maison & objet

Die besondere "Décosphère" inspiriert die Branche

Paris - Die französischen Organisatoren des "Salons" in Paris, SAFI, üben sich nicht in Bescheidenheit oder Wortkargheit. Wortspiele in französischer Sprache bleiben unübersetzt aussagekräftig und verständlich. Etienne Cochet, Direktor der maison & objet, konnte sich wieder auf die besondere Atmosphäre dieser Messe verlassen. Schließlich hat sie seinen Aussagen nach Paris zum "Capital de la Création", zur Designmetropole gemacht, zum Treffpunkt der Kreativen aus aller Welt, deren Leistungen und Innovationen hier vorgeführt werden sollen.

Es geht um Design und Déco, um die "mode-maison" in allen Aspekten, die das Leben und Wohnen so zu gestalten möglich machen, wie man es sich individuell vorstellt. Negative Eindrücke - auch die gab es hier - kamen nicht laut an die Oberfläche. Die wirtschaftliche Krise ist global eine Tatsache, über die diskutiert wurde. Doch wie heißt es im Messebericht: "Wer hier klug einkauft, trägt dazu bei, dass es bald wieder richtig aufwärts geht."

Aussteller aus aller Welt - insgesamt 3.144, davon 40 Prozent international - kamen mit klaren Erwartungen auf die maison & objet nach Paris. Sie wollten starten und Neues, Innovatives zeigen, oder das Image ihrer renommierten Markenprodukte interpretieren, oder ganz einfach ihre Produkte einem großen Fachkreis vorführen, um neue, internationale Kunden aus unterschiedlichen Bereichen zu gewinnen. Die Messeleitung hat strenge Kriterien und setzt ihre eigenen Maßstäbe. Die Wartelisten sind lang. Die sieben ebenerdigen Hallen des Areals in Villepinte waren belegt, weitere Hallen sind in Bau. Der "Salon" ist Fach- und Konsumgütermesse in einem. Darin liegt sicher ein Teil des Erfolgs, der durch Krisenstimmung nur am Rande beeinträchtigt wurde. In der Textil-Halle 2 fehlten einige vertraute Namen, so auch aus Deutschland. Kreative Spezialisten wie Rhomtuft (Badteppiche) oder Blank (Bett-, Bad-, Nachtwäsche-Konzept) hatten sich entschlossen, zu Gunsten der Kollektionsgestaltung Kosten einzusparen und als Aussteller fernzubleiben. Manche Stände, zum Beispiel namhafter französischer Hersteller wie Nydel, wurden stark verkleinert und sozusagen auf den Punkt gebracht. Das deutsche Trio Cawö, Elegante und Sanders hatte vorteilhaft Platz dazugewonnen, ebenso die Firma Möve, die das Thema Bad und Wellness-Accessoires in den Vordergrund rückte.

Gerade in Halle 2 fielen die kleinen Stände auf, wo sich die Aussteller auf das Wesentliche ihrer Kollektionen beschränkten. Dafür gab es wieder viele Erstaussteller, die mit neuen Ideen und Optiken bereicherten. Messeleiter Cochet betonte wiederholt, wie sehr es ihm auf die kreative Kraft und eine klare Aussage ankäme. Im Gegenzug will die Messe Stabilität bieten. Damit meinte er in erster Linie die Zahl der Aussteller und der Besucher. Im Gespräch zeigten sich viele Hersteller enttäuscht, dass sie weniger internationale Besucher hatten. Zeitweise war die Frequenz um einiges lockerer als gewohnt - aber eben nur zeitweise. Offiziell wurde das im Messebericht als "schwacher Rückgang von 0,7 Prozent" bezeichnet. Von insgesamt 71.914 Fachbesuchern war ein Anteil von 39 Prozent international und genau davon kamen 2,6 Prozent weniger. Angenehm überraschten wieder die französischen Kunden mit einer Steigerung von 0,6 Prozent. Ein Besucherplus boten Italien (+12,97 Prozent) und Belgien (+6,57 Prozent). Auf der Liste der Top Ten hat sich Deutschland mit 10,26 Prozent platziert, gefolgt von Großbritannien, der Schweiz, den USA mit 4,9 Prozent, den Niederlanden, Spanien, Japan (3,67 Prozent) und Russland (2,10 Prozent).

"Trends liegen nicht in der Luft, sie sind bereits bei uns in den Hallengängen zu finden": noch so eine selbstbewusste Messeaussage, die aber suggestiv wirkte. Großzügigkeit, Neuheit, Luxus und Extravaganz der Produkte und der Standgestaltung imponierten in den Hallen 5B mit Scènes dintérieur und now! design à vivre, der Trendplattform der Designer, oder im Bereich Outdoor/Indoor, wo es eher utopisch bombastisch zuging als emotional und naturliebend. In Halle 6 wurde in liebevoll bis ins Detail gestalteten Raumkonzepten gezeigt, worauf der Akzent des Wohngefühls liegt. Textilien sind Stimmungsträger und spielen im vielfältigen Bereich der Wohnaccessoires eine auffallende Rolle. Alles wirkt warm, gemütlich, romantisch - und nostalgisch, obwohl dieser Eindruck erst gar nicht wirklich aufkommt. Es wirkt zwar vieles vertraut, ist aber dennoch überraschend, weil die Materialien, Strukturen und Dessins neu und stilistisch ungewohnt gemixt sind. Eigentlich scheint alles eher versachlicht und cool, vielleicht manchmal auch verspielt, aber nicht überladen zu sein. Gerade bei den Accessoires soll jedes Stück für sich allein und dann im Ensemble wirken.

In Halle 2 bei den Textilien fällt auf, wie man versucht, traditionelle Herstellungspraktiken wieder zu beleben. Das Material an sich stand ganz klar im Vordergrund, vor allem Leinen - pur, in neuer Mixtur mit Baumwolle, Bambus, Seide, Hanf - ganz feinfädig oder grob rustikal verwebt. Damit ergab sich auch das angestrebt harmonische und natürliche Bild. Bio und Organic wurden in den Kollektionen mehr als je zuvor herausgestellt, das Umweltbewusstsein und Bestreben um Nachhaltigkeit betont. Die Themen Bad, Spa, Hamam und Wellness spielten eine Rolle, ebenso die Küche. Schließlich wurde in der Nachbarhalle 3 alles an Zubehör zum Thema Kochen und Genießen geboten, um das tägliche Leben zu stimulieren.

Bei Tischwäsche gaben in Paris bisher die heimischen Traditionsweber mit ihren aufwendigen Jacquards den Ton an. Das fiel diesmal etwas zurückhaltender aus, vielleicht mangels neuer Überseekunden, obwohl sich die Hersteller zufrieden äußerten. Aber gerade Jacquard Franais oder Garnier Thiebaut bemühen sich um Diversifikation und neue Ideen, wie Picknick, Reise, Strandleben - und asiatische Einflüsse, die generell im textilen Bereich zumindest im Detail zu sehen sind. Beauvillé mit seinen exklusiven Drucken blieb weitgehend unangefochten erfolgreich. Linum France präsentierte klar die zeitgemäße skandinavische Linie. Für die Herbst/Winter-Saison gab es einige gedeckte Tische mit Tischtuchformaten, in Leinen, Halbleinen oder elegant wirkenden Polyester-Damasten. Das Besondere für den gedeckten Tisch suchten französische Einzelhändler bei deutschen Ausstellern, die sich im übrigen sehr zufrieden äußerten über das Kaufinteresse der Besucher.

Im Mittelpunkt stand in der Textilhalle eindeutig das Bett, das heißt die Ausstattung dazu, reichhaltig umgeben von Kissen, Nacht- und Badwäsche. Bettwäsche ist auf der maison & objet sicher ein wichtiges Exportthema und entsprechend luxuriös und aufwendig war sie aufgemacht. Je wertvoller das Material - es gab viel Seide oder Seidenglanz - desto tiefer und fast dramatisch die Farbgebung in schweren, dunklen Rot- und Violetttönen. Auch bei Bettwäsche gab es so etwas wie nostalgische Reminiszenzen, schönes Naturmaterial in handwerklicher oder handarbeitsähnlicher Verarbeitung, und immer wieder Tagesdecken, Decken, Plaids und Kissen dazu in unterschiedlichen Materialien. Im gesamten Farbbild im textilen Bereich herrschten erdige und sanfte, natürliche Töne vor, die zu den klaren Leinen- und Baumwollqualitäten passten und speziell im Bio-Thema Optimismus verbreiteten. Stein-Nuancen, Beige, Grau und Weiß/Schwarz-Kontraste standen neben kräftigen Farben in grafischen Musterungen und großflächigen Floraldrucken, allover oder bordürenartig angeordnet.
aus Haustex 11/09 (Wirtschaft)