Maison & Objet, Paris

Muss es immer vintage sein?


Wer im September 2011 auf der Maison & Objet in Paris durch die Messehallen ging und sein Augenmerk auf das Thema Teppiche legte, dem dürften die vielen Patchwork-, Overdyed- und Vintageteppiche aufgefallen sein. Über 20 überwiegend türkische Anbieter widmeten sich vor allem in der Ethnik-Halle diesem Produktbereich und zeigten ähnliche Designs in sehr unterschiedlichen Qualitäten und mit deutlichen Preisunterschieden. Viele dieser Anbieter bieten die Produkte zu mittlerweile aggressiven Preisen an. Es muss die Frage erlaubt sein, ob es immer Vintage oder Patchwork sein muss? Scheinbar ja, denn der Andrang an den Ständen war zum Teil enorm und lässt vermuten, dass der Trend noch einige Zeit anhalten wird. Bei den Patchworks werden meist rechteckige oder quadratische Elemente alter Teppiche verwendet, ab und an auch neue Ware. Der indische Anbieter Mat ist von diesem Standard abgewichen und verarbeitet Dreiecke und Stücke in Wabenform - und konnte sich über eine riesige Nachfrage freuen.

Erfolgreich verkauft wurden Patchwork und Co. vor allem in Grau und Schwarz, bei den anderen Produktgruppen waren sehr viele knallige Farbe zu sehen, Braun und Beige hingegen waren die Ausnahme. Dabei werden die Teppiche allerdings nicht erst nach Fertigstellung umgefärbt, sondern bereits mit Garnen in diesen Farbtönen gefertigt, wie zum Beispiel bei Zollanvari und Po Paris.

Mischioff aus der Schweiz führt ebenfalls sowohl überfärbte Ware, als auch Patchworks - die entweder aus alter Ware zusammengenäht aber oder auch neu an einem Stück geknüpft werden. Auch wenn sich die Schweizer mit ihren Patchworks in knalligen Farben und mit Buchstaben über einen guten Absatz in diesem Bereich freuen konnten, warnen sie davor, sich allein darauf zu stützen: "Man darf nicht alles ver-vintagen." Ein wichtiger Fokus liege weiterhin auf designorientierten und hochwertigen Knüpfungen.

Teppiche sind bei der Maison & Objet weiterhin als Nischenprodukt zu sehen. Allerdings nimmt die Zahl der Aussteller aus diesem Marktsegment erfreulicherweise langsam aber stetig zu, Cashmir Concept und Bakero-Zoha sind wohl die bekanntesten Neuzugänge in Paris. Für Javed Hakim von Cashmir Concept, "haben sich die Erwartungen an diese Messe absolut erfüllt". In die französische Hauptstadt brachte der Kaschmir-Spezialist nur eine kleine Auswahl seiner klassischen Kaschmirseide-Teppiche mit, der Fokus lag auf der neuen Produktlinie mit modernen und frischen Designs.

Im Einrichtungsbereich dominiert Weiß noch immer, wobei Grau, Schwarz und Silber ebenso stärker werden wie Türkis und Rot.

Bei den Besucherzahlen konnte die Messe erneut etwas (+ 2,7 %) zulegen. Für die Teppichaussteller stellt sich natürlich die Frage, wer sie da überhaupt besucht und ob es unterm Strich zum Produkt- und Firmenprofil passt. 57 % der Besucher kommen aus Frankreich, 43 % aus dem Ausland. Der überwiegende Teil der ausländischen Besucher kommt aus Europa, vor allem aus Deutschland, Spanien und Italien; Osteuropa, der Mittlere Osten, Südamerika und Asien wachsen seit einiger Zeit 2-stellig. Es sind überwiegend kleinere Fachgeschäfte, Inneneinrichter, Planer, die zum Einkaufen nach Paris fahren. Häufig nähern sie sich der Materie Teppich erst langsam an, fragen nach nur ein oder zwei Teppichen für den Verkauf - oder für die Ladeneinrichtung. Auf Anbieterseite bedeutet das zwar einen außerordentlichen Aufwand bei der Kundenpflege, kann sich aber auch schnell zum Brot- und Buttergeschäft entwickeln.

Die nächste Maison & Objet findet vom 20.-24. Januar 2012 in Paris statt und zeigt, wie immer in der Januarausgabe, zusätzlich die Sondermesse Masion & Objet Editeurs.


Endverbraucher eingebunden


Was in Mailand zum Salone de Mobile oder in Köln zur IMM üblich ist, wurde auch in Paris umgesetzt: Endverbrauchern wurde während der Paris Design Week in mehr als 100 Showrooms die Welt der Design orientierten Inneneinrichtung gezeigt; die Messe selbst ist dagegen dem Fachpublikum vorbehalten. Unternehmen wie Cassina, Cor, Poltrona Frau und Ligne Roset lieferten in ihren dauerhaften beziehungsweise temporär eingerichteten Räumen einen Überblick über ihr Sortiment. Insgesamt 60.000 Besucher wurden verzeichnet, was für die erste Veranstaltung dieser Art als Erfolg zu verbuchen ist. Die Messegesellschaft hatte dieses Event auch massiv in der gesamten Stadt beworben, zum Beispiel in der Metro und auf Taxen. Aus dem Teppichbereich waren der türkische Anbieter Stepevi sowie Arzu Firuz und Chevalier Edition aus Frankreich vertreten. Deren Showrooms waren gut besucht und so konnte das Thema Teppiche einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Paris Design Week wird im Herbst 2012 erneut ausgerichtet.
aus Carpet Magazin 01/12 (Wirtschaft)