ZDF-Fernsehbeitrag brandmarkt Lebendrupf von Geflügel

VDFI will Ordnungsmäßigkeit der Warengewinnung dokumentieren

Herford - Unter der Überschrift "Qualvolle Produktion für süße Träume" war am 24. August in der ZDF-Sendung WISO der Lebendrupf von Geflügel an den Pranger gestellt worden; in Wort und bewegten Bildern. O-Ton WISO: "Ob süße und entspannte Träume im Daunenbett oder bei frostigen Temperaturen mollig warm in der Daunenjacke eingepackt sein - Gänsedaunen sind für viele Menschen noch das Nonplusultra in der kalten Jahreszeit. Jedoch ist die Gewinnung der Daunen oft mit viel Leid verbunden."

Der Lebendrupf wurde als Tierquälerei gebrandmarkt. Weiter sollten die Zuschauer erfahren: "Gänsedaunen werden heutzutage vor allem in Osteuropa und China kostengünstig produziert. In der Regel werden dort noch immer die lebenden Tiere per Hand bis zu viermal in ihrem kurzen Leben abgeerntet. Zwar ist dieser Lebendrupf in der Europäischen Union verboten, in Ländern wie Ungarn oder Polen ist er dennoch Alltag, wie Tierschützer-Organisationen immer wieder anmahnen."

Wenn es dazu juristisch hart auf hart käme, so der WISO-Bericht, werde mit einer gesetzlichen Formulierungslücke argumentiert: Der Lebendrupf werde dann als Raufen bezeichnet. Darunter verstehe man das Ausstreichen lockerer Federn nach der Mauser. Nach Ansicht der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" nur Augenwischerei. Der Tierschutzsprecher der Bundestierärztekammer, Karl Fikuart: "Lebendrupf ist eindeutig Tierquälerei; dem lebenden Tier werden Federn ausgerissen, die zum Teil nicht reif sind." Selbst Experten könnten nicht unterscheiden, mit welcher Methode die verarbeiteten Daunen gewonnen wurden. In Deutschland kämen die Federn gewaschen an und Spuren eines Lebendrupfes seien dann nicht mehr nachvollziehbar. "Wenn ich mir eine Daunendecke zu einem ungewöhnlich niedrigen Preis kaufe, dann darf ich mit Fug und Recht davon ausgehen, dass es sich dabei auch um lebend gerupfte Federn und Daunen handelt, die in diesen Füllungen stecken", behauptet der Tierschutzsprecher.

Dass es dafür keine Kennzeichnungspflicht gibt, wurde in dem WISO-Bericht heftig kritisiert: "In Deutschland und der EU gibt es für fast alles ein Siegel, jedoch keines für die Herkunft von Daunen." Tierschützer würden deshalb zu einem Kaufverzicht von Daunenprodukten raten. Es gebe alternative Füllmaterialien, die ebenfalls sehr gut die Wärme halten und leicht sind. Bei den Naturprodukten gebe es die pflanzliche Alternative Kapok. Allergiker würden sowieso zu Synthetikprodukten greifen, "da Gänsedaunen die Milben anziehen können."

Spätestens hier offenbart sich in dem WISO-Beitrag die Problematik, die der Bettwarenbranche in existenzieller Hinsicht im allgemeinen und in Krisenzeiten im besonderen erwächst. Diesbezüglich hat der Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI) freilich sofort und offensiv reagiert. Dessen Geschäftsführerin Dr. Juliane Hedderich meldete sich schon in der Sendung zu Wort: "Nach unseren Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei unseren Mitgliedern werden nur ca. zwei Prozent des jährlich weltweiten Aufkommens an Federn und Daunen von lebenden Tieren gewonnen - und das nur von Gänsen. 98 Prozent des weltweiten Aufkommens an Federn und Daunen fallen nach dem Schlachten des Geflügels an ... sollten Vorgänge aufgedeckt werden, dass z. B. Mauserrauf von Gänsen nicht tierschonend vorgenommen wird, müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden."

Weiter heißt es in dem VDFI-Statement: Die Bettfedernfabriken prüfen die Produkte sorgfältig anhand von Warenmustern, die vor dem Einkauf und vor den Preisverhandlungen begutachtet werden. Unreifes und nicht ordnungsgemäß gewonnenes Material ist als Füllung in hochwertigen Bettwaren ungeeignet. Insbesondere in Deutschland wird darauf geachtet, dass die angebotenen Bettwaren den Anforderungen der DIN EN 12934 Klasse 1 entsprechen, der höchsten Güteklasse. Nicht ordnungsgemäß gewonnene Daunen und Federn eignen sich nicht für diese Qualitätsklasse. Der Einkauf von Federn und Daunen erfordert jahrzehntelange Erfahrung und viel Sachkenntnis, auch was die Einkaufsquellen betrifft. Diese Einkaufsquellen sind das Kapital unserer Firmen. Sie öffentlich zu machen, würde Arbeitsplätze - aller unserer Mitarbeiter und der vor- und nachgelagerten Branchen - gefährden.

Als erklärtes Ziel benennt der VDFI: Man werde eine Methode entwickeln, um feststellen zu können, wie die Daunen gewonnen wurden. "Da ist wissenschaftliche Forschung notwendig. Wir haben schon etwas in die Wege geleitet. Aber wie schnell die Wissenschaftler mit einer Lösung aufwarten können, wissen wir nicht", so Dr. Hedderich. Und weiter: "Wir als Verband werden zusammen mit unseren Mitgliedern einen Königsweg beschreiten, um unseren Kunden und der interessierten Öffentlichkeit dokumentieren zu können, dass bei der Gewinnung der (Roh)Ware der Tierschutz beachtet wird. Hierzu wird ein Team aus Sachverständigen, Wissenschaftlern, Verbrauchervertretern, Prüfinstituten und politischen Organisationen einen Produkt-Lebenszyklus ausarbeiten, der die ordnungsgemäße Gewinnung der Ware - unterfüttert durch neutrale Kontrollen - nach außen darstellt. Dadurch wird die Arbeit zum Tierschutz transparent, die der VDFI bereits seit 13 Jahren betreibt. Seitdem setzen wir uns dafür ein, dass Verstöße gegen das Tierschutzgesetz angezeigt und geahndet werden. Wir als Verband haben auch das Europäische Übereinkommen zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen initiiert und gemeinsam mit Parlamentariern und Tierschutzbeauftragten ins Leben gerufen. Uns liegen Tierschutz und eine gläserne Produktion gleichermaßen am Herzen." Über die Fortschritte dieser bereits begonnenen Arbeiten werde auf der Homepage des VDFI (www.vdfi.de) informiert.
aus Haustex 09/09 (Wirtschaft)