Keimfarben in zwei Kirchen in Paderborn und Röhrnbach

Moderne Kunst im sakralen Raum


Tobias Kammerer gilt als einer der profiliertesten Künstler für sakrale Wandmalerei in Deutschland. Er arbeitet mit der Symbolkraft der Farben und ihrer Aussage im christlichen Kontext. Seine speziellen, von tiefer Spiritualität geprägten Farbkompositionen sind unter anderem in der Franziskanerkirche Paderborn und in der Kirche St. Michael in Röhrnbach zu bewundern. "Meine Arbeit lebt von der Kraft der Farben", meint der Künstler. "Deshalb arbeite ich mit den lichtechten Pigmenten, Farben und Lasuren der Firma Keim. Ihre Brillanz und Farbtiefe unterstützt die Wirkung meiner Malerei." Mit seinen zeitgemäßen Darstellungen holt Kammerer die Kirchen in die Gegenwart.

Die Franziskanerkirche in Paderborn wurde als barocker Saalbau in den Jahren 1668 bis 1671 errichtet. Sie ist dem heiligen Josef geweiht. Beim Bombenangriff auf Paderborn im Jahr 1945 brannte das Gotteshaus vollständig aus und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer sehr einfachen Innenausstattung wieder aufgebaut. Bei der Renovierung in den 1980er Jahren wurde der Kirchenraum dann im französischen Régencestil ausgemalt, Bilder und Skulpturen dienten als ergänzende Elemente. Jetzt hat Tobias Kammerer sein Konzept umgesetzt, mit dem er im vergangenen Jahr beauftragt worden war.

Der neu gestaltete Kirchenraum ist geprägt von warmen Erdfarben wie Ocker und Ziegelrot in unterschiedlichen Nuancen sowie leuchtendem Orange, die Farbe der göttlichen Offenbarung. Der goldgelbe Streifen an der Tür zur Beichtkapelle findet an der Wand seine Fortsetzung und führt nach oben, wo er den Hintergrund für die Figur des heiligen Josef bildet. Die Pieta unter der Empore hat einen Hintergrund in Purpur, das in der christlichen Farbsymbolik für Passion und Ewigkeit steht. Auf dem Chorbogen finden sich die Figuren der Mutter Gottes und des heiligen Antonius auf blauem Grund. Die Farbe Blau bedeutet Frieden und himmlische Weisheit. Grün ist die Farbe des Paradieses und Symbol für Erneuerung und Auferstehung. Sie zeigt sich hinter der Figur des mit der Natur verbundenen heiligen Franziskus.

Die Chorwand hinter dem Altar wurden mit amorphen Formen und einem emporstrebendem Farbband gestaltet. Darauf bewirkt der Verlauf von Rot zu Orange eine optische Aufwärtsbewegung des Kruzifixes, als würde es gen Himmel schweben. "Ich beziehe mich hier auf die Christusdarstellung entsprechend einer alten Bildtradition: Der Gekreuzigte, eingehüllt in die sechs Flügel der Seraphim, wie er über dem heiligen Franziskus beim Empfang der Stigmata schwebt. Diese Ikonografie nehme ich auf und interpretiere sie neu", erklärt Kammerer.

Sein jüngstes Werk ist die Gestaltung der zwischen 1747 und 1752 nach den Plänen des Passauer Domkapitelbaumeisters Schneitmann erbaute Kirche St. Michael in Röhrnbach, die auf Anraten des Landesamts für Denkmalpflege aufwändig saniert wurde. Im Mittelpunkt stand die Rekonstruktion der umfangreichen Dekorationsmalereien und Deckengemälde aus dem Jahr 1920: reich ornamentiert, mit marmorierten Plastern und Brokatmalereien an den Gurtbögen in Rosa-, Ocker- und Grüntönen. Ausgeschrieben wurde ein Wettbewerb mit der Zielsetzung, durch eine zeitgenössische Farbfassung der Apsis ein neues Zentrum für den Kirchenraum zu schaffen. Mit seinem Vorschlag für das von Leopold Hafner geschaffene Holzkreuz und den Tabernakel setzte sich Tobias Kammerer bei der Jury durch.

Der Künstler greift die Kreuzform mit seiner Ausmalung auf, bewegt und umspielt sie und interpretiert sie neu. "Mir ging es darum darzustellen, dass dem Menschen der Himmel offen steht und das Kreuz nicht das letzte Wort ist", meint er. Die zwei lasierenden, bewegten Farbflächen in Blau und Gold bewegen sich hinter dem Kreuz in Richtung der Apsis. Dabei werden sie von farbigen Linien in Rot und Orange begleitet. Gold wurde über die blaue Fläche eingearbeitet, so dass an einigen Stellen Blau durch die Goldschicht schimmert. Auch hier hat die Farbigkeit Symbolkraft: Blau ist der Ausdruck von Geistigkeit und Gold das Sinnbild für Ewigkeit.

Kamerers Malerei entsteht durch den lasurartigen Aufbau. Bis zu 30 Farbschichten sind es, die dem Blau seine wässrige Qualtität verleihen. Der Künstler verwendet ausschließlich silikatisch gebundene Farben.


Objekt-Telegramm


Objekt 1: Keimfarben in der Franziskanerkirche, Paderborn

Objekt 2: Keimfarben in der Kirche St. Michael, Röhrnbach

Künstler: Tobias Kammerer, Rottweil

Produkte: Keim Design Lasur, Keim Design-Fixativ, Keim Design-Base

Anbieter: Keimfarben - www.keimfarben.de
aus BTH Heimtex 07/12 (Referenz)