Surfaces 2010: Kaum ausländische Aussteller in Las Vegas

Designbeläge boomen genau wie in Europa

Zwar waren die Ausstellerzahlen und die belegte Hallenfläche nochmals geschrumpft, dennoch verlief die diesjährige Surfaces, die größte Bodenbelagsmesse der USA, vor dem Hintergrund des Katastrophenjahres 2009 überraschend gut. Mit Armstrong und Tarkett waren zwei große Marktteilnehmer mit repräsentativen Ständen auf die Messe zurückgekehrt, speziell bei elastischen Belägen überboten sich die Anbieter geradezu mit Neuheiten. Die Stimmung war deutlich zuversichtlicher als noch wenige Monate zuvor, nachdem das Jahr 2009 ein versöhnliches Ende gefunden hatte und das amerikanische Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal erstmals seit über zwei Jahren um 5,6 % gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen war. Jürgen Früchtenicht war für FussbodenTechnik auf der Surfaces und gibt einen Einblick in den US-Bodenbelagsmarkt, Produktneuheiten und Trends.

Die Wirtschaftskrise hat auch deutliche Spuren bei der Surfaces hinterlassen, der größten Bodenbelagsmesse in den USA. Schon in den Jahren zuvor hatten sich mehr oder weniger starke Erosionserscheinungen bemerkbar gemacht, 2009 schrumpften Ausstellerzahlen und belegte Fläche noch einmal um ca. 30 %. Das ist allerdings nur geschätzt, denn die Messegesellschaft konnte oder wollte zeitnah keine konkreten Daten liefern. Die Besucherfrequenz scheint dennoch nicht so schlecht gewesen zu sein, einige Aussteller berichteten sogar von mehr Kontakten als in den Vorjahren. Tatsächlich herrschte auf Ständen und Gängen reger Betrieb.

Für die amerikanische Bodenbelagsbranche war 2009 ein geradezu katastrophales Jahr, noch schlimmer als zu Jahresbeginn erwartet werden konnte. Alle Marktsegmente brachen gleichzeitig weg - private Renovierung, Wohnungsneubau und Objektbereich - und führten zu erdrutschartigen Umsatzverlusten: Die Teppichbodenindustrie geht von einem Umsatzeinbruch von 30 % aus, bei Laminat sollen es zwischen 25 und 38 % sein. Für Holzböden wird der Umsatzrückgang von Verbänden auf 20 bis 30 % geschätzt. "Viele Unternehmen haben bereits aufgegeben oder befinden sich in einem Konsolidierungsprozess, der Rationalisierungsmaßnahmen und eiserne Kostendisziplin erfordert", sagt Don Finkell, Präsident des amerikanischen Parkettverbandes NWFA und CEO von Anderson, einem der größten Parketthersteller der USA, der zur Shaw-Gruppe gehört.

Die Surfaces selber entwickelt sich immer mehr zu einer rein amerikanischen Angelegenheit. Abgesehen von etlichen chinesischen Anbietern, die zunehmend auf den amerikanischen Markt drängen, präsentieren sich kaum ausländische Aussteller in Las Vegas - es sei denn, sie betreiben eigene Produktionen in den Staaten wie IVC, Pergo, Tarkett oder Unilin, die zu Mohawk gehören. Tarkett beispielsweise bietet gar kein Parkett und Laminat aus europäischer Fertigung mehr in den USA an. Etwas stärker vertreten waren Europäer bei Parkett: Baltic, Karelia, Margaritelli, Timberwise, Parky und Amorim. Bei Verlegewerkstoffen fielen Mapei und Stauf auf.

Teppichboden: Weibliche Kundschaft wird gezielt angesprochen

Bei Teppichboden bevorzugen es die amerikanischen Konsumenten immer noch weich und komfortabel mit möglichst hochfloriger Ware. Farblich bewegt sich nicht viel: Beliebtester Farbton im Wohnbereich ist Beige.

Im Marketing sprechen die US-Hersteller gezielt die weibliche Kundschaft an: So propagiert beispielsweise Beaulieu of America, einer der führenden Namen, zum einen pflegeleichte, schmutz- und fleckunempfindliche Qualitäten auf Basis der Polyamid-Markenfaser Stainmaster von Invista, zum anderen die luftverbessernde Wirkung seiner "Magic Fresh"-Ausrüstung - übrigens auch beides in Kombination. "94 % aller Kaufentscheidungen für Teppichböden werden von Frauen getroffen. Wir sind davon überzeugt, dass sie die Vorteile unserer Artikel sofort erkennen werden", glaubt Patricia Flavin, Marketing-Direktorin von Beaulieu of Amercia.

In Europa hat sich Armstrong von textilen Bodenbelägen zurückgezogen und die Teppichboden-Sparte vor einigen Jahren verkauft. In den heimischen USA agiert der Konzern genau entgegengesetzt und hat eine Kooperation mit Beaulieu of America gestartet, vor allem für das Objektgeschäft.

Elastische Beläge: LVTs boomen wie in Europa

Luxury Vinyl Tiles, kurz LVT, bei uns besser bekannt als Designbeläge, sind auch in den USA gegenwärtig sehr gefragt, was sie einigermaßen unbeschadet die Krise überstehen ließ. Vor allem Parkett und Laminat dürften sie Marktanteile abgenommen haben. Mannington beispielsweise berichtet von einem Umsatzplus von 15 % bei Designbelägen.

Armstrong hat selbstklebende Designfliesen mit Holzdekoren für die schwimmende Verlegung vorgestellt, die zum Patent angemeldet sind. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Klickbelägen, mit dem Unterschied, dass die Kanten nicht verriegelt werden, sondern mit einer selbstklebenden Beschichtung versehen sind und verklebt werden. "Der Klebstoff reagiert erst auf Druck, die Elemente lassen sich also nach dem Anlegen noch problemlos korrigieren", wirbt Frank Realy, Chef der Bodenbelagsdivision von Armstrong für die Neuentwicklung. "Und der Belag lässt sich rückstandsfrei wieder aufnehmen", führt er als weiteren Pluspunkt an.

Mannington hat sich etwas Neues für den Objektbereich einfallen lassen, eine Art geometrisches Puzzle mit PVC-Platten, die per Wasserstrahl geschnitten und in einer Vielzahl an Farben angeboten werden. Damit lassen sich vielfältige Verlegemuster herstellen.

Bei CV-Belägen setzen sich zunehmend glasvliesarmierte Qualitäten durch. Alle großen Anbieter - Armstrong, Tarkett und Mannington - stellen auf diese Technologie um und berichten einheitlich von hoher Kundenakzeptanz.

Laminat: Neue Formate und Oberflächen

Laminat hat derzeit in den USA mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Mit neuen Formaten und Oberflächen versuchen die Hersteller den Abwärtstrend des vergangenen Jahres zu stoppen.

So bieten beispielsweise Pergo, Mannington und Armstrong Maxidielen in 2,1 m Länge an. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich stärkere Beläge (12 mm),wie sie etwa aus China importiert werden. Den Konsumenten suggeriert die Gesamtdicke positiven Einfluss auf die Qualität. Hohe Glanzgrade der Oberfläche werden insbesondere in den nordöstlichen Bundesstaaten nachgefragt.

Unilin forciert weiterhin Holzreproduktionen. Unter der Bezeichnung "Genu Edge" wird die V-Fuge optimiert. Das Dekor "rollt" optisch quasi über die Kante. Dadurch wird der authentische Eindruck einer echten Holzdiele mit gefaster Kante noch verstärkt. Außerdem hat die Mohawk-Tochter in ihrem amerikanischen Werk eine neue, noch abriebresistentere Oberflächenveredlung entwickelt, die Scratch Guard getauft wurde.

Pergo beziffert seinen Marktanteil auf 33 % und beansprucht damit die führende Position auf dem US-Markt. Marketing-Direktor Markus Schätzle konnte denn auch von einem Umsatzzuwachs von 5 % im vergangenen Jahr berichten, völlig entgegen dem negativen Markttrend. "Pergo ist in den USA bei den Konsumenten zum Gattungsbegriff für Laminatböden geworden", erklärt Schätzle den Erfolg. Der Ausstoß der beiden amerikanischen Fabrikationsstätten von Pergo habe sich 2009 auf ca. 30 Mio. m2 belaufen.

An Neuheiten hatte das zum Pfleiderer-Konzern gehörende Unternehmen zur Surfaces verschiedene Sortimentserweiterungen mitgebracht, präsentierte außerdem sein "Perfect Fold"-Verlegesystem und überraschte mit einer LVT-Kollektion zum Klicken. Das im schwedischen Trelleborg gefertigte Programm umfasst Stein-, Holz- und Lederdekore auf HDF-Träger zur schwimmenden Verlegung.

Ähnliche Produkte konnte man auch beim portugiesischen Korkspezialisten Amorim sehen, der allerdings durch zusätzliche Korkschichten zwischen Vinyl und HDF sowie als rückseitige Gegenkaschierung zusätzliche Trittschall-Dämmung bietet.
aus FussbodenTechnik 03/10 (Wirtschaft)