AHEC Kongress in Athen

Zuversicht trotz deutlicher Export-Einbrüche

Vorträge von qualifizierten Referenten, Podiumsdiskussionen und Gelegenheit zum Gedankenaustausch sowie zur Geschäftsanbahnung standen im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresses des American Export Hardwood Council in Athen. Neben Vertretern großer amerikanischer Sägewerke stellten griechische Holzhändler das größte Kontingent der rund 150 Tagungsteilnehmer. Führende Holzimporteure waren u.a. aus den Benelux-Staaten, aus Skandinavien, England und vor allem aus Italien gekommen. Deutsche Firmen waren nicht vertreten.

Amerikanische Holzexporteure rechnen sich momentan in Anbetracht des niedrigen Dollarkurses gute Chancen aus, obwohl die statistischen Daten des ersten Halbjahres negative Entwicklungen zeigen. So konnten die USA nur noch 174.955 cbm Laubschnitthölzer in den EU-Raum liefern, was einem Wert von 111,6 Mio. USD (= ca. 80 Mio. EUR) entspricht. Gegenüber der Vorjahresperiode ist der Export mengenmäßig um 32,3 und wertmäßig sogar um 36,6 Prozent gesunken.

Der Export ist für die amerikanische Schnittholzindustrie von erheblicher Bedeutung. Von 2001 bis 2008 ist der Exportanteil von 9 auf 14 Prozent gestiegen. Nach Angaben des AHEC sind die USA mit Abstand weltweit der größte Exporteur von Hartholz. Die jährliche Menge übersteigt um mehr als das Doppelte die Exporte von anderen großen Anbietern wie Malaysia, Brasilien, Kanada oder sogar der gesamten EU.

Wichtigster Importeur innerhalb der EU ist Italien mit einem Anteil von 30 Prozent. Deutschland hatte in der ersten Hälfte dieses Jahres einen Anteil von etwas über 10 Prozent, was 18.166 cbm entspricht. Damit ist Deutschland der einzige nennenswerte Markt in Europa, der seine Einkaufsmenge um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. Alle anderen größeren Abnehmerländer liegen zwischen 25 und 50 Prozent im Minus.

Bei den Holzarten dominiert die Weißeiche mit rund 80.000 cbm die amerikanischen Exporte nach Europa. Tulipwood (Liriodendron tulipifera) ist mit 35.000 cbm eine weitere signifikante Menge. Dieses mittelschwere amerikanische Laubholz wird vorwiegend in der Möbelherstellung sowie für die Produktion von Holzleimbindern eingesetzt. Mit einem Spezialöl behandelt eignet sich Tulipwood für Gartenmöbel oder als Fassadenverkleidung. Als Parkettholz lässt sich Tulipwood wegen der relativ geringen Dichte von nur ca. 450 kg, gemessen bei 12 Prozent Holzfeuchte, nicht verwenden.

Griechenland warnt vor Raubbau

In seinem Grußwort erinnerte Yannis Albanis, Präsident des griechischen Holzimporteur-Verbandes, an die Sünden seiner Vorväter, die vor ungefähr 600 Jahren nahezu sämtliche Wälder Griechenlands abgeholzt und mit dem geernteten Holz die griechische Flotte gebaut hatten. Albanis wünschte sich, dass die US-Amerikaner diesen Fehler nicht wiederholen. Diese Gefahr besteht allerdings heute wohl nicht. Amerikanische Statistiken belegen, dass die USA maximal eine dem natürlichen jährlichen Zuwachs entsprechende Menge an Holz ernten.

David Venables, Europa-Direktor des AHEC, stellte in seiner Eröffnungsansprache Überlegungen zur Nachhaltigkeit und umweltpolitische Themen in den Vordergrund. Er sieht gute Chancen für den Baustoff Holz im Zuge des verstärkten Einsatzes von umweltverträglichen Produkten. Venables erwartet zusätzliche Impulse durch eine neue Affinität zu Holz durch namhafte Designer und Architekten. Selbst die zu erwartende europäische Gesetzgebung zum Kampf gegen illegalen Holzeinschlag sieht er als gute Chance, amerikanische Exporte zu steigern und Wettbewerbern aus tropischen Ländern Marktanteile abzunehmen.

EU-Produktion bremst US-Exporte

Zur Marktstatistik und über Prognosen für die kommenden Jahre äußerte sich Ed Pepke, Holzspezialist bei der europäischen Delegation der UN in Genf. Im Jahre 2008 hat der Gesamtverbrauch an Hartholz in der EU noch 12 Mio. cbm betragen, was bereits einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 18 Prozent bedeutete. Amerikanische Hartholzexporte haben damit in der EU einen Marktanteil von 5 Prozent. Grund des relativ geringen Marktanteils ist in erster Linie die bedeutende eigene Produktion von Hartholz in der EU. Innerhalb von Gesamteuropa sind die Türkei, Frankreich, Rumänien, Deutschland, Spanien und die Slowakei die größten Hartholzproduzenten. Erstaunlicherweise führt die Türkei mit über 2 Mio. cbm die Rangliste an, wobei die Türken kaum als Exporteure auftreten und ihre Produktion mehr oder weniger komplett im Inland selbst weiterverarbeiten.

Interessant sind auch Pepkes Daten zur Preisentwicklung. Im Jahre 2005 lagen die Notierungen für amerikanische Weißeiche auf dem gleichen Niveau wie die der französische Eiche. In den vergangenen Jahren haben sich dann bis zum Zenit Ende 2008 Preissteigerungen der französischen Eiche um ca. 15 Prozent und der amerikanischen Eiche sogar um 25 Prozent ergeben. In den vergangenen 12 Monaten seien die Preise allerdings dramatisch gefallen, wobei die amerikanische Eiche preislich wieder beim Stand 2005 angekommen ist. Die französische Eiche würde hingegen noch ca. 5 Punkte darüber liegen. Diese Entwicklung dürfte ein Spiegelbild der Wechselkursentwicklung sein.

Noch zu wenig zertifizierte Wälder in tropischen Ländern

Zum Thema der Waldzertifizierung präsentierte Pepke eine Statistik, in der die jeweils zertifizierte Waldfläche in Relation zur gesamten Waldfläche der Region gesetzt wird. In Westeuropa sind etwas über 50 Prozent der Wälder zertifiziert. In Nordamerika sind es knapp 40 Prozent. In Latein-Amerika, Afrika und Asien liegt hingegen die zertifizierte Waldfläche noch deutlich unterhalb von 5 Prozent.

Bezüglich der Gesetzgebung zum Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag berichtete Mike Snow, Geschäftsführer der amerikanischen AHEC-Zentrale in Washington, in der anschließenden Podiumsdiskussion von einer ersten Anklage gegen einen chinesischen Exporteur wegen eines Verstoßes gegen den kürzlich eingeführten Lacey Act. Das beanstandete Holzprodukt wurde allerdings nicht benannt.

Mode und Trends in Holz

"Man kann im Holzbereich versuchen, generelle Trends zu beeinflussen. Die kurzfristige Mode hingegen kommt und geht und ist dabei nicht beeinflussbar", meint Michael Buckley, Unternehmensberater in Singapur und ehemaliger Direktor des AHEC. Es ist zum Beispiel nicht vorhersehbar, wann die amerikanische Kirsche wieder modern werden wird und wie lange die verstärkte Nachfrage nach Walnuss noch anhalten wird.

Buckley lieferte einige nachdenkenswerte Beispiele zu nach seinen Worten heimtückischen Trends, die der Holzbranche schaden könnten. Etwa eine gewisse emotionale Favorisierung von Plantagenhölzern gegenüber Holz aus Primärwäldern, was aus seiner Sicht wenig sinnvoll ist. Kritisch sieht er auch Fussböden und Möbel, die aus Bambus hergestellt sind und von Konsumenten gegenüber Holzprodukten aus Gründen der Umweltverträglichkeit bevorzugt würden, ohne dabei den verhältnismäßig hohen Energieverbrauch bei der Herstellung zu berücksichtigen.

Für einen verstärkten Einsatz von Holz als Baustoff sahen mehrere Referenten einen weiterhin positiven Trend. Sie erwarten, dass Holz im Zusammenhang mit ganzheitlichen Bewertungen verschiedener Baustoffe zunehmend nachgefragt wird.

Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft reduziert Treibhauseffekt

Dr. Richard Murphy, Biologe am Imperial College in London, referierte über Lebenszyklus-Analysen nach ISO 14040 von Baustoffen. Ergebnisse solcher Untersuchungen werden als Entscheidungskriterien für die Materialauswahl im umweltverträglichen Hochbau herangezogen.

Durchschnittlich speichert das Holz in einem nachhaltig bewirtschafteten Wald ca. 75 t Kohlenstoff pro ha. Getrocknetes Schnittholz besteht volumenmässig zu 50 Prozent aus Kohlenstoff. Das Molekulargewicht von Kohlendioxyd (CO2) beträgt 44, das vom Kohlenstoff 12. Folglich lässt sich errechnen, dass 1 t Schnittholz umgerechnet 1,833 t CO2 entspricht. Daraus kann man ableiten, dass durch den Einbau von ca. 60 qm Mehrschichtparkett in 15 mm Stärke 1 t CO2 dauerhaft gespeichert werden. Somit lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass ein verstärkter Konsum von nachhaltig erzeugten Holzprodukten den Klimawandel zumindest abmildern würde.
aus Parkett Magazin 01/10 (Wirtschaft)