Interview mit Ivo Schintz/Tarkett

Wood-Fibre-Technologie kontra Laminatboden

Die schwedische Ideenschmiede Välinge Innovation hat mit einer aus Holzmehl, Bindemitteln und Zusatzstoffen bestehende Oberfläche für schwimmend verlegbare Bodenbelagselemente eine neue Produktkategorie entwickelt. Tarkett, einer der größten Bodenbelagshersteller der Welt, hat Lizenzrechte für diese neue Technologie erworben und auf den Messen in Hannover und München seine Kollektion Tekstone präsentiert. Da das Unternehmen auch im Laminatgeschäft mitmischt, war es spannend, mit dem Geschäftsführer für den deutschsprachigen Raum sowie die Niederlande und in Personalunion einem der Vize-Präsidenten der Holding zu den provokativen Ausführungen von Välinges geschäftsführenden Gesellschafter Darko Pervan und anderen aktuellen Fragen ein Gespräch zu führen.

ParkettMagazin: Darko Pervan sieht das Ende des Laminatbodens kommen und glaubt an eine glänzende Zukunft seiner neuen Pulvertechnologie. Teilen Sie seine Meinung?

Ivo Schintz: Nein, überhaupt nicht. Aus meiner Sicht ist unser neues Produkt Tekstone eine völlig neue Produktkategorie. Die Technologie ist ohne Zweifel innovativ und stellt eine Wertschöpfung dar. Tekstone wird Erfolg haben, aber Laminatböden wird es auch weiterhin geben.

ParkettMagazin: Nach Ansicht von Pervan wird es jedoch in 5 bis 10 Jahren nur noch eine Laminatbodenbelagsproduktion in einer Größenordnung von rund 5 % im Vergleich zum aktuellen Ausstoß geben. Halten Sie diese Einschätzung für realistisch?

Ivo Schintz: Wenn dieses Statement der Wahrheit entsprechen würde, müsste eigentlich sofort ein drastischer Preisverfall für Bodenpaneele, die mit Hilfe von Välinges Pulvertechnik hergestellt worden sind, einsetzen. Nein, ich rechne nur teilweise mit einer Verdrängung von Laminat zu Gunsten der Pulvertechnik.

ParkettMagazin: Welche Bodenbelagskategorie ist dann der wesentliche Wettbewerber? Pervan sieht neben dem Laminat einen weiteren wichtigen Wettbewerber in der keramischen Fliese.

Ivo Schintz: Dieser Einschätzung kann ich zustimmen. Aus meiner Sicht wird Tekstone besonders in klassischen Anwendungen der Fliese Marktanteile erwerben können.

ParkettMagazin: Die Gewerke von Bodenbelags- bzw. Fliesenverlegung sind aber doch völlig unterschiedlich. Sehen Sie keine Probleme, diese unterschiedlichen Anwender erreichen zu können?

Ivo Schintz: Nein, der Trend zu modularen Fußbodensystemen ist doch überhaupt nicht mehr wegzudenken.

ParkettMagazin: Wie ist Ihre Tekstone Kollektion bisher vom Markt aufgenommen worden?

Ivo Schintz: Außerordentlich gut, die Kundschaft reagiert sehr positiv. Dies gilt sowohl für den Großhandel als auch den Architekten.

ParkettMagazin: Einige Sätze noch zum Mehrschichtparkett. Wie sieht Ihre aktuelle Strategie aus?

Ivo Schintz: Wir sind mit unseren Werken in Schweden, Polen und Serbien gut aufgestellt. Hinsichtlich der Vermarktung fahren wir eine Politik der selektiven Distribution. Wir wollen also nicht an jeden potentiellen Handelspartner verkaufen und passen uns dabei in den Regionen den lokalen Bedürfnissen an.

ParkettMagazin: Was halten Sie als global aufgestelltes Unternehmen vom deutschen Alleingang bei der bauaufsichtlichen Zulassung (DIBt)? In anderen Ländern der EU besteht eine derartige Zulassungspflicht nicht.

Ivo Schintz: Nach meinem Eindruck handelt es sich bei der deutschen Verordnung um eine Art von Pilotprojekt. Daher gehe ich davon aus, dass das Verfahren in Zukunft im gesamten Wirtschaftsraum der EU eingeführt wird.
aus Parkett Magazin 02/11 (Wirtschaft)