Warenkunde: Sortierung von amerikanischem Laubschnittholz

Dickentoleranzen und Einschnitttechniken

Die Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz wurden vor 100 Jahren von der National Hardwood Lumber Association (NHLA), heute mit Hauptsitz in Memphis, Tennessee/USA, eingeführt. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Normierung, sondern um eine freiwillige Selbstbeschränkung. Die Sortierregeln sollen vor allem Missverständnisse bei der qualitativen Einstufung von Schnittholz zwischen den Sägewerken und dem Holzhandel vermeiden. Fragen zu diesen Regeln kommen von Branchenvertretern aus dem internationalen Laubholzhandel. Bob Sabistina, Berater für Laubschnittholz-Sortierung des American Hardwood Export Council (AHEC), steht in dieser Ausgabe Rede und Antwort.

Frage: Wir haben eine Ladung 4/4" (25,4 mm) KD Nummer 2 Common Walnut gekauft. Bei unserer Eingangskontrolle bemerkten wir, dass einige Bretter ein Untermaß in der Dicke aufwiesen. Viele Bretter waren dünner als 4/4" (25,4 mm) und einzelne Brett-Enden waren sogar nur 3/4" (19 mm) dick. Unser Lieferant erklärte uns, dass solches Untermaß nach den NHLA Sortierregeln zulässig sei. Was ist erlaubt und was nicht?

Bob Sabistina: Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Schnittholz technisch getrocknet (kiln dried = KD) geliefert wurde. Nach der Standard Kiln Dried Rule darf Schnittholz 6/4" (38 mm) und dünner aufgrund des Trockenschwundes ein Untermaß von 1/16" (1,59 mm) in der Dicke aufweisen. Bei 7/4" (44,45 mm) Schnittholz und dicker darf das Untermaß wegen Trockenschwund bis zu 1/4" (6,35 mm) betragen.

Die Regel für verschnittenes Holz (Miscut Lumber Rule) in den NHLA Sortierregeln für Laubholz und Cypress beschreibt, wie die Prüfung von Untermaß bei Schnittholz erfolgt. Zunächst wird die Qualitätsklasse des Brettes bestimmt, dann die Dicke nach dem dünnsten Abschnitt (Cutting). Falls es, bezogen auf das gesamte Brett, eine größere Schwankung in der Dicke gibt, als in der Aufstellung aufgeführt, muss das Brett als untermaßig (Miscut) eingestuft und für eine Nachbearbeitung herausgelegt werden. Bei 4/4" ist die erlaubte Schwankung 3/16" (4,77 mm). Ausschlaggebend bei dieser Regel ist, dass die fehlerfreien Abschnitte (Clear Cuttings) die volle Dicke nach dem technischen Trocknen aufweisen müssen. Außerhalb der fehlerfreien Abschnitte ist dünneres Material kein Fehler, vorausgesetzt, die Schwankung ist nicht größer, als in der Aufstellung für verschnittenes Schnittholz erwähnt.

Frage: Können Sie uns die Begriffe Riftschnitt (rift sawn) und Viertelschnitt (quarter sawn) erläutern?

Sabistina: Beide Begriffe beschreiben Einschnitttechniken im Sägewerk, um Schnittholz mit gespiegelter und gestreifter Textur auf der Breitseite der Bretter zu erzeugen. Üblicherweise werden in Nordamerika die Laubholzstämme im Sägewerk von vier Seiten angeschnitten, um möglichst viel hochwertiges Material zu produzieren. Diese Methode ergibt Schnittholz mit einer überwiegend gefladerten Textur (plain or flat sawn). Der Vorteil dabei ist die höchst mögliche Ausbeute aus einem Baumstamm. Der Nachteil dieser Sägetechnik liegt jedoch darin, dass die Trocknung mit sehr großer Sorgfalt durchgeführt werden muss, weil so erzeugte Bretter mit Jahresringen über der Breitfläche des Brettes zum Verziehen und Schüsseln neigen.

Riftschnitt-Bretter (rift sawn) zeigen wenig Spiegel und weisen in der Regel Jahresringe im Winkel von 30 bis 60 zur breiten Brettfläche auf. Beim Viertelschnitt (quarter sawn) wird der Baumstamm in vier gleiche Viertel aufgeschnitten. Dann wird jedes Stammviertel im rechten Winkel zu den Jahresringen angeschnitten. So erhält man Bretter mit aufrecht stehenden Jahresringen. Bei Holzarten wie American White Oak entstehen auf diese Weise Bretter mit viel gespiegelter Textur (figure), weil die Säge den Stamm parallel zu den Holzstrahlen auftrennt. Sobald die Viertel kleiner werden, verändert sich die Ausrichtung der Jahresringe und die Bretter zeigen immer weniger Spiegel auf den Breitseiten. Dafür bildet sich aber eine streifige Textur mit weitgehend senkrecht stehenden Jahresringen (Rifts). Die Vorteile dieser Sägetechnik sind größere Stabilität der Bretter, eine geringere Schwindung und eine einfachere Trocknung.

Frage: Wo können wir Lehrgänge zu den NHLA Sortierregeln besuchen?

Sabistina: Für zusätzliche Unterweisungen muss man nicht gleich in die USA reisen. Man kann sich an das nächste AHEC Büro wenden (www.americanhardwood.org). Lehrgänge werden meist im Zusammenhang mit einer Ausstellung oder Messe abgehalten. Das sind 10-15 Termine im Jahr. Fragen beantworte ich auch über die Webseite von AHEC (www.americanhardwood.org) oder direkt unter bshardwoods1@yahoo.com. Soll aber ein National Inspektor in die Firma kommen, müsste man sich doch an die NHLA (www.nhla.com) wenden.
aus Parkett Magazin 04/11 (Wirtschaft)