Comfortex / Cadeaux Leipzig

Messe-Doppel mit schwacher Haustextilien-Präsenz

Leipzig - "110 Aussteller aus sechs Ländern zeigten auf der Fachmesse für Raumgestaltung, wie der Wunsch nach individuellem, stilvollem und gemütlichem Wohnen erfüllt werden kann. Dazu gehörte die Präsentation von Gardinen, Dekostoffen oder Tapeten ebenso wie Handwerksvorführungen rund um die Verarbeitung moderner Fußböden."

Die Textpassage aus dem Messe-Statement zum Abschluss der Comfortex offenbart aus Sicht des Wäschefachhandels, respektive auch des Bettenfachhandels, das Dilemma der Messe. Denn sieht man von Schmucktischwäsche-Angeboten Vogtländischer Stickereibetriebe und Anbietern von Heimaccessoires ab, muss leider konstatiert werden: Haustextilien im allgemeinen und solche für Bett und Bad im besonderen waren nahezu nicht mehr präsent.

Einzig die Firma Forster Plaids und Decken hatte hier Platz gehalten und mit dem spanischen Textilunternehmen Bedding Industrial Begudà war ein Messe-Neuling dabei. Eigentliche Stammaussteller - Brändl Textil, Spreetextil, Funke-Stickerei - hatten sich wie Sprügel, Hossner oder StiVoTex auf der in benachbarten Ausstellungshallen gleichzeitig stattgefundenen und stärker frequentierten Messe für Wohn- und Geschenktrends, Cadeaux, positioniert. Weil auch die bei der Comfortex verbliebenen textilen Sortimente schon auf Weihnachten eingestellt waren und sich deren Anbieter für die umsatzträchtigere Jahresendsaison gerüstet zeigten, wurden die Messeergebnisse als "so schlecht nicht" bewertet; man wollte "nicht unzufrieden" gewesen sein "trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes." Auch der unbestrittene Heimvorteil der in den neuen Bundesländern ansässigen Firmen am Messeplatz Leipzig wurde als "förderlich" bezeichnet. Den Umstand erhellt Statistisches: Von den 16.100 Fachbesuchern, die Comfortex und Cadeaux gemeinsam verzeichneten, kam jeder zweite aus Sachsen, rund 18 Prozent der Besucher reisten aus Sachsen-Anhalt, elf Prozent aus Thüringen an.

Das spanische Textilunternehmen Bedding Industrial Begudà präsentierte auf der Comfortex aus Tencel gefertigte Spannbettlaken. Auf Haustex-Nachfrage hieß es: Nach erfolgreichem Vertrieb in Spanien und Frankreich will das Unternehmen mit den Erzeugnissen auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Das Highlight seiner Messeofferte will der Hersteller unter dem Produktnamen "B.sensible" einführen. Nach seinen Angaben erfüllt das Spannbettlaken aus der atmungsaktiven und thermoregulierenden Tencel-Faser zwei Funktionen; zum einen ist es klassisches Laken, zum anderen ein Matratzenschoner. Die Bedding-Produktinformation: "Dank des Feuchtigkeitsmanagements der Tencel-Faser ist das Spannbettlaken wasserundurchlässig und dennoch atmungsaktiv. Es nimmt die Feuchtigkeit von der Haut des Schläfers auf und gibt sie rasch wieder an die Umgebung ab. Das schont nicht nur die Matratze, sondern tut auch der Haut gut und verhindert das Wachstum von Bakterien, Schimmelpilzen oder Milben im Textil. All das wird ohne Zusatz von Chemikalien erreicht. Die Bettlaken sind pflegeleicht und lassen sich einfacher bügeln als herkömmliche Bettwäsche." Das Unternehmen mit Sitz in Katalonien ist eine junge Tochterfirma der Gruppe MITSA, die seit 1986 Heimtextilien, insbesondere Bettwäsche, herstellt. Seit 2005 produziert das Unternehmen auch Tencel-Bettwäsche.

Bemerkenswert an der diesjährigen Comfortex war die Sonderschau "Spitzenleistungen aus Plauen". In dem Forum setzte der Branchenverband Plauener Spitze und Stickereien e.V. die Vielfalt und Qualität seiner Produkte anschaulich in Szene und spannte dabei den Bogen von der Tradition bis zur Moderne. "Die Präsentation sollte dem Fachhandel zeigen, dass sich unsere Produkte ganz klar von den billigeren Importwaren abheben", erläuterte Cordula Bauer, Vorstandsmitglied des Branchenverbandes und Geschäftsführerin der Stickperle Falkenstein, "höchste Qualität Made in Germany, Innovation, Service und Zuverlässigkeit - das sind unsere Markenzeichen."

In der Sonderschau stellten fünf vogtländische Unternehmen kreative "Spitze-Installationen" zur Schau. Alte Musterentwürfe präsentierten sich in direkter Nachbarschaft zu aktuellen Kollektionen sowie avantgardistischen Entwürfen aus Designstudios. Dass sich die Plauener Spitze immer wieder neu erfindet, demonstrierten zudem die Exponate aus dem Projekt "Highstick". Gezeigt wurden Innovationen aus dem Bereich der Technischen Textilien - zum Beispiel gestickte Sensoren -, die als Sicherheitssystem im Fahrzeugbau oder in medizinischen Textilien Einsatz finden. Schließlich thematisierte die Ausstellung "Echt gefälscht!" ein heißes Eisen für die Branche und konfrontierte Tischdecken aus original Plauener Spitze mit ihren Plagiaten.

In den auf der Comfortex präsentierten aktuellen Sortimenten der Plauener Stickereibetriebe dominierten die Raumtextilien. Gardinen, Tischdecken und Tapisserie stellen 90 Prozent der Produktpalette. Mit neuen Material- und Farbkombinationen wollen sich die Plauener Spitzen als Accessoires für die moderne Wohnlandschaft anbieten. So gibt es im Herbst 2009 zum Beispiel Organza-Stoffe, die mit Metallfäden in Gold, Silber und Messing bestickt sind. Die Farben sind eher dunkel gehalten: Neben Creme und Grau liegen Anthrazit, Violett und schimmerndes Schwarz im Trend. In Deutschland ist die Marke Plauener Spitze speziell bei Frauen über 50 beliebt; sie wird vor allem in den neuen Bundesländern verkauft. Die 50plus-Generation bildet die Stammkundschaft für die exklusiven Wohnaccessoires - mit neuen, pfiffigen Dessins sollen auch jüngere Käufer gewonnen werden.
aus Haustex 10/09 (Wirtschaft)