Interview mit Geschäftsführerin Katharina Prinz

"Wir wollen der Spezialanbieter von Profilen und Profilsystemen sein"

Auch im 120. Jahr ihrer Unternehmensgeschichte wird Carl Prinz nicht müde. Im Gegenteil: Gerade derzeit ist das Familienunternehmen vom Niederrhein höchst vital: Die Corporate Identity (der Unternehmensauftritt) ist runderneuert, neue Markteinführungen stehen unmittelbar bevor und mit dem Ausbau des bestehenden Lager- und Logistikzentrums setzt Prinz ebenfalls deutliche Signale. Welche Ziele man verfolgt, erläutert Geschäftsführerin Katharina Prinz.


FussbodenTechnik: Es scheint, als sei die weltweite Wirtschaftskrise überwunden. Haben Sie die Auswirkungen der letzten knapp drei Jahre zu spüren bekommen?

Katharina Prinz: Als international operierendes Unternehmen konnten wir der Krise gar nicht entkommen. Aber wir haben Glück gehabt. Zu dem Zeitpunkt, als das Geschäft in den bisherigen Wachstumsmärkten merklich nachließ, haben wir national neue Kunden gewinnen können. Mit diesem Zuwachs konnten wir die internationalen Rückgänge kompensieren, so dass unser Umsatz beispielsweise im vergangenen Jahr stabil blieb. Das laufende Geschäftsjahr werden wir sogar wieder mit einem zweistelligen Umsatzplus abschließen. Das ist eine enorme Leistung. Insgesamt betrachtet ist der Aufschwung aber im Handel noch nicht richtig angekommen. Die Tatsache allerdings, dass sich die Zahl der Erwerbstätigen so positiv entwickelt, lässt erwarten, dass sich das Konsumklima auch im Handel für Bodenbeläge absehbar aufhellen wird.

FT: Mit der Übernahme des Dämmunterlagen-Spezialisten Protect Floor im vergangenen Jahr bieten Sie inzwischen komplette Lösungen aus einer Hand an. Streben Sie weitere Expansionen an?

Prinz: Man sollte nie "nie" sagen. Primär aber haben wir nur ein zweites Standbein gesucht, das uns in unserem Kerngeschäft Synergien bietet. Dämmunterlagen sind für uns geradezu ideal, denn unsere beiden Spartensortimente werden von den gleichen Kundenkreisen bezogen und unsere Kunden beziehen eben beides aus einer Hand. Damit sind Dämmunterlagen für uns bereits heute ein zweites wichtiges Geschäftsfeld. Insofern werden wir im kommenden Jahr nicht nur im Kerngeschäft Profilsysteme zahlreiche neue Artikel in den Markt einführen, sondern auch unser Unterlagen-Portfolio deutlich erweitern.

FT: Angesichts dieses Outputs stellt sich die Frage, wohin Sie sich mit Ihrem Unternehmen bewegen möchten. Was ist Ihre Vision?

Prinz: Strategisch möchten wir "der" Spezialanbieter im Bereich der Profilsysteme und der Profile sein - und das auf maximal möglichem Serviceniveau.

FT: Sie haben gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut ein Konzept erarbeitet, das nach der Fertigstellung des neuen Lager- und Logistikzentrums spätestens mit Beginn des nächsten Jahres eine noch höhere Liefereffizienz bieten soll. Wo liegen Sie heute?

Prinz: Wir halten unser gesamtes Katalogprogramm vorrätig und liefern innerhalb von 48 Stunden mit einer Auslieferungsquote von 98 %. Das ist ein ausgesprochen guter Wert. Unsere Basis ist allerdings auch ein Produktplanungssystem, in das wir bereits vor etwa zwei Jahren investiert haben. Das zahlt sich aus.

FT: Ihre großen Linien zeichnen sich durch absolute Funktionalität aus. Woher stammt das Feintuning der Linien?

Prinz: Wir haben eine ausgesprochen kreative Entwicklungsabteilung. Der erste Input aber stammt immer aus dem Markt. Unser Außendienst besteht aus 14 Mitarbeitern, von denen die Mehrzahl einen handwerklichen Beruf erlernt hat. Wir beschäftigen Raumausstatter und Schreiner - unser neuester Mitarbeiter war 20 Jahre im Holzfachhandel aktiv. Unsere Mitarbeiter sind allesamt Spezialisten aus der Praxis, die direkt wissen und verstehen, wann und wo der Schuh drückt. Das gilt universell, ganz gleich ob sie in Dialog mit dem Handel, Handwerkern oder auch mit Endverbrauchern stehen. Beide Seiten, sowohl Vertreter der Entwicklungsabteilung als auch des Außendienstes, sitzen in unserem Produktbeirat, der die Vorgaben für neue Innovationen bestimmt.

FT: Schraubprofile liegen im deutschen Markt offensichtlich hoch im Kurs. Viele Hersteller setzten gerade in diesem Segment auf eine Handvoll verschiedener Lösungen aus einer Hand. Warum fächert Prinz sein Angebot in diesem speziellen Bereich nicht weiter aus?

Prinz: Aus unserer Sicht müsste die Frage genau anders herum gestellt werden. Wir haben ein Schraubprofil entwickelt, das alle Ansprüche perfekt abdeckt: Es eignet sich für sämtliche Belagstärken von 7 bis 18 mm bei schwimmender Verlegung. Es passt sich automatisch in Höhe und Neigung dem Bodenbelag an. Hammerschläge sind dabei völlig überflüssig, so dass ein kompletter Arbeitsgang eingespart werden kann - noch dazu ein heikler. Und unsere spezielle Bohrschraubentechnologie bietet auch nach mehrjähriger Druck- und Zugbelastung optimalen Kraftschluss. Alle diese Merkmale vereinen wir in einem einzigen System. Warum also sollten wir das Sortiment hier unnötig spreizen?
aus FussbodenTechnik 06/10 (Wirtschaft)