Interview des Monats: Erbelle Spirit, Neustadt/Aisch

"Escada erfolgreich gestartet, Mexx mit neuem Auftritt


Erbelle Spirit ist noch ein sehr junges Unternehmen: Es wurde im Herbst letzten Jahres von der Neustädter HK Holding mit dem Ziel gegründet, das internationale Lizenz-Geschäft mit Bettwäsche und Heimtextilien innerhalb der Unternehmensgruppe zu forcieren. Seitdem hat es mit dem Marktstart von Escada Home im Januar und vor einigen Wochen mit der Übernahme der Mexx-Lizenz ab 2012 für Furore in der Branche gesorgt. Grund genug für die Haustex, sich mit Noam Engber, Geschäftsführender Gesellschafter bei Erbelle Spirit, und Sibylle Volkmann, Vorstand der HK Holding, über die Entwicklung der beiden grundverschiedenen, aber sehr interessanten Lizenzen zu unterhalten.

Haustex: Mit der Präsentation der ersten Escada-Home-Kollektion trat Erbelle Spirit in diesem Jahr das erste Mal an die Öffentlichkeit. Wie ist das Unternehmen aufgestellt?

Sibylle Volkmann: Letztes Jahr um diese Zeit gab es Erbelle Spirit noch gar nicht. Wir hatten keine Mitarbeiter, gar nichts. Inzwischen ist Erbelle Spirit eine rechtlich selbständige GmbH mit zwei Gesellschaftern, der HK Holding als Hauptgesellschafter und Noam Engber als geschäftsführendem Gesellschafter. Erst mit dem Erwerb der Escada-Lizenz im letzten Oktober konnten wir anfangen, das Unternehmen mit allen vertraglichen Voraussetzungen auszustatten. Daher ist es eine wirklich starke Leistung des gesamten Teams, dass es gelungen ist, bis zur Heimtextil im Januar eine wirklich tolle, und wie sich jetzt zeigt, auch erfolgreiche Kollektion auf die Beine zu stellen.

Haustex: Fast unglaublich, angesichts der Fülle an Aufgaben, die Sie in der Kürze der Zeit erledigen mussten.

Volkmann: Wir mussten erst die Mitarbeiter rekrutieren, danach wurde in Zusammenarbeit mit Escada die Grundausrichtung der Kollektion festgelegt, so dass wir danach an das Design der Artikel gehen konnten. Parallel dazu kontaktierte Noam Engber potenzielle Produktions-Partner. In der Zeit haben unsere Leute praktisch rund um die Uhr gearbeitet. Es war uns aber auch wichtig, sämtliche Schlüssel-Aufgaben selbst im Unternehmen zu kontrollieren. Wir haben nichts outgesourct, das für das Unternehmen vital wichtig ist. Wir haben ein eigenes Designteam, einen eigenen Einkauf, einen eigenen Vertrieb, ein kleines Marketing- und Designteam. Noam Engber und seine Mannschaft haben das alles in dieser kurzen Zeit aufgestellt. Es war wirklich eine Brachialaktion.

Haustex: Wie ist es überhaupt zu der Gründung von Erbelle Spirit und der Zusammenarbeit mit Escada gekommen?

Noam Engber: Die Initiative ging von mir aus. Escada ist eine Damen-Luxusmarke, deren Käuferinnen sich sehr stark mit der Marke identifizieren. Außerdem ist das Unternehmen nach der Übernahme durch die Familie Mittal und mit Bruno Sälzer und Werner Lackas im Vorstand wieder auf einem sehr guten Weg. Ich habe also Escada den Vorschlag gemacht, eine Home-Kollektion unter der Marke zu produzieren. Diese Idee ist beim Escada-Vorstand sofort auf fruchtbaren Boden gestoßen. Über 80 bis 90 Prozent der Haustextilien werden von Frauen gekauft. Außerdem gibt es im Luxus-Segment nur ganz wenige Anbieter von Haustextilien. Dies in Verbindung mit der hohen Marken-Identifizierung bei Escada ergibt eine erfolgversprechende Mischung. Für uns besonders interessant ist, dass Escada eine weltweit bekannte Marke ist. Wir haben daher auch eine weltweit geltende Lizenz für unsere Produkte erhalten. In Erwartung eines erfolgreichen Abschlusses mit Escada konnte ich schon vor dem offiziellen Vertragsabschluss meine Mitarbeiter rekrutieren. Ich hatte keine großen Schwierigkeiten dabei, praktisch jeder hatte ein Glänzen in den Augen, als er erfuhr, für welche Marke er arbeiten soll.

Haustex: Wie kommt dann die HK Holding als Partner ins Spiel?

Volkmann: Das war eigentlich ein glücklicher Zufall. Helmut Kühnl, unser Aufsichtsrat und Firmeneigentümer, hegte schon länger die Überlegung, ein weiteres strategisches Standbein im Lizenz-Geschäft zu etablieren, um die Holding weiter zu internationalisieren. Eine Modemarke hat einfach einen anderen Klang und Glanz und wir sind die Spezialisten im Haustextil-Bereich. Deswegen hatte Herr Kühnl schon seit längerem nach einer Investitionsmöglichkeit in diesem Bereich gesucht.

Engber: Ich kannte Herrn Kühnl von einem Meeting vor einigen Jahren und hatte einen Tipp bekommen, dass er für mich und Escada Home vielleicht der richtige Partner sein könnte. Ich traf ihn daher auf einen Kaffee und erzählte ihm von meiner Idee. Da hat es auch bei ihm sofort gefunkt.

Volkmann: Es kamen einfach die richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt zusammen. Man hat sich dann auch ziemlich schnell auf eine Zusammenarbeit geeinigt.

Haustex: Wie ist es Ihnen gelungen, auf die Schnelle die richtigen Produktionspartner zu finden?

Engber: Das war gar nicht so schwer. Ich habe schon weltweit mit Herstellern zusammengearbeitet, ich kenne fast alle und weiß, wo man eine Marke wie Escada produzieren lassen kann. Schließlich hat die HK-Holding das letzte Input gegeben. Unsere Produzenten sitzen in Europa und Indien. Zuerst ging es ja auch nur darum, Ware für die Heimtextil im Januar zu bekommen. Die Auslieferung der Kollektion in den Handel begann erst im April. Wir sind daher erst seit rund vier Monaten im Verkauf. Aber wir mussten natürlich alles vorbereiten, von der Verpackung über das Logo bis zum Labeling.

Haustex: Welche Rolle spielt die HK-Holding im Tagesgeschäft?

Volkmann: Wir stellen die finanziellen Mittel zur Gründung und zum Betrieb des Unternehmens zur Verfügung, neben dem Gesellschafter-Anteil. Daneben geben wir in den administrativen Bereichen Unterstützung, also in Finanz- und Rechnungswesen, IT, Personal, um den operativen Bereich von Erbelle Spirit zu entlasten. Operativ tauschen wir uns regelmäßig aus.

Haustex: Gibt es Synergien zwischen den HK-Töchtern Erbelle Spirit und Estella?

Volkmann: Nur beim Erfahrungsaustausch, nicht in Form von finanziellen Dingen oder täglicher Arbeit. Es handelt sich bei beiden Unternehmen um zwei unterschiedliche Geschäftsfelder innerhalb der HK Holding. Erbelle Spirit betreibt das Lizenz-Geschäft und Estella macht hoch modische Bettwäsche für den deutschsprachigen Raum. Das Lizenz-Geschäft ist ein ganz anderes Metier, es betrifft auch verstärkt die Segmente Frottier und Heimtex und ist nicht zuletzt international aufgestellt.

Haustex: Derzeit umfasst das Escada-Home-Sortiment Bettwäsche, Frottierartikel und Deko-Kissen. Denken Sie an eine Ausweitung des Sortiments in der Zukunft?

Engber: Bei Escada decken wir eigentlich schon alles fürs Heim ab, das einzige was noch fehlt, sind Artikel für den Tisch. Das kommt zu einem späteren Zeitpunkt, stellt insgesamt kein großes Geschäftsfeld dar, außer vielleicht in einem Land wie Italien. Aber wir werden die Bereiche Bettwäsche und Frottier noch weiter ausbauen, beispielsweise im Fashion-Bereich Themen wie Weihnachten oder Ostern behandeln oder im Artikel-Bereich. Wir gehen dabei lieber Schritt für Schritt voran, denn alles muss zu 100 Prozent funktionieren, wenn es auf den Markt kommt - nicht nur das Design, sondern auch die Produktentwicklung, der Produzent, die Logistik. Das braucht seine Zeit, so dass wir uns anfangs nicht verzetteln möchten und uns lieber auf das Wesentliche konzentrieren.

Haustex: In welchen Preisbereichen ist Escada angesiedelt?

Engber: Bei unserer ersten Kollektion haben wir einige Bettwäsche-Artikel schon für 99 Euro angeboten. Das ist für das Luxussegment ein sehr niedriger Einstiegspreis und von uns als Anfangsinvestition zu sehen. Wir wollten unseren Kunden damit erst einmal eine günstige Gelegenheit geben, ein Gefühl dafür zu bekommen, was Escada Home überhaupt ist. Wir werden zwar weiterhin immer mal wieder ein Produkt für rund 100 Euro haben, aber in der Regel fangen wir erst darüber an und gehen bei Seidenqualitäten bis zu 600 oder 700 Euro. Wer unsere Produkte erst einmal getestet hat wird erkennen, dass sie wirklich topp sind und auch bereit sein, einen höheren Preis dafür zu zahlen. Generell sind alle Artikel sehr hochwertig im Design, in den Qualitäten und in der Verarbeitung.

Haustex: Verkaufen Sie Bettwäsche im Set, oder Kopfkissen separat?

Engber: Das liegt an dem Land, in dem wir verkaufen. Wir stellen uns ganz auf die Erfordernisse des jeweiligen Marktes ein, natürlich auch bei den Maßen der Bettwäsche. Und die sind in jedem Land unterschiedlich. Das ist eine sehr große Herausforderung und gleichzeitig unsere Stärke, beziehungsweise die der HK Holding, denn wir gehören zu den wenigen, welche die ganze Welt bedienen können. Deswegen sind wir auch so interessant für internationale Lizenzgeber.

Haustex: War das einer der Gründe dafür, dass sich Escada für die Zusammenarbeit mit HK Holding entschloss?

Volkmann: Ja, auch, viel wichtiger war Escada, mit einem finanziell soliden Unternehmen zusammenzuarbeiten. Diese Solidität und finanzielle Potenz ermöglichen es uns natürlich, die Anstrengungen zu stemmen, die eine internationale Präsenz erfordert.

Haustex: Bedienen Sie von Anfang an alle Märkte mit der Home-Kollektion, auf denen Escada auch mit seinen Modekollektionen präsent ist?

Engber: Wir haben einen Zeitplan aufgestellt, wann wir mit Escada Home welche Märkte bedienen wollen. Erst kommt Europa, dann sind die anderen Kontinente dran. Tatsächlich ist es aber nicht ganz leicht, diese Linie beizubehalten. Bei Escada-Veranstaltungen in den letzten Wochen lag auch immer unser Katalog aus, in dem wir unsere erste Kollektion zeigen. Aufgrund dessen kamen zahlreiche ausländische Escada-Kunden zu mir und wollten die Kollektion haben, am liebsten schon morgen oder übermorgen. Denen zu sagen, dass sie sich noch ein wenig gedulden müssten, war nicht ganz einfach. Unser genereller Fahrplan sieht so aus: 2011 nehmen wir uns Europa vor, 2012 kommt Nordamerika dran, erst Ende 2012 und 2013 wollen wir nach Asien gehen - eigentlich. Denn natürlich müssen wir auch Ausnahmen machen. Beispielsweise wollte ein koreanischer Partner unbedingt unsere Ware haben und hatte angeboten, einen eigenen Shop für uns zu errichten. Korea ist für uns ein sehr interessantes Land. Wir haben uns also getroffen, ich habe einen Businessplan bekommen und um es kurz zu machen - seit Ende August haben wir einen Shop in Korea. Und jetzt sehen wir weiter. Aus den USA hatten wir im Januar auch schon Interessenten von Bloomingdales und Macys auf unserem Stand. Aber wir möchten erst einmal die Marketweek in New York abwarten und dann werden wir entscheiden, wie und mit wem wir im nächsten Jahr die USA bedienen wollen. Erst einmal gehört der Fokus Europa. Daher sind wir im September auch auf der Maison & Objet in Paris. Vertreter der Messe waren auf der Heimtextil und hatten uns dort angeboten, dass wir auch mit einem Stand in Paris vertreten sein könnten. Denen habe ich klar gesagt, dass ich mit Escada nur kommen würde, wenn wir einen vernünftigen Stand bekommen würden, nicht in der dritten oder vierten Reihe. Jetzt hat man uns einen Stand in Halle 2 gleich am Anfang versprochen, im Umfeld mit den anderen Luxus-Marken. Wir zeigen daher unsere Kollektion auf der Maison & Objet zur Lieferung ab Oktober.

Haustex: Ist Frankreich das erste Land außerhalb des deutschsprachigen Raumes?

Engber: Nein, wir sind uns auch schon mit Harrods in London einig geworden. Vor ein paar Tagen haben wir dort einen Shop mit 36 qm eröffnen können. Dieser Shop ist für uns eine ganz hervorragende internationale Referenzadresse. Außerdem bestehen bereits Shops in Sankt Petersburg und Tallinn.

Haustex: Schweben Sie nicht auf Wolke sieben angesichts der großen Nachfrage nach der Marke?

Engber: Die Reaktion auf unsere erste Kollektion ist gut, aber wir leben nicht in einer Euphorie. Nichts kommt von alleine. Der Name einer Luxus-Lizenzmarke ist schön und gut, aber wenn die Qualität oder die Optik einer Kollektion nicht stimmen, dann nutzt dir auch der tolle Name nichts.

Haustex: Was macht somit den Anfangserfolg von Escada Home aus, der tolle Name oder die Kollektion?

Volkmann: Aus meiner Sicht ist der Name Escada für die Kollektion nur der Türöffner. Gerade auch, weil sich das Stammunternehmen nach den letzten Turbulenzen wieder erfreulich entwickelt. Aber wenn man Dank des Namens den Fuß erst einmal in der Tür hat, muss man auch mit den Produkten selbst überzeugen. Das Design und die Qualität müssen zum Markenimage passen, denn sonst interessiert sich die Escada-Kundin nicht dafür. Dem Erbelle-Team ist es wirklich gut gelungen, dieses Lebensgefühl von Escada in die Produkte zu übersetzen. Dadurch, dass diese Kombination so gut funktioniert, haben wir Begehrlichkeiten wecken können. Nichtsdestotrotz steckt dahinter jeden Tag harte Arbeit. Geschenkt wird einem nichts.

Engber: Die Kollektion muss einfach das Flair der Marke haben. Natürlich hat uns in der Hinsicht die gute Zusammenarbeit mit dem Escada-Team sehr geholfen.

Haustex: Wie eng ist die Zusammenarbeit mit Escada?

Engber: Es hat zahlreiche Meetings zwischen unserem Design-Studio und den Escada-Mitarbeitern gegeben. Unsere Designer erhalten einen Einblick in die Gestaltung der Kollektion. Mit diesen Informationen entwickeln sie in enger Abstimmung die Escada Home Kollektion.

Haustex: Es gibt somit eine direkte Korrepondenz in der Kollektionsaussage zwischen DOB- und Haustextil-Kollektion?

Volkmann: Absolut, wir sind praktisch in den Entwicklungsprozess von Escada voll integriert. Die gesamte Kollektion, jeder Artikel den wir auf den Markt bringen, ist von Escada vorher abgesegnet worden und geht erst dann in die Produktion.

Haustex: Wie ist Escada Home im Markt positioniert? Gibt es etwas Vergleichbares schon bei Heim- und Haustextilien?

Engber: Es gibt gute bis sehr gute hochwertige Mitbewerber aus dem Luxussegment am Markt. Der Anspruch von Escada ist es, noch besser zu sein.

Haustex: Welche Voraussetzungen muss ein Interessent noch mitbringen, damit er in seinem Geschäft Escada Home führen kann?

Engber: Das Ambiente und die Präsentation der Ware müssen stimmen. Der Rest wird individuell entschieden.

Haustex: Wie viel Verkaufsfläche sollte für eine Escada-Home-Fläche zur Verfügung gestellt werden, damit ein repräsentatives Bild von der Kollektion abgebildet werden kann?

Engber: Das hängt ganz vom einzelnen Kunden und seinen örtlichen Gegebenheiten ab. Es gibt auch Kleinkunden, die nur ein oder zwei Präsenter von uns abnehmen. Es ist auch möglich, kleinere, beispielsweise auf Frottier spezialisierte Shops zu eröffnen. Man muss bei knappen Platzverhältnissen nicht unser gesamtes Sortiment abbilden. Unsere Reisenden besuchen die Kunden regelmäßig, unterstützen sie im Merchandising, schauen, wie die Ware dekoriert wird, dokumentieren es und bewerten es in der Zentrale.

Haustex: Wie viele Verkaufspunkte gibt es inzwischen im deutschsprachigen Raum?

Engber: Wir sind in der Kürze der Zeit schon sehr gut etabliert.

Haustex: Inzwischen liegt Escada Home seit einigen Wochen im Handel. Können Sie schon etwas über die ersten Abverkäufe berichten?v

Engber: Die sind sehr erfreulich, denn bei vielen Kunden haben wir nicht nur die Erstplatzierung verkaufen können, sondern schon die ersten Nachkäufe. Es zeigt uns, dass die Marke funktioniert und lebt. Das war für uns das A & O.

Haustex: Und wie sieht es bei modischen Artikeln aus?

Engber: Bei Fashion-Artikeln produzieren wir so viel, wie vorgeordert wurde, vielleicht noch ein bisschen mehr. Aber nachdem die Artikel ausgeliefert sind, von Januar bis März, gibt es auch nichts mehr, egal wie gut sich das Design verkauft hat. Das ist der Unterschied zwischen NOS, never out of stock, und OS, one shot.

Haustex: An welchen Unternehmens-Standorten ist Erbelle Spirit vertreten?

Engber: Wir stehen im Prinzip auf vier Beinen. Das erste Bein ist Neustadt, Standort der HK Holding und der Erbelle Spirit Zentrale mit Verwaltung. Das zweite Standbein ist unser Logistik-Center in Aschaffenburg. Der Showroom einschließlich der Abteilungen Kundendienst und Marketing ist in Neuss. Einen weiteren Standort haben wir im Zentrum von Tel Aviv, denn dort befindet sich unser Design-Studio. Insgesamt sind wir momentan zwölf Mitarbeiter. Wir sind also sehr schlank aufgestellt, weil wir unnötige Kosten vermeiden wollen. Aber irgendwann werden wir sicherlich aufstocken müssen, weil die Marke wächst.

Haustex: Wie ist der Vertrieb bei Escada Home aufgestellt?

Volkmann: Deutschland ist in drei Gebiete aufgeteilt, Nord, Mitte und Süd, die wir mit Reisenden bearbeiten. Im Ausland arbeiten wir mit Agenturen zusammen.

Haustex: Kommen wir zu Mexx. Was hat Sie dazu veranlasst, diese Lizenz zu erwerben, die doch eine ganz andere als Escada ist?

Volkmann: Bei Erbelle Spirit hatten wir von Anfang an die Strategie, ein internationaler Lizenzpartner zu sein, mit attraktiven Marken für den Wohnbereich. Außerdem war es unser Ziel, sowohl das Luxus- als auch das mittlere Marktsegment zu bedienen. Insofern bildet Mexx Living ab Januar 2012 mit Escada genau die richtige Kombination. Bei Mexx Living sehen wir große Chancen in der Internationalisierung der Marke, die sicherlich noch ausbaufähig ist. Außerdem bedienen wir mit Mexx Living ein anderes Marktsegment, das ganz andere Synergien ermöglicht.

Engber: Natürlich zielt Mexx Living auf eine ganz andere Zielgruppe als Escada. Das Potenzial ist dort um einiges größer. Bevor Mexx seine Living-Lizenz neu vergab, hat das Unternehmen sehr genau recherchiert, mit welchem Lizenz-Partner man am besten zusammenarbeiten könnte. Man hat sich daher auch eingehend in Neustadt umgesehen und geschaut, wie die Holding und Erbelle Spirit organisiert sind. Schließlich gaben für Mexx mehrere Punkte den Ausschlag, mit uns zusammenzuarbeiten. Zum einen kollidieren die Interessen, die wir mit Escada haben, nicht mit denen bei Mexx. Auch die Situation der HK Holding hat Mexx für uns eingenommen, denn sie haben es mit einem solide organisierten Unternehmen zu tun. Das hat imponiert.

Haustex: Nun waren Sie, Herr Engber, durch ihre frühere Arbeit bei Kitan den Mexx-Leuten auch nicht ganz unbekannt.

Engber: Richtig, natürlich kenne ich die Leute von Mexx schon von früher, und von daher war es vielleicht ein wenig einfacher für uns. Entscheidend für Mexx war aber, wer hinter mir steht, und da hat die HK Holding einfach überzeugt.

Volkmann: Mexx war es extrem wichtig, neben Noam Engber, der natürlich bekannt ist, auch mit einem soliden Unternehmen zu arbeiten, bei dem die Finanzierung stimmt, das Teamwork, die notwendigen Erfahrungen vorhanden sind, um die Marke insgesamt wieder nach vorne zu bringen. Dieses Gesamtpaket hat letztlich den Ausschlag für uns gegeben.

Engber: Dazu muss man wissen, dass bei Mexx mit Thomas Grote seit zwei Jahren ein neuer Mann an der Spitze steht, der dem Unternehmen und der Marke neuen Schwung verliehen hat. Grote möchte gemeinsam mit uns etwas bewirken. Daher steht Mexx auch nicht beobachtend an der Seite, sondern gibt uns in unserer Arbeit eine großartige Unterstützung.

Haustex: Bei Mexx kann man, anders als bei Escada, auf zahlreiche Home-Kollektionen zurückblicken. Was ändert sich somit unter Erbelle Spirit bei der Kollektions-Aussage von Mexx?

Engber: So wie Thomas Grote ein Facelifting bei der Modemarke vorgenommen hat, werden wir es bei der Home-Kollektion tun. Der erste Schritt war die Entwicklung des neuen Markennamens Mexx Living. Mit diesen Namen verkörpern wir ein größeres Spektrum an Kollektionen. Für die Kunden heißt es: Good bye Mexx, hello Mexx! Die neue Mexx Living Kollektion werden wir bei der Heimtextil 2012 präsentieren. Der Name der neuen Kollektion lautet Metropolitan Art, in sehr schönen Farben und Qualitäten. Wir sind noch nicht ganz fertig mit dem Design, deshalb kann ich noch nichts zeigen und gar nicht so viel dazu sagen.

Haustex: Wie sieht ihre Preispolitik bei Mexx Living aus?

Engber: Wir ändern da nichts und halten die Eckpreislagen, beginnen bei 49 Euro und gehen bis 89 Euro.

Haustex: In welcher Halle werden Sie die Marke auf der Heimtextil präsentieren?

Engber: Mexx war bislang in der Halle 11, Mexx Living wird auch in der Halle 11 bleiben. Allerdings werden wir für Escada und Mexx Living zwei unterschiedliche Standbau-Konzepte haben. Wir stellen ja nicht als Erbelle Spirit aus, sondern als Marke.

Haustex: Sie haben innerhalb kurzer Zeit zwei sehr bekannte Marken-Lizenzen erworben. Werden weitere folgen?

Engber: Wir suchen derzeit aktiv keine weiteren Lizenzen. Sollten wir ein interessantes Angebot erhalten, sagen wir natürlich nicht automatisch nein, sondern werden sehr gut überlegen. Aber vorrangig wollen wir erst einmal die Marken Escada und Mexx Living im Haustextil-Segment stark machen. Damit haben wir genug zu tun.

Volkmann: Das sehe ich auch so. Wir müssen jetzt erst einmal unsere starken Markenpartner mit unserem Marken-Auftritt entsprechend unterstützen. Wir haben mit der Internationalisierung von Escada sehr viel vor der Brust, müssen Mexx Living mit dem Marktstart 2012 erst einmal etablieren.

Haustex: Was macht für Sie generell den Reiz aus, im Lizenz-Geschäft aktiv zu werden?

Volkmann: Wenn man den Konsumgüter-Bereich über die Jahre beobachtet hat, kommt man zu dem Schluss, dass der Verbraucher extrem markenaffin ist und noch markenaffiner wird. Wobei sich diese Affinität verändert hat. Früher war eine Marke auf ein Marktsegment konzentriert. Von Adidas gab es Sportschuhe, mehr nicht, Ende. Aber der Verbraucher möchte das Lebensgefühl, das er mit der Marke verbindet, auch in anderen Produkt- oder Lebensbereichen haben. Das macht es für uns so extrem interessant, mit einer guten Marke zusammenzuarbeiten und dieser Marken-Affinität dem Kunden entsprechend Angebote über passende Warenkategorien zu machen und ihn so an die Marke zu binden. Sie werden es nie schaffen, eine Eigenmarke der Industrie in allen Lebensbereichen zu etablieren.

Engber: Die Identifizierung der Verbraucher mit einer Marke, wenn sie ihnen gefällt, ist sehr stark. Und wenn es sich um eine Luxusmarke handelt, ist sie noch stärker. Schauen Sie sich die aktuellen Mitteilungen der Luxus-Firmen in der Mode an: Wer im Luxus-Segment arbeitet, erzielt riesige Umsatzzuwächse. Die Käuferschichten sind recht klar voneinander abgegrenzt. Es gibt eine Konsumentenschicht, die nur Luxus kauft, egal ob in Paris oder New York oder München. Ebenso gibt es Konsumenten, die sich auf den Mainstream konzentrieren. Aber egal in welchem Segment sich ein Verbraucher bewegt, der Trend zur Marke ist eindeutig erkennbar.

Volkmann: Man darf einfach nicht vergessen, dass die Kunden seit Jahren markenaffin sind. Aber das Thema Marke hat sich zum Lebensgefühl erweitert. Früher wollte jemand eine Marke haben, um zu zeigen, dass er jemand ist. Heute steht bei einer Marke mehr ein gewisses Lebensgefühl im Vordergrund. Das kann man im Home-Bereich dauerhaft nur mit einer starken Marke im Hintergrund umsetzen. Das macht es für uns so interessant, denn der Kunde möchte dieses Lebensgefühl in allen Lebensbereichen haben. Deshalb ist es für uns wichtig, bei Escada dieses Lebensgefühl mit zu verkaufen, das gerade bei dieser Marke ganz besonders ist.

Haustex: Gerne fällt in diesem Zusammenhang eigentlich das Wort Lifestyle.

Volkmann: Lebensgefühl ist für mich mehr als nur Lifestyle. Lifestyle ist ein Trend, etwas eher Oberflächliches, nur nach außen Gewendetes. Lebensgefühl findet für mich auch innen statt. Wenn Sie sehen, was Thomas Grote bei Mexx erreicht hat, dann ist das wirklich die Umsetzung eines Lebensgefühls. Ich hoffe, Sie spüren meine Begeisterung für unsere beiden Lizenz-Marken.


Erbelle Spirit GmbH - Firmentelegramm


Erbelle Spirit GmbH
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Showroom und Kundenservice:
Im Taubental 5
41468 Neuss
Tel.: 02131/71860-0
Fax: 02131/71860-29

gegründet:
Oktober 2010

Geschäftsführer:
Noam Engber

Lizenz-Marken:
Seit 1. Januar 2011 Escada Home, ab 1. Januar 2012 Mexx Living

Produkte:
Bettwäsche, Frottierwaren, Deko-Kissen

Mitarbeiterzahl:
12, davon drei für den Außendienst in Deutschland

Absatzmärkte:
deutschsprachiger Raum, übriges West-Europa, Korea; Export befindet sich noch im Aufbau
aus Haustex 09/11 (Wirtschaft)