Textilverband Schweiz

Branche fühlt sich gerüstet


Zürich/CH - Von der Weltwirtschaftskrise ist auch die schweizerische Textil- und Bekleidungsindustrie nicht verschont geblieben. Im Geschäftsjahr 2008 sank der Branchenumsatz um 3,2 Prozent auf 4,19 Mrd. Franken. Die Exporte verringerten sich um 5,1 Prozent und erreichten einen Wert von 4,18 Mrd. Franken. Gut halten konnten sich hingegen die Importe mit 8,73 Mrd. Franken, ein Minus von lediglich 0,6 Prozent. Der gute Start im 2008 führte zu einer gestiegenen Nachfrage nach Fachpersonal und einem Plus von 1,8 Prozent an Arbeitsplätzen. Die im 4. Quartal 2008 eingebrochenen Bestellungseingänge machen jedoch klar, dass die Branche 2009 ein schwieriges Jahr zu überstehen hat.

Max R. Hungerbühler, Präsident des TVS Textilverbands Schweiz, brachte an der Jahresmedienkonferenz offen zum Ausdruck, dass die konkreten Auswirkungen der im letzten Jahr ausgelösten weltweiten Wirtschaftskrise erst 2009 voll durchschlagen werden. Damit spricht er die im 4. Quartal 2008 eingebrochenen Bestellungseingänge an und die Aussichten, wonach sich dieser Trend fortsetzen wird. Es muss mit weiteren Umsatzeinbußen gerechnet werden.

Im vergangenen Jahr erzielte die schweizerische Textil- und Bekleidungsindustrie einen Umsatz von 4,19 Mrd. Franken, somit ein Minus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber immer noch höher als der Jahresumsatz 2006. Mit 5,1 Prozent weniger Exporten erreichte die Branche 2008 einen Wert von 4,41 Mrd. Franken. Wichtigster Absatzmarkt ist nach wie vor die EU, wohin 75 Prozent der Schweizer Textilien und 50 Prozent der Bekleidung geliefert werden konnten. Bei den Importen lag der Umsatz mit 8,73 Mrd. Franken nur um 0,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. Auch hier ist die EU der wichtigste Beschaffungsmarkt. Mit 55 Prozent stammten über die Hälfte der in die Schweiz importierten Textilien und Bekleidungen aus Deutschland und Italien. Wie schon im Vorjahr nahm China bei den Bekleidungsimporten den dritten Platz ein.

Die roten Zahlen mögen verunsichern. Der Verband weist jedoch in aller Deutlichkeit darauf hin, dass die schweizerische Textil- und Bekleidungsindustrie nicht unter strukturellen Problemen leidet, sondern mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen hat wie alle anderen Branchen auch. Die Schweizer Unternehmen fühlen sich für die bevorstehende Zeit der Prüfung gut gerüstet. In den vergangenen Jahren haben sie ihre Strukturen konsequent den globalen Marktgegebenheiten angepasst. Und sie nutzen eine kluge Strategie, indem sie die hochwertigen und innovativen Produkte mit exzellenten Serviceleistungen kombinieren. So konnten sie ihre Position festigen und Märkte sichern. Das belegen auch die Zahlen der vergangenen Jahre: Unter normalen Voraussetzungen konnte die schweizerische Textil- und Bekleidungsindustrie der internationalen Konkurrenz nicht nur trotzen, sondern teilweise sogar wachsen. Daher geht die Branche davon aus, dass sich diese gute Basis bei einem Aufschwung positiv auswirken wird.

Max R. Hungerbühler setzt viel Hoffnung auf das Jahr 2010 und dass die Weltwirtschaft und somit auch die Branche zu diesem Zeitpunkt wieder Fuß gefasst haben. Seine Hoffnung geht aber noch weiter und zielt direkt an die Adresse der Banken: Wegen der Krise sind viele Arbeitsplätze gefährdet. Ob diese Gefahr rasch vorüber sein wird oder länger andauert, ist ungewiss. Umso wichtiger ist es, dass die Banken zur Zusammenarbeit bereit sind und die Betriebe bei der Finanzierung nicht im Stich lassen.

Erfreulicherweise zeigt die Jahresübersicht auch einige schwarze Zahlen. Dazu gehörten die 300 neuen Arbeitsplätze in der Schweiz, total 16.700 oder ein Plus von 1,8 Prozent. Es ist das Resultat der guten Auslastung und der noch ungetrübten Aussichten zu Beginn des Berichtsjahres. Auch im Ausland ist die Zahl an Arbeitsplätzen gestiegen: Die aktuelle Statistik der Schweizer Nationalbank verzeichnete weltweit über 100.000 Mitarbeitende, eine Zunahme um 7,3 Prozent. Das bedeutet, dass im In- und Ausland heute um die 117.000 Personen für Schweizer Textil- und Bekleidungsunternehmen im Einsatz stehen. Ebenfalls um 7,3 Prozent gestiegen ist die Anzahl der Lernenden. Über 100 junge Leute lassen sich derzeit in einem Beruf in der Textilindustrie ausbilden, groß ist auch das Interesse der ganz neu angebotenen Grundbildung Laborant/in EFZ Fachrichtung Textil. Zunehmend gefragt sind auch die höheren eidgenössischen Lehrgänge Textilmeister/in und Textiltechniker/in.
aus Haustex 08/09 (Wirtschaft)