Parkett im Holzhandel

Hagebau Forum in Berlin mit 800 Teilnehmern

Erfahrungsaustausch, Weiterbildungs- und Serviceangebote standen im Mittelpunkt des diesjährigen Hagebau Forums, zu dem rund 500 Gesellschafter und über 250 Lieferanten nach Berlin ins Hotel Estrel gekommen waren. Diese Tagung gilt als die Fachhandelsveranstaltung der Kooperation mit Sitz in Soltau. Das Hagebau Forum findet einmal im Jahr statt, immer in Berlin und aufgrund der Teilnehmerzahl auch stets im gleichen Hotel. Vollversammlungen aller 12 Vertriebsbereiche vom Trockenbau- bis zum Holzbaufachhandel bestimmten den Ablauf der Tagung. Fachvorträge ergänzten das Programm. Hier fand vor allem das Thema "Marketing ist kein rausgeschmissenes Geld" besondere Beachtung. Am Rande des Hagebau Forums bot sich die Gelegenheit zu einem kurzen Interview mit Ralf Ax, dem Bereichsleiter des Hagebau-Holzhandels.

ParkettMagazin: Haben die Konjunkturprogramme 1 und 2 Auswirkungen bis hin in die Hagebau gezeigt?

Ralf Ax: Ja, auf jeden Fall. Aber die Maßnahmen greifen nicht unmittelbar, nach dem sie beschlossen sind. Zunächst müssen die entsprechenden Ausschreibungen gelaufen sein. Und die gehen erst raus, wenn nach Antrag z.B. des Stadtkämmerers die Mittelzuweisung vorliegt. Deshalb haben wir z. Zt. eine ganze Menge Ausschreibungen zu bearbeiten, aber können daraus noch keinen Umsatz generieren. Umsatzwirksam werden die Programme Anfang nächsten Jahres.

ParkettMagazin: Welche Bereiche der Hagebau werden von diesen Programmen am deutlichsten profitieren?

Ralf Ax: In erster Linie der Baustoffhandel mit Produkten für das traditionelle Handwerk, aber auch der Holzhandel mit Holzbau-Produkten. Bei Wärmedämmsystemen, Dachausbauten, Fenster, Türen und Toren zeichnen sich bereits namhafte Aufträge ab.

ParkettMagazin: Welche Erwartungen verbinden Sie mit Entscheidungen / Maßnahmen der neuen schwarz/gelben Regierung?

Ralf Ax: Ich gehe davon aus, dass das gesamte Konjunkturprogramm so belassen wird. Besonders ist zu begrüßen, dass die Verwendung zertifizierter Produkte in das Regierungsprogramm aufgenommen und zur Vorgabe bei Ausschreibungen aller öffentlichen Bauvorhaben wird. Hier eingesetzte Produkte müssen die Chain of Custody einhalten, dem PEFC- bzw. FSC Standard entsprechen. Freuen würde ich mich, wenn eine Wohnbauhilfe aufgelegt wird.

ParkettMagazin: Welche Entwicklung sehen Sie für den Holzhandel in den nächsten zwei Jahren? Sind strukturelle Anpassungen nötig?

Ralf Ax: Die weitere Entwicklung des Holzhandels wird in den nächsten 2 bis 3 Jahren stark veränderte Strukturen mit sich bringen. Zunehmend werden kleinere Händler ihr Geschäft aufgeben. Wir werden Händler-Konzentrationen erleben, also die Bildung von Händler-Gruppen, Gemeinschaften bis hin zu Allianzen. Änderungen zeichnen sich auch in der Industrie ab. Hersteller werden sich mit anderen zusammenschließen oder übernommen werden sowie aus dem Markt eliminiert. Zusammenfassend erwarte ich Konzentration und Verdrängung, Verlust kleinerer Händler und Lieferanten.

ParkettMagazin: Wie schätzen Sie die Chancen des Hagebau Holzhandels in den kommenden Jahren ein?
Ralf Ax: Ich beurteile unsere Chancen als sehr gut. Wir werden weiterhin wachsen und unsere Wachstumsstrategie umsetzen. Gründe: Wir sind die Kooperation mit den meisten Dienstleistungen, mit dem größten Produktportfolio - wir haben Holz und Baustoffe - und liefern alles aus einer Hand. Wachstum sehe ich für uns sowohl in Deutschland als auch im Ausland.

ParkettMagazin: Internationale Präsenz - In welchen Ländern sehen Sie realistische Möglichkeiten, die Hagebau zu platzieren? Welche Vertriebsbereiche bieten sich für eine weitere internationale Expansion am ehesten an?

Ralf Ax: Wir sind in Österreich seit vorigem Jahr tätig. Das funktioniert für die festgelegten Warenbereiche Hobelware, Schnittholz und vor allem Holzwerkstoffe sehr ordentlich. Zukünftig werden wir in der Schweiz und in weiteren Ländern Mitteleuropas aktiv werden.
ParkettMagazin: Der GD-Holz beklagt das Eindringen des Baustoffhandels in angestammte Felder des Holzhandels. Wie beurteilen Sie diese Situation?

Ralf Ax: Eigentlich ist diese Frage recht einfach zu beantworten. Der Handwerker und Endverbraucher geht nicht zum Händler, nur um Holz zu kaufen. Er erwartet, für seine Baustelle alles aus einer Hand zu bekommen. Unsere Baustoffhändler verkaufen deshalb auch Holz, und unsere Holzhändler auch Baustoffe. Ich bin froh, dass wir komplette Gewerke beliefern können. Wer heute meint "er säße auf seiner Insel und lasse keinen rein", wird mit dieser Einstellung nicht überleben können. Froh sind wir auch über unsere Baumärkte und den Online-Baumarkt, den wir gemeinsam mit Otto betreiben. Dieses Angebot wird auch von unseren Händlern umfassend genutzt. Haben die doch damit den Vorteil, zusätzlich auf 20.000 Artikel Zugriff zu haben, die nicht eingelagert werden müssen und damit im Multichannel-Geschäft aktiv zu sein.

ParkettMagazin: Welches war für Sie das einschneidendste Ereignis in diesem Jahr?

Ralf Ax: In diesem Jahr hat uns alle die Wirtschaftskrise vor neue Herausforderungen gestellt, und natürlich auch unsere Händler bewegt. Die daraus resultierende Kaufzurückhaltung trifft uns und unsere Händler schon.

ParkettMagazin: Noch eine persönliche Frage: Wie bauen Sie Bürostress ab?

Ralf Ax: Ich habe keinen Bürostress. Und falls er sich doch einstellen sollte, müsste ich mich wohl beruflich verändern. Das ist aber nicht zu erwarten, weil mir die Arbeit weiterhin viel Freude macht.
aus Parkett Magazin 06/09 (Wirtschaft)