AHEC: Studie zur Ökobilanz von US Laubholz vorgelegt

Bonus in der CO2 Bilanz durch Einbau von Parkett

Treibhausgase und Klimawandel zwingen die Menschheit, auch im Bauwesen mehr und mehr ökologische Aspekte zu berücksichtigen. In Hinblick auf die komplexe Materie ist der Architekt gefordert, eine ungeheure Vielzahl von Informationen zu berücksichtigen. Rating-Systeme setzen sich daher zunehmend durch. Für die Abwägung von Baustoffen sind daher Umwelt-Produktdeklarationen der Hersteller eine wichtige Arbeitserleichterung für den Entscheider. Das American Hardwood Export Council (AHEC) hat nunmehr eine Lebenszyklusanalyse für amerikanisches Laubholz vorgelegt und darin nachgewiesen, dass der Seetransport über den Atlantik hinsichtlich der CO2-Emission vernachlässig-bar gering ist und den positiven Effekt von Holz im Vergleich zu heimischer Ware nur um rund 7% verschlechtert.

Der bekannte britische Experte für die Holzindustrie Rupert Oliver, der neben anderen Aktivitäten auch als Berater des AHEC unter Vertrag steht, stellte kürzlich erste Ergebnisse seiner Studie in London vor. Bei der Analyse der CO-Emission eines Materials ist es von entscheidender Bedeutung, dass der vollständige Lebenszyklus beurteilt wird. Somit ist für Holz selbstverständlich auch die Emission bei der Ernte im Wald, der Kammertrocknung oder beim Transport zu berücksichtigen. Oliver geht bei seinen Berechnungen von folgenden Voraussetzungen aus:

1.Holz besteht gewichtsmäßig zu etwa 50% aus Kohlenstoff. Bei der Verbrennung von 1kg Kohlenstoff entstehen 3,67t CO. Folglich entspricht 1kg Holz etwa 1,83kg Kohlendioxid-Äquivalenten (COe).

2.Für die Berechnung der CO-Emissionen beim gesamten forstwirtschaftlichen Prozess vom Setzling über die Waldpflege bis zur Ernte und dem Transport zum Sägewerk wurden englischsprachige Studien unter anderem der Autoren Johnson (2004) sowie Elaine E. Oneil (2010) genutzt und der Verbrauch von Elektrizität, Treibstoff und Schmieröl einbezogen.

3.Die Daten zur CO-Emission durch die Stromproduktion bzw. den Kraftstoffverbrauch basieren auf offiziellen Ermittlungen der amerikanischen Umweltschutz-Behörde (EPA).

4.Als durchschnittliche Dichte von ungetrocknetem Laubholz wird von 800 kg/m und einem Materialausnutzungsgrad vom Rund- zum Schnittholz von 50% ausgegangen.

5.Hinsichtlich der Kammertrocknung ist der CO-Ausstoß nach einer auf gesicherten Daten basierenden Studie von Bergmann und Bowe aus dem Jahre 2007 in einer Mischung zwischen fossilen Energieträgern und Biomasse berechnet worden.

6.Für die Transportwege ist eine durchschnittliche Entfernung von 500km zum amerikanischen Verschiffungshafen, 7.123km Seeweg und 300km vom Importhafen bis zum Verarbeitungsbetrieb berücksichtigt worden. Da die Emissionen stark von dem Typ des Schiffes - ob Massengutfrachter oder Container - und von der Qualität der Lastwagen abhängen, hat die auf Umwelt-Produkt-Deklarationen spezialisierte Unternehmung PE International ebenfalls Durchschnittswerte ermittelt, die in die Kalkulation eingeflossen sind.

7.Alle oben genannten Emissionen von CO sind in COe/kg Laubholz umgerechnet.


Aufstellung der Kohlendioxid-Äquivalenten pro kg Laubholz


Unter Berücksichtigung des durchschnittlich im Laubholz gebundenen Kohlenstoffs und der daraus errechenbaren Kohlendioxid-Äquivalenten ergibt sich die für Holz eine außerordentlich positive CO2-Bilanz. Selbst unter Berücksichtigung aller Faktoren vom Einpflanzen des Setzlings beispielsweise in den Laubwäldern nahe der amerikanischen Ostküste bis zur Verarbeitung in einem europäischen Parkettwerk lässt sich folgende Rechnung aufstellen: 1kg Laubholz = -1,83 +0,45 = - 1,38 CO2e.

Aus diesen Erkenntnissen wird deutlich, dass der Transport kaum nennenswert ins Gewicht fällt. Trotzdem würde natürlich ein noch etwas besserer Wert zu errechnen sein, wenn der Hersteller vorwiegend heimische Hölzer einsetzt, die in unmittelbarer Nähe zum Verarbeitungsbetrieb geerntet werden. Wichtig ist allerdings, dass die Kammertrocknung vorwiegend auf Basis von Holzabfällen erfolgt. Die CO2-Gutschrift bei der Verwendung von Holzprodukten in den Bewertungssystemen einer ökologischen Bauweise ist natürlich von deren Lebensdauer abhängig.

Da AHEC den amerikanischen Laubholzexport für verschiedenste Weiterverarbeitungsbetriebe fördert, bietet die Studie leider keine Daten für den CO2-Ausstoß, der bei der Parkettproduktion sowie dem Transport bis zum Endverbraucher entstehen würde. Sonderlich hoch dürften die Emissionswerte prokg allerdings nicht sein. An der positiven CO2-Bilanz ändert sich nicht viel, sodass Holzparkett in den verschiedenen Bewertungsprogrammen dank seines negativen CO2e-Wertes als Bonus für die gesamte CO2-Bilanz des zu erstellenden Gebäudes dienen kann.

Ein besseres Verkaufsargument für Holzparkett lässt sich neben dem Argument des nachwachsenden Rohstoffs gerade in der heutigen Zeit kaum finden. Stark vereinfachend ausgedrückt dürfte 1 m Mehrschichtparkett mit einem durchschnittlichen Gewicht von 7,5 kg/m auf einen Wert von etwa -9,5kg CO2e kommen. Interessant ist der Vergleich der CO2-Emission jekg beim Vergleich unterschiedlicher Bodenbelagsarten (siehe Tabelle 2). Dabei muss allerdings fairerweise berücksichtig werden, dass einige Bodenbeläge ein durchschnittlich geringeres Gewicht/m aufweisen, als dies bei Parkett der Fall ist. Die von Oliver verfasste Studie hat das Ziel, der holzverarbeitenden Industrie die Aufstellung von Umwelt-Produkt-Deklarationen wesentlich zu erleichtern.
aus Parkett Magazin 05/11 (Wirtschaft)