Mattes & Ammann

Wer etwas erreichen will, muss etwas wagen

Der Textilhersteller Mattes & Ammann hat seinen innovativen Matratzenstoff "easyair federleicht' mit technischem Schutzrecht abgesichert. Dieser Stoff, so das Unternehmen, zeichne sich durch besonderen Komfort aus und bringe zugleich die Textilbranche mit sensationellen Verkaufspreisen in Aufruhr. Prokurist Werner Moser erzählt im Interview, wie es zu der Idee kam und was sich dahinter verbirgt.

Haustex: Herr Moser, Sie machen zurzeit aufgrund eines in der Branche heiß diskutierten Angebotes für das Produkt easyair-federleicht von sich reden. Was genau ist das Geheimnis Ihres derzeitigen Erfolges?

Werner Moser: Es ist so, dass der Markt, was die Matratzenstoffe betrifft, schon lange tot ist. Nicht, weil es nichts Neues mehr gibt, sondern weil der Preiskampf irgendwann soweit ging, dass die gesamte Branche ihre Ware zu denselben Preisen anbot. Niemand konnte es sich leisten, weiter zu unterbieten. Der Markt stagnierte. Mattes & Ammann rollt das Feld nun neu auf und bietet Matratzenbezugsstoffe bis zu elf Prozent günstiger an.

Haustex: Das bedeutet, es muss etwas geben, dass die Stoffe günstiger macht.

Moser: So ist es. Wir haben uns lange Gedanken darüber gemacht, wie wir aus der ungünstigen Wettbewerbssituation herauskommen können und haben viel ausprobiert. Zunächst schauten wir uns auf dem Maschinenmarkt um, ob es dort etwas Neues gibt. Gab es aber nicht. Somit war klar: Es muss eine neue Technologie her. Und natürlich werden Stoffe günstiger, je weniger aufwendig ihre Produktion ist. So entstand die im Nachhinein einfach erscheinende und daher umso genialere Idee, die Unterseite der Matratzenstoffe wegzulassen. So sparen wir bis zu 25 Prozent Material ein, und damit kann das Produkt - wie gesagt - um bis zu elf Prozent günstiger angeboten werden.

Haustex: Kaum zu glauben, dass noch niemand zuvor auf diesen Gedanken gekommen ist. Kann es sein, dass dieser Schritt mit Nachteilen für die Weiterverarbeitung oder die Endverbraucher verbunden ist?

Moser: Das ist ja das Schöne: Es gibt keine Nachteile. Die Stoffe wurden zahlreichen Tests unterzogen. Es gibt keine technischen Komplikationen und auch keine Einschränkungen in Bezug auf das Waschverhalten oder die Optik. Die Rückseite bleibt unsichtbar, so dass die fehlende dritte Lage überhaupt nicht auffällt. Das Material aber ist dadurch nicht nur kostengünstiger, sondern auch elastischer und luftdurchlässiger, was für den Verbraucher zu höheren Komforteigenschaften führt.

Haustex: Das müssen Sie etwas genauer erklären.

Moser: Durch die fehlende Rückseite entstehen weniger Blockaden, und in der Masche entwickeln sich weniger Kräfte. Der Name easyair-federleicht ist auch aufgrund dieser Eigenschaft entstanden. Eine Art Lightprodukt, gespickt mit technischen Detaillösungen.

Haustex: Jetzt könnten aber doch Wettbewerber herkommen und Ihr Produkt nachahmen. Führt das nicht langfristig erneut zu einer Marktsituation, wie Sie sie eigentlich verhindern möchten?

Moser: Daran haben wir auch gedacht. Wir waren sehr vorsichtig und haben lange getestet, bis wir sicher gehen konnten, dass unsere Entwicklung zum Patent angemeldet und als Gebrauchsmuster eingetragen werden kann. Es ist aber nicht nur das Schutzrecht (Deutsches Gebrauchsmuster Nr. 20 2009 007 561) allein, auch unsere maschinelle Ausstattung hat maßgeblich zu der Innovation beigetragen.

Haustex: Was macht die Maschinen von Mattes & Ammann besonders, und welche Vorteile bieten sie vor allem für easyair?

Moser: Unsere Rundstrickmaschinen haben einen überaus großen Durchmesser. Der Füllfaden, der dort hineingelegt wird, ist genauso lang und sorgt so für ein verbessertes Volumen, weil er sich im Material besser entwickelt. Dieses Volumen wirkt sich stark auf die Beschaffenheit von easyair aus. Gepaart mit der Maschentechnik, ergibt das in Summe eine wunderschöne Ware. Und: Der Stoff ist aufgrund der schutzrechtlichen Absicherung und unseres Know-hows fast unmöglich kopierbar.

Haustex: Welche der Prüfungen, die das Produkt über sich ergehen lassen musste, haben Sie als Prokurist am meisten gefürchtet?

Moser: Wirklich gefürchtet habe ich eigentlich keine, aber es gibt tatsächlich Tests, die von großer Bedeutung in unserer Branche sind. Die Martindale- und die Pillingprüfung gehören dazu. Umso erfreulicher waren deswegen die Testergebnisse, denn easyair steht konventionellen Produkten in nichts nach. Außerdem erzielten wir sehr gute Waschbarkeitswerte, was ebenfalls auf die Materialreduzierung zurückzuführen ist. Der Stoff zieht sich nur um etwa fünf Prozent zusammen und dehnt sich beim Aufziehen sofort wieder. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Versuche von einigen Mitwissern für verrückt erklärt wurden. Aber so ist das: Wer etwas erreichen will, muss auch etwas wagen.
aus Haustex 10/09 (Wirtschaft)