Öko-Tex Standard 100

Neue Kriterien treten in Kraft


Zürich - Auf Grundlage ständiger Marktbeobachtung und der Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben hat die Öko-Tex Gemeinschaft zum 1. Januar 2009 die Anforderungen der textilen Schadstoffprüfungen nach Öko-Tex Standard 100 wie gewohnt angepasst. Alle Grenzwerte und Prüfkriterien des Öko-Tex Zertifizierungssystems werden ab sofort nicht mehr in "ppm (parts per million)" angegeben, sondern in der Maßeinheit "mg/kg". Dadurch lassen sich künftig mögliche Verwechslungen mit Volumeneinheiten wie "l/l" oder "mg/m3" vermeiden und die Vorgaben anderer Schadstofflisten werden besser vergleichbar.

Im Hinblick auf die REACh-Einstufung von decaBDE (Decabromodiphenylether) und HBCDD (Hexabromocyclododecan) als SVHCs (Substances of Very High Concern) wurden diese Chemikalien explizit in die Liste der beim Öko-Tex Standard 100 ausgeschlossenen flammhemmenden Substanzen aufgenommen. Explizit deshalb, weil deren Verwendung durch die geltenden Bestimmungen für flammhemmende Produkte in den Produktklassen I, II und III schon seit langem untersagt ist.

Gleiches gilt auch für die bisher bereits in den Öko-Tex Produktklassen I und II reglementierten Gehalte von gleich bzw. kleiner 0,1 % Masseprozent der problematischen Phthalate DEHP, BBP, DBP (Di-(2-ethylhexyl)-phthalat, Butylbenzylphthalat, Dibutylphthalat). Aufgrund ihrer Aufnahme in die REACh-Kandidatenliste mit besonders Besorgnis erregenden Stoffen werden sie ab sofort auch auf die Produktklassen III (hautfern getragene Bekleidung) und IV (Ausstattungsmaterialien) ausgedehnt.

Die umfangreichen Öko-Tex Schwermetall-Prüfungen auf Grundlage eines Eluats mit künstlicher Schweißlösung werden durch die aktuelle Neufassung der Prüfparameter zusätzlich um einen Totalaufschluss der beiden Substanzen Blei und Cadmium ergänzt. Damit ist es nun möglich, auch solche textile Artikel zu überprüfen, in denen diese Schwermetalle in eine massive Matrix eingebunden sind und deshalb nicht anhand einer Schweißlösung exakt erfasst werden können: z. B. bei Deckfarben und Lacken im Spielzeugbereich, wo durch Alterung und mechanischen Gebrauch Farbstoffe mit Blei- oder Cadmiumgehalt absplittern und von Kindern verschluckt werden können. Hintergrund für die Aufnahme dieser beiden Prüfkriterien an der Schnittstelle Textil/Spielzeug sind die massiven Beanstandungen und Rückrufaktionen des letzten Jahres auf dem amerikanischen Markt sowie die von der CPSC (Consumer Product Safety Commission) entsprechend formulierten Schadstoffvorgaben.

Neu im Öko-Tex Kriterienkatalog ist darüber hinaus die Überprüfung auf Perfluoroctansulfonate (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA). Da die europäischen Behörden aktuell noch im Rahmen einer CEN-Arbeitsgruppe eine allgemein gültige Prüfmethode ausarbeiten, verwenden die autorisierten Prüfinstitute der Öko-Tex Gemeinschaft zunächst die von ihnen entwickelte Methodik zum Nachweis der zahlreichen als PFOS klassifizierten Einzelsubstanzen. Die aktuelle Übersicht der Öko-Tex Prüfkriterien und Grenzwerte kann im Internet unter www.öko-tex.com/grenzwerte heruntergeladen werden.
aus Haustex 02/09 (Wirtschaft)