Südbund Generalversammlung 2009: Besinnung auf alte Stärke

"Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft mehr"

Nach dem überraschenden Wechsel an der Führungsspitze des Südbundes im Herbst 2008 sind neuer Vorstand und Aufsichtsrat dabei, den Einkaufs- und Marketingverbund neu auszurichten - keine komplette Wende um 180 Grad, wie betont wird, sondern eine Kurskorrektur. "Wir wollen uns wieder auf alte Stärken besinnen" - und das ist vor allem die Gleichstellung und -behandlung aller Gesellschafter sowie mehr Mitglieder-, Lieferanten- und Marktnähe. Mehr darüber erfuhren die Mitglieder auf der Generalversammlung in Backnang.

Neue Perspektiven im wahrsten Sinne des Wortes boten sich den rund 200 Gästen der diesjährigen Generalversammlung des Südbundes: Stuhlreihen und Tische waren um 90 Grad gedreht... Die veränderte Anordnung des Mobiliars stand symbolisch für die neue Ausrichtung des Einkaufs- und Marketingverbundes nach dem überraschenden Vorstandwechsel im vergangenen Herbst. Anfang November 2008 hatte sich der Südbund mit sofortiger Wirkung von seinem damaligen geschäftsführenden Vorstand Jörg-Andreas Grundmann getrennt. Gründe gab es einige: die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme der Genossenschaft, Uneinigkeit über die künftige Strategie, mangelndes Vertrauen der Mitglieder in die Führung, das in einer Kündigungswelle mündete. Gleichzeitig trat der nebenamtliche Vorstand Burkhard Heimbach zurück.

Als Grundmanns Nachfolger wurde Klaus Kurringer berufen, bis dato kaufmännischer Leiter der Kooperation, Andreas Well übernahm das Amt von Heimbach. Den Aufsichtsrat bilden unverändert Günter Müller, Volker Martin, Dieter Charté und der Vorsitzende Stefan Geyerhalter.

Seit nunmehr fünf Monaten ist dieser Zirkel dabei, den Südbund wieder auf Kurs zu bringen. "Keine komplette Wende um 180 Grad", wie Geyerhalter auf der Generalversammlung erläuterte, aber doch eine merkliche Korrektur. Sowohl Mitglieder als auch Lieferanten könnten bereits spürbare Veränderungen wahrnehmen: "Es gibt keine Zwei-Klassen-Gesellschaft mehr. Alle Mitglieder werden aktiv unterstützt - auch diejenigen, die nicht am Raum3-Konzept beteiligt sind." Zudem wurde die Kommunikation mit den Lieferanten intensiviert. "Wir wollen uns wieder auf alte Stärken besinnen", fügte Kurringer hinzu. "Alle Gesellschafter stehen im Mittelpunkt. Das Unternehmen gehört allen und so müssen wir uns auch verhalten." Zugleich soll das "Miteinander" verbessert werden: "Mehr Offenheit, Ehrlichkeit, Transparenz und nicht zuletzt auch Einschätzbarkeit", haben sich Vorstand und Aufsichtsrat vorgenommen. Die Kompetenz der Mitglieder soll wieder stärker genutzt, Neuerungen und Anregungen aus diesem Kreis berücksichtigt und umgesetzt werden. Konkret will man unter anderem Musterungsausschüsse reaktivieren und Ringtausch-Aktionen initiieren. Außerdem wurde ein Raum3-Beirat gegründet, der das Konzept weiterentwickeln soll. Und schließlich wird die Weiterbildung der Mitglieder gefördert, indem das Seminarangebot ausgeweitet wird. "Wir werden verstärkt praxisnahe und kostengüstige Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeiter anbieten."

Weitere Maßnahmen betreffen Einkauf und Kollektionierung. "Es war ein großer Fehler, die Ware zu vernachlässigen und sich einseitig auf Marketing zu konzentrieren", räumt Kurringer offen ein. Das hat man schon revidiert und neue Kollektionen auf den Weg gebracht.

Mit diesen Aktivitäten hofft man, die anhaltenden Mitglieder-Erosion zu stoppen - eine der Ursachen des existenzgefährdenden Umsatzrückgangs der letzten Jahre. Allein vom 31. Dezember 2006 bis zum Jahresende 2008 hat sich die Zahl der Anschlusshäuser von 603 auf 493 reduziert. Zum Ende des laufenden Jahres liegen weitere Kündigungen vor - "zum Teil prophylaktische", wie Kurringer erklärt. Er hofft, dass sich einige der Kündigungswilligen angesichts der Veränderungen beim Südbund umstimmen lassen und doch bleiben - wenn schon nicht als Mitglieder, dann zumindest mit Kundenverträgen, die Zugriff auf alle Produkte und Leistungen der Verbundgruppe gewähren. Diese neue Form der Zusammenarbeit wurde geschaffen, um den Umsatz des Südbundes zu sichern und möglichst auszubauen. Erste Erfolge zeichneten sich hier bereits ab, berichtete Kurringer.

Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass die Neubesetzung des Vorstandes und das angeschobene Maßnahmenpaket neue Chancen für den Südbund bergen und appellierte an die Mitglieder, die Neuausrichtung aktiv zu begleiten: "Wir gehen fest davon aus, dass wieder alle am gleichen Strang ziehen, um die Genossenschaft und ihre Leistungen zu erhalten".

Ein Mitglied sicherte auf der Generalversammlung denn auch seine Loyalität offiziell zu und stärkte in einer spontanen Rede die Position von Vorstand und Aufsichtsrat: "Wir sitzen alle in einem Boot und können nur dann vorankommen, wenn alle in die gleiche Richtung rudern." Die anderen Anwesenden signalisierten zumindest dadurch Zustimmung, dass sie die neuen Vorstände und den bestehenden Aufsichtsrat sowie den ehemaligen nebenamtlichen Vorstand Burkhard Heimbach entlasteten. Dem früheren geschäftsführenden Vorstand Grundmann verweigerten sie allerdings die Entlastung.
aus BTH Heimtex 06/09 (Wirtschaft)