Interview mit Thomas Goebel, Hauptgeschäftsführer des GD Holz

Energetische Holznutzung führt zu Beschaffungsengpässen

Überraschend trennten sich Ende vergangenen Jahres die Wege des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz) und des langjährigen Hauptgeschäftsführers Dr. Rudolf Luers. Thomas Goebel übernahm zunächst kommissarisch diese Aufgabe. Ursprünglich, hieß es aus Berlin, war nach dem Abgang von Luers eine öffentliche Ausschreibung der Position des Hauptgeschäftsführers geplant. Goebel wollte sich nach eigenen Angaben selbstverständlich ebenfalls bewerben. Inzwischen scheint die Ausschreibung auf unbestimmte Zeit verschoben zu sein. Der Zeitpunkt, mit Goebel ein Gespräch zu führen, könnte daher nicht besser gewählt sein.

ParkettMagazin: Bevor wir zu den aktuellen Themen des Holzhandels kommen, sollten wir zumindest ganz kurz über den Führungswechsel innerhalb der Verbandsgeschäftsführung sprechen. Was waren aus Ihrer Sicht die Ursachen für das so plötzliche Ausscheiden von Dr. Rudolf Luers, der ja vermutlich ohnehin in näherer Zukunft aus Altersgründen in den Ruhestand gewechselt wäre?

Thomas Goebel: Wir haben uns nach der für viele überraschenden Freistellung im November in einer Pressemitteilung im Januar dazu geäußert mit der Kernaussage, dass eine für alle Beteiligten einvernehmliche Vertragsbeendigung realisiert werden konnte. Die Leistungen von
Dr. Luers als Hauptgeschäftsführer wurden ausdrücklich gewürdigt und sind bei Vorstand und Mitgliedsunternehmen des GD Holz unbestritten. Persönlich denke ich sehr gerne an die gute Zusammenarbeit mit Dr. Luers zurück, der mir noch mit auf den Weg gegeben hat, immer nach vorne zu schauen - genau das möchte ich auch tun. Wir haben eine Vielzahl von Herausforderungen für die Branche, zu denen wir Position beziehen werden. Darüber hinaus gilt meine besondere Aufmerksamkeit der Pflege und Entwicklung unseres exzellenten Angebotes an Dienstleistungen.

ParkettMagazin: Warum hat Ihr Verband das Sekretariat des europäischen Holzhandelsverbandes FEBO an den ebenfalls europäischen Holzhändlerverband ETTF abgegeben und worin bestehen überhaupt die Unterschiede zwischen FEBO und ETTF?

Goebel: Die europäische Interessenvertretung des Holzhandels ist seit vielen Jahren ein ganz wichtiges Anliegen des GD Holz. Die wachsende Bedeutung ist ebenso evident wie Allgemeinplatz. Für mich stellt sich auch deswegen immer die Frage, wie organisieren wir das effizient und mit maximaler Durchschlagskraft - wir sind ja nicht alleine in Brüssel. Die Mitgliedsbeiträge sinnvoll für die europäische Interessenvertretung einzusetzen, ist dabei ein hoher Anspruch. Unser Vorstand ist mit der Entscheidung zu Übernahme und Finanzierung des FEBO Generalsekretariats für 4 Jahre, befristet zum 31.3.2011, in Vorleistung gegangen. Selbstverständnis des europäischen Verbandes ist aber auch die Arbeitsteilung, so dass jetzt das Generalsekretariat nach Holland geht.

Zum Thema Durchschlagskraft: In Almere bei Amsterdam werden FEBO und ETTF ein gemeinsames Generalsekretariat betreiben, dabei aber ihre Eigenständigkeit und eigenen Auftritt bewahren. Der ETTF-Generalsekretär ist allerdings sehr oft in Brüssel.

Der GD Holz unterstützt alle Initiativen, die unsere gemeinsamen Interessen bündeln und zu einer noch engeren Zusammenarbeit der Organisationen führen. FEBO vertritt die Interessen des europäischen Binnenhandels. Die ETTF besteht aus drei Importverbänden, den Laubholzimporteuren, den Nadelholzimporteuren und den Sperrholzimporteuren. In der FEBO sind 11 Länder vertreten, in der ETTF 10 Länder, die in Teilen deckungsgleich sind.

ParkettMagazin: Einige Fragen zu Themen der Rohstoffversorgung und Markteingriffe durch den Gesetzgeber: Wie steht Ihr Verband zur Problematik der energetischen Holzverwertung und wie beurteilen Sie dazu Markteingriffe durch die Bundesregierung in Form von Subventionen, die von der holzverarbeitenden Industrie oft kritisiert werden?

Goebel: Wir beobachten sehr genau die Entwicklung der Beschaffungsmärkte in Deutschland, aber auch weit darüber hinaus. Es gibt in den letzten Jahren kaum Veranstaltungen der Branche, auf denen dieses Thema nicht behandelt worden ist. Daran kann jeder die Bedeutung der sicheren Rohstoffversorgung für die holzverarbeitende Industrie und ihre Partner erkennen. Unsere Mitgliedsunternehmen im Fachbereich Außenhandel sind international tätig und leisten immer schon einen großen Beitrag zur Holzversorgung im Inland. Diese Bedeutung wird in den kommenden Jahren noch steigen, da nach aktuellen Prognosen der Verbrauch der energetischen Nutzer in Deutschland weiter zunehmen wird.
Wir sind sehr gespannt auf das Monitoring Projekt, das die Verbände der Holzwirtschaft auch mit Unterstützung des GD Holz bei Prof. Mantau in Auftrag geben werden. Ziel des Projektes wird eine nachhaltige Projektion des Holzverbrauches in Europa sein.

Das steuerliche Förderpaket im EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) und weitere Regelungen zur energetischen Nutzung orientieren sich an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. Das ist eine gute und richtige Zielsetzung. Die Betrachtung lässt aber Marktmechanismen in knappen Rohstoffmärkten außer Acht, oder nimmt diese bewusst in Kauf. Hinzu kommt, dass man den Verbrauch von Brennholz viele Jahre komplett unterschätzt hat. Beide Aspekte addieren sich jetzt zu einem enormen Bedarf der energetischen Nutzer und führen zu der Diskussion um die Verfügbarkeit von Holz.

ParkettMagazin: Wie beurteilen sie die aktuell in Deutschland neu aufgeflammte Nukleardiskussion nach dem Unglück in Japan. Wird dies zu einer zusätzlich steigenden Nachfrage nach Holz zur energetischen Verwertung führen.

Goebel: Ja, davon muss man wohl ausgehen.

ParkettMagazin: Welche Auswirkungen auf das Marktangebot erwarten Sie nach der Einführung des ab März 2013 gültigen europäischen Holzhandelsgesetzes und wie hoch schätzen Sie den aktuellen Marktanteil in Deutschland von Holzprodukten aus illegalem Einschlag?

Goebel: Der GD Holz hat bereits vor einigen Jahren eine Selbstverpflichtungserklärung, den sogenannten Code of Conduct verabschiedet. Im Rahmen unserer in diesem Jahr anstehenden Satzungsreform wird dieser Code of Conduct auch Bestandteil der Satzung und bekommt damit noch mehr Gewicht. Die GD Holz Mitgliedsunternehmen unterstreichen darin ihr Bekenntnis zu nachhaltiger Forstwirtschaft und zum Handel mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Ich gehe daher davon aus, dass der Anteil von Holzprodukten aus illegalem Einschlag bei unseren Mitgliedsunternehmen gleich Null ist. Darüber hinaus liegen mir keine Erkenntnisse vor. Ich wünsche mir aber, dass alle Marktpartner dem guten Beispiel des GD Holz folgen mögen.

Ob sich das europäische Holzhandelsgesetz auf das Marktangebot auswirken wird, hängt sehr stark von der Ausgestaltung der Details zur Umsetzung ab - ein klassisches Feld für die Interessenvertretung des GD Holz. Wir werden alles daran setzen, im Rahmen des Legalitätsprinzips die Beschaffungswege für Holzimporte möglichst von bürokratischem Ballast freizuhalten.

ParkettMagazin: Wie ist Ihre Position zu den forstwirtschaftlichen Zertifizierungen, wie FSC und PEFC? Bei Ihrem Vorgänger hatten wir bisweilen den Eindruck, dass der Verband FSC & Co. eher als Gegner und nicht als Partner sieht. Auch Sie haben sich kürzlich kritisch über Zertifizierungen in Schweden geäußert.

Goebel: Wir sind Mitglied in der FSC Arbeitsgruppe Deutschland und im Forstzertifizierungsrat des PEFC. Wir unterstützen selbstverständlich die nachhaltige Forstwirtschaft und damit auch die Kernziele der beiden Organisationen. Wir unterstützen nach wie vor die preiswerte Gruppenzertifizierung unserer Mitgliedsfirmen und haben uns in diesem Thema noch einiges vorgenommen. Vorausgesetzt, der FSC macht seine Hausaufgaben und definiert endlich praxisorientiert die Kriterien zu einer Gruppenzertifizierung. Beim PEFC habe ich im Forstzertifizierungsrat meinen deutlichen Widerstand zur übermäßigen Ausdehnung der CoC-Standards (Chain of Custody, Nachverfolgung der Handelskette) zum Ausdruck gebracht und befinde mich damit in bester Gesellschaft anderer Verbände der Holzwirtschaft.

Meine Kritik an der Zertifizierung in Schweden sollte unsere Sorge um Glaubwürdigkeit und Transparenz des Zertifikates zum Ausdruck bringen. Ich vertrete gegenüber den Organisationen die berechtigten Interessen unserer Mitglieder, die Kritik geht um die Sache, aber nicht um die Ziele, das darf man nicht verwechseln.

ParkettMagazin: Mit seiner Ausweitung der Bauprodukten-Richtlinie auf Parkett und seine für die Verlegung notwendigen Hilfsstoffe hat das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) zu Beginn des Jahres für erhebliche Aufregung gesorgt. Über die nunmehr notwendige Zulassung verfügen bisher nur extrem wenige ausländische Hersteller. Als Vertreter des Holzhandels müssten Sie doch eigentlich für freie M
ärkte und ein vielschichtiges Angebot stehen. Warum konnten Sie diesen Alleingang des DIBt, der nach unseren Informationen auch in Brüssel für große Unzufriedenheit der Wettbewerbshüter gesorgt hat, nicht verhindern?

Goebel: Der GD Holz hatte sich bereits 2006 bei der Anhörung beim DIBt zur geplanten bauaufsichtlichen Zulassung für Holzfußböden gegen einen Alleingang Deutschlands ausgesprochen und gefordert, dass den berechtigten Interessen des Gesundheitsschutzes mit möglichst wenig Bürokratie und Kosten Rechnung getragen werden soll.

Bei der Abwägung Handelshemmnis einerseits und Verbraucherschutz und Gesundheitsaspekte andererseits haben wir als Fachhandelsverband primär die Kunden unserer Mitglieder im Fokus, d.h. die Verbraucher und Hausbesitzer sowie den Boden- und Parkettleger.

Trotzdem liegt uns der freie Marktzugang am Herzen. Dazu gehört natürlich eine sorgfältige Informationspolitik auch des zulassenden Institutes in Deutschland. Die Tatsache, dass bisher nur weniger als 15 Hersteller über die Zulassung verfügen, die vornehmlich ihren Firmensitz in Deutschland haben und seitens der wenigen Ausländer, bei denen es sich nur um österreichische und Schweizer Hersteller handelt, spricht für eine unzureichende Informationspolitik.

ParkettMagazin: Den Statistiken des Verbandes der deutschen Parkettindustrie, den Angaben Ihres Verbandes und Informationen aus den Kooperationen ist zu entnehmen, dass sich die Parkettproduktion in Deutschland kräftig erholt hat, der Absatz hingegen nicht im Gleichschritt mitläuft. Woran liegt dies und was gedenken Sie zur Belebung der Parkettnachfrage zu unternehmen?

Goebel: Gegenfrage, was gedenken denn die Hersteller zur Belebung des Absatzes zu tun? Ich komme gerade von unserer Einzelhandelsreise, die unser Fachbereich Holzeinzelhandel jedes Frühjahr veranstaltet. Wir besichtigen in jedem Jahr Holzfachmärkte mit neuen, attraktiven Ausstellungen. Mir ist auch schon in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass viele Mitgliedsunternehmen erheblich in ihre Fußbodenausstellungen investiert haben - die Flächen sind deutlich vergrößert, die Ausstellungen zeigen Fußboden in der Fläche, wesentlich mehr Wohnambiente wird gezeigt und das Personal ist sehr professionell. Insgesamt scheint mir der Anteil der Fläche für den Fußbodenbereich in den Holzfachmärkten sogar gewachsen zu sein. Hier mangelt es gewiss nicht an professioneller Präsentation und Hingabe zum Produkt. Das sollte die Industrie mit ihrer Vertriebspolitik immer wieder bedenken und mit einer Konzentration auf unseren Vertriebsweg honorieren.

ParkettMagazin: Bleiben wir bei dem Stichwort Kooperationen. Stellen die großen Kooperationen nicht inzwischen einen Verband innerhalb des Verbandes dar? Oder "provokativ" gefragt, braucht das Kooperationsmitglied überhaupt noch den Dachverband?

Goebel: Selbstverständlich braucht auch das Mitglied einer Kooperation den Verband. Nur als Verband sind wir als neutrale und repräsentative Interessensvertretung anerkannt. Das kann die Kooperation nicht leisten - das gilt in diesem Kontext für alles, was das Netzwerk und die Informationsplattform des GD Holz ausmachen.

Nehmen sie als konkretes Beispiel unsere Einzelhandelsreise. Hier besuchen wir jedes Jahr Firmen von unterschiedlichen Kooperationen. Der Händler hat so die Chance, über den Tellerrand seiner eigenen Kooperation zu sehen.

Etwas irritierend in diesem Zusammenhang mag die RAL Gütegemeinschaft Holzhandel sein. Das Thema hätte man auch unter dem Dach des GD Holz ansiedeln können. Dennoch sehen wir das ganz entspannt und haben aktuell keinen Anlass, hier im Konsens eine Änderung anzustreben. Wir betreiben ja die RAL Gütegemeinschaft Brennholz, die vor einigen Jahren von unserem Fachbereich Rohholzhandel gegründet worden ist. Im Unterschied zu RAL Holzhandel, welche einen Vertriebsweg unterstützt, definiert RAL Brennholz ein hochwertiges Qualitätsprodukt und unterstützt bei der Vermarktung - das ist eine klassische Funktion für den Fachhandel insgesamt.

ParkettMagazin: Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für eine vermutlich auch für Sie unbefriedigenden Organisationsquote des Holzhandels? Welche Anstrengungen unternehmen Sie, mehr Holzhändler als Mitglied des GD Holz zu gewinnen?

Goebel: Nach unserer Einschätzung repräsentiert der GD Holz 80 % des Umsatzes der Branche und 60 % der am Markt tätigen Firmen. Wir sind bei den ganz großen Unternehmen sehr gut vertreten, ebenfalls bei den typischen mittelständischen Betrieben des Holzhandels. Etwas schwächer bei den ganz kleinen Betrieben - wir müssen eben immer wieder Überzeugungsarbeit leisten zu unseren Dienstleistungen und der Funktion unserer Interessenvertretung. Wir haben in diesem Jahr bereits einige interessante Neuaufnahmen zu verzeichnen. Ich interpretiere das so, dass die Bindungskraft an den GD Holz wieder wächst. Da die Stimmung in der Branche gut ist, werden wir in den kommenden Monaten verstärkt Holzhandlungen ansprechen, die bei uns Mitglied werden möchten - Interessenten sind uns jederzeit willkommen.

ParkettMagazin: Bleiben wir zum Abschluss des Gesprächs bei der Zukunft. Was sind Ihre Aktionsschwerpunkte auf der Agenda des GD Holz in den kommenden 1-2 Jahren?

Goebel: Viele Themenschwerpunkte haben wir bereits angesprochen. Daher kann ich mich kurz fassen:

1. Intensivierung des Netzwerkes und der Interessenvertretung in Berlin, wir müssen wieder mehr Werbung für Holz und unseren Vertriebsweg machen.
2. Beschaffungsprobleme wegen des Wettbewerbes zwischen stofflicher und energetischer Holznutzung lösen.
3. Dialog mit den forstwirtschaftlichen Zertifizierungssystemen. Neuer Ansatz zu einer CoC- Gruppenzertifizierung unserer Mitglieder. Die neuen Richtlinien hinsichtlich der Umsatzgrößen passen nicht in unsere Struktur. Wir sind diesbezüglich im Gespräch.
4. Exemplarisch für unseren Dienstleistungsbereich haben wir ganz aktuell das Thema "e- learning" in der Vorbereitung. Ein komplexes Projekt zur Fortbildung und Schulung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unserer Mitgliedsunternehmen in den wichtigsten Sortimentsbereichen.

ParkettMagazin: Ihr Verband ist, vielleicht etwas überspitzt formuliert, der Chef-Lobbyist des deutschen Holzhandels. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in der Pipeline, sowohl in Berlin als auch in Brüssel?

Goebel: Bezüglich Berlin will ich kein Thema besonders in den Vordergrund stellen, siehe oben. Auf europäischer Ebene ist ganz klar die Inverkehrbringungsrichtlinie im Rahmen des europäischen Holzhandelsgesetzes von her-ausragender Bedeutung. Hier laufen in diesen Monaten die Hearings in Brüssel, an denen wir selbstverständlich teilnehmen. Der GD Holz hat sich hierzu als "monitoring organization" beworben.
aus Parkett Magazin 03/11 (Wirtschaft)