Qubique, Berlin

Der neue Stern am Messehimmel?


Einrichtungsmessen gibt es viele, dass trotzdem Raum für einen Newcomer sein kann, wollten die Veranstalter der Qubique beweisen. Einen Volltreffer landeten sie schon mit der Wahl des Standortes. Der stillgelegte berühmte Berliner Flughafen Tempelhof verströmt ein Flair wie kaum ein anderer Messestandort: Alte Gepäckbänder, die für die Auslage von Katalogen genutzt werden, Kassen in den Schalterbereichen und riesige Hangarhallen in typischer 1930er-Jahre Architektur. Gepaart mit den gekonnten Inszenierungen der Hochwertanbieter aus allen Bereichen der Einrichtung ergab sich so eine äußerst kreative Gemengelage, die perfekt nach Berlin passt. Kurz: Besucher und Aussteller waren von dem neuen Konzept gleichermaßen angetan.

Etwa 130 Aussteller aus aller Welt zeigten viele Produktgruppen, mit denen sich ein Raum gestalten lässt: Möbel, Küchen, Lampen und natürlich Teppiche. Unter den Ausstellern waren Namen wie Thonet, Brühl, Foscarini und Vorwerk zu finden. Zudem war die Zahl der kreativer Teppichanbieter erfreulich hoch. Jan Kath, Now Carpets, Nanimarquina oder Hossein Rezvani seien als Beispiel genannt.

Auch in der Dekoration anderer Stände gab es Teppiche zu sehen, hier vor allem Patchwork und überfärbte Stücke. Es zeigte sich deutlich deren gern unterschätze Bedeutung im hochwertigen Einrichtungsbereich - und brachte einige Journalisten der Publikumspresse auf die Idee, sich einmal wieder ausführlich dem Thema Teppich zu widmen.

Der besondere Aussteller-Mix machte den Reiz dieser Messe aus. Matthias Schmid, Geschäftsführer des Veranstalters Offshow AG formuliert es so: "Wir konzentrieren uns ausschließlich auf eine Auswahl von Marken aus dem designorientierten Segment. Am Standort Flughafen Tempelhof möchten wir die besten Design- und Interiorkonzepte der Welt zusammenbringen. Das bedeutet, das alles, was man aktuell nur auf Dutzenden verschiedenen Events rund um den Globus verstreut sehen kann, auf der Qubuique in Berlin konzentriert zu sehen sein wird."

Die niederländische Designerin Franziska Wernicke stellte mit ihrem Label Detail F ihre neue Tuft-Kollektion Room Moments mit sehr auffälligen Farbverläufen vor. Sie war begeistert von Besuchermix und Stimmung: "Fachpublikum, Presse, Architekten, Innenarchitekten, Designer, Händler und Endverbraucher - alle kamen nach Tempelhof und waren guter Dinge. Dazu gehörten auch "viele Firmen, die sich gegen eine Teilnahme entschieden hatten und die sich ein Bild vom ganzen Event machen wollten." Auffällig sei die "professionelle Entspanntheit" aller Besucher und Aussteller gewesen, durch die viele interessante Gespräche zustande gekommen seien und die sich bei Teppichen häufig um Details zu Materialien und Produktionsarten drehten. "Solche Messen helfen, das Image des alten, verstaubten Teppichs abzuschütteln. Wir erreichen eine völlig neue Klientel, die ein großes Interesse an Teppichen hat", ergänzt der Hamburger Aussteller Hossein Rezvani.

Auffällig war der generell sehr offene Standbau, der einen weiten Blick über die ausgestellten Kollektionen ermöglichte - was als positiver Kontrast zu den vielen geschlossenen Ständen und beengten Verhältnissen anderer Messen zu sehen ist. Dass einige Stände in alten Werkstatträumen untergebracht waren, brachte zusätzliche Spannung in die Veranstaltung.

Über einen auffälligen Stand konnte sich der Bochumer Designer Jan Kath freuen: "Durch die enorme Deckenhöhe haben unsere Teppiche eine ganz andere Wirkung entfaltet, waren sehr präsent." Kath, der "ohne konkrete Erwartung" nach Berlin gefahren ist, wollte vor allem seine Marke bekannt machen und sich "einem interessanten und interessierten Hauptstadtpublikum vorstellen." Viele Besucher kombinierten Messebesuch und Sightseeing beziehungsweise Geschäftsreise. Als Kritikpunkt zu erwähnen ist, dass leider viele Hotels nicht über die Existenz der Messe informiert waren, sie generell wenig beworben wurde. 15.800 Besucher sind eine überschaubare Menge, zur nächsten Ausgabe im Oktober 2012 sollen es deutlich mehr werden. Dem Thema Teppich kann das nur guttun.
aus Carpet Magazin 01/12 (Wirtschaft)