Tenditalia will 4 Mio. EUR in neuen Maschinenpark investieren

Spezialist für Funktionsprodukte

Der italienische Hersteller Tenditalia hat sich auf die Ausrüstung von technischen Stoffen für Rollo, Plissee, Lamellen- und Flächenvorhänge spezialisiert. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Vigevano ist unter anderem bekannt für seine Verdunkelungsqualitäten der Marke Euro Blackout. Derzeit errichtet der Textilveredler ein zweites Werk in Mortara für eine Screen-Fertigung im großen Stil. Die Produkte sollen durchgängig aus europäischer Rohware gefertigt werden.

Reisfelder und die Flusslandschaft des Ticino prägen die Umgebung von Vigevano, einer mittelgroßen italienischen Stadt nahe der Metropolregion Mailand. Im örtlichen Gewerbegebiet, an der Via Morosini, hat das Familienunternehmen Tenditalia seine Firmenzentrale. Der italienische Hersteller entwickelt und veredelt technische Stoffe für innen- und außenliegende Sonnenschutz-Lösungen wie Rollos, Plissees, Vertikallamellen, Flächenvorhänge und Universalverschattungen.

Zum Abnehmerkreis zählen alle großen europäischen Verarbeiter und Konfektionäre, die in der Maß- und Serienfertigung tätig sind, sowie einschlägige Akteure im internationalen Markt. "Wir stellen unseren Kunden Produkte in hervorragender und nachhaltiger Qualität zur Verfügung, zu sehr konkurrenzfähigen Preisen", erklärt Geschäftsführer Enrico Quaglia. Der 60-jährige Betriebswirt steuert seit mehr als 25 Jahren erfolgreich den Kurs des Textilausrüsters, dessen 29 Mitarbeiter im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,5 Mio. EUR erwirtschafteten.

An der Unternehmensspitze steht Alleininhaber Dr. Orfeo Giusto. Der promovierte Chemiker ist darüber hinaus Mehrheitseigner des Polymerherstellers und wichtigen Lieferanten Societá Italiana Polimeri (Sipol) in Mortara.

Exportquote von 75%

Das Hauptgeschäft von Tenditalia findet im Ausland statt. Die Exportquote wird mit rund 75% angegeben. Europa bildet den Schwerpunkt der Verkaufsaktivitäten, darunter insbesondere Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, England, Skandinavien und Osteuropa. Aktuell sind 15 freie Handelsvertreter im heimischen Italien und den Exportländern unterwegs. "Deutschland ist ein sehr wichtiger, innovativer Markt und bringt uns viel Input", erklärt Quaglia, dem auch die Geschäftsführung der deutschen Tochtergesellschaft TID Sunprotect im württembergischen Schöntal obliegt.

Die Vertriebsleitung für die deutschsprachigen Märkte inklusive Österreich und Schweiz hat Andreas Bisinger von TID Sunprotect übernommen, ebenso die Entwicklung des Exportgebiets Übersee - "eine längerfristige, anspruchsvolle Aufgabe", wie er selbst sagt. Der 47-jährige Diplom Betriebswirt spricht unter anderem fließend Italienisch und engagiert sich in verschiedenen Institutionen der Textilbranche. Tenditalia beschreibt er als Spezialist für Verdunkelungsstoffe für Plissees, Rollos und Vertikallamellen. "Egal, welche Sonnenschutz-Kollektion man in Deutschland anschaut - wir sind überall vertreten." Aktuell stehen die Italiener mit einer eigenen Screenqualität am Start. "Unser Zukunftsprodukt ist das Rollo mit Schwerpunkt Screen."

Vor vier Jahrzehnten boomte die Vertikallamelle und gab 1977 den Anstoß zur Gründung von Tenditalia. Ein Kunstleder-Ausrüstungsbetrieb in der Schuhstadt Vigevano hatte den Trend erkannt und etablierte eine Sparte zur Veredelung der vertikalen Stoffstreifen. Dieser Geschäftszweig mündete schließlich in einem eigenständigen Unternehmen, das 1996 weiter expandierte durch die Übernahme des kompletten Sonnenschutz-Segments der Konrad Hornschuch AG in Weißbach.

Konzentration auf Sonnenschutz

Bis heute dominieren Vertikallamellen das Produktprogramm von Tenditalia. Der Lamellenstoff-Anteil liegt bei rund 60%, auf Rollo- und Flächenvorhang-Qualitäten entfallen etwa 25%, auf Plissees ca. 15%. Die Mengen der Tochtergesellschaft TID Sunprotect für den deutschen Markt zeigen hingegen ein völlig anderes Bild: jeweils 35% Rollo und Lamelle sowie 30% Plissee.

Aus strategischen Gründen will sich der Textilveredler ausschließlich auf die Ausrüstung von Grundgeweben für den Sonnenschutz-Bereich konzentrieren und nicht für andere Branchen tätig sein. Auch greife man nicht auf Handelsware zurück, sondern sei reiner Hersteller. "Kunden kommen zu uns, wenn sie einen speziellen Artikel entwickelt haben wollen und wir finden dazu die Produktionslösung", sagt Quaglia. Gleichzeitig zählen zu den Abnehmern von Tenditalia aber auch Konfektionäre, die en gros Baumarktketten in Europa bedienen. Im Volumengeschäft würden jedoch ausschließlich Lamellenstoffe eine Rolle spielen.

Einen Wettbewerbsvorteil konnte sich der Textilveredler im Rollo-Segment verschaffen, indem er mit verschiedenen Verdunkelungsvarianten eine Nische besetzt. Einmalig im Markt sei ein besonders dünnes Gewebe, das lediglich 0,22mm Stoffstärke aufweist und trotzdem zuverlässig verdunkelt.

Plisseestores finden sich früh, bereits 1988, im Angebot von Tenditalia. Die vielseitige Sonnenschutz-Variante war in Italien und Frankreich ein Thema, noch bevor sie in Nordeuropa Popularität gewann und dort als starkes Produkt für spezifische Fensterformen positioniert wurde. "Wir beliefern exklusiv die Nummer zwei in Dänemark mit sehr großen Mengen Plissee", verrät Quaglia.

Auf einen völlig anderen Anwendungsbereich zielt hingegen ein neues, plissiertes Insektenschutz-Gewebe, welches unlängst in die Produktion aufgenommen wurde.

Zweites Werk im Aufbau

Tenditalia gestaltet seine Kollektionen nach den Anforderungen des Marktes und greift Ideen im Dialog mit den Kunden auf. So finden auch Aspekte der Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit Berücksichtigung: "Wir sehen uns vor allem als Entwickler technologischer Funktionsprodukte. Im dekorativen Bereich sind wir nicht so breit aufgestellt", informiert Bisinger über das Angebot. Dem stark objektlastig ausgerichteten Vertikallamellen-Bereich stehen einige Drucke bei Rollos und Plissees gegenüber sowie spezifische Dessins für Flächenvorhänge.

Mitte der 1990er Jahre hat Tenditalia sein Hauptwerk am Standort Vigevano neu errichtet. Die Gebäudefläche umfasst etwa 5.000 m, wovon gut 80% zu Produktionszwecken genutzt werden. In der Ortschaft Mortara, etwa 20km entfernt von der Zentrale, entsteht derzeit auf einem 16.000 m großen Areal eine zweite Fertigungsstätte. Von 8.000 m potenzieller Hallenfläche ist inzwischen die Hälfte überbaut. "Für den Maschinenpark planen wir Investitionen in Höhe von 4Mio.EUR in den nächsten drei Jahren", berichtet Quaglia. Im neuen Werk soll künftig auch die Screen-Fertigung im Drei-Schicht-Betrieb angesiedelt werden.

Tenditalia wurde nach DIN ISO 9001 zertifiziert und verfügt nach eigener Darstellung über eine hohe Kompetenz in der Verarbeitung von PVC und analogen Polymeren. Aufgrund des Know hows und einer eigens entwickelten Fertigungstechnologie sei man in der Lage, eine "hervorragende" Screenqualität herzustellen, vergleichbar mit den Hauptlieferanten in Europa. "Wir können jedoch Preise bieten, die im Objektbereich hoch konkurrenzfähig sind" betont der Geschäftsführer. Das Screengewebe "Made in Italy" werde durchgängig aus europäischem Material gefertigt. "Für die Produktion kaufen wir Polyestergarn, rüsten es aus, weben und thermofixieren selbst und schneiden die Ware bei Bedarf auch zu."

Hot-Melts von der Schwesterfirma

Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Schwesterunternehmen Sipol. Der Polymerhersteller liefert sogenannte Hot-Melts, ein Überbegriff für Heißschmelzkleber, die für Kaschierprozesse benötigt werden, um Textilien und Substrate dauerhaft zu verbinden.

"Unsere Stärke ist, dass wir Produkte abgestimmt auf unsere Anforderungen individuell entwickeln lassen können", beschreibt Bisinger das Privileg, eine Chemiefirma im Hintergrund zu haben.

Lieferanten von Rohware sind ferner alle europäischen Chemie-Konzerne sowie Webereien in Italien, Deutschland, Österreich und Frankreich.

Präsenz als Aussteller zeigt Tenditalia auf allen wichtigen Sonnenschutz- Fachmessen, etwa der Tende & Tecnica in Rimini im kommenden Oktober sowie der R+T 2012 in Stuttgart.

Der Textilausrüster ist Mitglied in anerkannten Prüfinstituten und Verbänden in Italien und Deutschland. So übt Andreas Bisinger unter anderem eine Vorstandstätigkeit bei den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf aus und ist Vorsitzender der Fachgruppe Sonnenschutz beim Industrieverband Technische Textilien (ITRS).

Als Mitglied beim Verband innenliegender Sonnenschutz (VIS) in Krefeld haben Stoffe von Tenditalia den Anspruch auf die Führung des Q-Zeichens für überwachte Materialeigenschaften und Belastungstests. Petra Lepp-Arnold


Markenpflege als Teil der Unternehmensphilosophie


Tenditalia pflegt drei eingetragene Marken und hat diese jeweils als Logo gestaltet. "In Deutschland verliert das Produkt in der Kollektion seinen Markennamen. Nur der Spezialist weiß, welcher Stoff von welchem Hersteller stammt", klärt Andreas Bisinger auf. Der Verkaufsleiter deutschsprachige Märkte von Tenditalia und Repräsentant des deutschen Tochterunternehmens TID Sunprotect in Schöntal kennt aber auch Sonnenschutz-Unternehmen, die die Markenzeichen des Herstellers verwenden und als Qualitätsmerkmal nach außen kommunizieren. "Wir bewerben die Marken in Auftritten und achten darauf, dass der Begriff nicht verfälscht wird", fährt er fort.

Als Handelsmarke registriert und mit dem für vollen Markenschutz gekennzeichnet wurden spezielle Sonnenschutz-Stoffe, die mit Zusatzfunktionen ausgestattet sind:

Euro Blackout
Die 100 % Blackout-Qualität verdunkelt Räume vollständig und blockt zusätzlich thermische Strahlung ab. Dieser Thermostop hält im Sommer die Wärme draußen, im Winter die Kälte. Strenge Tests von Rollos und Plisseetes am Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz bescheinigen die Wirksamkeit des Verdunkelungsstoffes. Euro Blackout enthält laut Herstellerangaben kein PVC und keine Halogene.

Visionguard
Die Stoffe schützen vor Blendung schützen und eignen sich zur Beschattung von Bildschirm-Arbeitsplätzen. Damit kommen sie der seit 1996 in Deutschland geltenden Bildschirm-Arbeitsplatzverordnung nach: PC-Arbeitsplätze müssen mit einem geeigneten, verstellbaren Sonnenschutz ausgestattet werden, durch den sich die Intensität des Tageslichteinfalls auf den Bildschirm vermindern lässt.

Hygienguard
Die fungizide und bakteriostatische Ausrüstung nimmt Tenditalia serienmäßig bei vielen transparenten Sonnenschutz-Stoffen und Dim out-Qualitäten vor. Die Wirksamkeit der Ausrüstung auf die relevanten Keimstämme wurde für Bakterien und Pilze nach bestimmten Standards getestet, von Aspergillus niger (Schimmel) bis zu Streptococcus faecalis (Darmbakterium). Durch regelmäßige Nachtests in Laboren garantiert Tenditalia einen gleichmäßigen Schutz aller gefertigten Chargen.

Tenditalia Daten und Fakten


Tenditalia S.p.a.
Via Morosini, 24
I-27029 Vigevanvo (Pavia)
Tel.: +39 / 0391 / 34 72 90
www.tenditalia.com

Alleininhaber: Dr. Orfeo Giusto
Geschäftsführer: Enrico Quaglia
Gründung: 1977
Beschäftigte: 29
Profil: Ausrüster von Grundgeweben für Plissee, Rollo, Lamellen- und Flächenvorhänge. Entwickler und Hersteller von Screenqualitäten.

Tochtergesellschaft:
T.I.D. Sunprotect Deutschland
Schillerstraße 22
74214 Schöntal
Tel: 0 79 43 / 94 22 58

Repräsentant & Vertriebsleiter D/A/CH: Andreas Bisinger
aus BTH Heimtex 09/11 (Wirtschaft)