PEFC und FSC

Auch Verarbeiter können sich zertifizieren lassen

Die beiden bekanntesten Siegel für nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft sind Forest Stewardship Council (FSC) und Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC). ParkettMagazin befragte beide Organisationen nach den jeweiligen Zielen und Strukturen, den Kosten für die Zertifizierung der Produktkette (Chain-of-Custody) und nach der Notwendigkeit für Handwerksbetriebe, sich zertifizieren zu lassen. Dabei betonten Dr. Uwe Sayer, Geschäftsführer der FSC-Arbeitsgruppe Deutschland, und Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland, dass sich auch Handwerksbetriebe zertifizieren lassen können - in manchen Fällen sogar müssen.

Wer steht hinter Ihrer Organisation?

FSC: Der FSC versteht sich als offene Diskussionsplattform zum Thema verantwortungsvolle Waldwirtschaft. Um möglichst alle Akteure mit einem gesellschaftlichen Anliegen an Wald zusammen zu bringen und Kompromisse für die unterschiedlichen bestehenden Standpunkte zu finden, wurde ein Dreikammersystem geschaffen: Wirtschafts-, Sozial- und Umweltkammer. Jede Kammer hat - unabhängig von ihrer Mitgliederzahl - gleiches Stimmrecht.

In Deutschland sind in der Wirtschaftskammer unter anderem Waldbesitzer, Sägewerke, Holzfachhändler, Baumärkte, Druckereien, Versandhäuser, Papierhersteller, Discounter und andere Unternehmen und Einzelpersonen aus Verarbeitung und Handel vertreten. In der Sozialkammer finden sich die großen Gewerkschaften IG Metall und IG Bau, die Arbeitnehmer aus Waldarbeit und holzverarbeitender Industrie vertreten. Die Umweltkammer setzt sich aus allen großen Umweltorganisationen, darunter WWF, Greenpeace, BUND und NABU zusammen.

Weltweit setzt sich diese Struktur fort, wobei hier viele internationale Konzerne und die jeweiligen weltweiten Dachorganisationen der Umwelt- und Sozialkammermitglieder organisiert sind.

PEFC: In Deutschland wird der Zertifizierungsprozess durch den eingetragenen Verein PEFC Deutschland e.V. repräsentiert und koordiniert. Das wichtigste Gremium im Hinblick auf Zertifizierungssystem und -kriterien ist der Deutsche Forst-Zertifizierungsrat (DFZR). Der DFZR wird von den Mitgliedern des PEFC Deutschland gewählt. In ihm finden sich Vertreter des Privat-, Staats- und Körperschaftswaldes, der Holzwirtschaft und Papierindustrie, der Umweltverbände, der Berufsvertretungen, der Forstunternehmer sowie weiterer gesellschaftlicher Gruppen.

Wie ist Ihre Organisation strukturiert?

FSC: Der FSC verfügt über ein weltweites und zahlreiche nationale Netzwerke. Der Vorstand und ein Sekretariat mit Sitz in Bonn steuern die internationale Organisation.

Im Sekretariat arbeiten drei Unternehmen: Das FSC International Center ist für die Festlegung von Standards und die Kommunikation zuständig. Accreditation Services International (ASI) wickelt die Zertifizierung ab. Die Global Development Company kümmert sich um die Sicherung des FSC Warenzeichens und die Vermarktung.

National haben sich in vielen Ländern unabhängige FSC Arbeitsgruppen gegründet, eine davon ist die FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. mit Sitz in Freiburg. Auch in Deutschland haben wir eine Mitgliedschaft, einen Vorstand und eine Geschäftsstelle. Zu unseren Aufgaben gehört neben der Entwicklung eines Deutschen FSC-Standards eine umfassende Informationsarbeit zu allen Themen rund um den FSC.

PEFC: Im PEFC Council mit Sitz in Genf/Schweiz sind 35 nationale Gremien zusammengeschlossen, in denen jeweils alle am Wald interessierten Gruppen vertreten sind. Neben 25 europäischen Ländern sind auch Australien (AFS), Brasilien (CERFLOR), Gabun (PAFC), Chile (CERTFOR), Kamerun (PAFC), Kanada (CSA), Malaysia (MTCC), Uruguay und die USA (SFI+ATFS) Mitglied der Organisation.

Welche Ziele verfolgt Ihre Organisation?

FSC: Unsere Vision ist die Gewährleistung einer umweltverträglichen, gerechten und wirtschaftlich tragfähigen Bewirtschaftung der Wälder weltweit, heute und auch in Zukunft. Dazu zählen neben der Sicherung von Biodiversität und ökologischer Prozesse die Unterstützung der lokalen Bevölkerung sowie die Einführung rentabler Waldbewirtschaftungssysteme. Wir erreichen dies durch die Definition von Standards für nachhaltige Waldwirtschaft, ein Akkreditierungs- und Zertifizierungsprogramm, ein glaubwürdiges Warenzeichen und die Unterstützung von Märkten zur Förderung von entsprechend erzeugten Produkten.

PEFC: PEFC hat die Vision einer Welt, in der Menschen Wälder nachhaltig bewirtschaften. Unser vorrangiges Ziel ist die Dokumentation und Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Hinblick auf ökonomische, ökologische sowie soziale Standards, wie sie in den Nachfolgeprozessen der Umweltkonferenz von Rio verabschiedet wurden. Ferner wollen wir die Akzeptanz von PEFC als Instrument zur Förderung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung am Markt sicherstellen und Beschaffern von Holz- und Papierprodukten die Möglichkeit geben, ihre Verantwortung hinsichtlich einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu demonstrieren.

Wer kann bzw. wer muss sich zertifizieren lassen?

FSC: Grundsätzlich muss sich jeder Verarbeiter und Händler in der Verarbeitungs- und Handelskette zertifizieren lassen, der mit einer konkreten Nachfrage nach einem FSC-Produkt konfrontiert ist. Ein FSC-Produkt kann nur derjenige herstellen oder liefern, der

a) eine gültige FSC-Zertifizierung besitzt und damit belegt, dass er über ein entsprechendes internes Nachweissystem verfügt

b) FSC-Vorprodukte von einem zertifizierten Lieferanten kauft.

Eine Ausnahme hiervon stellen Endkundenhändler dar, die sich als letztes Glied in der Kette nicht zertifizieren lassen müssen.

Handwerker und andere Verarbeiter, die für Privatkunden FSC-Produkte verarbeiten, müssen nur dann zertifiziert sein, wenn die Produkte aktiv mit dem FSC-Zeichen gekennzeichnet werden. Dies wird in den seltensten Fällen vorkommen. Anders ist es im Rahmen eines öffentlichen Auftrages, bei dem etwa die Kommune einen Nachweis für die Verarbeitung von FSC-zertifizierten Produkten verlangt. Hier ist in den meisten Fällen eine Zertifizierung erforderlich.

Derzeit diskutieren wir im FSC die Möglichkeit, bei welchen Produkten der Handwerker von einer Zertifizierung ausgenommen werden könnte.

Nebenbei bemerkt, die Tische in unserer Geschäftsstelle sind von einem Handwerker angefertigt worden - aus FSC-Holz. Damit diese Tische das FSC-Label tragen können, musste der Schreiner zertifiziert sein.

PEFC: Nach dem PEFC-Chain-of-Custody-Standard können alle Unternehmen zertifiziert werden, die Holz und Holzprodukte auf dem Weg vom Wald zum Endverbraucher ernten, transportieren, verarbeiten oder handeln. Die CoC-Vorgaben legen fest, wie ein Unternehmen von der Information über die Herkunft des Rohstoffes zur Kennzeichnung der Herkunft auf seinen Produkten gelangt.

Jedes Unternehmen der "Prozesskette Holz" muss sich zertifizieren lassen, wenn es Angaben zur Herkunft der Rohstoffe in den verkauften bzw. weitergeleiteten Produkten machen und/oder das PEFC-Label verwenden möchte.

Handwerker, die gegenüber dem Kunden den glaubwürdigen Nachweis führen möchten, dass die eingebauten Produkte PEFC-zertifiziert sind, oder das PEFC-Label führen möchten, müssen sich ebenfalls einer Zertifizierung unterziehen.

Wie hoch sind die Kosten der Zertifizierung entlang der Chain of Custody (CoC) für die einzelnen Produktions- und Handelsstufen? Sind Rabatte möglich?

FSC: Die Kosten für die Zertifizierung ergeben sich durch den direkten Aufwand des Zertifizierers plus einer Gebühr für den FSC. Da der Aufwand je nach Betriebsstruktur sehr unterschiedlich sein kann, ist eine pauschale Aussage zu den Kosten nicht möglich. Die jährlichen Kosten werden jedoch nicht unterhalb von 1-2 Tagsätzen plus Reisekosten liegen. In komplexen Situationen sind auch fünfstellige Beträge möglich.

Da es sich um eine individuelle Vereinbarung zwischen Unternehmen und Zertifizierer handelt, sind natürlich Rabatte möglich. Üblicherweise steht einem Rabatt natürlich ein konkreter Grund gegenüber. Denkbar ist beispielsweise ein Rabatt, den ein Verband für seine Mitglieder aushandelt und dann einen bestimmten Zertifizierer empfiehlt.

PEFC: Der Preis der Chain-of-Custody-Zertifizierung ist von den Kostensätzen der einzelnen Zertifizierer sowie von der Größe des Unternehmens abhängig und mitunter auch Verhandlungssache. Als grober Richtwert können rund 1.000 EUR jährlich für einen Einzelbetrieb veranschlagt werden (als Durchschnitt über den 3- bis 5-jährigen Gültigkeitszeitraum des Zertifikats). Hinzu kommt der von PEFC Deutschland e.V. erhobene jährliche PR-Beitrag in Höhe von 50 EUR (bei Umsätzen unter 5 Mio. EUR), 300 EUR (Umsatz 5-50 Mio. EUR) bzw. 600 EUR (Umsatz > 50 Mio. EUR).

Welche Stellen zertifizieren in Deutschland?

FSC: Grundsätzliche haben fast alle zugelassenen FSC-Zertifizierer die Zulassung auch für Zertifikate in Deutschland. Natürlich gibt es einige, die viele Kunden in Deutschland betreuen. Auf unserer Internetseite können über eine Datenbank alle Zertifiziererkontakte weltweit und auch in Deutschland abgefragt werden.

PEFC: Für den deutschen Markt sind derzeit sieben Zertifizierer tätig: Abcert (Esslingen), Alko (Stuttgart), Din Certo (Berlin), Imo (Weinfelden/Schweiz), LGA Intercert (Nürnberg), SGS-ICS (Hamburg) und TÜV Nord (Hannover). Die aktuelle Liste ist auf unserer Webseite unter www3.pefc.de/holzwirtschaft/zertifizierer.html abrufbar.

Ist eine Gruppenzertifizierung möglich?

FSC: Ja, eine Gruppenzertifizierung ist möglich. Entscheidend ist hierfür, dass jeder teilnehmende Betrieb nicht mehr als 15 Mitarbeiter oder einen Umsatz von unter 1 Mio. EUR hat. Darüber hinaus muss eine Gruppenvertretung für die Koordination installiert werden. Verschiedene Konstellationen sind hierbei denkbar.

PEFC: Unter dem Schlagwort "Multi-Site-Zertifizierung" wird Unternehmen mit mehreren Betriebsstätten bzw. Gruppen mit einer zentralen Koordinationsstelle die Umsetzung der PEFC-Chain-of-Custody erleichtert. Dies ist möglich, da die "Multi-Site-Zertifizierung" die Anwendung von Stichprobenverfahren zur Auditierung der einzelnen Betriebsstätten bzw. Gruppenmitglieder vorsieht.

Das Stichprobenverfahren verlangt jedoch, dass innerhalb der Gruppe Struktur, Verantwortlichkeiten und Kontrollmechanismen klar definiert sind. Organisatorische und vertragliche Beziehungen zwischen Zentrale und den Betriebsstätten bzw. Mitgliedern sind hierzu notwendig.

Die Koordinationsstelle muss den Mitgliedern Informationen und Anleitungen bereitstellen und ein internes Audit-Programm unterhalten, das die Umsetzung korrigierender und vorbeugender Maßnahmen beinhaltet. Natürlich sind die Mitglieder zur Umsetzung der CoC-Anforderungen im Einklang mit dem PEFC-Standard verpflichtet.
aus Parkett Magazin 02/09 (Wirtschaft)