Carpet Cup 2010

Bester Umbau einer Teppichabteilung - Dodenhof, Posthausen


Der Umbau einer Teppichabteilung oder gar eines kompletten Einrichtungshauses birgt immer das Risiko, durch ein neues Konzept Altkunden zu verschrecken und im Gegenzug nicht genügend Neukunden zu locken. Wie aber sollen dann die investierten Millionenbeträge je wieder eingespielt werden? Indem 1. überhaupt das Risiko eingegangen wird und 2. das neue Konzept entsprechend gut durchdacht ist. Das ist bei Dodenhof in Posthausen der Fall: Der gesamte Einrichtungsbereich inklusive Teppichabteilung wurde komplett neu konzipiert, durch die neu entstandenen drei Wohnwelten wird den Konsumenten der Einkauf deutlich erleichtert. Carpet XL belohnt das Konzept, das hinter der Abteilung steckt mit dem Carpet Cup Bester Umbau einer Teppichabteilung.

"Die erste Drei-Welten-Wohnwelt der Welt" - es ist dieser, auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftige Werbespruch, der den Konsumenten überall im Haus auffällt. Dahinter steckt die Idee, die Wünsche und Vorstellungen der Konsumenten grob zu kategorisieren und ihnen realistische, umsetzbare Einrichtungsbeispiele zu präsentieren. Es ist nicht nur die Einteilung der Wohnwelten in "modern", "zeitlos" und "romantisch" die offensichtlich erfolgreich angenommen wird, sondern auch die Tatsache, dass in jeder Wohnwelt ein kompletter Preisaufbau zu finden ist. Von der Einstiegspreislage, über das mittlere Preissegment bis hin zu High End.

Und während Teppichabteilungen in vielen Einrichtungshäusern immer häufiger in eher unattraktive Randlagen verschoben werden, liegt sie in Posthausen im Erdgeschoß direkt neben der Bodenbelagsabteilung mit Teppichboden, Parkett und Laminat und der Heimtex-Abteilung - schon diese attraktiven Nachbarn bringen viel Laufkundschaft zu den abgepassten Teppichen. Viele Kunden entdecken "ihren" künftigen Teppich auch in der Dekoration in anderen Abteilungen. So ist zum Beispiel ein Schöner Wohnen-Teppich-Shop in der Sofaabteilung aufgestellt, und direkt neben dem Eingang befindet sich eine Aktionsfläche für Shaggys.

Die drei Wohnwelten unterscheiden sind nicht allein durch die verschiedenen Produktgruppen, sondern werden durch den Dekorationsstil, die Art der Decken und der Beleuchtung von einander abgehoben. Im Detail lassen sich die Wohnwelten im Teppichbereich wie folgt beschreiben:

Modern liegt direkt am Hauptfrequenzgang, wer die Teppichabteilung besuchen möchte, kommt hier automatisch vorbei. Weiß beherrscht das Bild, die Podeste sind ebenfalls hell gehalten und die Decken offen. Es sind eher mode- und markenbewusste Menschen, die beispielsweise von den vielen Markenshops angezogen werden. Vertreten sind hier unter anderem Espirt, Arte Espina, Kymo, Svarovski, Talis, Musterring und Jab Teppiche; diese Markenshops reihen sich aneinander in einer Art Rundlauf. Und so gibt es zwar, wie in den meisten anderen "jungen" Abteilungen anderer Einrichtungshäusern auch, viele Langflorteppiche, jedoch zusätzliche Felle und Handtuftware in allen Preisklassen. Die Warenzusammenstellung ist denn auch ein Grund für die deutliche Veränderung der Kundenstruktur in dieser Abteilung: "Vor dem Umbau lag das Durchschnittsalter bei 60 plus, jetzt hat es sich vor allem in diesem Bereich stark verjüngt", berichtet Abeitlungsleiter Gustav Ralle.

Zeitlos ist eher konventionell aufgebaut: Hier werden viele Stapel und Schiebewände eingesetzt, zum Beispiel eine komplette Wand mit roten Teppichen aus der Carpets on Fire-Kollektion von Theko als Eyecatcher. Durch das dunkle Holz und die Decken, an denen ein Metallschienensystem zu sehen ist, wirkt diese Abteilung sehr edel. Unterstützt wird dieser Eindruck durch entsprechende Warengruppen wie zeitlos gemusterte Maschinenwebteppiche, Handwebteppiche, Nepal, Berber, Gabbeh und Loribaft. Und es findet sich ein großer Anteil edler, schlichter Teppiche - die Kunden anziehen, die ihre Teppiche wohl sonst beim Inneneinrichter kaufen. Nicht zufällig dürfte diese Wohnwelt der mit Abstand umsatzstärkste Bereich sein.

Ein gut laufendes Konzept der alten Teppichabteilung wurde übrigens in die Zeitlos-Wohnwelt integriert: Die Carpet Lounge, in der ausschließlich Brücken gezeigt werden. Ein Schild an jeder Brücke zeigt die lieferbaren Größen und hebt zudem einen wichtigen Kaufanreiz hervor - jedes Stück ist innerhalb von drei Wochen lieferbar.

Romantisch repräsentiert den kompletten Orientbereich, die klassische rote Ware. Gegenüber der Zeit vor dem Umbau ist die Fläche stark geschrumpft, nur noch ca. 1/3 so groß. Die Verkleinerung hat dieser Warengruppe jedoch sehr gut getan: Sie ist deutlich weniger vollgestopft als zuvor, die Ware wird entsprechend ihrer Wertigkeit präsentiert. Vom Aktions-Belutsch, einem "Modern Classics"-Shop mit sehr schlichten pakistianischen Teppichen, über Ziegler, Moudh und indische Knüpfungen bis hin zu hochwertigen Isfahan und Seidenteppichen - das Angebot ist breit gefächert und spiegelt einen ebenfalls kompletten Preisaufbau wieder. Gestalterisch wirkt dieser Bereich am gemütlichsten, durch die Deckenlampenkonstruktion wird "wärmeres" Licht als in den anderen Wohnwelten ausgestrahlt.

In die über zweijährige Planung für den umfangreichen Umbau flossen nicht allein nur Ideen von Geschäftsleitung und Architekten ein, sondern auch von Mitarbeitern. So wurde auf Anregung der Mitarbeiter in der Teppichabteilung ein Fokus auf die Beleuchtung der Teppiche gelegt. Die Herausforderung wurde angenommen und konsequent umgesetzt - in Posthausen sind sämtliche Teppiche ideal ausgeleuchtet. Und da die Idee direkt aus der Abteilung kommt, sind die Mitarbeiter motiviert und zeigen jeden Tag aufs Neue, dass sie sich noch weiter verbessern lässt. Ebenfalls von "innen heraus" kommt die klare Strukturierung, die durch optische Unterbrecher Bezugspunkte liefert. Durch beide Aspekte hat die von 2.000 auf 1.400 m2 verkleinerte Abteilung deutlich an Ausstrahlung gewonnen - und wirkt eher größer als zuvor.

Gepflegt wird die Teppichabteilung von vier Verkäufern, einem Substitut und einem Abteilungsleiter. Unterstützt wird das Team von einem Auszubildenden, dessen besondere Stellung von Abteilungsleiter Gustav Ralle hervorgehoben wird: "Unser Azubi wird explizit als Teppichverkäufer ausgebildet. Das ist mittlerweile eine Besonderheit!" Grund: Normalerweise würden Azubis quer durch alle Abteilungen gereicht und nur selten die Leidenschaft für das Produkt Teppich geweckt.

Ein Trend wird auch in Posthausen immer wichtiger fürs Geschäft: der Wunsch, sich seinen eigenen Teppich zu gestalten oder zumindest eine individuelle Größe festlegen zu können. Da sich der Konsument bei seinem Entscheidungsprozess wohl fühlen soll, wurde für diese Klientel eine ruhiger, abgesetzter Bereich in der Modern-Wohnwelt bereitgestellt - der sehr gut angenommen wird und deutlich zeigt: Umbau gelungen.
aus Carpet Magazin 01/10 (Wirtschaft)