New York International Carpet Show, Metro Market Week, Orica Market Week

New York, New York und Secaucus


Mehrfacher Teppich-Herbst in New York: Wenn sich an der US-Ostküste die Blätter golden färben, gehen hier gleich drei Fachbesuchermessen an den Start - in direkter Kooperation und durch einen Shuttle-Service verbunden. Die größte davon und die einzige "eigentliche Messe" ist die New York International Carpet Show (NYICS) mitten in Manhattan. Direkt an der 5th Avenue, gegenüber des Empire State Building, stellten zahlreiche Anbieter ihre sehr hochwertigen Teppiche aus: im 11. Stock des so genannten 7 W, eines Handelszentrums für Einrichtungsprodukte.

Etwa zeitgleich konnte man zwei Hausmesse-Events besuchen: Die Metro Market Week ist eine Gemeinschaftsveranstaltung mehrerer Teppichgroßhändler mit Showrooms in New York. Einem ähnlichen Prinzip folgt die Orica Market Week: Sie fand eine halbe Autostunde außerhalb New Yorks statt, in der Kleinstadt Secaucus.

NYICS - edle Teppiche, American Style

Drei Teppichmessen im September - eigentlich ein gut gewählter Zeitpunkt; schließlich bietet er Einzelhändlern die Gelegenheit, ihre Geschäfte rechtzeitig vor dem Wintergeschäft neu zu bestücken. Unheimlich mutete allerdings an, dass die NYICS ausgerechnet am 11. September 2011 an den Start ging: am zehnten Jahrestag des Attentats auf das World Trade Center, nur wenige Straßen von "Ground Zero" entfernt. In Manhattan herrschte an diesem Tag eine gespenstische Stille. Die Stimmung auf der NYICS war zur Eröffnung entsprechend gedämpft.

Lebhafter ging es dafür an den Folgetagen zu, und das zurecht: Immerhin bündelt die NYICS rund 35 Aussteller ausgesprochen edler Teppiche. Damit ist die Messe ein Muss für High-End-Einzelhändler und Innenarchitekten, die in den USA gerade im Hochwert-Bereich eine bedeutende Rolle spielen. "Die gesamte Messefläche war ausgebucht, die Besucherzahlen entsprachen in etwa denen des Vorjahres", berichtet Messeorganisator Dennis Dodds. "Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen ist das ein gutes Ergebnis."

Vor allem sehr hochwertige Nepal-Teppiche waren auf den Ständen zu sehen: schlicht und edel, gern Ton-in-Ton und mit großflächigen Dessins. Der US-amerikanische Markt bevorzugt zurückhaltende, pastellige Töne und kontrastarme Dessins. Der Flor wird meist ausgesprochen flach gehalten. Immer noch aktuell: die unregelmäßigen "Ikat-Muster". Auch überfärbte Vintage-Teppiche und die omnipräsenten Patchwork-Teppiche durften nicht fehlen - oder eine Kombination aus beidem.

Dass es um die US-amerikanische Wirtschaft zurzeit schwierig bestellt ist, macht sich auch auf dem Teppichmarkt bemerkbar: Das mittlere Angebotsspektrum schrumpft spürbar, stattdessen wächst der Anteil an "Billigware". Aber auch der Hochwertbereich nimmt zu - wenn auch nicht im gleichen Maße. Steve Cibor vom Tibet-Spezialisten Tamarian berichtet von guten Verkäufen: "Unsere Kunden haben schnell erkannt, wie wichtig es heutzutage ist, auf gutes Design zu achten - gerade in wirtschaftlich kritischen Zeiten." Von einem "eher zögerlichen Einkaufsverhalten" berichtete Edmond Simantob von Art Resources. Den derzeitigen US-Trend sieht er eher bei modernen Teppichen als bei Orient-Klassikern.

Metro Market Week

Während der Metro Market Week (MMW) laden 25 Importeure in ihre New Yorker Showrooms ein. Das tun sie außerhalb der Veranstaltung auch, nur ohne zusätzliches "Event-Feeling". Sinn und Zweck der MMW besteht in erster Linie darin, durch gemeinsame Werbung mit den anderen beiden Messen Besucher nach New York zu ziehen und so die Zahl potenzieller Kunden für alle Beteiligten zu erhöhen.

Orica Market Week

Ähnlich war es um die Orica Market Week in Secaucus bestellt, die außerhalb New Yorks in der Kleinstadt Secaucus stattfand. Die 30 beteiligten Orientteppich-Importeure haben ihren festen Showroom-Sitz im Orica-Gebäude des US-Verbandes für Orientteppiche. Offizieller Veranstalter ist die Oria (Oriental Rug Importers Association), die US-amerikanische Entsprechung der EUCA. Auch die Orica-Showrooms sind das ganze Jahr über geöffnet; entsprechend ruhig ging es hier zu. Trotzdem zeigte sich Oria-Geschäftsführerin Lucille Laufer zufrieden: "Die Besucher, die ihren Weg ins Orica-Gebäude fanden, waren ernsthaft interessiert an innovativen Teppichen und haben entsprechend geordert."

Insbesondere auf der Orica Market Week ein Thema: Das US-Einfuhrverbot für Teppiche aus dem Iran. Seit einem Jahr besteht das Embargo; ein Ende ist nicht abzusehen. Für die Importeure ist das nicht nur von Nachteil: Die zeitlosen persischen Muster lassen sich auch Jahre später noch verkaufen, und da das Angebot begrenzt ist, kann der Großhändler entsprechend bessere Preise aushandeln. Allerdings werden klassische "Perserteppiche" zurzeit nicht stark nachgefragt.

Ein Blick über die drei Messen machte deutlich: Obwohl sich amerikanische und europäische Geschmäcker immer stärker angleichen - gerade im Hochwertbereich, gehen die Vorlieben in Farben und Musterungen immer noch sichtbar auseinander. Wer aber Zeit und Lust hat, sich durch die edlen Stücke auf der NYICS inspirieren zu lassen, für den lohnt sich die Reise allemal. Und bereichernd ist ein Besuch der lebhaften, sehr kreativen Stadt New York sowieso.
aus Carpet Magazin 01/12 (Wirtschaft)