Junckers: Massivparketthersteller, der auch Lacke und Öle produziert

Mit neuer Struktur auf gutem Weg

Junckers Industrier in Køge ist fraglos einer der größten und traditionsreichsten Massivbodenhersteller Europas. Das Unternehmen hat wirtschaftlich harte Zeiten hinter sich. Da wirft die derzeitige Finanzkrise das junge Management nicht aus der Bahn. Mit neuen Marketingideen ist Junckers bestrebt, die schwachen Absatzmärkte zu mobilisieren und eine gute Startposition für den Wiederaufschwung zu gewinnen. Holzfußböden, Lacke und Öle sind die Säulen des Geschäfts.

Junckers ist global ein Begriff für Sportböden, pressgetrocknete Buche und Bügelverlegung. Sportböden machen weltweit den größten Anteil des Junckers-Absatzes aus. Buche ist das meistgenutzte Holz, das durch die bewährte Presstrockung höhere Formstabilität erhält. Bei diesem Verfahren wird ein Stab mit 70% Feuchtegehalt in zwei Stunden von 34 mm Dicke auf dann nur noch 22 mm mit 2% Feuchte gepresst. Anschließend erfolgt eine Anpassung der Feuchte auf 8%. Schließlich die Bügelverlegung: Nuten in der Unterseite des Parketts ermöglichen das Verhaken von Stahlbügeln und damit eine Sonderform der schwimmenden Verlegung.

Neben Sportböden führt Junckers vier Parkett-Kollektionen. Die Classic Collection bietet Dielen im Zweistab-Design, in der Precious Wood Collection wird Tropenholz eingesetzt, die Luxury Collection bietet Eiche in vielen Ausführungen und andere Holzarten für den gehobenen Wohnkomfort und zur Junckers Design Collection gehören die farblich aufgepeppten Böden der trendigen Soul+ Variante.

Wirtschaftliche Turbulenzen gemeistert

Junckers ist eine nicht mehr an der Börse notierte Aktiengesellschaft. Bereits 2004 gab es aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten eine komplette Änderung der Kapitalstruktur. Nur wenige der ursprünglich 1.800 Anteilseigner zeichneten neue Anteile. Die Dänische Investmentfirma Axcel übernahm Junckers. Hinter Axcel stehen alte dänische Industriefamilien, die mit ihren Geldern schwächelnde mittlere Unternehmen kaufen, sie wieder fit machen, um sie dann nach 4-5 Jahren mit Gewinn wieder zu verkaufen. Wie in solchen Fällen üblich, wurde bei Junckers zunächst ein neues Management eingesetzt und ein harter Sparkurs gefahren. Von 1.400 Mitarbeitern vor rund 10 Jahren sind heute nur noch knapp 400 im Unternehmen verblieben. Ursprüngliche Unternehmensbereiche - Furnier- und Tischplattenherstellung, Produktion von MDF und Energiegewinnung - wurden aufgegeben bzw. verkauft. Konzentration auf Parkett und Beschichtung lautete die Devise. Zwar liegt das Werk immer noch in Køge, doch weite Teile des ehemaligen Junckers-Geländes werden heute von anderen Unternehmen genutzt.

Anfangs schien der Plan aufzugehen. 2005 und 2006 konnte Junckers mit einem Wachstum von 5-7% Boden gut machen. 2007 aber machte die starke Preiskonkurrenz im hochwertigen Segment dem kurzen Höhenflug ein Ende. "Unser Problem ist, dass wir in längst gesättigten Märkten operieren", erklärt Carsten Chabert, seit September 2008 der zweite neue Geschäftsführer innerhalb von vier Jahren. Doch das ist nur das halbe Problem. Die Hauptexportmärkte von Junckers - Großbritannien, Spanien und die USA - sind von der aktuellen Weltwirtschaftskrise stärker betroffen als andere Regionen.

Von 2,17 Mio. qm in 2007 ist die Junckers-Produktion in 2008 auf 1,6 Mio. qm gesunken. Im laufenden Jahr ist mit weiteren Rückgängen zu rechnen. Nach Firmenangaben konnten 2008 zwar sowohl eine positive Netto-Liquidität wie ein leichter Abbau der Schulden erreicht werden, doch aktuell wird die Produktion nur mit schätzungsweise 40% der Kapazität gefahren.

Trotzdem ist Junckers immer noch einer der großen Massivparketthersteller. Das Unternehmen hat Qualität, es hat Know-how und es hat eine relativ junge Führungsmannschaft, die sich mit erstaunlicher Offenheit und Engagement der Krise entgegenstemmt. Das Absatzloch macht die schwierige Suche nach neuen Märkten notwendig. Deshalb war Junckers nach vielen Jahren Abwesenheit 2009 wieder auf der Domotex vertreten - auch auf der Sportmesse Fibo in Essen. Vom 28.-30. Oktober steht die Fachmesse für Freiraum, Sport- und Bäderanlagen (FSB) in Köln auf der Agenda.

Strategische Neuausrichtung

Der traditionell gute Ruf des Junckers-Parketts in der Handwerkerschaft ist ein Potential, auf das sich aufbauen lässt. "Wir wollen Mehrwert schaffen für den Endverbraucher, für den Parkettleger und für uns", sagt Carsten Chabert. Um diese Vorgaben in die Praxis umzusetzen, hat das Unternehmen mit Michael Skovbo Bühlmann einen Verkaufs- und Marketingleiter gewonnen, der vorher in einer Unternehmensberatung und dann in der Zementindustrie tätig war. "Es gilt ein Paket zu schnüren, das unser Fachwissen allen Beteiligten an der Wertschöpfungskette verfügbar macht", erläutert Bühlmann. "Wir haben dieses Wissen nie konzeptionell genutzt. Jetzt wollen wir daraus ein Service-Programm mit Beratung und Marketing-Unterstützung machen."

Oft hieß es, die Bügelverlegung wirke technisch kompliziert und schrecke Bodenleger in manchen Ländern ab. Heute aber wird Junckers-Parkett ebenso vollflächig geklebt oder auf eine Unterkonstruktion geschraubt oder genagelt. "Wir forcieren keine bestimmte Verlegeform mehr", sagt René Tomczak, Geschäftsführer der deutschen Junckers Parkett GmbH in Ratingen. Vielmehr möchte der dänische Hersteller marktorientierte Lösungen bieten. Das bedeutet größere Variabilität in Farbe und Formaten, wie sie etwa die Soul+ Collection mit Farbtönen wie Hot Salsa und Spicy Pepper bietet.

Service-Pakete schnüren - lautet die zweite Vorgabe. Die Junckers Academy ist ein Schritt auf diesem Weg. Schulungen sind heute für jeden Hersteller unverzichtbarer Teil der Maßnahmen zur Kundenbindung.

Junckers möchte seine Märkte besser definieren und von seinem positiven Marken-Image profitieren. Man will künftig bei Ausschreibungen größerer Objekte rechtzeitig dabei sein, weil schon jetzt rund zwei Drittel der Junckers-Produkte in den Objektbereich gehen. In erster Linie sind es Sportböden (60%), mit denen Junckers Geld verdient. Zudem gibt es transportable Systemböden, die in Eissporthallen verlegt werden können. Nur in Deutschland ist der massive Junckers Sportboden mit 15% Anteil bislang kein Umsatzbringer. "Der Grund ist die DIN", meint Carsten Chabert, "weil die Norm Mehrschichtböden bevorzugt."

Tatsächlich erfüllt der Junckers-Sportboden in einem Aspekt nicht die deutschen DIN-Vorgaben. "Aber wir erwarten von der europäischen Harmonisierung eine Aufhebung dieser Regelung", sagt René Tomczak, Bis dahin hält man sich an Auftraggeber aus dem Bereich der Fitness-Center. Grundsätzlich hat sich das Geschäft in Deutschland ohnehin von den großen Objektaufträgen entfernt. Aktuell bearbeitet Junckers hierzulande 500 bis 1.000 qm große Objekte vom Büro bis zum hochwertigen Wohnbereich.

Guter Lack- und Ölabsatz in Deutschland

Vergleichsweise erfolgreich entwickelt sich der vor etwa 5 Jahren in Deutschland gestartete Vertrieb der Junckers Lacke und Öle. "Das wird ein immer interessanterer Markt für uns", sagt Tomczak. Mit seinen Produkten zur Oberflächenbehandlung kann Junckers seinen Markennamen selbst in strukturschwache Regionen tragen, wo hochpreisiges Parkett keinen Absatz findet. Zwei Key-Account-Mitarbeiter sind derzeit in Deutschland für Oberflächenbeschichtungen zuständig. "Eine Besonderheit ist, dass sich Junckers geölte Böden auch mit einem unserer Wasserlacke versiegeln lassen", ergänzt Tomczak.

Andere Exportmärkte in Wartestellung

Mit einer Exportquote bis zu 70% ist Junckers vom Außenhandel abhängig. Das Unternehmen hat Niederlassungen in England, Irland, Frankreich, Italien, USA und Deutschland. In Russland vertreiben 10 Distributeure die Junckers-Produkte. "Russland und China sind für uns wichtige Zukunftsmärkte", unterstreicht Export Manager Henrik Lundby Petersen.


Junckers in Kürze

Junckers Industrier A/S
Vaerftsvej 4
DK-4600 Køge, Dänemark
Tel. +45 56 65 18 95
junckers@junckers.dk

Unternehmen: Herstellung von Massivparkett, Sportböden, Lacken und Ölen
Geschäftsführer: Carsten Chabert
Mitarbeiter: rd. 400
Jahresproduktion: 1,6 Mio. qm
Produkt-Reihen: Classic, Precious Wood, Luxury, Design Collection
Holzarten: Buche (60%), Eiche (30%) sowie Esche und Ahorn (10%) sind die am häufigsten verarbeiteten Holzarten. Vieles davon ist PEFC zertifiziert. Die wenigen exotischen Hölzer, wie Merbau, tragen bei Junckers das Smartwood-Kennzeichen als Nachweis legalen Ursprungs.

Deutsche Niederlassung:
Harkortstraße 2540880 Ratingen Tel. 02102-997570info@junckers.de
aus Parkett Magazin 04/09 (Wirtschaft)