Homag-Treff 2010

"Es wird wieder investiert"

Das Geschäft der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen ist ein Indikator für den Zustand der Fußbodenbranche. Werden neue Anlagen geordert, dann geht es aufwärts. Das ist in diesem Jahr der Fall. Kredite fließen wieder und Produzenten können ihren Investitionsstau abbauen. Der internationale Besucherstrom auf dem Homag-Treff 2010 erinnerte an glanzvolle Zeiten.

Das Wirtschaftsjahr 2010 läuft für den Maschinenhersteller Homag gut. Die Ergebnisse liegen über den eigenen Erwartungen. Um 43,7 % stieg der Umsatz im ersten Halbjahr im Vergleich zum Krisenjahr 2009. 71 % mehr Aufträge und im asiatischen Markt ein Wachstum von 141 % wirken sich positiv auf die kommende Saison aus. "Wir werden ein gutes Auftragsvolumen mit ins Jahr 2011 nehmen", sagt Vorstandssprecher Rolf Knoll.

Europa bleibt mit rund 38 % des Umsatzes wichtigster Markt für Homag. Darüber hinaus will das Unternehmen rechtzeitig einer globalen Verschiebung der Schwerpunktmärkte folgen. Asien hat einen wachsenden Anteil von jetzt schon 21 % am Firmenumsatz. Vor allem in China wird Homag seine Produkte noch stärker den regionalen Bedürfnissen anpassen. Fußbodenproduktion und Möbelfertigung sind die Lokomotiven.

"Profitabilität durch globales Wachstum und breite Produktpalette", lautet das Ziel von Homag. "Mit den richtigen Produkten zieht man sich aus der Krise", erklärt Rolf Knoll und kündigt weitere Organisationsstraffung sowie eine Ausweitung der Aktivitäten im Bereich Software und Service an.

Es ist der Verbund vieler Spezialisten unter dem Dach der Homag AG, die ein Anlagenkonzept aus dieser Hand stimmig macht. Bargstedt, Ligmatech, Bütfering und mehr - alle können ihren Teil zu den Komponenten industrieller Holzbearbeitung beitragen. Und damit zwischen der Homag AG als Holding und dem reinen Maschinenhersteller unterschieden werden kann, wurde nun die Homag Holzbearbeitungssysteme GmbH gegründet. In der Geschäftsführung sitzen mit Achim Gauß und Hubert Högemann zwei Vertreter aus dem Vorstand der Homag AG, flankiert von Ulrich Schmitz (Vertrieb) und Michael Stotz (Finanzen).

Aufschwung kommt aus China

Für Homag gilt es, seine Marktstellung kontinuierlich zu verteidigen. Bei der Laminatbodenherstellung sind das, laut Vorstand, 75 % Weltmarktanteil. Doch chinesische Wettbewerber haben aufgeholt. Hemmungsloses Kopieren und Nachbauen bleibt ein Problem für die Deutschen. Als Gegenmaßnahme will Homag seine asiatische Produktion im mittleren Qualitätsbereich ausbauen. Maschinen der Homag Machinery (HM) aus lokaler Fertigung sollen die Produktpalette nach unten abrunden. 700 Maschinen laufen dort heute schon jährlich vom Stapel.

Dass der Aufschwung aus China kommt, bestätigt Roland Dengler, bei Homag für den weltweiten Vertrieb der Fußbodenanlagen zuständig. Dort nämlich hat er im laufenden Jahr den größten Teil seiner über 61 Anlagen verkauft und ist damit dem Rekordjahr 2007 nahe gekommen, als 67 Anlagen neue Besitzer fanden.

Zunehmende Automatisation ist es, die Hersteller in China dazu bewegt, Homag-Maschinen zu bestellen. Handarbeit wird weniger, vor allem in der Laminatbodenproduktion. Das hat seinen Grund in steigenden Löhnen und fehlenden Fachkräften. Thomas Baert, Präsident von ChinaFloors, bestätigt in einem Nachrichtenartikel: "Löhne steigen um mehr als 12 % und wir haben in China sogar einen Mangel an Arbeitern, weil viele als Bauern zurück aufs Land gehen."

"In den Herstellungslinien chinesischer Produzenten gibt es zu viele Insellösungen", erklärt Roland Dengler. Das erlaubt zwar flexible Produktion, kann auf längere Sicht aber unwirtschaftlich sein. Noch allerdings wollen viele auf die Vorteile solcher Anlagenkonzepte nicht verzichten. Jason Pu, Geschäftsführer von Senhong Floors, meint: "Europäische und amerikanische Hersteller müssen separate Linien aufstellen, um Oberflächen mit Hochglanz, gepressten Fasen oder Porensynchrondruck zu erzeugen. Unsere Arbeitskräfte machen dies auf kleineren Maschinen. Das spart Geld hat doch die gleiche Qualität."

Vorsprung durch Entwicklung

Homag kann beides liefern - kleine Maschinen für den flexiblen Einsatz und ganze Fußbodenanlagen, die auch an kleine Losgrößen angepasst werden können. "Nicht wegen Leistungssteigerung werden heute alte Maschinen ersetzt", sagt Roland Dengler, "sondern um den gestiegenen Produktansprüchen zu genügen." Technisches Know-how macht den deutschen Vorsprung aus. Eine aktuelle Problemlösung ist das präzise Ausrichten der nicht immer maßhaltigen Laminatplatte vor dem Aufteilen bei besonderen Dekoren, wie einer eingepressten Fase. Unterstrichen wurde der technische Vorsprung mit der Profilierungsanlage FPR 526 profiline, die mit horizontal verstellbarem Oberdruck und Magnetkette eine Profilierung von Schmalteilen bis zu einer Leistung von 130 m/Min. schafft. Besonderheiten der eigens für den Homag-Treff aufgebauten Anlage sind dabei der Heißwachsauftrag auf die Profilierung gegen spätere Knarrgeräusche und die automatische Einbringung einer 5G-Kunststofffeder an der schmalen Seite.
aus Parkett Magazin 06/10 (Wirtschaft)