Traumina

Bettwaren in Manufakturarbeit


Renchen - Das mittelständische Familienunternehmen Traumina Weber fertigt in Südbaden ein hochwertiges, variantenreiches Bettwaren-Programm mit Naturhaar-, Daunen- und Kunstfaser-Füllungen, das über Bettenfachhandel und Spezialversender vermarktet wird. Solide Qualität, ein stimmiges Preis-Leistungsverhältnis, ideenreiche Marketingmaßnahmen und eine starke Partnerschaft mit dem Handel sind das Erfolgsrezept der international tätigen Steppdeckenmanufaktur, bei der unlängst ein Generationswechsel über die Bühne ging.

In der Produktion der südbadischen Steppdeckenmanufaktur gehen klassisches Textilhandwerk und moderne Technik Hand in Hand. Fachkundige Mitarbeiter fertigen routiniert im Zweischicht-Betrieb exklusive Daunen-, Naturhaar- und Synthetikdecken aus dem vielseitigen Bettwaren-Programm des Familienunternehmens in Renchen, einer Gemeinde unweit von Offenburg. Auf Hochtouren kämmen moderne Krempelanlagen mit einem Walzensystem das gesamte Fasergut und splitten es in feinste Einzelfasern, bis sich als Fülleinlage das Vlies ergibt. Im Steppsaal werden Füllgut und auf Maß geschnittene Bezugsstoffe im Sandwich-Verfahren zusammengebracht. Während versiertes Personal an separaten Arbeitstischen die Stoffe lagenweise auf Rahmen spannt und die Vliese exakt auflegt, nähen vis-a-vis mehrere computergesteuerte Steppautomaten jegliche Art von Muster in die Decken, von der bewährten Kassette bis zur edlen französischen Liliensteppung. Das Einfassen der Kanten mit unterschiedlichen Bandmaterialien, die Knopfloch-Konfektion sowie die Fabrikation von Kissen und anderen Kleinteilen erfolgt wiederum manuell, an gesonderten Nähmaschinen.

Die im mittleren bis gehobenen Segment positionierten Steppdecken- und Kissen-Kollektionen der Marke Traumina werden an den Betten-Fachhandel und renommierte Spezialversender geliefert, wobei "Made in Germany" als wichtiges Alleinstellungsmerkmal gilt. "Wir sind kein Massenhersteller, sondern machen Manufakturarbeit. Da wir viel in Handarbeit und ausschließlich am Standort Deutschland produzieren, haben wir das Qualitätsniveau im Griff", sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Melanie Weber-Veil, die gemeinsam mit Ehemann Andreas Veil inzwischen in 4. Generation die Geschicke von Traumina lenkt. Das 1921 gegründete Traditionsunternehmen, das mit derzeit 50 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 7 Mill. Euro erwirtschaftet, haben die bisherigen Inhaber Friedhelm und Annemarie Weber zum Jahreswechsel an Tochter und Schwiegersohn übergeben. "Man muss heute sehr dankbar sein, wenn eines der Kinder sich bereit erklärt, die Firma zu übernehmen und alles reibungslos über die Bühne geht", betont der 65-Jährige, der seine Arbeitskraft und Erfahrung auch weiterhin in den Betrieb einbringen wird. "Unser Unternehmen ist seit 2003 jedes Jahr zweistellig gewachsen", sieht man sich gut aufgestellt, zumal in der jüngeren Vergangenheit innerhalb des 3.500 qm großen Firmenareals auch kräftig in einen leistungsfähigen Maschinenpark investiert wurde. Zudem kann sich der Hersteller auf einen erfahrenen Mitarbeiter-Stamm stützen, teilweise mit Betriebszugehörigkeiten von bis zu 25 Jahren. "Bei gewissen Artikeln haben wir einen 48-Stunden-Lieferservice. Mit einer Auslandsproduktion könnten wir das nicht leisten."

Auf ihre Zukunftspläne angesprochen, wollen die beiden frischgebackenen Inhaber, die sich beim gemeinsamen Studium an der Textilfachschule LTD in Nagold kennengelernt haben, "nicht alles ganz anders und ganz neu" machen, da man die Entscheidungen in den letzten Jahren ohnehin stark mitgetragen habe. "In der Rückschau gab es unter der Führung meiner Eltern einen stetigen Verbesserungsprozess, wie es für eine Firma gesund ist", resümiert die 40-jährige Textilbetriebswirtin, die "mit kurzen Unterbrechungen" seit Anfang der 90er Jahre in der elterlichen Firma tätig ist. Neben dem internen Ziel, "Strukturen zu verbessern", solle gleichzeitig der Export mit gegenwärtig 35 Prozent Umsatzanteil "weiter ausgebaut" werden, ein Wirkungsfeld, das Andreas Veil obliegt, der sich um Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung kümmert, während Frau Weber-Veil die gesamten kaufmännischen Aufgaben verantwortet, wie Finanzen, Organisation und Betriebsabläufe.

Naturhaare, Daunen, Kunstfasern

Traumina deckt mit seinem Bettwaren-Programm alle drei Bereiche an Füllmaterialien ab: Naturhaar, Daunen und Kunstfasern. Mit verschiedenen Bezugsstoff-Qualitäten, deutschen und internationalen Größen sowie zahlreichen Steppungen ist das tief gestaffelte Angebot zudem sehr variantenreich. Von einer gut laufenden Standarddecke kann es bis zu zwölf Unterartikel geben. Während die Naturhaar- und Naturfaser-Füllungen - von Kaschmir-, Kamel- und Schafschurwolle bis Wildseide, Baumwolle und Kapok - "gut ein Viertel" zum Firmenumsatz beitragen, hat sich als weiteres, bedeutendes Standbein der Synthetikfaserbereich etabliert, darunter klassische Hohlfasern aus Polyester und speziell entwickelte Technologien, wie Mikrofunktionsfasern und klimausgleichende Fasern. Seit rund fünf Jahren produziert der Hersteller auch Daunendecken, die zunächst für den Exportmarkt entwickelt wurden. Doch auch deutsche Kunden hätten schnell Interesse an den hochwertigen Produkten gezeigt, wie zum Beispiel der luxuriösen Edition "Star of Silk", ein Jacquardgewebe aus handverlesener Seide, gefüllt mit masurischen Gänsedaunen. Inzwischen habe die Daunensparte "ordentlich zugelegt".

Viele Bezugsstoffe basieren auf Eigenentwicklungen, die teilweise seit 15 Jahren exklusiv auf dem Markt sind. "Unsere Produkte stimmen im Aufbau überein. Die perfekte Kombination ist gegeben, wenn der Bezugsstoff die Funktionalität der Mikrofaser unterstützt", betont Melanie Weber-Veil. Ungünstig sei hingegen ein funktionsträchtiges Vlies mit einem Baumwollbezug, der den Feuchtigkeits- und Wärmetransport behindere. Als Vorbild dienen dem Hersteller klimaausgleichende Textilien aus der Sport- und Skibekleidung. Deshalb werden regelmäßig auch branchenfremde Fachmessen besucht, wie die Techtextil in Frankfurt oder Sportmessen, "um neue Impulse zu bekommen." Den aktuellen Markttrend im Kunstfaserbereich führt die bewanderte Traumina-Chefin auf die Allergieanfälligkeit vieler Menschen zurück, "ein Umstand, der die Funktionsfaserentwicklung forciert", andererseits würden heute aber auch höhere Hygienestandards gelten: "Betten sollen pflegeleicht und waschbar sein."

Die "Öko-Schiene" besetzt der Hersteller mit "Feel-Better", einer Serie mit Fair-trade-zertifizierten Artikeln. Dabei wurde in einem aufwendigen Verfahren die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens, von der Rohware bis zur Produktion, unter biologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten analysiert. Die Produkte aus der "Feel-Better"-Kollektion sind entweder mit Kamelhaar oder einer waschbaren Mischung aus Bambus und Baumwolle gefüllt und werden zum Beispiel über Hess Natur und Waschbär vermarktet.

Bettenfachhandel und Spezialversender

Traumina beliefert "ausschließlich" den Bettenfachhandel und Spezialversender. "Wir sehen uns als Problemlöser für den Handel", legt Friedhelm Weber Wert auf eine enge Partnerschaft mit den Kunden. "Wenn die Ware und das Preis-Leistungsverhältnis stimmen, ist das ein gutes Fundament für eine Zusammenarbeit." Ideenreiche Marketingpakete untermauern die Kundenbindungsmaßnahmen. So gab es zum Beispiel Gutscheine für ein Gratis-Kissen beim Deckenkauf oder vergangenes Frühjahr die "Traumina-Reisegepäck-Aktion" in limitierter Auflage von 500 Stück, mit einem Koffer-Trolley als Zugabe für eine Sommer-Daunen-Einziehdecke. Komplettiert werden die Verkaufsförderungsaktivitäten durch Werbemittel, wie Flyer, Prospekte und Werbebanner sowie regelmäßige Kundenschulungen, die oft in Kooperation mit Verbänden stattfinden.

Das Renchener Unternehmen ist bei namhaften Einkaufs- und Marketingverbänden gelistet. Neben ABK in Gütersloh und MZE in Neufahrn seit über 15 Jahren beim Bettenring in Filderstadt "unser stärkster Partner". Traumina bedient als "Hauptlieferant" den Hochwert-Bereich der Bettenring-Marke Dormabell. Auch die Wärmebedarfsanalyse (WBA) des Bettenring, die bei der Beratung die Schlafgewohnheiten des Verbrauchers berücksichtigt, habe man "mit entwickelt".

Auf ähnliche Handelsstrukturen wie in Deutschland kann Traumina bei seinen Exportaktivitäten im benachbarten Österreich und der Schweiz bauen, "unsere stärksten Länder", informiert die zielstrebige Geschäftsführerin und verweist auf das renommierte Kaufhaus Jelmoli in Zürich, wo jüngst eine komplette Traumina-Abteilung etabliert wurde. Auch in den Niederlanden, in Finnland, Schweden, Dänemark, Italien und Rumänien sowie "ansatzweise" Benelux ist die Firma aktiv. Nach Russland wird ebenso geliefert, wie in den asiatischen Raum, "mit einem großen, offenen Potenzial." Der Bettwaren-Verkauf im Ausland findet meist in riesigen Stores und Shopping-Malls statt. Präsent ist man in Taiwan, Südkorea, China sowie seit 30 Jahren in Japan. Eigene Showrooms werden in Tokio und Moskau unterhalten. Als international tätiges Unternehmen stellt Traumina regelmäßig auf der Frankfurter Heimtextil-Messe aus und auf einschlägigen Exportmessen.

Zur Beschaffung der Rohware geht der Bettwaren-Produzent weltweit auf Einkaufstour, von der Schweizer Schafschurwolle und dem Kamelhaar aus der Mongolei bis zur Baumwolle aus Ägypten. Die sachverständige Beobachtung der Warenbörse obliegt Friedhelm Weber, der einerseits auf Abruf disponiert, aber auch einen "gewissen Stock" am Lager hält. "Es ist wichtig, die Abschlüsse zum richtigen Zeitpunkt zu tätigen, denn wir müssen unseren Kunden und Verbänden eine Preisgarantie von einem Jahr geben." Stoffe werden vorwiegend in Deutschland, teilweise in der Schweiz oder Italien bezogen. "Wir achten sehr darauf, bei Firmen zu kaufen, die ISO-zertifiziert sind wie wir selbst", formuliert der Seniorchef hohe Qualitätsanforderungen.


Traumina - das Unternehmen

Traumina GmbH
77871 Renchen
www.traumina.de
Tel.: 0 78 43 / 94 33-0

Gründung: 1921 u.a. durch Wilhelm Weber
Geschäftsführung: Melanie Weber-Veil, Andreas Veil
Umsatz: 7 Mill. Euro (2009)
Exportanteil: 35 Prozent
Profil: Hersteller von Bettwaren, Fertigung in Renchen
Firmenareal: rund 3.500 qm
Mitarbeiter: rund 50, davon 40 in der Produktion
Programm: Steppdecken und Kissen mit Naturhaar-, Daunen- und Kunstfaser-Füllungen.
Distribution: Bettenfachhandel und Spezialversender

Vom Hanfgroßhandel zum Bettenhersteller
1921 als handwerklicher Familienbetrieb im südbadischen Renchen von Wilhelm Weber und einem Kompagnon gegründet, betrieb die Firma einen Hanfgroßhandel und stellte Seil-, Hanf- und Garbenbänder her. In den 50er Jahren war der Bedarf von Seilerwaren, Bindfäden und Kordeln aufgrund struktureller und wirtschaftspolitischer Veränderungen drastisch geschrumpft, so dass sich die Kommanditgesellschaft Weber ab 1956 auf die Herstellung von Karostepp- und Daunendecken konzentrierte und die Ware an Raumausstatter lieferte. Die seit 1959 gesetzlich geschützte Marke Traumina wurde etabliert. Nach der Firmenübergabe 1972 an Friedhelm Weber folgte der Einstieg in das Naturhaar-Segment. Die Produktion von Rheumadecken mit Schafschurwolle-Füllung legte den Grundstein für die Entwicklungsarbeit im Steppwarenbereich. Ab 1975 lieferte Traumina Weber ausschließlich an den Bettenfachhandel und das Herstellungsprogramm wuchs sukzessive: Die ersten Kamelhaar- und Seidendecken folgten ab den 80er Jahren und bis heute stehen Innovationen im Stoffsektor und Synthetikfaserbereich im Fokus. Mit dem Generationswechsel Anfang Januar 2010 gab es gleichzeitig eine Umfirmierung: Aus der Traumina Weber GmbH & Co. KG wurde die Traumina GmbH.
aus Haustex 04/10 (Wirtschaft)