Interview mit Patrik Mellnert, Leiter Anwendungstechnik Bona

"Ein Sportboden ist ebenso wichtig wie richtige Sportschuhe"

An die Oberfläche eines Sportparketts werden hohe, zum Teil gegensätzliche Anforderungen gestellt. Klebstoffartige Verschmutzungen, wie sie beim Handball entstehen, müssen sich einfach entfernen lassen, gleichzeitig wird eine gleich bleibende Rutschfestigkeit erwartet. ParkettMagazin sprach über die unterschiedlichen Anforderungsprofile mit Patrik Mellnert, dem Leiter der Bona-Anwendungstechnik in Malmö, Schweden. Mellnert ist u.a. Mitglied im internationalen Basketballverbandes FIBA.

ParkettMagazin: Was sollte ein Betreiber von Sporthallen grundsätzlich beachten?

Patrik Mellnert: Sachgerechte Reinigung ist sehr wichtig. Ich habe Sportböden gesehen, die trotz einer hervorragenden Verlegung innerhalb ein bis zwei Jahren zerstört waren. Und das nur, weil das Pflegepersonal nicht wusste, wie man mit Holzböden umzugehen hat. Deshalb vertreiben wir nicht nur die richtigen Pflegemittel, sondern geben auch Anleitungen, wie man den Holzboden über seine gesamte Lebensdauer korrekt reinigt. Abhängig ist eine Pflege davon, wie stark und oft der Boden benutzt wird. Um die Rutschfestigkeit, den Schutzfilm der Oberfläche und die Spielfeldlinien zu erhalten, ist es sogar ratsam, den Boden in gewissen Abständen erneut zu versiegeln. Ein neuer Lack ist selbst Teil des Pflege-Zyklus, weil jeder Sportboden einen gewissen Abrieb hat. Schließlich möchte man den Zeitpunkt einer Komplettrenovierung, also Abschleifen und Neuversiegelung, so weit wie möglich hinauszögern.

PM: Welche Empfehlungen geben Sie zur Pflege von Sportböden?

Patrik Mellnert: Meine erste Empfehlung lautet, nicht zu viel Wasser zu benutzen. Zweitens: Ungeeignet sind Pflegemittel mit zu hohem pH-Wert.

PM: Bona hat für Sportböden eine eigene Produktrange entwickelt. Um welche Produkte bzw. Produktgruppen geht es dabei?

Patrik Mellnert: Das Bona Sportive System, das wir 2004 eingeführt haben, umfasst drei grundlegende Produktgruppen - Beschichtungen, Farben und Pflegemittel.

PM: Warum muss es überhaupt ein spezielles Programm für Sportböden geben?

Patrik Mellnert: Vor vielen Jahren haben wir Sportparkett einfach mit unserem stärksten Lack behandelt. Es hat sich aber herausgestellt, dass solch ein Lack nicht unbedingt der geeignetste für Sportböden sein muss. Sportparkett ist in vielerlei Hinsicht anders. Im Vergleich zu normalen Holzböden entsteht hier zum Beispiel weit größere vertikale Schwingbelastung. Außerdem sind die Flächen sehr groß. Das verlangt vom Lack besondere Eigenschaften, etwa in Bezug auf das Fließverhalten und die offene Zeit. Wegen schlechter Lüftung und kalter Temperaturen in Sporthallen ist es wichtig, dass ein Lack sicher aushärtet.

PM: Welche besonderen Probleme gibt es mit Böden, auf denen Handball gespielt wird,

Patrik Mellnert: Die fest anhaftende Verschmutzung solcher Böden ist darauf zurückzuführen, dass die Spieler ihre Hände zum sicheren Fangen mit klebstoffartigen Substanzen einreiben, die dann auch auf den Boden gelangen. Weil normale Reinigungsmittel damit nicht fertig werden, greift man zu aggressiven Stoffen oder flutet den Boden. So wird man den Klebstoff zwar los, beschädigt aber den Lack, und das Sportparkett erhält Flecke.
Dem Handball-Klebstoff kann man mit geeigneten Reinigungsmitteln und der richtigen Pflegemethode zu Leibe rücken. Zudem sollten die Spieler nicht mehr die traditionellen Haftmittel verwenden. Eine dänische Studie hat gezeigt, dass Produkte, die kein Kolophonium enthalten, einfacher vom Boden zu entfernen sind.

PM: Welche Ansprüche stellen Sportler an den Boden?

Patrik Mellnert: Sportböden sind natürlich vielseitiger Belastung und Stress ausgesetzt. Die Oberflächenbeschichtung muss dem standhalten können. Aber sie muss auch die geforderte Rutschfestigkeit gewährleisten. Zu wenig Reibungswiderstand lässt den Sportler leicht ausrutschen, zu hoher Widerstand belastet die Gelenke und birgt die Gefahr von Knöchelverletzungen. Oft wird nicht bedacht, dass die Eigenschaften einer Sportbodenoberfläche ebenso wichtig sind wie die der teuren Sportschuhe, die ein Athlet trägt. Ich würde sagen, der Sportboden ist für Leistung und Gesundheit des Sportlers ebenso bedeutsam wie seine Ausrüstung. Deswegen sollte man auch hohe Anforderungen an ihn stellen.

PM: Ihr Unternehmen hat neue Produkte zur Spielfeldmarkierung entwickelt. Was hat sich geändert?

Patrik Mellnert: Das neu formulierte Bona Sportive Paint trocknet schnell, hat gute Haftungseigenschaften und man muss es vor dem Überlackieren nicht absanden. Das spart dem Anwender Zeit. Unsere Markierungsfarben sind genau auf unsere Lacke abgestimmt und wir können dem Objekteur ein sicheres System garantieren, weil alle Produkte des Gesamtaufbaus miteinander kompatibel sind.

PM: Bona ist Mitglied im Study Centre Decisional Board des Basketballverbandes FIBA. Welche Möglichkeiten eröffnen sich dadurch für die Bona?

Patrik Mellnert: Die Mitgliedschaft in diesem Verband gibt uns die Möglichkeit, andere internationale Unternehmen aus der Sportbodenbranche zu treffen und Verbesserungen für den Basketballsport zu diskutieren. Wir teilen mit der FIBA die gleichen hohen Anforderungen an Qualität und Pflege von Sportböden. Alle unsere Produkte sind durch die FIBA getestet und anerkannt.
aus Parkett Magazin 01/10 (Wirtschaft)