Interview des Monats: Carpenter GmbH, Ichtershausen

"Unser neuer Schaum wird neue Maßstäbe bei Komfort und Haltbarkeit setzen

Das US-amerikanische Unternehmen Carpenter Co. bezeichnet sich als den weltweiten Marktführer unter den Herstellern von Polyurethan-Schaumstoffen. Die Tochtergesellschaft Carpenter GmbH ist hierzulande seit rund 15 Jahren aktiv. Seit einiger Zeit hat man sich auf die Belieferung der Matratzenindustrie mit innovativen Schäumen spezialisiert. Dieser Strategiewechsel hat sich rückblickend als goldrichtig erwiesen. Haustex unterhielt sich mit dem Geschäftsführer Martin Winter, dem Verkaufs- und Marketingleiter Matthias Kehmeier und dem Produktionsleiter Christian Hofmann über innovative Produktlösungen für die Matratzenindustrie und die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Haustex: Carpenter dürfte als Zulieferer der Matratzenindustrie nur einem Teil der Leser ein Begriff sein, auch wenn viele von ihnen Ihre Produkte in verarbeiteter Form im Geschäft liegen haben. Wer also ist Carpenter?

Martin Winter: Das Unternehmen existiert in den USA schon seit 1948. Es wurde von Edward Rhodes Carpenter in Richmond/Virginia gegründet. Das Unternehmen wird derzeit von seinem Chairman und CEO Stan Pauley geführt, der gerade sein 55. Dienstjubiläum bei Carpenter feiern durfte. Mr. Pauley, der das Unternehmen mit großer Passion und Begeisterung führt, ist technisch orientiert, was dem Unternehmen einen weiteren Vorteil bietet: Es ist sein Anspruch, dass wir bei Carpenter stets technisch auf der Höhe der Zeit sind und Innovationen in den Markt bringen.

Nach eigenen Schätzungen sind wir hinsichtlich der produzierten Tonnage der Welt größter Hersteller von Polyurethan-Weichschäumen. In Europa sind wir nur die Nummer drei. Das erkennen wir auch neidlos an. Allerdings ist Größe allein ja auch nicht von Bedeutung. Erfolgreich ist man immer dann, wenn einen die Kunden schätzen. Inzwischen haben wir uns in Europa und speziell auch in Deutschland einen guten Ruf erarbeiten können, was Qualitätsführerschaft und zuverlässige Partnerschaft betrifft.

Haustex: Seit wann ist Carpenter in Europa und in Deutschland tätig?

Winter: In Europa sind wir seit 1990 tätig. Wir haben Hyman PLC in Großbritannien gekauft, was deren Tochterunternehmen in Frankreich einschloss. 1994 haben wir dann dieses Werk hier in Ichtershausen bei Erfurt gebaut.

Haustex: Warum gerade hier?

Winter: Das Werkt liegt an einer strategisch günstigen Stelle, denn hier verlaufen die Nord-Süd- und die Ost-West-Achsen der Autobahnen. Das Erfurter Kreuz ist mittlerweile eines der meist frequentierten Autobahnkreuze geworden. Da Schaumstoff ein voluminöses Gut und für den Transport eigentlich relativ ungeeignet ist, muss man im Transportbereich besonders auf die Kosten achten.

Uns ist es gelungen, die Transportkosten durch einen technischen Kniff weiter zu senken, denn wir verfügen über Anlagen, die die Schaumstoffe komprimieren können, bevor sie auf die LKW geladen werden. Dadurch konnten wir unseren Aktionsraum von hier aus bis nach Ost- und Südeuropa ausdehnen. Ein weiterer Vorteil: Wir können beim Transport normale Fahrzeuge nutzen, was die Kosten noch einmal reduziert.

Haustex: Womit befasst sich Carpenter in Deutschland noch?

Matthias Kehmeier: Rollenware ist ebenfalls ein großer Produktbereich, beispielsweise für die Textilindustrie, die technische Industrie und den Automotive-Bereich.

Haustex: Da haben Sie Glück, dass Ihre Schwerpunkte in anderen Sektoren liegen.

Winter: Wir sind daher von der Krise auch nicht so stark betroffen. Derzeit sind wir relativ gut beschäftigt und arbeiten an sechs Tagen in der Woche in zwei Schichten.

Haustex: Das Geschäft mit Matratzenkernen ist vielleicht nicht so glamourös im Vergleich zur Automobilindustrie, aber dafür offenkundig stetiger und verlässlicher.

Kehmeier: Mit Sicherheit, und es ist auch sehr vielschichtig. Wir haben unsere Kundenstruktur in den letzten Jahren gezielt so geformt, wie sie sich derzeit darstellt. Einen Großteil unseres Umsatzes erzielen wir mit dem Bereich Bedding. Damit decken wir unsere hier vorhandenen Kompetenzen ab, sei es in der Produktentwicklung oder im Zuschnitt. Unser Claim lautet "Wir bringen Komfort in Ihr Leben' und charakterisiert anschaulich unsere Stärken. Einen geringeren Anteil unseres Umsatzes bilden Schäume für Polstermöbel. Aber wir produzieren auch Schäume für den Sportbereich. So sollen nach Aussagen eines unserer Kunden sämtliche Sprungmatten bei den Olympischen Spielen in Peking Schäume von Carpenter enthalten haben. Und dann sind da noch, wie gesagt, die Schäume für den Automotive-Bereich.

Haustex: In welcher Form verlassen die Carpenter-Produkte das Werk?

Winter: Wir verkaufen etwa die Hälfte des Volumens direkt als so genannte Blockware, vorzugsweise für den Export, da sich die Blöcke besonders gut komprimieren lassen. Die deutschen Kunden bevorzugen in der Regel fertig konfektionierte Ware, Matratzenkerne und Nackenkissen oder Polstermöbel-Teile, sofern sie noch wirtschaftlich herstellbar sind. Ein anderer Teil wird auch noch als Bahnenware geliefert. Unser Wachstum lag in den letzten Jahren in den geschnittenen Matratzenkernen und den geschnittenen Teilen fürs Bett, wie etwa Nackenstützkissen und Kinderbettmatratzen.

Dort haben wir große Zuwächse erzielen können, weil wir uns auch gemeinsam mit unseren Kunden Gedanken über die Entwicklung neuer Produkte gemacht haben. Ein Großteil der Matratzenkerne sind auch Entwicklungen aus unserem Haus. Wir haben viele Ausbildungen bei Möbelfachschulen oder bei LGA genossen, um zu wissen, worauf es wirklich ankommt. Wir verarbeiten unsere Schaumstoffe so, dass der Kunde sie guten Gewissens einsetzen kann.

Haustex: Was bedeutet das?

Winter: Beispielsweise haben alle unsere Schaumstoffe die Auszeichnung Öko Tex 100, Gruppe 1. Sie sind darüber hinaus alle von der LGA Schadstoff geprüft und haben obendrein das Certipur Qualitätslabel der europäischen Schaumstoffindustrie, das in Deutschland zwar noch nicht so bekannt ist, aber in Europa eine wachsende Bedeutung hat.

Haustex: Warum dieser Aufwand, wenn die Produkte doch den Öko-Tex-Standard erfüllen, obendrein noch in der anspruchsvollsten Kategorie, der in Deutschland eine sehr hohe Akzeptanz genießt?

Winter: Es ist die Konzern-Philosophie von Carpenter, dass wir auch weitere Standards unterstützen. Auf diesem Weg können wir uns auch abheben von anderen Schaumherstellern, deren Produkte diese Standards nicht erfüllen.

Kehmeier: Hinzu kommt, dass viele Endverbraucher zwar das Öko-Tex-Label kennen, aber nicht wissen, dass es dazu verschiedene Klassen gibt. Der Konsument ist daher kaum in der Lage, zu differenzieren zwischen einem hochwertigen Markenprodukt, das dieses Label hat, und einem Produkt beim Discounter, das das gleiche Label besitzt. Viele Artikel sind jedoch nur nach der Öko-Tex Klasse 4 getestet, wie zum Beispiel auch Gardinen oder Tischdecken, die mit der Haut nicht in Kontakt kommen. Unsere Richfoam Polyether und Richlux Kaltschäume sind gemäß Öko-Tex Standard 100 Klasse 1 getestet, welche auch für besonders sensible Babyartikel zur Anwendung kommt.

Haustex: Nun ist eine Matratze inzwischen weit mehr als nur ein einfacher Schaumstoffblock. Wie weit geht Carpenter selbst bei der Entwicklung und Produktion einer Matratze?

Winter: Der Schaum ist für uns nur eine Komponente der Matratze. Wir verkaufen an unsere Kunden in der Matratzenindustrie darüber hinaus auch den dazu gehörigen Service und das fertige Produkt. Dafür müssen meist mehrere Schäume miteinander kombiniert werden. Wir schneiden also Schäume, geben ihnen eine Form und Funktion und kombinieren sie mit anderen Schaumstoffen, zum Beispiel als Rücken- oder Lordoseeinlegern, um zu einer Mehrzonenmatratze zu kommen. Bei der Verklebung der verschiedenen Matratzenkomponenten achten wir selbstverständlich darauf, dass auch die Klebstoffe ein Öko-Tex-Zertifikat haben. Wir arbeiten also mit Lösemittel freien Klebstoffen. Wir benötigen für die Montage einer Matratze lediglich 60 Gramm an Klebstoffen, das ist extrem wenig. Und für die Messer zum Schneiden der Matratzen benutzen wir Schmiermittel, die auf pflanzlicher Basis beruhen und verzichten auf Silikon.

Kehmeier: Bei Matratzentests von Stiftung Warentest hat noch keiner unserer Matratzenkerne eine Note bekommen, die schlechter als "gut" war. Darüber hinaus hatten wir das Glück, dass die Matratzen, die auf unseren Kernen basierten, in Gesamtheit immer ein "gut" erhalten haben.

Winter: Die Bedeutung, die wir dem Bedding-Bereich zumessen, mögen Sie auch daraus erkennen, dass wir mit Matthias Kehmeier und Christian Hofmann in der jüngeren Vergangenheit zwei Mitarbeiter ins Unternehmen geholt haben, die aus dem Bereich Bedding kommen und sowohl den industriellen als auch den Handelsbereich kennen. Das ist ein Punkt, den unsere Kunden sehr schätzen. Wir werden als wirklicher Partner bei der Produktentwicklung anerkannt und gerne als Ressource genutzt. Wir sind daher bei weitem nicht nur der technisch orientierte Industriebetrieb, sondern sind auch in der Lage, uns in die Bedürfnisse unserer Kunden hineinzudenken, was die richtige Ansprache des Handels betrifft.

Haustex: Seit wann sind Sie bei Carpenter, Herr Kehmeier und wo haben Sie vorher gearbeitet?

Kehmeier: Ich bin seit Oktober 2007 bei Carpenter und war vorher bei der bekanntesten deutschen Bettwarenmarke Paradies im Außendienst tätig, als Bindeglied zwischen Industrie und Handel. Ich habe auch zahlreiche Schulungen im Unternehmen oder im Handel abgehalten und war unterstützend bei Verkaufsaktionen tätig. Ich verstehe also die Kunden der Carpenter-Kunden und kann hilfreiche Tips geben, wie man in der Kommunikation mit dem Endverbraucher am besten vorgeht.

Haustex: Und wie ist es mit Ihnen, Herr Hofmann?

Christian Hofmann: Ich bin noch relativ neu im Unternehmen, seit September dieses Jahres und bei Carpenter zuständig für Produktion und Technik. Vorher war ich bei Bodet&Horst in der gleichen Funktion tätig.

Winter: Herr Hofmann ist bei uns zuständig für den gesamten Maschinenpark, die Produktionsvorbereitung und die Produktion der gesamten Matratzenkerne selbst. Er ist somit der direkte Vorgesetzte für das Gros unserer 90 Mitarbeiter in Ichtershausen. Er füllt eine sehr komplexe Aufgabe aus.

Hofmann: Durch die hohe Automatisierung unserer Produktion schaffen wir mit diesen Mitarbeitern einen sehr hohen Output.

Winter: Nach den Zahlen, die uns als Mitglied des Verbandes der Weichschaumindustrie vorliegen, sind wir der Hersteller von Schaum und Schaumprodukten in Deutschland, der pro Mitarbeiter den mit Abstand höchsten Ausstoß hat. Wir sind sehr stark automatisiert, und die meisten Produkte werden nicht mehr mit der Hand hergestellt. Entweder man kann sie automatisieren, oder wir lassen sie von anderen Unternehmen fertigen. Alles, was sich wirtschaftlich automatisieren lässt, realisieren wir auch. Wir haben in den USA ein Entwicklungszentrum mit einer großen Zahl an Ingenieuren und Chemikern. Sie entwickeln die Robotik und die Maschinen, die wir benötigen, um hoch automatisiert arbeiten zu können.

Haustex: Wo werden die Schäume entwickelt?

Winter: Die Schäume für den deutschen Markt entwickeln wir mit Hilfe dieser Entwickler in den USA, aber angepasst für unseren Markt, denn wir brauchen hier andere Eigenschaften, da unsere Kunden andere Anforderungen an unsere Produkte stellen als die Kunden anderer Carpenter Gesellschaften in anderen Märkten. Die Haptik des Schaums, die Lebensdauer der Produkte und die Kosten, die ein Produkt verursachen darf, werden überall anders beurteilt.

Haustex: Wo bleibt da der Anspruch an den Komfort für den Schläfer?

Winter: Wenn Sie unsere Schaumstoffe anschauen, dann sind eigentlich alle sehr komfortabel. Das ist eine Eigenschaft, die sowieso jeder unserer Schäume erfüllen muss. Wir arbeiten unermüdlich mit unseren Kunden daran, neue Matratzendesigns zu entwickeln, die mehr Komfort für den Nutzer bieten.

Jetzt planen wir allerdings eine ganz neue Produktfamilie, die im Komfort wieder einen großen Sprung nach vorne bedeuten wird. In einem Zweigwerk haben wir inzwischen feststellen können, dass der Schaum funktioniert. Die Mittel zur Investition der neuen Anlage sind genehmigt worden. Ich gehe davon aus, dass wir den Schaum noch in der kommenden Saison anbieten können.

Haustex: Worum geht es konkret?

Winter: Ohne vorab zu viel verraten zu wollen, kann ich schon sagen, dass es sich um eine neue Generation von Schaum handelt, mit einem völlig neuen Verfahren produziert, das in Europa keiner außer Carpenter beherrscht. Der Schaum ist ausschließlich für Bedding entwickelt worden, und wir verwenden dafür neue Rohstoffe. Das Produkt wird sicherlich neue Maßstäbe setzen hinsichtlich Komfort und Haltbarkeit, denn der neue Schaum hat enorm gute Werte bei Haltbarkeitstests unter Feuchte und Druck, so dass er nicht im Laufe der Zeit abbaut und eine Liegekuhle entsteht. Wahrscheinlich wird diese Schaumfamilie unter dem Namen Avena auf den Markt kommen.

Kehmeier: Unsere Strategie wird dann wahrscheinlich so aussehen, dass wir die neuen Schäume zuerst unseren langjährigen guten Kunden anbieten werden, um ihnen anfangs eine gewisse Exklusivität für dieses Produkt zu ermöglichen.

Haustex: Für die Möbelmesse im Januar klappt es dann wohl nicht mehr?

Winter: Wir glauben es eher nicht. Aber wenn abzusehen ist, dass der Schaum im Februar produktionstechnisch zur Verfügung steht, sind wir natürlich in der Lage, noch rechtzeitig Prototypen herzustellen, so dass ein Matratzenanbieter damit nach Köln kommen könnte. Aber dann muss ich sicher sein, dass wir auch tatsächlich liefern können, denn wir verkaufen ungern das Ei, bevor es gelegt ist.

Haustex: Und jetzt besitzen Sie durch Herrn Hofmann auch noch das Know-how zur Produktion von Matratzenbezügen. Wann kommen die ersten kompletten Matratzen unter dem Namen Carpenter in den Handel?

Winter: Das haben wir derzeit nicht vor, und dafür haben wir auch keinerlei Investitionen getätigt.

Haustex: Aber Carpenter bezieht Matratzen doch teilweise schon mit Bezügen.

Kehmeier: Dabei handelt es sich um eine reine Dienstleistung, denn diese Hüllen werden uns von unseren Kunden beigestellt. Sie haben erkannt, dass es durchaus sinnvoll ist, die Matratzenkerne am gleichen Ort auch noch von uns beziehen zu lassen, anstatt sie quer durch die Republik zu fahren. Wir beziehen die Kerne also und schicken die fertigen Matratzen dann zum Beispiel direkt an das Zentrallager unseres Kunden. Wir konfektionieren die Hüllen nicht, geschweige denn, dass wir sie komplett herstellen würden. Indem wir die Kerne beziehen, nutzen wir lediglich die Wertschöpfungskette besser aus, sowohl für unsere Kunden als auch für uns selbst.

Winter: Das ist eine reine Dienstleistung. Unser Name steht nicht auf dem Produkt, wir vertreiben es nicht. Wir haben keine Pläne, Matratzen unter dem Carpenter Namen zu vermarkten. Unser Bestreben ist es, unsere Position als geschätzter Lieferant unserer Kunden, die die Matratzen produzieren, zu halten.

Kehmeier: Mit dieser Dienstleistung haben wir allerdings einen Volltreffer gelandet. Das zeigt uns, dass es einen wirklichen Bedarf danach gibt. Ich gebe allerdings auch zu, dass wir anfangs in vielen Bereichen dazulernen mussten, denn ein fertiges Endprodukt zu produzieren, das praktisch ungefiltert durch den Anbieter in den Laden kommt, ist eine andere Herausforderung. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass wir das können und so kommen regelmäßig weitere Anfragen dazu.

Haustex: Kommen wir zu einem anderen Thema. Derzeit sind Schaum-Matratzen auf einer Welle des Erfolgs. Aber es kann ja theoretisch auch mal wieder anders kommen. Könnte Carpenter dann auch Latex produzieren?

Winter: Wir sind auf der Interzum auch gefragt worden, wie lange wir auf der Welle des Kaltschaums noch schwimmen könnten. Aber welche Alternativen gibt es? Der Taschenfederkern hat seine Berechtigung. Er ist ein komfortables Produkt und es gibt sicherlich den einen oder anderen Endverbraucher, der sich auf einer Taschenfederkern-Matratze wohler fühlt als auf einer Schaumstoff-Matratze. Das muss man akzeptieren. Beim Bonnell-Federkern sehe ich das anders. Daneben gibt es das Wasserbett, das Boxspringbett, das Futonbett, das Bett aus Stroh, aber das sind alles aus meiner Sicht Nischenprodukte, die aus der Nische auch nur schwer rauskommen werden, weil ihnen einige wesentliche Vorteile fehlen, die der Schaumkern oder der Federkern hat: Liegekomfort, Finanzierbarkeit, Pflegemöglichkeit.

Und dann gibt es noch den Latexkern. Er ist aus der Sicht von Carpenter ein interessantes Produkt. Man kann auf einem Latexkern sehr gut liegen. Er hat eine gute Rückstellkraft, man kann ihn mittlerweile atmungsaktiv und in verschiedenen Zonen herstellen. Wir haben daher mit nahezu allen europäischen Latexherstellern gesprochen und gemeinsam kombinierte Latexprodukte entwickelt, denn natürlich haben wir auf der Interzum gesehen, welche Bemühungen die Latexhersteller derzeit unternehmen, um ihr Produkt wieder attraktiver zu gestalten: Latex-Kaltschaum, Latex-PU-Schaum, Latex-Viskoschaum. Mit den, nebenbei gesagt, ganz tollen Produkten sind wir quer durch Deutschland gefahren, zu den bedeutenden Matratzenherstellern und auch zum Teil in den Handel, um das Interesse daran abzuklären. Es war, gelinde gesagt, nicht als solches zu benennen. Daher haben wir alle unsere Bemühungen wieder eingestellt. Derzeit haben wir keine Pläne, Latex zu produzieren, weder in Nordamerika noch in Europa.

Winter: Wenn Carpenter irgendwo einen Markt erkennt, der in die Strategie passt und technologisch anspruchsvoll ist, dann investiert Carpenter darin. Wir wollen das, was wir machen, richtig gut können.

Haustex: Wie abhängig ist Carpenter in seiner Kalkulation vom Rohölpreis? Die Zutaten für Matratzenschäume basieren doch auf Rohölderivaten und momentan liegt der Rohölpreis eigentlich auf einem recht erträglichen Level.

Hofmann: Für uns entscheidend ist der Preis der Rohstoffe, die wir für die Polyurthanschaumherstellung benötigen, und diese Preise führen leider ein Eigenleben unabhängig vom Rohölpreis. Derzeit steigen die Preise für diese Rohstoffe sehr stark.

Haustex: Trotz der aktuell weltweiten Wirtschaftskrise?

Winter: Diese Chemikalienpreise steigen wegen einer deutlichen Kostensteigerung bei der Beschaffung der notwendigen Feedstocks an. Hierauf haben wir keinen Einfluss.

Haustex: Also werden die Preise für Matratzenkerne steigen?

Winter: Wenn die Kosten der Vorprodukte steigen, steigen unsere Kosten und wir haben keine andere Wahl als diese zusätzlichen Kosten an unsere Kunden weiter zu geben. Carpenter steht allerdings zu seinem Wort, auch ohne große schriftliche Verträge. Wenn ich die Hand darauf gebe, dann ist das auch so und daran kann ich mich auch später noch erinnern: Wenn wir eine Lieferung zu einem festen Preis vereinbart haben, dann liefern wir auch zu dem Preis. Da wird von uns nicht nachgekartet. Wir haben eben einen Inhaber, der langfristig und nicht von Quartal zu Quartal denkt

Kehmeier: Vielleicht ist daher auch die Kundentreue so extrem hoch. Wir arbeiten sehr partnerschaftlich mit den allermeisten unserer Kunden zusammen, und die wissen die Konstanz und Verlässlichkeit bei uns zu schätzen. Diese Philosophie von Stan Pauley findet sich an allen Standorten von Carpenter.

Winter: Es klingt trivial, aber Carpenter lebt durch die Menschen, die dort arbeiten. Entsprechend sehen wir unsere Kunden nicht in erster Linie als zahlendes Unternehmen, sondern als Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Daher ist es uns auch wichtig, dass unsere Innendienstler die Menschen kennen lernen, mit denen sie sonst nur am Telefon zu tun haben. Wir schicken sie einmal im Jahr mit den Außendienstmitarbeitern zu unseren Kunden. Ab dem Augenblick des Kennenlernens arbeiten die Leute auf einer ganz anderen Ebene miteinander.

Hofmann: Das geht sogar so weit, dass unsere Techniker mit bei den Kunden sind.

Haustex: Wie wichtig ist Carpenter Deutschland innerhalb der weltweiten Carpenter-Gruppe?

Winter: Wir zählen innerhalb der Gruppe zu den mittelgroßen Standorten. In Russellville, Kentucky sind die Hallen beispielsweise viermal so groß, entsprechend ist der Schaumausstoß fünfmal so groß. Auf der anderen Seite sind wir ein Standort mit sehr viel technischem Know-how. Wir haben hier sehr viele Dinge entwickelt, die an anderen Carpenter-Standorten auch eingeführt wurden. Ein Beispiel: Alle zwei Jahre findet ein Wettbewerb statt, bei dem alle Carpenter-Standorte auditiert werden. Dafür besucht ein qualifizierter Techniker aus den USA alle Carpenter-Schäumbetriebe und ermittelt die Performance des einzelnen Standorts. Der Standort mit der besten Bewertung wird mit einem Preis ausgezeichnet. Unser Werk in Ichtershausen-Thörey hat diesen Preis schon drei mal in den letzten zehn Jahren erhalten!

Haustex: Was zeichnet Carpenter-Schäume aus?

Kehmeier: Man sollte es nicht nur auf die Schäume beziehen, mehr betrachten, was Carpenter insgesamt auszeichnet. Wir sprachen ja schon zum Teil darüber. Dazu gehören Dinge wie unabhängige Prüfsiegel, Normwerte und die Einhaltung von Grenzwerten, die wir sehr ernst nehmen. Hinzu kommen Dinge, die uns als Dienstleister auszeichnen: Wir arbeiten lösungsorientiert und innovativ, verfügen über modernste Maschinen. Bei uns findet sich Know-how aus den verschiedensten Bereichen. Ein so geführtes, sauber und korrekt arbeitendes Unternehmen habe ich vorher noch nicht kennen gelernt.

Winter: Wir können natürlich nicht zaubern. Unsere Schäume sind auch nicht besser als die anderer namhafter Wettbewerber. Daher versuchen wir uns durch die Punkte abzugrenzen, die Herr Kehmeier erwähnte, und suchen uns die Klientel, die auch dazu passt. Einfach einen Schaum auf den Hof werfen, das können wirklich alle, aber das möchte in Deutschland keiner mehr.

Haustex: Wenn man den Markt für Matratzenkerne einteilt in hochwertig, konsumig und billig. Welche Bereiche davon deckt Carpenter ab?

Kehmeier: Grundsätzlich könnten wir alle Bereiche abdecken, der Kunde entscheidet letztlich, was er haben möchte. Aber wir machen auch nicht alles mit und empfehlen eine Mindestqualität. Wir haben die entsprechende Erfahrung bei der Produktion von qualitativ guten Matratzen und geben die auch gerne weiter. Ob der Kunde diese Erfahrung nutzt, entscheidet er selbst.

Winter: Der Trend geht zu höherwertigen Qualitäten und wir verkaufen diese auch maßgeblich. Aber es gibt im Markt auch Kaltschäume mit 60, 70 oder gar 80 Kilogramm pro Kubikmeter Raumgewicht. Wir haben so etwa auch schon produziert. Aber es waren so kleine Mengen, dass es sich für uns nicht lohnte und keine industrielle Fertigung rechtfertigte. Aber höherwertig ist auch ein Raumgewicht von 50 Kilogramm, und das kann der Kunde jederzeit von uns bekommen.

Haustex: Ist das Raumgewicht des Matratzenkerns wirklich ein wichtiges Indiz für die Qualität einer Matratze.

Kehmeier: Ja, je höher das Raumgewicht, desto länger hält eine Matratze und desto besser ist sie in der Regel. Aber es gibt natürlich noch weitere Kriterien, die eine gute Matratze ausmachen. Das Wissen darüber geben wir gerne weiter und laden unsere Kunden und deren Partner aus dem Handel zu Schulungen in unserem Haus ein.

Haustex: Wie hat sich Carpenter seit seinem Start in Ichtershausen entwickelt?

Winter: Carpenter hat das Werk 1994 neu errichtet, mit einer 30.000 Quadratmeter großen Halle und einer Schäumanlage samt dazugehöriger, damals hochmoderner Automatisierung. Anfangs waren wir Hauptlieferant für die Polstermöbel-Industrie. Damals hatte die Federkernmatratze ja noch einen Anteil am Matratzenmarkt von über 70 Prozent. Latex war bei zehn bis zwölf Prozent und Schaum spielte noch eine untergeordnete Rolle. Ein großer Teil der Polstermöbel werden nun in Ost-Europa gefertigt und eben nicht mehr in Deutschland. Dies bewegte uns dazu, uns auf den Bedding-Bereich zu konzentrieren. Wir haben die notwendigen Investitionen dafür getätigt und unsere Prozesse ausgebaut, um hierfür einen umfassenden Service bieten zu können.

Der Bereich wird auch weiter ausgebaut. Wir haben erst im letzten Jahr eine zusätzliche Halle mit 5.800 Quadratmetern dazu gebaut und weitere Mitarbeiter eingestellt. Eine weitere Investition bedeutet die neue Schaumfamilie, für die schon neue Maschinen auf dem Weg hierher sind.

Mit dem Wandel zum Matratzen-Zulieferer haben wir uns auch weiter Richtung Süden und Osten orientiert. Vor zehn Jahren lag unsere Exportquote noch bei null Prozent, heute stellt der Export einen wichtigen Anteil unseres Geschäfts dar. Anfänglich haben wir unsere deutschen Kunden im Ausland bedient, die ihre Produktion nach Polen oder anderswo verlagert haben. Dann haben wir dort durch die Mund-zu-Mund-Propaganda weitere einheimische Kunden gewinnen können. Heute liefern wir auch nach Österreich und Ungarn. Diese Entwicklung bereitet uns Freude.

Haustex: Welchen Anteil haben der Matratzenkern beziehungsweise der Bezug an einer funktionsfähigen Matratze?

Winter: Den größten Einfluss hat unserer Meinung nach selbstverständlich der Kern. Aber der beste Kern nützt nichts, wenn nicht der passende Bezug dazu gewählt wird. Beide Bestandteile müssen einander in der Funktion unterstützen. Mit Christian Hofmann haben wir jetzt einen Mitarbeiter, der seine ganze Erfahrung dazu einbringen kann. Wir beraten die Kunden auch dahingehend, dass die Funktionen, die ein Produkt enthält, auch für den Endverbraucher erkennbar und möglichst messbar sind. Bei Matratzen die wir entwickeln, können Sie die Funktionen sehen und messen. Es muss unser Bestreben sein, den Endverbraucher mit seiner Matratze glücklich zu machen. Wenn uns das nicht gelingt, kauft er beim nächsten Mal ein anderes System, schlimmstenfalls ein Wasserbett. Das müssen wir als Schaumstoffhersteller verhindern und gute Produkte machen, die dem Verbraucher das Gefühl geben, dass er das richtige Produkt zum richtigen Preis gekauft hat. Wenn uns das gelingt, wird es in der Schaumstoffindustrie und der Matratzenindustrie munter weiter gehen.


Carpenter Telegramm

Carpenter GmbH
Industriestraße 2, 99334 Ichtershausen-Thörey
Tel.: 036202/94-0, Fax: 036202/94-499
E-Mail: kontakt@carpenter.com

Geschäftsführer: Martin Winter
Mitarbeiterzahl: 90 fest angestellt, plus Zeitarbeiter für die Produktionsspitzen
Produkte: Schäume als Blockware, Rollenware, Konturschnitt, Profilware; Matratzenkerne; fertig bezogene Matratzen.
Absatzmärkte: Deutschland, Polen, Slowakei, Österreich, Ungarn, Litauen.
Muttergesellschaft:
Carpenter Co., 5016 Monument Ave.Richmond, VA 23230, USA
aus Haustex 10/09 (Wirtschaft)