Interview mit Marketingleiter Joachim Klein von Caparol

"In unserer Forschung und Entwicklung arbeiten 50 Fachleute"

Die Marke Caparol der Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung geht mit Zuversicht in die Zukunft. Das neue Jahr sei gut angelaufen, allerdings bereiteten die steigenden Rohstoffpreise Sorgen. Marketingchef Joachim Klein sprach mit BTH-Redakteurin Cornelia Küsel über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens sowie die Anstrengungen, die Zusammenarbeit mit den Partnern im Großhandel weiter zu optimieren.

BTH Heimtex: Das neue Jahr ist geprägt von weltweitem Wachstum, die Wirtschaftskrise scheint überwunden. Was erwarten Sie für Caparol?

Joachim Klein: Unser Umsatz lag bereits im vergangenen Jahr über dem Vorjahresniveau und machte einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtumsatz der Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung aus, der bei rund 1 Mrd. EUR liegt. Auch 2011 lässt sich gut an. Die Auftragsbücher unserer Partner im Handwerk sind für das erste Halbjahr gut gefüllt. Daher sind wir zuversichtlich, auch 2011 positiv gestalten zu können. Allerdings belasten die weiterhin steigenden Rohstoffpreise die gesamte Branche. Erhöhungen von teilweise mehr als 20 % haben sich natürlich nachteilig ausgewirkt, da die Preise nicht kurzfristig weitergegeben werden konnten. Im Herbst mussten daher Anpassungen vorgenommen werden, die aber längst nicht für Ausgleich sorgen konnten. Die gesamte Branche wird deshalb früher oder später um eine weitere Anpassung nicht umhin können, da die Rohstoffe noch teurer werden.

BTH Heimtex: Gibt es darüber hinaus Probleme an der Preisfront?

Klein: Bei der Fassadendämmung gibt es einen harten Preiskampf, den Caparol nicht uneingeschränkt mitmachen will. Wir sagen auch mal Nein zu einem Geschäft, wenn der Preis nicht vertretbar ist.

BTH Heimtex: Dieses Verhalten wird auch in unserer Großhandelsumfrage Farben dokumentiert, denn beim Preis-Leistungsverhältnis und der Kulanz schnitt Caparol weniger gut ab.

Klein: Wir haben ein gewisses Preisniveau, bieten hohe Qualität, Services und Innovationen, die finanziert werden müssen. In unserer Forschung und Entwicklung arbeiten zum Beispiel allein 50 Fachleute erfolgreich an Innovationen und neuen Werkstoffsystemen mit nachweisbaren Produktvorteilen. Dazu gehört auch, dass sich eine vermeintlich teurere Qualitäts-Beschichtung letztlich sogar als günstiger erweist als das ursprünglich billigere Produkt, wenn man Folgekosten wie Wartung, Renovierung oder auch den Zeitaufwand bei der Verarbeitung und damit die Arbeitskosten berücksichtigt.

BTH Heimtex: Forscht Caparol angesichts der steigenden Rohstoffpreise verstärkt nach Substituten?

Klein: Wir forschen in verschiedenste Richtungen, wobei immer ein Grundsatz gilt: Keine Abstriche an der Qualität.

BTH Heimtex: Was ist produktmäßig Ihr Schwerpunktbereich?

Klein: Caparol ist Vollsortimenter mit einem breiten Spektrum an Beschichtungssystemen rund um den Bau. Ein Schwerpunkt des Geschäfts liegt sicher - nicht nur bei uns - in der Fassadendämmung. Die Nachfrage nach Wärmedämm-Verbundsystemen wird aufgrund der steigenden Energiekosten weiter zunehmen. Schon seit 2006/2007 boomt die Wärmedämmung. Das liegt zum einen daran, dass der Staat durch Fördermittel Anreize schafft, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem denken die Menschen gerade angesichts harter Winter und stetig steigender Energiekosten zunehmend über Fassadendämmung nach.

BTH Heimtex: Noch ist Innendämmung kein großes Thema. Hat sie überhaupt die Chance, die von Witterungseinflüssen abhängige Außendämmung abzulösen? Schließlich macht sie entwicklungstechnisch große Fortschritte.

Klein: Bei Stilfassaden oder anderen Objekten, die außen nicht gedämmt werden können, ist Innendämmung eine Alternative. In der Wohnungswirtschaft hingegen ist sie fast nicht einsetzbar. Denn dann müssten die Wohnungen während der Einbauphase leer stehen. Außerdem verkleinert Innendämmung die Wohnfläche. Wir sind sicher, dass die Außendämmung die technisch optimale Lösung darstellt. Es gibt heute noch kein Innendämmsystem ohne Risiken bei der Verarbeitung. Natürlich befassen auch wir uns mit dem Thema, die Fassadendämmung besitzt jedoch eindeutig Priorität.

BTH Heimtex: Bleiben wir bei Neuentwicklungen. Bei der Messe "Farbe - Ausbau & Fassade" im vergangenen Jahr haben Sie zahlreiche neue Produkte vorgestellt. Dürfen wir uns in diesem Jahr auf weitere freuen?

Klein: Wir arbeiten immer in längeren Zyklen auf die "Farbe" hin, um unsere Produkte dort vorzustellen. Anschließend bedarf es einer gewissen Zeit, sie im Markt zu verankern. Ein Thema, das uns auch in diesem Jahr beschäftigt, ist die langfristig saubere und farbtonstabile Fassade. Unsere Nano-Quarz-Gitter-Produkte bieten hohe technische Sicherheit. Zusammen mit dem Fächer Fassade A1 haben wir dem Handwerk hier Instrumente an die Hand gegeben, die von großem Nutzen für die tägliche Arbeit und ein Garant für farbbrillante Fassaden sind. Ich will an dieser Stelle aber nicht ausschließen, dass wir auch in diesem Jahr noch mit dem einen oder anderen neuen Produkt in den Markt gehen.

BTH Heimtex: Welche Rolle spielt dabei Funktionalität?

Klein: Wir haben funktionale Produkte im Sortiment; Farben, die photokatalytisch wirken und Schadstoffe abbauen. Wir haben eine Elektro-Smog-Farbe, die 99,9 % der elektromagnetischen Strahlung abschirmt, und wir haben eine konservierungsmittelfreie Dispersionsfarbe, eine Wellness-Farbe, die hohe Akzeptanz besitzt. Es ist immer eine große Herausforderung, diesen Mehrwert zu kommunizieren. Aber es lohnt sich. Solche Produkte bieten Alleinstellungsmerkmale, die das Verkaufen der handwerklichen Leistung unterstützen. Ich frage mich allerdings schon, was eine Bakterien abbauende Farbe im Krankenhaus wirklich bringt. Dort sind nicht die Flächen das Problem, sondern beispielsweise die Türgriffe. Unser Ziel ist es, dass Kunde und Anwender auch etwas von der Funktionalität haben. Zum Beispiel eine kräftige Farbe, deren Oberfläche etwa beim Kratzen mit dem Fingernagel erhalten bleibt. Oder die Innenfarbe Premium Clean, mit der Wände im Essbereich so ausgestattet werden, dass sich Ketchup und Rotwein schnell wieder abwischen lassen.

BTH Heimtex: Aber sie haben doch auch Funktionalität in Form von Schimmelschutz im Sortiment.

Klein: Ja, natürlich. Solche Systeme sind sehr gefragt. Schimmel ist ein häufig anzutreffendes Problem bei Sanierungen, für das wir natürlich auch Lösungen anbieten.

BTH Heimtex: In unserer jüngsten Großhandelsumfrage erhielt Caparol insgesamt gute Noten. Doch werden klare Vertriebsstrukturen vermisst. Dabei verweist die Geschäftsfürhung gerne darauf, dass Caparol und der Großhandel eine Leistungsgemeinschaft bilden...

Klein: Wir freuen uns natürlich darüber, dass unsere Leistungsfähigkeit insgesamt wieder außerordentlich positiv bewertet wurde. Auch spricht die erfolgreiche Entwicklung in den vergangenen Jahren dafür, dass wir auf einem guten Weg sind. Gleichwohl sind wir immer bestrebt, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern weiter zu optimieren. Das Thema gemeinsame Vertriebsaktivitäten steht deshalb ganz oben auf der Agenda. Dabei setzen wir nicht zuletzt auf Partner, die auch für uns etwas tun. Mit denen wollen wir noch enger zusammen arbeiten. Übrigens stand unsere Jahrestagung im Januar unter dem Motto: "Gut ist, wer besser werden will." Daran sehen Sie, dass wir mit uns selbst am kritischsten umgehen. Wir arbeiten in allen Bereichen an einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zum Wohle unserer Kunden.

BTH Heimtex: Besteht im Marketing Nachholbedarf, um sich wieder stärker von den Mitbewerbern abzusetzen? Schließlich rückt die Konkurrenz immer näher, wie unsere Großhandelsumfrage ebenfalls zeigt.

Klein: Wer die Umfrage liest, erkennt unschwer, dass Caparol eine hohe Marktdurchdringung und die mit Abstand höchste Bekanntheit besitzt. Das ist nicht zuletzt einem ausgewogenen Marketingmix geschuldet.

In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf vier Schwerpunktthemen. In den ersten drei Monaten steht unsere Premium-Innenfarbe Indeko-plus im Mittelpunkt. Nach dieser erfolgreich verlaufenden Kampagne rückt die Fassade in den Fokus der Kommunikation. Neu ist, dass wir außer in Produkt-PR jetzt auch in Neue Medien wie iPad und Applikationen investieren.

BTH Heimtex: Denken Sie auch an Serviceverbesserungen?

Klein: Wir bieten schon jetzt viel Service, sowohl für das Handwerk als auch für unsere Partner im Handel. Diese Leistungen werden weiter ausgebaut, auch im digitalen Bereich. Wenn man früher vier Handbücher brauchte, hat man jetzt alle Farbinformationen und -kombinationen im iPad. Auch mit dieser Neuerung differenzieren wir uns vom Wettbewerb.
aus BTH Heimtex 03/11 (Wirtschaft)