Lahore Carpet, Lahore, Pakistan

Lahore Carpet, Lahore, Pakistan

Die Lahore Carpet Manufacturing Company zählt sich zu den führenden Teppichproduzenten in Pakistan. Hergestellt werden 26 unterschiedliche Linien, vom feinen persisch gemusterten Teppich über Kazaks und Ziegler bis zu modernen Stücken.

Schon auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude fallen Sauberkeit und Ordnung auf: Es liegt kein Stück Papier auf dem Boden, Rasen und Pflanzen sind perfekt gepflegt. Doch nicht nur dort, wo Firmenleitung, Bestellabwicklung und Designer ihre Büros haben, wird auf ein gepflegtes Äußeres geachtet, sondern auch im Lager, der Finishing-Abteilung und in allen weiteren Bereichen der Lahore Carpet Manufactoring Co. im pakistanischen Lahore. Mit jedem Schritt, jedem Gespräch sowie in der gesamten Produktion ist zu spüren, dass hier ganz besonders hohe Ansprüche gestellt werden: an Mitarbeiter, Material und das fertige Produkt Teppich.

Für Shahid Hassan Sheikh - der zusammen mit seinen Brüdern Abid Hassan Sheikh und Khalid Hassan Sheikh, die Geschicke des Familienunternehmens lenkt - sind diese Ansprüche nur eine logische Konsequenz, denn: "Unser Ziel ist es, zu den führenden Produzenten der Welt zu gehören, kreative und einzigartige Designs zu entwerfen und perfekte Teppiche zu liefern." Dabei profitiert Lahore Carpet von den Erfahrungen, die in der 60-jährigen Unternehmensgeschichte gesammelt wurden und durch die die Fehlerquote in der gesamten Produktion reduziert wird.

Fehler in den Teppichen möchte man hier ausschließen - eine echte Herausforderung, wo gut 15.000 Knüpfer monatlich 8.500 m2 Teppiche fertigen und 400 weitere Mitarbeiter mit Verwaltung, Gestaltung und Finishing beschäftigt sind. Schließlich handelt es sich noch immer um ein handgefertigtes Produkt. "Unterm Strich ist wichtig, dass unsere Kunden perfekte Ware erhalten. Wir arbeiten hart daran und stellen unsere Methoden auch immer wieder auf den Prüfstand. Sie werden laufend angepasst und verbessert", so Shahid Hassan Sheikh. Im Fokus stehe dabei, maximale Produktivität auf höchstem Qualitätsniveau zu erreichen. "Unser ganzheitlicher Ansatz macht uns so stark", so Sheikh weiter.

Beim Rundgang über das fast 15.000 m2 große Firmengelände wird deutlich, was mit diesem Ansatz gemeint ist: Sämtliche Produktionsschritte - bis auf das Knüpfen - befinden sich tatsächlich unter einem Dach, also Produkt- und Designentwicklung, die Färberei, Wäsche und das sehr umfangreiche Finishing.

Ob es sich um konkrete Kundenwünsche oder Eigenentwicklungen handelt, in der Designabteilung werden am laufenden Band neue Designs für die verschiedenen Märkte umgesetzt. Jedes Design wird auf Millimeterpapier farbgetreu aufgemalt und für die Knüpfer auf einem sogenannten Talim niedergeschrieben. Dabei erhält jede im Teppich verwendete Farbe ein Schriftzeichen. Zu jeder Farbe wird vermerkt, wie viele Knoten mit ihr geknüpft werden sollen. Und so wird Reihe für Reihe das Designs eines Teppichs aufgeschrieben. Am Knüpfstuhl ist es wesentlich einfacher mit den handlichen Talims zu arbeiten, als mit schwer handhabbaren Zeichnungen.

Ein weiteres Herzstück der Produktion ist die Färberei. Hier wird viel Entwicklungsarbeit geleistet. Zum Einsatz kommen Naturfarbstoffe, mit denen Dank der großen Erfahrung im Haus, auch in feinsten Farbabstufungen gefärbt werden kann. Je nach Design der Produktlinie wird ein eigenes Färbeverfahren angewandt, zum Beispiel um einen lebendigen Abrasch oder gleichmäßige Färbung zu erzielen.

Der Wäsche kommt ebenfalls eine große Bedeutung zu, denn durch sie werden Farbintensität, Glanz und der Griff maßgeblich bestimmt. Sobald ein Teppich vom Knüpfstuhl kommt, wird er bei Lahore Carpet gewaschen. Je nach Kundenwunsch wird eines von fünf verschiedenen Waschverfahren gewählt.

Erst danach wird der Teppich nach Vorgaben des Auftraggebers geschoren, je nach Kundenvorliebe wird der Flor flacher oder länger. Im Finishing werden eventuelle Fehler korrigiert. Dazu gehören sichtbare Knoten der Kettfäden, die mit der Schere entfernt werden müssen. Auch kann es vorkommen, dass der Knüpfer von der Vorlage abgewichen ist, zum Beispiel an einer Stelle falsche Farben verwendet hat oder im Design ein Element nicht gerade oder geometrisch sein sollte. Dann werden Knoten per Hand nachträglich ausgetauscht oder Knoten Reihe für Reihe verschoben.

In einem letzten Schritt wird der Teppich einer strengen Endkontrolle durch einen der drei Geschäftsführer unterzogen. Ein Laufzettel liefert dabei genaue Informationen für den Auftraggeber, wie der Teppich gewaschen werden sollte, wie lang die Fransen sein sollen, etc. Werden jetzt noch Fehler festgestellt, werden sie umgehend behoben, erst dann wird der Teppich freigegeben für ein Foto und abschließenden Versand. Das Foto wird dem Auftraggeber geschickt, damit der es seinen potenziellen Kunden bereits zeigen kann.

Möglich gemacht wird der Erfolg von Lahore Carpet durch seine Mitarbeiter, dessen ist man sich auch im Management bewusst. Und das ist auch ein Grund, weshalb zum Beispiel sechs Busse zur Verfügung stehen, die die Mitarbeiter von der Arbeit wieder nach Hause bringen oder ein sehr preiswertes Essen angeboten wird.


Care & Fair Schule, Vern


Die Inhaberfamilie Sheikh, die bereits die Übergabe der Geschäfte an die vierte Generation vorbereitet, schaut bei allem Unternehmertum auch über den Tellerrand und engagiert sich seit vielen Jahren sozial. So wurde unter anderem Care & Fair-Pakistan von Shahid Hassan Sheikh aufgebaut und im Jahr 2000 eine moderne Schule für Kinder Teppich knüpfender Familien in Vern eröffnet, die derzeit von 700 Schülern besucht wird. Neben einer kostenlosen Schulausbildung erhalten die Kinder dort auch eine medizinische Versorgung. Ein großer Teil der laufenden Kosten wird von Lahore Carpet getragen. "Mit unserem Engagement möchten wir wieder Hoffnung ins Land bringen. Und die kommt durch eine vernünftige Ausbildung. Die Eltern sind so stolz auf ihre Kinder, die ganzen Familien profitieren davon", so Sheikh.
aus Carpet Magazin 02/11 (Wirtschaft)