Interview des Monats: Thomas A. Baur, Geschäftsführer Holzland

"Wir fördern den selbstständigen Händler vor Ort"

Die Holzland-Kooperation kann in Zeiten schwacher Konjunktur beeindruckende Zahlen vorlegen: Im vergangen Jahr setzten die angeschlossenen Unternehmen 1,3 Mrd. EUR um. 468 Mio. EUR wurden über die Holzland-Zentrale in Düsseldorf abgerechnet - ein neuer Rekordwert. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 sind weitere Partner aus Deutschland und Österreich hinzugekommen, so dass mittlerweile rund 240 Holzhändler von den Dienstleistungen der Verbundgruppe profitieren. ParkettMagazin ließ sich vom Holzland-Geschäftsführer Thomas A. Baur erklären, wie dieser Erfolg zustande kommt.

ParkettMagazin: Fast jeder redet heute über die Wirtschaftskrise. Sie auch?

Thomas A. Baur: Nein, keinesfalls. Das wäre ja fatal. Wir reden über Entwicklung, über Wertsteigerung und über Positionierung unserer angeschlossenen Unternehmen.

Die inhabergeführten Strukturen in unserem Verbund sind geprägt von einem Denken und Handeln in die nächste Generation hinein. Genau das unterscheidet uns deutlich von den Akteuren aus der Finanzwirtschaft. Abseits von Hypes, Moden und dem gierigen Griff zu Scheinwerten kennzeichnen unsere Branche eine gesunde Entwicklung und sehr reale Wertschöpfung. Das ist eine solide Basis, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

ParkettMagazin: Ist Holzland von der schwachen Konjunktur also gar nicht betroffen?

Baur: Eine generelle Nachfrageschwäche können wir für unsere Unternehmen nicht bestätigen. In den ersten Monaten des Jahres konnten die Profikunden der Holzland-Partner die zum Teil guten Auftragsbestände aus dem Vorjahr mitnehmen. Aktuell haben die Konjunkturpakete der Bundesregierung und eine leichte Belebung der Wirtschaft für neue Aufträge gesorgt.

ParkettMagazin: Hängt dieser Erfolg auch mit einer besonderen Struktur von Holzland zusammen?

Baur: Wie keine andere Kooperation steht Holzland für die typischen Mischbetriebe des Holzfachhandels: regional agierend und mit einem Verhältnis von 70/30 zwischen Groß- und Einzelhandel. Dabei gehen auch vom Endverbrauchergeschäft zentrale Impulse für das Geschäft mit dem Profikunden aus. Die Warengruppen rund um Renovierung, energetische Modernisierung und Verschönerung liegen nach wie vor im Trend.

Gerade die Händler, die unter der Marke "Holzland" auftreten, genießen beim Kunden hohes Vertrauen. Insgesamt - und das unterstreicht unsere Halbjahres-Betrachtung - zeigen unsere Ergebnisse einen positiven Trend.

ParkettMagazin: Wie hat sich denn in den ersten sechs Monaten das Holzland-Geschäft entwickelt?

Baur: Das erste Halbjahr 2009 lag über unseren Erwartungen. Kumuliert liegen wir in der Zentralregulierung um mehr als 5% über dem Vorjahreswert. Allerdings müssen diese Zahlen noch mit dem Zuwachs bei den Partnern korreliert werden.

ParkettMagazin: Für das Gesamtjahr sind Sie demnach optimistisch?

Baur: Wir haben ein maßvolles Wachstum geplant. Ich sehe Holzland hier auf einem guten Weg.

ParkettMagazin: Und das Vorjahr?

Baur: 2008 standen die Holzland-Händler nach Angabe der gemeldeten Außenumsätze für ein Netto-Volumen von 1,3 Mrd. EUR. Davon entfielen 468 Mio. EUR auf die Zentralregulierung, ebenfalls netto.

ParkettMagazin: Wie haben sich die einzelnen Warengruppen entwickelt?

Baur: Sehr gut entwickelt haben sich im vergangenen Jahr dekorative Holzwerkstoffe. Wachstum haben unsere Partner auch im Segment energetische Maßnahmen erreicht, das wir, ebenso wie das Geschäft mit Terrassendielen, mit vertriebsorientierten Holzland-Themenkampagnen unterstützen. Auch Holzböden gehören zu den Wachstumssortimenten.

ParkettMagazin: Handeln Sie im Import- und/oder Aktionsgeschäft auch auf eigene Rechnung?

Baur: Nein, gerade die rasante Entwicklung auf den internationalen Märkten und hohe Risiken durch Kursschwankungen und Preisänderungen bestätigen uns in dieser Entscheidung. Stattdessen arbeiten wir mit spezialisierten Importeuren zusammen. Wir gehen hier einen guten und gleichermaßen flexiblen wie profitablen Weg.

ParkettMagazin: Was sind Ihre derzeitigen Themenschwerpunkte?

Baur: Wir werden im kommenden Jahr die Positionierung des Holzfachhandels weiter vorantreiben. Dabei geben uns und unseren Partnern die Ergebnisse der Holzland-Management-Befragung einen wichtigen Leitfaden für die operative Arbeit in die Hand.

Darüber hinaus arbeiten wir intensiv an der weiteren Optimierung des Kosten- und Prozess-Managements in der Wertschöpfungskette. Damit leisten wir unseren Beitrag zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Handel und Industrie.

ParkettMagazin: Wie weit reicht denn überhaupt Ihr Einfluss auf das einzelne Holzland-Mitglied?

Baur: Holzland ist ein freiwilliges Netzwerk. Wenn man in einer solchen Struktur erfolgreich miteinander agieren will, muss man die Partner überzeugen. Wichtig ist das Aufspüren gemeinsamer oder trennender Positionen, die Schaffung von Synergien und die permanente Überprüfung und Definition des Networkings und dessen Effizienz.

ParkettMagazin: Teilweise sind die Grenzen zwischen Fachhandel und DIY fließend. Sehen Sie darin eine Gefahr für Ihre Mitgliedsunternehmen?

Baur: Insgesamt liegt Holz im Trend. Das eröffnet natürlich auch für die DIY-Branche Möglichkeiten, ihre Umsatzrückgänge durch diese Sortimente zu kompensieren. Aber der Kunde weiß heute sehr genau, welche Erwartungen er an die Wahl seiner Einkaufsstätte knüpft. Und der Holzfachhandel hat sich in jahrelanger Zusammenarbeit zum anerkannten Kompetenzpartner des Handwerks entwickelt, während die Baumärkte bei Holzhandels-relevanten Warengruppen für diese Zielgruppe kaum von Bedeutung sind. Unsere Händler können durch die gewachsenen regionalen und persönlichen Beziehungen zum Profi klare Vorteile verbuchen.

Dabei spielt die regionale Positionierung eine zentrale Rolle. Wir müssen unsere Strukturen im Wettbewerb mit anderen Vertriebskanälen stetig verbessern, um mögliche Nachteile gegenüber zentral geführten Filialisten auszugleichen. Holzland fördert den selbständigen Händler vor Ort, der seinen Markt bestens kennt.

ParkettMagazin: Sie sprechen die regionale Positionierung an. Bezieht sich das auch auf einzelne Artikelgruppen? Gibt es da regionale Unterschiede?

Baur: Natürlich gibt es Differenzierungen. Im Süden des Landes, in Österreich wie der Schweiz ist beispielsweise die Verwendung von Holz in der Architektur deutlich weiter verbreitet als in nördlichen Regionen. Dies betrifft aber in erster Linie die Sortimente des konstruktiven Holzbaus. Doch betrachtet man über alle Warengruppen, hat die Nord/Süd-Teilung vergangener Jahre an Bedeutung verloren. Gerade in den Fragen des Innenausbaus hat sich der Geschmack "globalisiert".

Heute geht es eher um Wohntypen und -stile, die nicht mehr regional geprägt sind. Die Frage, ob es letztlich die Mehrschichtdiele, die massive Landhausdiele oder ein hochwertiges Laminat sein soll, entscheidet sich dann eher über das individuelle Budget des Kunden.

ParkettMagazin: Also doch eine wirtschaftliche Entscheidung?

Baur: Die derzeitige gesamtwirtschaftliche Lage hat eine Hinwendung zu realen, greifbaren Werten zur Folge. Das unterstützt einen weiteren interessanten Aspekt der Entwicklung in urbanen Ballungsräumen: Die Anforderungen an den Wohnraum werden höher und im Wettbewerb um den solventen Mieter wird letztlich die Ausstattung der Wohnung neben dem Energiebedarf zunehmend ein Thema. Sowohl der energetische Bereich als auch die dekorative Innenausstattung sind wiederum Kernkompetenzen des Holzfachhandels.

ParkettMagazin: Dazu passen Schlagworte wie "Silver Ager" und "Cocooning". Profitieren Sie von den finanzstarken Rentnern und dem Rückzug ins häusliche Privatleben?

Baur: Diese Begriffe sind für mich Beleg dafür, dass alte Bedarfsstrukturen nicht mehr tragfähig sind. Diese Erkenntnis ist aber nicht neu. Der Zukunftsforscher Matthias Horx beispielsweise hat bereits vor Jahren den Trend "Cocooning" beschrieben.

Tatsächlich profitieren wir im Holzfachhandel von einer Zunahme des Werte- und Qualitätsverständnisses, von dem Griff zu Produkten jenseits der Massenware. Der Kunde von heute will nicht mehr "auch" haben, was beim Nachbarn gut aussieht, sondern er strebt zunehmend nach Individualität. Daher erlebt der Fachhandel eine Renaissance, denn wie keine andere Vertriebsform ist er geeignet, das Gesicht des Werkstoffes Holz in allen Bereichen abzubilden. Dies ist die Position, die Holzland besetzt.

Der Drang zu mehr Individualität beeinflusst auch unser Geschäft mit dem Profi. Nehmen wir das Beispiel der Silver Ager, die Produkte plus Verarbeitungsleistung nachfragen: Hier ist nicht der Endkunde, sondern der Verarbeiter unser Ansprechpartner. Also müssen wir die Bedürfnisstrukturen der Endverbraucher kennen und verstehen, um unser Geschäft mit dem Profi zu stärken.

ParkettMagazin: Unsere Leser interessieren sich vornehmlich für Bodenbeläge aus Holz, Kork und Laminat. Die Föderation der europäischen Parketthersteller hat kürzlich ernüchternde Zahlen präsentiert. Was können Sie dazu beitragen, den negativen Trend wieder umzudrehen?

Baur: Das ist eine Aufgabe für die gesamte Branche. Nur ein Zusammenspiel von Industrie und Handel, natürlich unter Einbeziehung der Verbände und der Presse, kann eine Veränderung bewirken. Nur gemeinsam sind wir stark.

Nach meiner Kenntnis gibt es derzeit keine solche Initiative mit Beteiligung der gesamten Wertschöpfungskette. Wir bei Holzland wären durchaus bereit, uns an einer gemeinsamen Imagekampagne pro Parkett und natürlich auch pro Fachhandel zu beteiligen.

ParkettMagazin: Bei welchen Arten von Parkettböden sehen Sie derzeit Wachstumspotenzial?

Baur: Beim Dreischichtparkett, dem mit Abstand wichtigsten Produktbereich, wird sich nach meiner Einschätzung der Trend vergangener Jahre zur Landhausdiele fortsetzen. Geht man davon aus, dass die verkauften Mengen an Dreischichtparkett insgesamt eher stagnieren, wird dieses Wachstum zu Lasten der Schiffsbodenumsätze gehen.

Mit zunehmendem Anteil älterer Kundschaft und einem wachsenden Wertebewusstsein wird auch der Anteil wertstabiler Böden zunehmen. Ich bin sicher, dass wir weiterhin ein stabiles Wachstum im Bereich des zu verklebenden Zweischichtparketts erleben werden.

Darüber hinaus werden Parkettböden an Marktbedeutung gewinnen, bei deren Kauf der Kunde zertifizierte Sicherheit bezüglich der Herkunft des Holzes hat.

Schließlich erwarte ich eine deutliche Differenzierung innerhalb der etablierten Produktbereiche. So werden wir auch im Fachhandel erleben, dass Dreischichtparkett mit 2,5 mm Nutzschicht an Bedeutung gewinnt.

ParkettMagazin: Kommen wir zu Laminatböden. Welche Neuentwicklungen der jüngsten Zeit haben Sie besonders beeindruckt?

Baur: Der Laminatboden ist längst eine eigenständige Warengruppe und fester Bestandteil im Sortiment des Holzfachhandels. Mich freut, dass die Hersteller das Thema Design in den Vordergrund stellen und ausgefallene, anspruchsvolle Dekore in optisch höchster Qualität anbieten. Die Möglichkeiten zur Individualisierung sind erstaunlich. Auch die technische Weiterentwicklung - Schichtaufbau, Oberflächen oder Zusatzfunktionen - sind spannend.

Im Objekt und der gehobenen Innenausstattung eröffnen sich daraus neue Welten: Boden, Wand, Arbeitsflächen und Postforming-Werkstoffe machen durch aufeinander abgestimmtes Design neue Interpretationen in der Innenarchitektur möglich. Die Gestaltung von Bodenflächen mit Trennwänden oder Funktionsflächen, mit Ablagen oder integrierten Möbelelementen wie Sitzbereichen - zum Beispiel im Bad - gehen schon in diese Richtung. Ich denke, die kommende Möbelmesse wird das aufgreifen, denn dies passt zur Abkehr vom Massenprodukt.

ParkettMagazin: Spielt Kork als Bodenbelag bei Holzland eine Rolle?

Baur: Ja, wir sehen die Warengruppe Kork durchaus im Holzfachhandel. Ein gutes Beispiel für das Innovationspotenzial in diesem Segment ist "KomfortBoden by Holzland", ein Korkprodukt, das die positiven Laufeigenschaften eines Korkbodenaufbaus durch die Verklebung mit einer Furnieroberfläche mit der Optik eines Holzbodens vereint. In Zusammenarbeit mit einem Holzland-Lieferanten vertreiben wir dieses Produkt im Holzfachhandel exklusiv; und das mit gutem Erfolg.

ParkettMagazin: Korkböden haben in Deutschland einen so hohen Marktanteil wie sonst nirgendwo auf der Welt. Wie sehen Sie grundsätzlich die Zukunft für dieses Produkt?

Baur: Kork ist und bleibt ein durch und durch nachhaltiges Produkt und bietet damit optimale Eigenschaften, aktuelle Anforderungen der Kunden bezüglich Ökologie und Wohnwert zu erfüllen. Trotz allem erlebten wir in den vergangenen Jahren eine Umsatzstagnation. Gleichzeitig findet aber eine Verschiebung nach oben statt: Presskorkqualitäten werden etwa durch handfurnierte Böden ersetzt.

Zukünftig ist wichtig, einerseits die positiven Eigenschaften von Kork noch stärker zu betonen, und andererseits die Optik variabler zu gestalten. Beides erleben wir derzeit ja schon. Das Bedrucken von Kork oder dessen farbliche Gestaltung zeigt uns, dass wir auch bei der optischen Gestaltungsvielfalt noch nicht am Ende sind.

ParkettMagazin: Sie haben das Thema Zertifizierung bereits angesprochen. Wie ist der Stand bei Holzprodukten?

Baur: Mit einer Zertifizierung kann sich ein Händler beim Einkauf absichern und erhält gleichzeitig ein Marketinginstrument. Bei Holzland haben wir innerhalb einer Pilotgruppe das Thema im Verbund umgesetzt und damit den effizientesten Weg für unsere Partner gefunden, sich zertifizieren zu lassen. Der Aufwand für die einzelnen Unternehmen ist in jeder Hinsicht gering.

Wir werden daher das Programm weiter ausbauen. Und in dem Maße, wie die Anzahl der zertifizierten Holzland-Händler wächst, wird die Anzahl der angebotenen Produkte wachsen; natürlich auch bei Parkett.

Mittelfristig müssen wir erreichen, dass zertifizierte Ware nicht teurer sein muss als nicht zertifizierte. Hier sind alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette gefordert, ihre preispolitischen Spielräume und Optionen einzusetzen - auch der Handel. Bei unseren Kunden stellen wir jedenfalls eine steigende Nachfrage fest.

ParkettMagazin: Der GD-Holz kritisiert in jüngster Zeit recht massiv die Umweltschutzorganisationen und insbesondere den FSC. Dabei geht es in erster Linie um die mangelnde Verfügbarkeit zertifizierten Holzes und zu hohe Kosten. Teilen Sie diese Kritik?

Baur: Ich möchte den anderen Marktteilnehmern nicht vorschreiben, wer was und wie zu tun hat. Nur so viel: Auf dem letztjährigen Symposium des ParkettMagazins zu diesem Thema fiel der Satz "Nur ein verantwortlicher Holzhandel kann den Tropenwald in Zukunft retten." Es obliegt jedem, dies für sich zu interpretieren.

Für Holzland kann ich sagen, dass wir das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst nehmen. Wir waren die ersten in der Branche, die einen eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten für die vielgestaltigen Themen- und Fragestellungen in diesem Kontext eingesetzt haben. Wir werden auch weiterhin in diesem Bereich aktiv bleiben. Und zwar nicht, weil Nachhaltigkeit und Wertebewusstsein eine neue Zielgruppe definieren, sondern weil ich dies als unsere gesellschaftspolitische Aufgabe empfinde. Vielleicht spricht hier weniger der Berater als der überzeugte Forstmann in mir. Aufgrund der Dringlichkeit dieses Problems plädiere ich an alle Beteiligten, gemeinsam an einem konstruktiven, sachorientierten Prozess zu arbeiten. Wir sind bereit, uns weiter zu engagieren.


Holzland in Kürze

Holzland GmbH
Scheibenstraße 47
40479 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 5 42 15 40-0
Fax: 0211 / 5 42 15 40-10
E-Mail: info.hlz@holzland.de
Internet: www.holzland.de

Geschäftsführung: Thomas A. Baur
Prokurist, Category Management: Stefan Pfeil
Marketing: York Lemb
Verwaltung/Services: Frank Wittenbrink
Anzahl der Partner: 240
Markennamen: HQ
Verbandsmitglied bei:
- GDH Gesamtverband Deutscher Holzhandel
- Euro-Mat SA, Luxemburg
- ZGV Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen e.V.
aus Parkett Magazin 05/09 (Wirtschaft)