2008 ermöglicht das Datenmaterial interessante Einblicke in die Gemeinsamkeiten - und teilweise drastisch voneinander abweichenden Gegebenheiten der einzelnen Märkte.

Ergebnisse der Handelsbefragung

Nach Meinung der befragten Fachhändler sind die Aspekte Produktqualität, Soziales, Hautverträglichkeit und Schadstoffprüfungen für ihre Kunden die wichtigsten Faktoren beim Einkauf von Textilien und werden von ihnen entsprechend beim Orderverhalten berücksichtigt. Auf einer Skala von "1 = unwichtig" bis "5 = sehr wichtig" erhielten diese Faktoren durchgängig Werte zwischen 4,2 und 4,6. Bei der Frage nach der Bedeutung von Schadstoffprüfungen deckt sich der Wert von 4,2 aus Deutschland mit dem Durchschnitt der weiteren sieben europäischen Länder. Im Vorfeld der Handelsbefragung wurden durch einen Pre-Test die in den jeweiligen Ländern vertretenen Textilsiegel ermittelt. Von den drei in allen Märkten präsenten Labels weist der Öko-Tex Standard 100 den höchsten gestützten Bekanntheitswert auf: In Deutschland liegt der Wert im Handel bei 79 Prozent, im Durchschnitt der weiteren sieben europäischen Ländern bei 37 Prozent.

Im Verkaufgespräch spielen Schadstoffprüfungen bei Bekleidung und sonstigen Textilien eine bedeutende Rolle. Rund 75 Prozent der befragten Fachhändler in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Portugal, Italien, Frankreich und Spanien geben an, dass dem Thema von den Käufern ein großer Stellenwert beigemessen wird. Entsprechend äußerte der überwiegende Teil (78 Prozent) der Befragten den Wunsch nach verstärkter Auszeichnung zertifizierter Produkte. Besonders in Portugal (95 Prozent) und Spanien (80 Prozent) sprechen sich die Fachhändler über alle Produktbereiche hinweg für mehr Labels "Textiles Vertrauen" aus, um Kunden kompetent Auskunft über die erfolgten Schadstoffprüfungen nach Öko-Tex-Standard 100 geben zu können.

Die Bedeutung von Textilsiegeln im Rahmen des Orderverhaltens wird nach Meinung der meisten Befragten (52 Prozent) weiter zunehmen. Mit 37 Prozent weist Deutschland hier einen unterdurchschnittlichen Wert auf. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass in Deutschland der Stellenwert absolut gesehen schon sehr hoch ist, während er in den anderen europäischen Ländern zum Teil noch stark ausbaufähig ist. Gespräche mit Lieferanten sind über alle acht untersuchten europäischen Länder hinweg für 48 Prozent der Befragten die wichtigsten Informationsquellen zu Produkteigenschaften wie Schadstoffprüfungen und so weiter.

In der Einzelbetrachtung zeigen sich jedoch in den einzelnen Ländern starke Unterschiede bei den Informationswegen. In Deutschland wird das Internet mit 53 Prozent zum Beispiel deutlich wichtiger als das Gespräch mit Lieferanten (34 Prozent) eingestuft. Über alle acht Länder gesehen, fühlt sich jeweils rund ein Drittel der Befragten ausreichend über Schadstoffprüfungen im Allgemeinen und den Öko-Tex-Standard 100 informiert. Ein weiteres Drittel wünscht sich mehr Informationen, oder der Rest hat kein weitergehendes Interesse. Überdurchschnittlich stark an zusätzlichen Daten und Argumenten interessiert zeigten sich die Österreicher (57 Prozent), Schweizer (47 Prozent) und Portugiesen (47 Prozent).

Ergebnisse der Konsumentenbefragung

Auf einer Skala von "1 = unwichtig" bis "5 = sehr wichtig" sind Produktqualität (3,9), Preis (3,8), Hautverträglichkeit (3,5) und modische Aktualität (3,5) in den acht untersuchten Ländern für Verbraucher die wichtigsten Aspekte beim Kauf von Bekleidung und sonstigen Textilien. Schadstoffprüfungen werden hier durchschnittlich mit einem Wert von 3,2 eingestuft, ebenso wie die sozialen Bedingungen bei der Produktion. Verstärkter Wert auf schadstoffgeprüfte Materialien wird bei Baby- und Kinderbekleidung (3,5) gelegt. Besonders sensibilisiert zeigt sich die Altersgruppe der 26- bis 55-Jährigen, bei denen die höchsten Bedeutungswerte (3,5 bis 3,7) ermittelt werden konnten.

Auch bei den Verbrauchern weist der Öko-Tex-Standard 100 mit seinem Label "Textiles Vertrauen" im Durchschnitt der acht untersuchten Länder den größten Bekanntheitsgrad auf (42 Prozent). Ohnehin sind nur der Blaue Engel (39 Prozent) und die EU-Blume (27 Prozent) europaweit im Markt vertreten. Den größten Bekanntheitswert weist der Öko-Tex-Standard 100 in Österreich (81 Prozent) auf, gefolgt von Frankreich (61 Prozent) und den Niederlanden (49 Prozent). Die Werte in Deutschland (46 Prozent) und der Schweiz (34 Prozent) bewegen sich im Vergleich dazu eher im Mittelfeld. Schlusslichter sind Spanien (14 Prozent) und Portugal (3 Prozent). Letzteres ist umso erstaunlicher, als Spanien und Portugal bei den über 70.000 mittlerweile ausgestellten Öko-Tex-Zertifikaten zu den Top 10 von weltweit 84 Ländern gehören. Offensichtlich zeichnen die dort ansässigen Zertifikatsinhaber ihre Waren zumindest für den heimischen Markt nicht in so einem starken Maße aus, dass sich dies positiv auf den Bekanntheitswert auswirken würde. Dazu passen die Ergebnisse der Handelsbefragung, nach der sich 95 Prozent der portugiesischen und 80 Prozent der spanischen Händler für eine bessere Auszeichnung stark machen.

Große Unterschiede zeigen sich innerhalb der einzelnen Länder auch bei der Frage nach den bevorzugten Einkaufsstätten für Bekleidung und Textilien. So präferiert das Gros der Befragten (Mehrfachnennungen) in Italien den Gang in den Bekleidungs-Fachhandel (63 Prozent), in Boutiquen (62 Prozent) und zum Sportfachhändler (59 Prozent). In Portugal sind dagegen Handelsketten (77 Prozent) sowie Kauf- und Warenhäuser (63 Prozent) Hauptanlaufpunkte für Textil- und Bekleidungskäufer. Über die sieben europäischen Staaten (ohne Deutschland) hinweg betrachtet, liegen Handelsketten (57 Prozent) sowie Kauf- und Warenhäuser (48 Prozent) jedoch deutlich vor dem klassischen Bekleidungs-Fachhandel (38 Prozent) und Boutiquen (34 Prozent). Der Versandhandel wird von 11 Prozent der Befragten in Anspruch genommen, und das nur mit kleinen Abweichungen in den einzelnen Ländern.

Eine Zusammenfassung der europäischen Trendanalyse Handel und Verbraucher gibt es im Internet unter www.Öko-tex.com/aktuelles.asp.
aus Haustex 01/09 (Wirtschaft)