Beschaffungsmärkte im Blickpunkt

"Holznot" trotz riesiger Waldbestände?

Wächst oder schrumpft der "Rohholz-Kuchen" in Deutschland? Der weltweite Bedarf und die Neubewertung von Holz für die energetische Nutzung sorgen für Unsicherheit. Der GD Holz hatte auf seiner Jahrestagung zwei Referenten eingeladen, die das Problemfeld aus unterschiedlichem Blickwinkel betrachten: Lars Schmidt, Vizepräsident des Bundesverbandes der Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD), und Helmut Lamp, Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes Bio Energie (BBE).

Deutschlands Wälder haben auch im europäischen Vergleich ein bisher nie gekanntes Vorratsniveau erreicht. Dass Lars Schmidt in Anbetracht dieser Tatsache von "Holznot" spricht, verwundert zunächst. Doch der Vizepräsident des Bundesverbandes der Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD) nannte eine Reihe guter Gründe, warum in seiner Branche die Alarmglocken schrillen. Besonders fatal, monierte er unter anderem, würden sich die von Politik und Umweltschutzverbänden produzierten Zielkonflikte auswirken.

In Zeiten hoher Preise für fossile Brennstoffe erfährt Holz einen Aufschwung. Hackschnitzel- und Pellet-Heizungen ergänzen die reine Scheitholznutzung und machen die energetische Verwendung von Holz konkurrenzfähig. Dass es den Sägewerkern nicht gleichgültig sein kann, wenn die Biomassennutzung staatlich gefördert wird bei gleichzeitiger Stilllegung von Produktionsflächen, dürfte jedem einleuchten.

Weil zunehmend Waldflächen aus der Nutzung genommen werden, unter anderem um Naturschutzgebiete zu schaffen, schrumpft der Rohholz-Kuchen nach Ansicht der Sägewerker in einem bedenklichen Ausmaß. Diese Tendenz sei bis auf Niedersachsen in allen Bundesländern zu verzeichnen. Schmidt spricht sich deshalb für einen sofortigen Stopp weiterer Flächenstilllegungen aus.

Noch überwiegt im Bereich der 27 EU-Mitgliedsländer (EU27) die stoffliche Holznutzung mit 57 % gegenüber der energetischen, doch Prognosen verdeutlichen, dass ab 2020 bereits 51 % des zur Verfügung stehenden Holzes als Energieträger genutzt werden. Um die Konkurrenzsituation zu entschärfen, empfiehlt der Verbandsfunktionär den gezielten Ausbau so genannter Kurzumtriebsplantagen (KUP), wobei es sich um Anpflanzungen schnell wachsender Bäume auf land- oder forstwirtschaftlichen Flächen handelt, die innerhalb kurzer Zeit Holz als nachwachsenden Rohstoff liefern. An die Adresse der Politik geht seine Anregung, die Förderung der energetischen Holznutzung zu überprüfen und an der Effizienz auszurichten.

Holz als tragende Säule der erneuerbaren Wärme

Wind- und Wasserkraft, Sonnenstrahlung, Biomasse... - das Feld der erneuerbaren Energien ist vielschichtig. Auch für sich allein betrachtet weist die Bioenergie mannigfaltige Disziplinen auf. Eine erste grobe Gliederung unterteilt sie in den Strom-, Wärme- und Kraftstoffmarkt. "Um der Vielfalt des Bioenergiemarktes mit all seinen Erscheinungsformen und Technologielinien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor gerecht zu werden", wurde 1998 der Bundesverband Bio Energie (BBE) gegründet. Zu seinen Stärken zählt der Dachverband des deutschen Bioenergiemarktes die Einbindung einzelner Fachverbände und Unternehmen zu einem starken Netzwerk.

Seinen Hauptzweck sieht der Verband nicht darin, "die Welt zu retten". Das wolle man zwar auch, "vor allem aber Geld verdienen", stellte Helmut Lamp als Vorsitzender des Vorstands zu Beginn seines Vortrages klar. Wie es hieß, wurde Waldholz über Jahrzehnte nur zu 60 % geerntet. "Das änderte sich erst, als die energetische Nachfrage einsetzte", unterstrich Lamp. Auch die Altholzentsorgung erweise sich inzwischen als wichtige Ressource. Von wahrscheinlich 8 bis 9 Mio. t Altholz jährlich würden 5 bis 6 Mio. energetisch genutzt, was ein typisches Beispiel für Kaskadennutzung (Mehrfachnutzung) sei.

Klimaschutz und andere gute Gründe, regenerative Energiequellen zu erschließen, würden in zehn Jahren eindeutig dominiert durch die Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Schon heute sei Holz die tragende Säule der regenerativen Wärme. Ist daraus der Schluss zu ziehen, dass die energetische und stoffliche Holznutzung miteinander konkurrieren? "Keineswegs", sagt Lamp. "Wir sind im Energiebereich unterwegs und stehen mit Heizöl und Erdgas im Wettbewerb." Um dem wachsenden Bedarf an Holz auf diesem Sektor Rechnung zu tragen, plädierte der Referent dafür, alle Holzpotenziale zu erschließen und die Holzforschung und -züchtung zu forcieren. Wie Lamp darlegte, bleiben bislang in Deutschland große Holzmengen für die energetische Verwendung ungenutzt. Dennoch ist er skeptisch, dass die Ressourcen für alle Zeiten ausreichen werden. "Die Verknappung von Erdöl wird zu einem weltweiten Nachfrageboom insbesondere bei Energieholz führen", ist der Vorsitzende überzeugt.
aus Parkett Magazin 05/11 (Wirtschaft)