15 Jahre Iba-Institut gefeiert

Dauerbrenner Restfeuchte - welche Messmethode wird bevorzugt?

In 2008 jährte sich zum 15. Mal die Gründung des Iba-Institut in Koblenz. Aus diesem Grunde hatten die ö.b.u.v. Sachverständigen Annette Gottfried und Hans-Joachim Rolof zum Branchenevent nach Stuttgart eingeladen. Das Thema lautete "Forum Estrich & Belag: Risiko Restfeuchte?" und zog über 60 Teilnehmer und Aussteller an.

Aus ganz Deutschland waren Bodenfachleute, Anwendungstechniker und Fachberater der Industrie sowie Vertreter des Handels und Handwerker angereist. Auch Verbände und Institutionen waren ebenso vertreten wie Sachverständige und Innungsvertreter. Kompetente Referenten diskutierten über Schnellestriche und beschleunigte Estriche, Vor- und Nachteile der Feuchtemessungen durch durch die CM-Methode, elektrische Messgeräte und andere Methoden.

Schnellzementestriche: Sicher in der Anwendung?

Peter Scharping, Leiter der Anwendungstechnik Süd von PCI Augsburg, referierte über "Schnellzementestriche der neuen Generation: sicher in der Anwendung, schnell belegereif?" Er stellte heraus, dass Schnellzementestriche dann funktionieren, wenn die Baustellenbedingungen geeignet und Bauabläufe sorgfältig koordiniert werden: Wenn ein Schnellzementestrich seine Belegereife erreicht hat, muss dieser Estrich zu diesem Zeitpunkt zwingend auch mit Bodenbelägen belegt werden. Andernfalls nimmt ein Schnellzement wieder Feuchte auf: Schüsselungen und Verformungen wären die Folge. Scharping stellte auch Schnellzemente für Estriche vor, die bereits bei 3,0 CM-% belegreif sind.

Heike Oberst, Technische Geschäftsführerin bei Estrolith, informierte über Estriche mit Trocknungsbeschleunigern und befasste sich mit der Frage: "Sind solche Estriche sicher und rechtzeitig zu belegen?" Die Referentin erläuterte den Zusammenhang zwischen der Festigkeitsentwicklung in Abhängigkeit von Beschleunigern, deren Restfeuchte und Belegereife. Es wurde auch kritisch darauf eingegangen, dass durch Dispersionskleber und wasserbasierte Vorstriche große Mengen Wasser in den an sich belegereifen Estrich eingebracht werden. Diese Problematik werde bei der Beurteilung von Schäden nicht genügend berücksichtigt.

Dr. Frank Radtke, CPM Chemische-Physikalische Messtechnik AG, stellte sich als Messgerätehersteller der Diskussion über die CM-Methode. In seinem Vortrag "Estrichfeuchte messen - CM-Methode, aber richtig. Auch für Schnellestrich geeignet?" wurde die Vorgehensweise der CM-Methode erläutert und auf Fehlerquellen sowie Lösungsmöglichkeiten hingewiesen. Radtke war der Meinung, dass das Ergebnis der Messung in CM-% den gleichen Messwert in Gewichts-% der Darrmethode ergibt. Als Begründung wurde festgestellt, dass das gesamte freie Wasser, das im Estrich verfügbar ist, mit dem Calciumcarbid im Prüfgerät reagiere.

Hierzu bezog Walter Denzel (DNS Denzel) als Vertreter der Hersteller elektrischer Prüfgeräte Stellung. Sein Thema lautete: "Estrichfeuchte: elektrisch zuverlässig messen?" Er stellte vor allem die Bedeutung der 20C-Ausgleichsfeuchteangabe in den Vordergrund. Auf Baustellen müsse man wissen, welchen 20C-Ausgleichsfeuchtewert (mitteleuropäisches Wohnklima) ein Baustoff annehmen kann (0-Wert), um daran den noch vorhandenen Restfeuchtewert ermitteln und für die Belegereife beurteilen zu können. Ferner problematisierte Denzel, dass heute mehr CEM-II-Zemente eingesetzt werden, die eine unterschiedliche Ausgleichsfeuchte besitzen.

Podiumsdiskussion: Feuchte messen, aber wie?

In einer ersten Diskussionsrunde moderierte Hans-Joachim Rolof die Fragen des Auditoriums an die Referenten. Dabei wurde von Rechtsanwalt Lichtenberger klargestellt: Wenn Hersteller andere Eigenschaften ausloben, als dies üblicherweise der Fall ist, sollte sich der Handwerker diese Vorgaben schriftlich bestätigen lassen: "Der Auftragnehmer haftet für das Bausoll: der Estrichleger für die Belegereife bei Schnellzementestrichen oder Estrichen mit Trocknungsbeschleunigern. Der Bodenleger für den mangelfrei verlegten Oberboden. Das muss der Handwerker immer wissen."

Dipl.-Ing. Scharping stellte heraus, dass Schnellzemente heute keine risikoreiche Ausführung mehr darstellen, allerdings die Baufreiheit immer gegeben sein muss.

Heike Oberst warnte vor Erzeugnissen, bei denen der Hersteller bei der Prüfung der Restfeuchte des Estrichs einen prozentualen Abzug vom Messergebnis verlangt: "Das stellt die Bauphysik auf den Kopf. Vertrauen Sie nicht auf diesen Abzug, glauben Sie ihrem Messwert bei der CM-Prüfung."

Auf Nachfrage erläuterte Dr. Radtke: "Auch für die CM-Messung arbeiten wir an einer Optimierung der Methode. Durch einen Hohlbohrer soll das Prüfgut ohne nennenswerte thermische Einwirkung entnommen werden können."

In der Diskussion präzisierte Denzel, dass die Kalibrierung seiner Feuchtemessgeräte an 5 cm dicken "Norm"-Estrichen erfolge. "Dickere Estriche werden durch einen höheren Feuchtigkeitswert berücksichtigt", so Denzel zu seiner Messmethode, die auf der kapazitiven Feuchtemessung basiert und daher nicht durch Salze in Baustoffen beeinflusst wird.

Hans-Joachim Rolof berichtete aus der Sachverständigenpraxis des Iba-Institutes über Schäden an Estrichen und Oberböden. Dabei wurden Fallbeispiele aufgezeigt, bei welchen zu hohe Restfeuchte der Schüttung, zu hohe Estrichfeuchte und fehlende Dampfsperren zu Blasen und Beulen an elastischen Bodenbelägen oder Verfärbungen von Naturstein führten. Nicht immer aber war es die Restfeuchte, die zum Schaden führte: Fehlende Entwässerung, zu wenig Klebstoff oder zu frühes Abdecken mit dampfdichten Schutzschichten sind oftmals auch die Ursache für Stippnähte bei Synthesekautschuk-Bodenbelägen oder schrumpfende Nähte bei Nadelvlies. Hinzu kommt ein kritisches Maßänderungsverhalten von PVC-Bodenbelägen.

Den Abschluss der Technik-Vorträge machte Uwe Elvert, Leitung Technik Boden der Henkel Bautechnik und referierte zur schnellen Belegereife ohne Feuchtemessung mit alternativen PU- oder EP-Vorstrichen. Bei solchen Systemen liegen nach seinen Kenntnissen mittlerweile Erfahrungen über längere Zeiträume vor. Elvert wies darauf hin: Den gesunden Menschenverstand kann auch das beste Produkt nicht ersetzen. Prüfen bleibt daher Pflicht, da auch solche Systeme nur auf Estrichen oder Beton eingesetzt werden dürfen, die nur noch eine bestimmte Restfeuchte aufzeigen, die aber erheblich über den geringen Werten der Haushaltsfeuchte für die übliche Belegereife liegen.

Handwerker brauchen viele Messergebnisse in kurzer Zeit

Rechtsanwalt Albert Lichtenberger nahm aus juristischer Sicht zu den Feuchtigkeitsmessmethoden Stellung. Er betonte, dass der Handwerker vor Ort eine Messmethode braucht, mit der in kurzer Zeit viele Messwerte zu erzielen sind, da viele Flächenmessungen an der Oberfläche erforderlich seien, die einen Rückschluss auf die Belegereife geben würden. Die anwesenden Unternehmer des bodenlegenden Handwerks wurden von dem Anwalt aufgefordert, sich die Belegereife durch den Estrichleger schriftlich bestätigen zu lassen. Denn nur der Estrichleger weiß, wie dick der Estrich ist, welche Zusatzmittel enthalten sind, wann die Belegereife laut Hersteller gegeben sein soll und mit welcher Messmethode dies zu überprüfen ist.

Dies gelte immer dann, wenn kein konventioneller Estrich vorliegen würde. Dem Bodenleger sei vielfach aber gar nicht bekannt, um welchen Estrich es sich als Untergrund bei Bodenbelagsarbeiten handelt. Deshalb sei die Zusicherung der Belegereife durch den Estrichleger eben aus Sicht des Fachanwalts für das Bau- und Architektenrecht so wichtig, weil der Bodenleger sonst in eine Haftungsfalle tappt. An neuen Urteilen erläuterte der Referent das gestiegene Haftungsrisiko für Planer, Bauleiter und ausführendes Handwerk. Als Fazit hielt der Anwalt fest: "Es gibt keine Norm, die den Handwerker zwingt, eine bestimmte Methode anzuwenden."


Umfrage zur Feuchtemessung: Welche Methode wird tatsächlich angewendet? CM-Messung oder elektrische Messung?

Im Rahmen des Seminars führte das Iba-Institut eine Umfrage zur Methode der Feuchtemessung unter den Teilnehmern durch. Daran beteiligten sich 75% der Teilnehmer. Die Befragten setzten sich wie folgt zusammen: 30% Vertreter der Bodenbelags-, Klebstoff- und Verlegewerkstoffindustrie, 23% Sachverständige, 16% Bodenleger, 9% Estrichleger, 7% Architekten/Bauleiter, 5% Messgerätehersteller und 10% Sonstige. Anmerkung: es waren zusätzlich zu elektrischer und CM-Methode auch Nennungen von Alternativen erlaubt genau wie Mehrfachnennungen. Besonders Sachverständige messen Feuchte in Baustoffen vor Ort und im Labor (Darrmethode), so dass mehr als 100% Nennungen resultieren. Von den 65% Teilnehmern, die angaben beide Messverfahren zu nutzen, vermerkten 71%, dass die elektrische Feuchtemessung als Vorprüfung durchgeführt werde, um eine Prüfstelle für die CM-Messung festzulegen.

Es wurde weiter nach den Erfahrungen mit der CM-Methode gefragt. 77% der Teilnehmer gaben an, gute Erfahrungen gemacht zu haben, 26% schlechte und 7% gaben an keine Erfahrungen mit der Messmethode zu haben (es waren Mehrfachnennungen erlaubt). Die Begründungen für gute Erfahrungen reichten dabei von "schon seit 20 Jahren ohne Probleme" über "zuverlässig, wenn richtig gemacht" bis zu "gerichtlich anerkannt". Die schlechten Erfahrungen betrafen insbesondere die Zeitaufwendigkeit des Messverfahrens und die fehlende Reproduzierbarkeit der Messung.

Hinsichtlich der elektrischen Messmethode wurde von 58% der Teilnehmer angegeben, gute Erfahrungen gemacht zu haben, 23% schlechte und 19% gaben an, keine Erfahrungen zu haben. Die Begründungen für gute Erfahrungen reichten dabei von "genau" über "viele Messstellen in kurzer Zeit" bis zu "optimale Vorprüfung". Als schlechte Erfahrungen wurden die fehlenden Langzeiterfahrungen, "nur vergleichende/relative Messung möglich", "nicht bei überheizten Estrichen" und die "große Streuung" der Messergebnisse angegeben.

Die Branche ist gespalten: Die Verfechter beider Methoden sind uneins. Im Ergebnis des Seminars sahen sich 72% der Befragten in ihrer bisherigen Vorgehensweise bestätigt, bei 14% herrschte Verunsicherung. 53% sprachen sich dafür aus, dass die elektrische Messmethode in die Merkblätter von Verbänden aufzunehmen, wobei 19% einschränkten, die elektrische Feuchtemessung nur als Vorprüfung zuzulassen oder dann anzuwenden, wenn für die bekannten Estriche auch anerkannte Vergleichswerte der Darrprobe vorliegen.

Das sagten die Teilnehmer - so wird gemessen:
Elektrische Feuchtemessung (ausschließlich): 14%
CM-Methode (ausschließlich): 21%
Elektrische Feuchtemessung und CM-Methode: 65%
Darrprüfung: 19%
Mikrowellenprüfung: 2%
aus FussbodenTechnik 01/09 (Wirtschaft)