Mood 2011 in Brüssel

Technisch innovativ in goldenem Gelb

In nur noch drei Hallen und mit interessanten Neuentwicklungen ging die Brüsseler Deko-Messe Mood kompakt und kompetent in ihre dritte Runde. Trotz der Verkleinerung zog die Messeleitung, aber auch ein Großteil der Aussteller und interessierten Fachbesucher ein positives Resümee. Die Kolorits zeigten sich wohnlich, naturig, insgesamt aber auch ein bisschen farbiger.

Mit einer neuen Hallenaufteilung und vielen neuen Initiativen ging in Brüssel die dritte Ausgabe der Mood an den Start. In drei statt vier Hallen präsentierten 259 Aussteller - so viele wie 2010 - aus 24 Ländern ihre Neuheiten in kompakter Form. Dabei lag der Schwerpunkt auf Möbelstoffen, gefolgt von Deko und Gardine, Wandbekleidungen, Accessoires, Posamenten sowie Fasern und Garnen.

Für die Produkte interessierten sich 7.300 Besucher, vor allem aus Europa. Und die Editeure, Großhändler, Vertreter großer Ladenketten, Sitzmöbelhersteller und Contract-Einkäufer waren nicht nur gut vertreten, sondern mit dem Angebot auch zufrieden. Allgemein gelobt wurde auch die Reduzierung der Hallen. "Man sieht komprimiert und geballt viele Produkte', so Burkhard Koop von der Heco.

Um die Messe attraktiver zu gestalten, hatte der Veranstalter eine Reihe von Initiativen gestartet. So wurden die Trends nicht länger auf einer Musterbank präsentiert, sondern in Trend-Welten mit Konzept- und Farbstories inszeniert. Im Innovationsforum zeigten die "Flemish Masters" fünf, in einem experimentellen Kontext entwickelte Prototypen/Objekte. In enger Zusammenarbeit mit Trevira wurde mitten in Halle 9 eine Auswahl von Contract-Kollektionen auf inspirierende Weise vorgeführt.

Kobalt-Blau gibt den Ton an

Der Schwerpunkt Outdoor fand in zwei Hallenübergängen statt, wo Möbel mit den neuesten Kollektionen für draußen dekoriert waren. In Kooperation mit dem Faserhersteller Dolan wurden Gartenmöbel mit witterungsbeständigen Bezügen vorgestellt. Die Bezugsmaterialien und Stoffe sind heute nicht mehr nur funktional - witterungsbeständig, lichtecht und UV-resistent -, sondern Munzert zeigte auch zarte Stickereien als Kolibri oder Blatt. Torri Lana präsentierte eine Outdoor-Kollektion mit gut kombinierbaren Dessins in Grau-Anthrazit, Beige, Türkis, Dunkelblau und Rot.

Warme Senftöne, erdige, natürliche Kolorits von Beige, Braun, Stein bis Anthrazit, Schwarz sowie zahlreiche Blau-Nuancen von Indigo bis hin zu Türkis und Eisblau bestimmten die aktuelle Farbskala. Insgesamt wird der Markt etwas farbiger, aber noch nicht richtig bunt. Als die kommende Farbe wird Kobalt-Blau gesehen.

Dreidimensionale Gewebe, Crashoptiken und strukturelle Haptiken spielten bei den Materialien eine Rolle. Hornschuch präsentierte mit Skai Soshagro EN ein neues Skai-Produkt mit spannendem Matt-Glanz-Spiel in der Anmutung der Haut eines Mantarochens vor. Weicher Griff in Baumwollhaptiken, gerne auch mit Kunstfaser, sowie Naturoptiken liegen nach wie vor im Trend. Bei den Polstermöbeln ist matte, trockene Ware gefragt, die gerne wieder flacher ausfallen darf.

Auch die Entwicklung zu nachhaltigen, umweltbewußten Produktionen setzt sich fort. Die Weberei Munzert hat ihre Kollektion aus recycelter Baumwolle um trendige Dessins in Senfgelb und Blau-Türkis erweitert. Crevin setzt auf ein naturfreundliches Polypropylen mit einem weichen Baumwoll-Griff.

Zusatzfunktionen im Kommen

Die Zukunft der Textilien sieht die Branche etwa in perfekter Temperaturregulierung durch 3D-Stoffe, in luftreinigenden Produkten, in Textilien, die am Tag Licht aufnehmen und am Abend wieder ausstrahlen, oder auch in sich selbst säubernden Materialien. Die auffälligsten technischen Neuerungen in Brüssel waren selbsttragende Outdoorstoffe und biologisch abbaubares Leder von Hulshof. Hornschuch zeigte in Brüssel synthetische Leder in Felloptik. Für "Skai Sanimalo" erhielt das Unternehmen den Blue Drop Award für die beste Wandbekleidung. Den Preis für High-End-Produkte von hoher Qualität und Innovationskraft gab es auch für De Kabels. Deren Stoffe auf Leinenbasis werden von Hand in Siebdruck-Technik bedruckt. Sogar Golddruck ist möglich.

Preissteigerungen angekündigt

Wirtschaftlich hat die Branche immer noch mit Problemen zu kämpfen. Die Währungsturbulenzen und die schlechte konjunkturelle Situation in Griechenland, Portugal und Italien sind dem Heimtextilgeschäft nicht zuträglich. Hinzu kommen anhaltend hohe Rohstoffpreise. "Wir bewegen uns bei den Garnpreisen seitwärts auf hohem Niveau', so Bernd Kout von Munzert. Außerdem klettern die Energiekosten. "Die gestiegenen Kosten können inzwischen von der Industrie nicht mehr abgefedert werden', so Kout. Deshalb werden sich Handel und Verbraucher auf höhere Preise für Heimtextilien und Polsterbezüge zwischen 3 und 5 % einstellen müssen.

Beim Export bewegten sich die deutschen Hersteller wieder auf normalem Niveau, sagte Hanns Bergmann von Stoeckel & Grimmler. Die USA liefen insbesondere im Nischenbereich. Aber auch mit Russland, Skandinavien und Österreich sowie dem Asiengeschäft sind die Unternehmen zufrieden. Die dortigen Abnehmer brauchten verlässliche Lieferanten, hieß es. Das spreche für deutsche Firmen.

In Deutschland hingegen sei die Industrie als Kunde so gut wie weggebrochen. "Die Uni-Welle macht die Preise kaputt', erklärte Olaf Maier von Höpke. Die Industrie kaufe in Asien, allenfalls noch in der Türkei. "Das ist nicht nur ein Problem für die deutschen Webereien, sondern auch für die Verleger.'

Dennoch zeigten sich die meisten Unternehmen mit dem Verlauf der Messe zufrieden. Zwar sei die Frequenz weniger gut, aber allgemein gelobt wurde die Qualität der Gespräche und das Niveau der Besucher. Die Mood sei eine wichtige Messe auf dem internationalen Markt, so Bruno Lehmann von Hornschuch: "Unsere Kunden und Partner sind da. Insgesamt sind die deutschen Kunden wieder optimistischer.' (bg)
aus BTH Heimtex 11/11 (Wirtschaft)