Interview mit Dirk-Uwe Klass

Insolvenzen in der deutschen Parkettindustrie

Innerhalb kurzer Zeit gerieten zwei deutsche Parkettfabriken in Schwierigkeiten. Anton Lorenz (Lopark) wird nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Mai 2010 nun endgültig geschlossen, nachdem kein Käufer gefunden werden konnte. Plessmann (Pamino) musste einen Insolvenzantrag stellen. Der Geschäftsführer der H. und M. Plessmann ist Ralph Plessmann, gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes der deutschen Parkettindustrie (VDP). Einer seiner beiden Stellvertreter ist Wolfgang Wetzler, ehemaliger Geschäftführer von Anton Lorenz. Die Verbände der deutschen Holz-, Möbel- und Fertigbauindustrie - dazu zählt auch der VDP - sind unter dem Dach des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH) und der Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Wirtschaftszweige zusammengeschlossen. Hauptgeschäftsführer des HDH ist Dirk-Uwe Klass, in Personalunion auch Geschäftsführer des VDP. Wie beurteilt der VDP die aktuelle Situation? ParkettMagazin fragte nach.

ParkettMagazin: Wie kommentieren Sie die den überraschenden Insolvenzantrag von H. und M. Plessmann?

Dirk-Uwe Klaas: Ich habe natürlich schon mit Herrn Plessmann gesprochen. Den Insolvenzantrag kann ich allerdings nicht kommentieren.

ParkettMagazin: Gehen Sie davon aus, dass Plessmann als Vorsitzender des Verbandes der deutschen Parkettindustrie (VDP) zurücktreten wird?

Dirk-Uwe Klaas: Ich würde ihm dies nicht empfehlen. Ich sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang. Nur weil das Unternehmen des Verbandsvorsitzenden Insolvenzantrag gestellt hat, muss dieser nicht gleich zurücktreten.

ParkettMagazin: Wie geht es weiter? Wird es eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben?

Dirk-Uwe Klaas: Der VDP wird noch vor Weihnachten eine turnusgemäße Vorstands- und Beiratssitzung haben. Ich gehe davon aus, dass im Rahmen dieser Sitzung das weitere Vorgehen besprochen werden wird. Die nächste Jahreshauptversammlung des VDP, auf der u.a. die Wahlen des Vorstandes anstehen, wird wie in jedem Jahr innerhalb des ersten Halbjahres stattfinden. Üblicherweise lag der Termin in den Vorjahren zumeist im April.

ParkettMagazin: Wie beurteilen Sie die jüngsten Firmenzusammenbrüche? Gleich zwei namhafte Parketthersteller in Deutschland befinden sich derzeit in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten.

Dirk-Uwe Klaas: Diese Tatsache ist natürlich im höchsten Maße betrüblich und Besorgnis erregend zugleich. Sie erscheint mir ein Spiegelbild des erbarmungslosen Wettbewerbs auf dem deutschen Markt zu sein. Die am Markt erzielbaren Preise sind oftmals einfach nicht auskömmlich.

Darüber hinaus erscheinen mir diese Insolvenzanträge als ein Indikator für unaufhaltbare Konzentrationsprozesse in unserer Branche. Diese Entwicklung ist im aktuellen Marktumfeld nicht aufzuhalten.

ParkettMagazin: Dennoch überrascht der Zeitpunkt der Insolvenzen. Erst vor wenigen Wochen hatte der VDP eine Produktionssteigerung in Höhe von 15% innerhalb der ersten neun Monate diesen Jahres veröffentlicht. Oder hat die Industrie auf Halde produziert, da sich offensichtlich die Nachfrage in Deutschland noch nicht nennenswert belebt hat?

Dirk-Uwe Klaas: Ich denke nicht, dass sich die Lagerbestände erhöht haben. Da in der Tat der Konsum noch stabil ist, muss sich einerseits der Export verbessert haben und gleichzeitig dürften Importe zurückgegangen sein.

Die Situation für die deutsche Parkettindustrie hat sich damit eindeutig verbessert. Sie befindet sich auch weiterhin in einem positiven Trend. Die Baugenehmigungen steigen an. Das führt zu weiterer Nachfrage im kommenden Jahr.

ParkettMagazin: Abschlussfrage, obwohl diese nichts mit dem Thema unseres Gesprächs zu tun hat. Hat Sie das plötzliche Ausscheiden von Dr. Rudolf Luers als Hauptgeschäftsführers des GD Holz überrascht?

Dirk-Uwe Klaas: Nein, die Tatsache hat mich nicht überrascht, wohl aber der Zeitpunkt und die Art der Kommunikation. Ich habe den Kollegen Luers sehr geschätzt und bedaure sein plötzliches Ausscheiden. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Luers mir gegenüber bereits einmal angedeutet, dass in Anbetracht seines Alters irgendwann auch einmal Schluss sein muss. Luers hat viel bewegt und gute Projekte angeschoben. Aus meiner Sicht ist es besser, ein Projekt zu viel als eines zu wenig in Angriff zu nehmen. Ich kann daher nur mutmaßen, dass keine Einigkeit zwischen Vorstand und Geschäftsführung des GD Holz bezüglich eines dieser Projekte bestand und Luers keine taktische Zurückhaltung in Hinblick seines ohnehin demnächst geplanten Eintritts in den Ruhestand hat walten lassen. Anders ist die vorgenommene sofortige Freistellung kaum zu erklären.

Parkettproduktion in Europa: Wohin geht die Reise?


Ein Kommentar von Jürgen Früchtenicht

Schlechte Nachrichten war die Branche in den letzten ein bis zwei Jahren beinahe schon gewohnt. Die Wirtschaftskrise zeigte Spuren. In jüngster Zeit gab es hingegen wieder deutliche Lichtblicke. Das Zahlenmaterial der Föderation der Europäischen Parketthersteller bewies im Frühsommer, dass Produktions- und Absatzdaten des deutschen Marktes im Krisenjahr 2009 deutlich besser als der europäische Durchschnitt waren. Der Verband der Deutschen Parkettindustrie (VDP) vermeldete erst vor wenigen Wochen einen Anstieg der Produktion in den ersten drei Quartalen des Jahres 2010 um rund 15%.

Auf der anderen Seite sind negativen Fakten nicht wegzudiskutieren. Die Produktion in der einstigen Parketthochburg "Nordische Länder" ist massiv zurückgegangen. Verschiedene Betriebe haben geschlossen, andere haben Produktionen nach Osteuropa oder gar nach China verlagert. In Deutschland ist das Insolvenzverfahren von Anton Lorenz (Lopark) offensichtlich gescheitert. Wie es heißt, wird er Betrieb geschlossen. Und nun ist auch noch eine erhebliche Krise bei H. und M. Plessmann (Pamino) aus Uslar hinzu gekommen. Erst vor rund einem Jahr war der Gesellschafter Schlaadt aus Lorch am Rhein ausgestiegen. Neuer Eigentümer wurde der Finanzinvestor Bavaria Industriekapital aus München. Im November musste nun Geschäftsführer Ralph Plessmann den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen.

Die Position des VDP (siehe obenstehendes Interview) zur aktuellen Entwicklung überrascht ein wenig. Aus meiner Sicht besteht umgehender Handlungsbedarf. Eine einzelne Firma kann kaum nennenswerten Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen in Berlin oder Brüssel nehmen. Insbesondere in diesen turbulenten Tagen kurz vor Einführung der bauaufsichtlichen Zulassungspflicht für Parkettböden am 1.1.2011 ist ein unbelasteter und voll handlungsfähiger Verbandsvorstand notwendig.

Das Kulturgut Parkett darf auch hinsichtlich der Herstellung in Deutschland nicht sterben. Unser Land verfügt über viele und darüberhinaus auch noch nachhaltig erzeugte Rohstoffe. Unsere Industrie der Holzbearbeitungsmaschinen ist weltweit führend. Hersteller von Lacken und Ölen zur Oberflächenbehandlung von Parkettböden aus Deutschland oder dem angrenzenden Ausland dominieren die Weltmärkte.

Daher wäre es wünschenswert, wenn sich möglichst rasch Vertreter der deutschen Parkettindustrie für ein Engagement im Vorstand des VDP finden würden. Dies könnte helfen, den Standort Deutschland auch für Parkett zu sichern.
aus Parkett Magazin 01/11 (Wirtschaft)