50 Jahre Kurt Glass AG: Interview mit der neuen Vorstandsvorsitzenden Patricia Glass-Schweizer

"Qualität, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Kompetenz sind die vier Fundamente unseres Firmenerfolges"

2010 ist ein aufregendes Jahr für die Kurt Glass AG: Das Unternehmen feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig hat Patricia Glass-Schweizer die Position der Vorstandsvorsitzenden von ihrem Vater und Firmengründer Kurt Glass übernommen. Gemeinsam mit ihrem Mann Werner Schweizer (Vertrieb) und Michael Kobel (Technik) leitet sie die Geschicke des Unternehmens. FussbodenTechnik sprach mit Patricia Glass-Schweizer über das runde Jubiläum, ihren Vater und die Zukunft des Bausstoffherstellers.

FussbodenTechnik: Frau Glass-Schweizer, die Kurt Glass AG feiert 2010 ihr 50-jähriges Bestehen. Welche Gedanken begleiten Sie zu diesem Jubiläum?

Patricia Glass-Schweizer: Eine Menge Gedanken gehen mir durch den Kopf. Zum einen denke ich an meinen Vater Kurt Glass, der die Firma 1960 gegründet hat und der im Jubiläumsjahr seine operative Arbeit als Vorstandsvorsitzender wohlverdient beendet hat. Ihm haben wir letztlich das Meiste zu verdanken. Unsere Firmenchronik (vgl. unten) gibt einen kleinen Einblick in die Meilensteine unseres Unternehmens.

Zum anderen denke ich an die im Herbst anstehende Jubiläumsfeier mit unseren Mitarbeitern und gleichzeitig an die Zukunft und daran, wie es weiter geht.

FT: Hat sich Ihr Vater ganz aus dem Geschäft zurückgezogen?

Glass-Schweizer: Wer meinen Vater kennt - und viele der Estrichleger in Deutschland tun dies - der weiß, dass ein so engagierter Unternehmer nie ganz aufhören kann. Er steht uns nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite, denn sein Wissen rund um den Estrich allgemein und bei Obalith im Speziellen ist noch immer von hohem Wert. Aber mein Vater und sein langjähriger Partner Walter Zando haben sich ihren Vorruhestand wohl verdient.

FT: Sie sprechen von Vorruhestand?

Glass-Schweizer: Ja, bewusst, denn Vollblutunternehmer wie die beiden hören ja nie wirklich auf. Ein wenig müssen sie immer noch über dem Ganzen schweben und ihr wachsames Auge auf die Geschehnisse werfen.

FT: Wie feiern Sie das Jubiläum?

Glass-Schweizer: So, wie es unsere Art ist: im familiären Kreis mit unseren Mitarbeitern. Wir sind kein Konzern. Wir kennen uns alle noch beim Namen. Unsere Mitarbeiter - diese Erkenntnis habe ich von meinem Vater übernommen - sind das eigentliche Kapital der Glass AG. Ohne sie wäre diese positive Entwicklung nicht möglich gewesen. Jeder von ihnen setzt sich jeden Tag zum Wohle unserer Kunden ein. Da ist es einfach an der Zeit, einmal Danke zu sagen. Gemeinsam werden wir ein paar Stunden feiern und es uns einfach gut gehen lassen.

FT: Was genau ist geplant?

Glass-Schweizer: Das darf ich doch nicht verraten, sonst ist es keine Überraschung mehr.

FT: Feiern Sie auch mit Ihren Kunden?

Glass-Schweizer: Ein großes Fest mit Kunden wird es wohl nicht geben. Dazu fehlt ihnen auch die Zeit. Aber wir wollen mit einem ganz speziellen Jubiläumsangebot unseren Kunden für ihre Treue Danke sagen.

FT: Gibt es noch treue Kunden?

Glass-Schweizer: Gewiss gibt es die, wenngleich die Zeiten durchaus härter geworden sind.

FT: Inwiefern härter?

Glass-Schweizer: Früher, als mein Vater angefangen hat, da reichte oft ein Handschlag oder das gesprochene Wort. Heute gibt es gerade auf dem Sektor Beschleuniger eine Vielzahl von Nachahmern, die uns das Leben hier und da schwer machen. Aber wir wollen im Jubiläumsjahr nicht klagen, das kostet nur unnötige Kraft, die wir besser in unsere Produktentwicklung und ins Marketing stecken.

FT: Darf man erfahren, was Sie zurzeit planen und tun?

Glass-Schweizer: Nur zum Teil, denn es gibt - wie bereits gesagt - viele Kopierer. Aber so viel darf ich sagen, dass wir mit unserem Hauptprodukt, dem Obalith Estrich-Beschleuniger ein Markencomeback durchführen, denn Obalith ist und bleibt das Original.

FT: Kann man sagen: Oft kopiert und nie erreicht?

Glass-Schweizer: Ja, dies trifft genau den Punkt. Wir wollen dem Markt bewusst machen, dass das Original gegenüber der Kopie Vorteile hat. Wir haben hierzu eine Vielzahl von Maßnahmen geplant, die in Kürze realisiert werden.

Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit Dr. Alexander Unger, meinem Vater Kurt Glass und unserem technischen Leiter Michael Knobel RenoScreed entwickelt. Ein Spezial-Estrich für die Renovation von Bestandsböden, der aber aufgrund seiner hohen Anforderungen nur von geschulten und zertifizierten Estrichverlegebetrieben eingesetzt werden kann.

FT: Da kommt eine Menge Schulungsarbeit auf die Glass AG zu.

Glass-Schweizer: Ja gewiss, deshalb haben wir auch in Plauen/Thüringen - sozusagen in der Mitte Deutschlands - das Glass AG Schulungszentrum eröffnet. So haben die Fußbodenprofis aus allen Regionen Deutschlands den nahezu gleich weiten oder nahen Anfahrtsweg. Die ersten Betriebe sind bereits geschult und erzielen mit RenoScreed tolle Verlegeergebnisse.

FT: Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens? Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung des Marktes?

Glass-Schweizer: Qualität, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Kompetenz sind die vier Fundamente unseres Firmenerfolges. Diese werden wir mit meinem Mann Werner Schweizer als Vertriebsleiter und Michael Knobel, Leiter Technik, vertriebsseitig weiter ausbauen. Die Estrichprofis wollen verlässliche Informationen und keine haltlosen Versprechungen, die sich später im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen. Gemeinsam wollen wir für die Kunden erreichbar sein, denn Zeit ist Geld, beim Bauen ganz besonders. Die immer kürzeren Bauzeiten sorgen vielerorts für Stress und Hektik.

FT: Da kann es ja nur von Vorteil sein, wenn man Produkte herstellt, die sozusagen den Trocknungsprozess beschleunigen.

Glass-Schweizer: Ja, das stimmt, und deshalb ist es uns auch nicht bange vor der Zukunft, denn Originale leben bekanntlich länger und haben langfristig Erfolg.

FT: Ist Ihr Vater stolz auf Sie und darauf, wie Sie das Unternehmen heute in der zweiten Generation weiterführen und vorantreiben?

Glass-Schweizer: Mein Vater gehört zu der Generation, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut hat. Da war wenig Zeit zum Loben. Die haben einfach gemacht. Seine Devise war immer: "Keine Kritik ist Lob genug". So gesehen machen wir einfach weiter im Sinne meines Vaters. "Schau nach vorn und nutze die sich bietenden Chancen" war und ist sein Lebensmotto.

Kurt Glass AG im Überblick



Kurt Glass AG Baustoffwerke
Gewerbestraße 13
79258 Hartheim
Tel.: 07633 / 9 58 06-0
Fax: 07633 / 9 58 06-26
E-Mail: info@baustoffwerke.de
Internet: www.baustoffwerke.de

Gründungsjahr: 1960
Gründer: Kurt Glass
Vorsitzende des Vorstandes: Patricia Glass-Schweizer
Vetriebsleiter und Aufsichtsratsvorsitzender: Werner Schweizer
Leiter Technik: Michael Knobel

Produktegruppen:
- Zusatz für schwimmende Estriche
- Beschleunigersysteme
- Industriebodenzusatz & Nachbehandlung
- Glascotex Industriebodensysteme
- Isolierungs- und Dämmsysteme
- Fasersysteme
- Haftbrücken und Spachtelmassen
- Kunstharzprodukte farblos und farbig
- Risse- und Fugenverguss
- Füllstoffe/Zuschläge und Hilfsstoffe

Markennamen:
- Baunal
- Glascodur
- Glascofiber
- Glascofix
- Glascofloor
- Glascolan
- Glascolith
- Glasconal
- Glascoplast
- Glascopox
- Glascopur
- Glascotex
- Glascotherm
- Obalith

Chronik der Kurt Glass AG



1960 Unternehmensgründung der "Kurt Glass chemische Fabrik" in Stuttgart mit dem Ziel, Produkte für das Estrichlegerhandwerk zu entwickeln, die vor allem Schnelligkeit, Arbeitserleichterung, Qualitätssteigerung und Sicherheit gewährleisten. Kurt Glass entwickelt als erstes Produkt Obalith, den heutigen Klassiker unter den Estrichbeschleunigungsmitteln.

1970Umzug des Unternehmens ins badische Feldkirch verbunden mit dem Neubau von Produktionshallen und Büroflächen

1985Mit Walter Zando kommt ein erfahrener Vertriebsprofi als neuer Gesellschafter hinzu.

1993Neubau einer modernen und leistungsstarken Pulvermischanlage sowie Aufbau eines zweiten Firmenstandortes im brandenburgischen Quitzöbel zur Herstellung von Kunstharzen

2004Umfirmierung der Kurt Glass GmbH in die Kurt Glass AG mit Kurt Glass als Vorstandsvorsitzendem

2006Berufung von Tochter Patricia Glass als Vorstandsmitglied

2009Die Kurt Glass AG eröffnet ihr Schulungszentrum in Plauen/Thüringen.

2010Kurt Glass scheidet als Vorstandsvorsitzender aus. Mit rund 60 Produkten gehört die Glass AG zu den führenden Anbietern von Beschleunigern, Fasern und Estrichzusatzmitteln. Werner Schweizer, Vertrieb, und Michael Knobel, Technik, stehen Patricia Glass-Schweizer als erfahrene Führungskräfte zur Seite.
aus FussbodenTechnik 04/10 (Wirtschaft)