FEP: Jahrestagung in Rom mit Rekordteilnehmerzahl

Optimismus trotz starkem Produktionsrückgang


Die europäischen Parketthersteller müssen davon überzeugt sein, dass die Talsohle durchschritten ist. Anders ist die verhältnismäßig gute Stimmung bei den zahlreichen Teilnehmern der Jahreshauptversammlung der Föderation der Europäischen Parketthersteller (FEP) trotz des massiven Einbruchs der Produktion um 20,3% auf nunmehr 67,5 Mio. m2 nicht zu erklären. Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet und in ihren Ämtern für ein weiteres Jahr bestätigt. Lars-Gunnar Andersen als Präsident und Endre Varga als Generalsekretär haben sich vorgenommen, die Branche wieder auf einen Wachstumskurs zu bringen und zeigten sich kämpferisch.

Mit etwa 110 Teilnehmern war die diesjährige Tagung der Föderation der Europäischen Parketthersteller (FEP) deutlich besser besucht als im Vorjahr. Nach 21 Parkettherstellern, die 2009 in Krakau teilgenommen hatten, waren in Rom 30 Produzenten vertreten. Mit Ausnahme der schwedischen Firma Gustaf Kähr waren mehr oder weniger alle Schwergewichte der Branche erschienen, die über einen jährlichen Produktionsausstoß deutlich jenseits der 1 Mio. m2 verfügen.

In seiner Eröffnungsansprache beschrieb FEP-Präsident Lars Gunnar Andersen mögliche Zukunftsperspektiven. So eröffne der deutlich abgewertete Euro völlig neue Chancen für den Export in den Dollar-Raum. Daneben böten sich gute Möglichkeiten in den boomenden Volkswirtschaften Asiens. Hauptzielrichtung der europäischen Industrie - neben der weiteren Verbesserung der Konsumentennachfrage - sollte die Suche nach neuen Märkten sein. "Wenn wir weiterhin gegeneinander kämpfen, mache ich mir Sorgen um die Zukunft unserer Industrie. Wir sollten unsere Kräfte bündeln, um den Markt zu vergrößern". Offensichtlich liegen hier noch Reserven brach. Auch in etablierten Märkten seien Absatzsteigerungen möglich. Im Durchschnitt haben Holzfußböden in Europa rund 5% Anteil am Bodenbelagsmarkt. Einzelmärkte mit 20% Anteil würden den möglichen Aufholbedarf in schwächeren Märkten aufzeigen.

Statistik verursacht tiefe Sorgenfalten

Die FEP-Statistik 2009 ist mit gewisser Vorsicht zu betrachten. Die Zahlen stammen einerseits aus einer Befragung der Mitglieder bzw. derer Landesverbände und sind andererseits der offiziellen Statistik der EU (Eurostat) entnommen. Italien meldete zum Beispiel in den Jahren von 2005 bis 2007 jedes Jahr eine Produktionsmenge von exakt 6 Mio. m2. Auch die Daten aus Schweden machen mit ihren glatten Zahlen eher den Eindruck einer Schätzung.

Selbst den Zahlen der Eurostat kann man nur zum Teil vertrauen. Dieses Zahlenwerk basiert auf den Ein- und Ausfuhrerklärungen der Firmen. Setzt das erklärende Unternehmen bewusst oder unbewusst eine falsche Zolltarifnummer ein, wird automatisch die gesamte Statistik verfälscht. Ein Beispiel für die Ungereimtheiten: Aus Brasilien sind in den Jahren 2006/07 laut Eurostat Parkettmengen in einer Größenordnung von über 5 Mio. m2 jährlich in den Häfen der EU angelandet worden. 2003 waren es nur gut 200.000 m2 und inzwischen sind es 2,3 Mio. m2. Auch der zugehörige durchschnittliche Importpreis von rund 4 EUR/m2 kann nicht stimmen.

Dennoch lohnt der Blick in das Zahlenmaterial. Zumindest die Richtung und verschiedene Vergleiche können abgelesen werden: Nach über 20 Jahren kontinuierlicher Steigerungen der Produktionsmenge konnte die europäische Parkettindustrie 2007 erstmals mit 100,3 Mio. m2 eine dreistellige Millionenzahl bilanzieren. Nachdem 2008 bereits ein deutlicher Rückgang um 15,6 Mio. m2 zu beklagen war, hat sich der Abwärtstrend im Jahre 2009 mit weiteren 17,2 Mio. m2 (-20,3%) weiter verstärkt. Die Produktionsmengen der europäischen Parkettindustrie sind damit auf das Niveau der Jahrtausendwende zurückgefallen.

An den Anteilen der verschiedenen Parkettarten hat sich dabei nicht viel geändert: Mehrschichtparkett mit 77%, gefolgt von Massivdielen und Stabparkett mit rund 18%. Lamparkett und Mosaikparkett spielen mit 2 bzw. 3% kaum noch eine Rolle. Bei den Holzarten dominiert weiterhin Eiche mit einem Anteil von 62,8%. Der Einsatz von Tropenhölzern ist mit nur noch 10,2% rückläufig. Der Verbrauch von Esche (6,5%) und Buche (5,9%) ist ebenfalls leicht gesunken. Kiefer wächst marginal auf nunmehr 4,5%.

Der Parkettverbrauch ist gemäß FEP-Statistik ebenfalls rückläufig, aber weniger stark als die Produktion. Es hat sich also ein Handelsbilanzdefizit ergeben. Der Verbrauch sank im Zeitraum von 2007 bis 2009 um rund 23% auf 86 Mio. m2. Da im gleichen Zeitraum die Produktion in den FEP-Staaten um 32,7% abgenommen hat, hat eine deutliche Verschiebung der Marktanteile zu Gunsten der Importeure bzw. der außereuropäischen Industrie ergeben. Somit ist es kaum verwunderlich, dass bei den europäischen Herstellern die Alarmglocken läuten.

Deutsche Marktposition gefestigt

Lag die Entwicklung in Deutschland 2008 hinsichtlich Produktion und Verbrauch noch im Trend aller FEP-Staaten, so hat sich die deutsche Marktposition im vergangenen Jahr offensichtlich deutlich verbessert. Im Vergleich zum FEP-Rückgang mit über 20% werden die Verluste in Deutschland mit gut 9% beziffert. Nur Österreich hat mit -5% noch besser abgeschnitten. Besonders stark litten die nordischen Länder und Italien mit einem Rückgang von über 30%.

Auch im Verbrauch rangiert Deutschland mit einem Minus von gut 11% im oberen Mittelfeld. Hinsichtlich der Verbrauchsentwicklung sind die Unterschiede innerhalb der FEP-Staaten nicht so groß sind wie bei den Produktionszahlen. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Deutschland mit 0,19 m2 leicht unter dem FEP-Durchschnitt von 0,21 m2. Spitzenreiter mit rund 0,75 m2/Kopf und Jahr sind mit großem Abstand Österreich und die Schweiz, gefolgt von den nordischen Ländern mit rund 0,5 m2/Kopf.

Mitgliederzahl erneut gestiegen

Generalsekretär Endre Varga konnte in seinem Bericht auf eine weiterhin positive Entwicklung der Mitgliederzahl verweisen. Im Geschäftsjahr 2009 sind 2 Vollmitglieder hinzugekommen. Im laufenden Geschäftsjahr ist mit der Firma Hofstetter & Co. Holzindustrie (Hoco Holz) ein weiterer namhafter Repräsentant der deutschen Holzverarbeitungsindustrie der FEP beigetreten. Per Mai 2010 gehören zur FEP aus 20 verschiedenen Ländern 59 Parketthersteller, 20 Fördermitglieder und 8 nationale Herstellerverbände.

Die finanziellen Verhältnisse des Verbandes sind geordnet. Obwohl erhebliche Rücklagen vorhanden sind, beschloss die Generalversammlung einstimmig, zur Finanzierung zukünftiger Projekte den Mitgliedsbeitrag der Fördermitglieder aus der Zulieferindustrie ab 2011 um 1.000 EUR auf nunmehr 4.000 EUR anzuheben.

Handelshemmnisse werden offensiv bekämpft

Neben dem bereits seit einigen Jahren bekannten und aus Sicht der Europäer ungerechtfertigten Importzolls der USA auf Mehrschichtparkett beklagten einige FEP-Mitglieder Handelshemmnisse mit Russland und China. Die chinesischen Behörden verlangen für europäisches Parkett einen Importzoll in Höhe von 10%, Russland erhebt 20%.

Nach Auffassung des Verbandes sind beide Vorgänge differenziert zu sehen. Der russischen Regierung gehe es offensichtlich um eine Einnahmequelle, den chinesischen Behörden werde reiner Protektionismus unterstellt.

"Wir vertreten ausdrücklich das Prinzip des freien, allerdings fairen Handels. In der globalisierten Marktwirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, in jedem Bereich einheitliche Bedingungen für alle Marktteilnehmer sicherzustellen", äußerte Generalsekretär Varga. Dass dies nicht so ist, belegen die Klagen europäischer Parketthersteller über den extremen Druck durch Importware vornehmlich chinesischen Ursprungs. Dabei wurde allerdings nicht erwähnt, dass in der Zwischenzeit auch einige europäische Parketthersteller und Mitglieder der FEP in China produzieren lassen. Dennoch ist die Verärgerung der europäischen Industrie verständlich. Die gesamte EU importierte im vergangenen Jahr ca. 12 Mio. m2 Parkett aus China. Demgegenüber konnten nur ca. 200.000 m2 aus der EU nach China exportiert werden. Es ist aus Sicht der Europäer nicht einzusehen, dass ein Land mit einem derartig großen Überschuss in der Handelsbilanz seinen riesigen Markt mit einem Importzoll für Parkett abschottet und den ohnehin schon signifikanten Produktionskostenunterschied zusätzlich künstlich vergrößert.

Die FEP hat daher bei dem zuständigen EU-Direktorat Beschwerde eingelegt. Erwogen wird, darüber hinaus ein Anti-Dumping-Verfahren einzuleiten. Hierfür wird allerdings der Nachweis benötigt, dass chinesische Ware im Vergleich zum Heimmarkt zu niedrigeren Preisen exportiert wird. Endre Varga bat die Verbandsmitglieder um Unterstützung bei der Beschaffung entsprechender Beweise.

Gelungene Fachvorträge

Rupert Oliver, britischer Berater des American Hardwood Export Council, hielt einen beeindruckenden Vortrag zur Umweltverträglichkeit des Rohstoffes Holz. Die Holzindustrie müsse sich zunehmend unlauteren Angriffen anderer Baustoffe als Substitute von Holz erwehren. Der Wettbewerb versucht eine vermeintliche Umweltverträglichkeit konkurrierender Baustoffe in den Vordergrund zu stellen. Dies geht soweit, dass ein Hersteller von Kunststofffenstern mit dem Slogan wirbt, dass jährlich 68.000 Bäume erhalten werden könnten, wenn mehr Kunststoff eingesetzt werden würde.

Laut Oliver ist es eine Herausforderung an die Holzindustrie, die Umweltverträglichkeit des Holzes immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Zertifizierungen sollten eher als Chance und nicht als Bürde verstanden werden. "Es herrscht ein globaler Konsens, dass eine forstwirtschaftliche Zertifizierung bedeutungsvoll ist und als verlässliche Bestätigung der Umweltverträglichkeit gilt", so Oliver. Bisher seien 12% der globalen Waldfläche zertifiziert.

Chancen für einen verstärkten Holzverbrauch sah er ferner im Zusammenhang mit den zunehmenden gesetzlichen Initiativen zur Förderung ökologischer Bauweisen. Das amerikanische LEED-System oder europäische Ökobau-Initiativen wie das Passivhaus in Deutschland oder Klimaaktiv in Österreich bieten dem Architekten und Bauherrn deutliche Vorteile durch Bonusgutschriften bei Verwendung von zertifizierten Holzbaustoffen.

"Holz ist der natürlichste Baustoff: Holz ist erneuerbar, organisch, wiederverwertbar, speichert Kohlendioxyd und weist eine gute Energieeffizienz auf. Holz ist darüber hinaus der einzige Baustoff, der weltweit anerkannte Nachhaltigkeits-Standards vorweisen kann", lautete Rupert Olivers Abschlussaussage.

Weitere Gastreferenten waren Frank Verschuere, Geschäftsführer der Firma LS Bedding aus Belgien und Präsident des Verbandes der Bettenhersteller, Prof. Dr. Helmut Resch, emeritierter Professor der Wiener Universität für natürliche Rohstoffe und Dr. Giorgio Squinzi, CEO von Mapei und Präsident des italienischen Verbandes der Chemieindustrie.

Die nächste Jahreshauptversammlung der FEP wird vom 26. bis zum 27. Mai 2011 in Dubrovnik, Kroatien stattfinden.
aus Parkett Magazin 04/10 (Wirtschaft)