Mega: Gezieltes Wachstum durch Akquisition und Fusion

"In der Produkthierarchie stehen Bodenbeläge ganz oben an"

Mit der bundesweiten Distribution von Farben, Bodenbelägen, Tapeten, Dämmsystemen, Trockenbaustoffen, Maschinen, Werkzeugen sowie für das Handwerk maßgeschneiderten Bankdienstleistungen kann die Mega Malereinkaufsgenossenschaft eine Sonderstellung in der deutschen Großhandelslandschaft beanspruchen. Die Sortiments- und Dienstleistungsvielfalt führt eindrucksvoll vor Augen, dass die klassische Klientel - der Maler - längst um weitere Berufsgruppen wie Bodenleger, Raumausstatter und Stuckateure ergänzt wurde. "Diese Gewerke sind so artverwandt und übergreifend, dass wir uns entschieden haben, dieses Feld als Großhändler adäquat zu besetzen", unterstrich Volker König am Rande der Mega-Messe. In einem kurzen Abriss ging er mit seinem Vorstandskollegen Peter Eckhoff auf die Marktstrategie des Unternehmens ein.

Durch Akquisition und Fusion gezielt wachsen", lautet die Maxime der Hamburger. Erst im vergangenen Jahr baute die größte handwerkseigene Großhandelsgruppe das strategische Kerngeschäft Bodenbelag entscheidend aus, indem die Firmen Orth, Köln, und SKV, Marburg, übernommen wurden.

Jede Kundengruppe benötigt einen speziellen Ansprechpartner

Farbe wird es dort auf absehbare Zeit nicht geben. Aus einem Bodenbelagsspezialisten einen Farbengroßhandel machen zu wollen, sei Unsinn. "Die Devise One Face to Customer funktioniert in dieser Branche nicht. Jede Kundengruppe benötigt einen speziellen Ansprechpartner", zeigte sich König überzeugt.

Dass Orth und SKV ganz oben auf der Übernahmeliste der Mega standen, habe vor allem den Grund gehabt, im Bodenbelagsbereich eine ähnlich starke Position einzunehmen, wie in anderen Teilmärkten. Ein Umsatzvolumen von 130 Mio. EUR macht deutlich, dass man inzwischen auch in diesem Sektor mit der Industrie auf Augenhöhe verhandeln kann. "In der Produkthierarchie der Mega stehen Bodenbeläge ganz oben an", hieß es. Beendet sei die Einkaufstour damit nicht. "Noch gibt es einige Regionen, in denen wir uns logistisch verbessern können", deutete König an. Und außerdem: "Um Einfluss auf den Markt zu nehmen, benötigen wir eine gewisse Größe."

Manchmal ist geschenkt zu teuer

Bei Akquisitionen sei die Mega vor allem an solide aufgestellten Firmen interessiert und dafür bereit, tiefer in die Tasche zu greifen als dies bei Insolvenzfällen nötig wäre. Diesbezüglich haben sich König und Eckhoff eine Erkenntnis des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Walter Stüven zu Eigen gemacht: "Manchmal ist geschenkt zu teuer."

Dass der Genossenschaftsgedanke nach wie vor aktuell ist, steht außer Zweifel: Seit 2007 konnte die Zahl der Mitglieder um 1.100 auf 4.600 gesteigert werden. Nach Ansicht von Peter Eckhoff ist damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. "5.000 sind durchaus realistisch", prognostizierte er. An Anreizen mangelt es nicht, wie am Beispiel Forderungsausfallversicherung deutlich wird. Indem die Mega die Prämie zahlt, folgt sie ihrem satzungsgemäßen Förderauftrag.

Mitglieder, die gleichzeitig einer Innung angehören, erhalten die Grundabsicherung der Forderungsausfälle als genossenschaftliche Solidarleistung. Konkret heißt dies, dass ein Mitglied in der Höhe des Vorjahresumsatzes bei der Mega bis maximal 20.000 EUR gegen ausgeklagte und insolvenzbegründete Forderungsausfälle bei einem Nettoselbstbehalt von 19 % versichert wird. Darüber hinaus versetzt der Grossist seine Kunden in die Lage, privaten Auftraggebern ein Finanzierungsmodell für Sanierungs- oder Renovierungsmaßnahmen anzubieten. Die Übernahme der MKB Mittelstandskreditbank durch die Mega war in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schachzug. Das beweisen 20.000 Bürgschaften für Handwerksbetriebe.

Dass es am deutschen Markt noch sechs weitere Malergenossenschaften gibt, wird bei den Hamburgern kritisch gesehen. "Eine Genossenschaft ist eine Standesorganisation. Warum soll sich ein Berufsstand mehrere Wettbewerber leisten?", hinterfragt Volker König. Die eigentlichen Konkurrenten seien dominante Industrieunternehmen oder andere Handelsformen wie Direktvermarkter. Um diesen die Stirn zu bieten, gelte es, die Kräfte zu bündeln. König: "Es gibt Genossenschaften, die im Jahr weniger Umsatz machen, als wir in einer Woche. Was kann solch ein Unternehmen für seinen Berufsstand bewirken?"
aus BTH Heimtex 05/09 (Wirtschaft)