Marburger Tapetenfabrik

Mit Solitären gegen den Mainstream

Wohl kein Messebesucher schritt kommentarlos am Stand der Marburger vorbei, der gleich mit zwei spektakulären Innovationen die Blicke auf sich zog: Hinter der Theke erstreckte sich eins von sechs markanten Wandbildern des Wiener Goldschmieds, Bildhauers und Designers Thomas Zeitlberger. Unter dem Titel "Nepanthes" - eine fleischfressende Pflanze - zeigt es eine Fülle von Figuren, Symbolen und Elementen, die nicht zusammengehören, aber eine spannende Kombination ergeben, in der sich immer wieder Neues entdecken lässt. Die im digitalen Inkjet-Verfahren auf Vliesträger produzierten Werke sind 2,50 m hoch und bis zu 9,38 m breit, bis 3,33 m hoch und endlos breit oder auf Wunsch in Sondermaßen erhältlich.

Von Grün zu Lila wandelte sich im Vorbeigehen die Kolorierung der faszinierenden Entwürfe der internationalen Spitzenarchitektin Zaha Hadid. Für die "Art Borders"-Edition der Marburger schuf sie - jeden Entwurf höchstpersönlich entwickelt und abgesegnet - Motive, die so visionär sind wie ihre Architektur: Es gibt keinen rechten Winkel, nur Diagonalen und fließende organische Formen. Damit setzt sie Räume in Bewegung. Auch hier sind große Formate von 3,30 m Höhe und bis zu 9 m Breite notwendig, damit die künstlerischen Wandobjekte voll zur Geltung kommen können.

Ein alter Bekannter der Marburger ist der Designer Luigi Colani, der seine erste Kollektion für das Familienunternehmen im Jahr 2007 schuf. Der Künstler, der sich dem Biodesign verschrieben hat, widmet sich in seinem neuesten Werk für Marburg unter dem Titel "Tsavo" den roten Elefanten Kenias. Die Tapete hat eine Prägung, die der Haut des Tieres sehr ähnlich ist. Dazu gibt es zwei Digitaldruckmotive: einen stilisierten Elefantenkopf und Stoßzähne. Preziosen zum Applizieren vervollständigen die gestalterischen Möglichkeiten.

Mit diesen Novitäten, die Solitärcharakter haben, positioniert sich die Marburger klar außerhalb des Mainstreams. Aber sie zieht mit technischen und inhaltlichen Neuheiten das Interesse auf sich. Denn: "Innovation ist Zukunft", weiß Geschäftsführer Dieter Buhmann.

Über das schwierige Jahr 2009 ist man in Kirchhain "passabel hinweggekommen, sogar besser als erwartet", resumiert der geschäftsführende Gesellschafter Ullrich Eitel. Dennoch blieb der Umsatz hinter dem Vorjahr zurück, resultierend aus den drastischen Einbußen in Russland und der Ukraine, die nicht durch das Inland aufgefangen werden konnten. Für 2010 fühlt man sich gut gerüstet: "Wir haben spannende Neuerungen." Zudem habe man sich im mittleren bis oberen Segment angesiedelt: "Hier sind die Kunden nicht so anfällig für wirtschaftliche Schwankungen."

Nun lebt auch die Marburger nicht allein von Künstler- und Designer-Kollektionen. Weiterhin neu im Programm sind die Digital-Kollektion "Colour & Life" mit 50 raumhohen Bildern plus abgestimmter Unis, die liebevoll gezeichnete Kinderzimmer-Karte "Manekin", die neuen Crush-Tapeten "Crush Lounge" und die Vliesserie "Patio" mit Stilwelten zwischen Klassik und Moderne.
aus BTH Heimtex 02/10 (Wirtschaft)