Tapetenfabrik Gebr. Rasch

Eine Marke für jede Zielgruppe

Rasch soll international eine starke Marke werden. Um das zu erreichen, definierte der Bramscher Tapetenhersteller seine Zielgruppen neu und ordnete sie den drei Segmenten Rasch 1861, Rasch Style und Rasch Taste zu. Damit deckt er von Premium für Architekten bis Consuming für Endverbraucher alle Kundenwünsche ab.

Ein Jahr lang drang nur wenig aus dem Hause Rasch an die Öffentlichkeit. Doch das bedeutete keineswegs Stillstand. Vielmehr hat der Tapetenhersteller aus Bramsche das vergangene Jahr intensiv genutzt, um seiner Marke Rasch wieder mehr Glanz zu verleihen. Herausgekommen ist unter der Regie von Marketingleiterin Ulrike Feierabend-Hoffmeier eine Zielgruppen-spezifische Aufteilung der Dachmarke in drei Segmente: Mit Rasch 1861 - die Zahl erinnert an das Gründungsjahr - spricht das Unternehmen Objekteure und Architekten an, Style wendet sich mit hochwertigen Tapeten an den anspruchsvollen Endverbraucher und Taste hat im Consuming-Bereich für jeden Geschmack und Stil die passende Wandbekleidung parat.

"1861 setzt Trends. Das strahlt auf die anderen beiden Segmente ab und bewegt die ganze Marke nach oben", ist Feierabend-Hoffmeier überzeugt. "Im High-End-Bereich kann man als Hersteller Kompetenz beweisen."

Die Marketingleiterin sprach von einer neuen Ära, in die das Familienunternehmen eintrete. Mit einem eigenen starken Label, das sich an den Lifestyle-Ansprüchen definierter Zielgruppen orientiere, könne es sich langfristig besser behaupten als über Lizenzmarken. Eine Eigenmarke sei authentischer, ihre Aussage decke sich mit dem Produkt. Allerdings gilt der Aufbau als sehr teuer. Wie hoch die Investitionen waren, wollte Feierabend-Hoffmeier aber nicht bekannt geben.

Produkte für Architekten und Objekteure

Nach Ansicht von Geschäftsführer Dario Rasch bedient der Tapeten-Hersteller nun fast jede Kundenschicht, wobei er mit 1861 erstmals Objekteure und Architekten anspreche. "1861 ist Kunst an der Wand." Geplant sei, sich marketingmäßig zunächst auf Deutschland und Westeuropa zu konzentrieren, anschließend erfolge das Roll-out der Marke "auf den Rest der Welt".

Dr. Frederik Rasch erläuterte, warum die Entscheidung für die neue Markenstrategie zum jetzigen Zeitpunkt fiel. Nachdem er und sein Cousin Dario vor einigen Jahren die Führung des Familienunternehmens übernommen hätten, seien zwar Marktanteile hinzugewonnen worden. "Aber wir haben keinen Niveauschritt gemacht", merkte er selbstkritisch an. Sein Lebensziel sei es, Rasch zum Inbegriff der Tapete zu machen. Das solle der Beitrag der derzeitigen Rasch-Generation sein.

Derweil wächst schon die nächste heran. Wie Dr. Frederik Rasch freudestrahlend mitteilte, ist er vor Kurzem glücklicher Vater eines Jungen namens Philipp geworden. Ihm soll eine starke Marke die Zukunft sichern.

Im Zuge dieser neuen Strategie wurden auch der Vertrieb umstrukturiert. Dadurch rücken die Tapetenfabrik Gebr. Rasch und ihre auf die Herstellung von Stoffen und Stofftapeten konzentrierte Tochter Rasch Textil enger zusammen. In Zukunft wird das von Joachim Stock geleitete Unternehmen Rasch Textil sowohl eigene Kollektionen als auch die Produkte des Premium-Segments 1861 vermarkten.

Die erste Kollektion für 1861 entstand unter Federführung von Creative Director Bernhard Holzapfel, der seine Position als Designchef bei Rasch aus persönlichen Gründen aufgegeben hat. Er steht dem Unternehmen jedoch weiterhin zur Verfügung. Neue Leiterin des Designstudios ist Sigrid Frommberger, zuvor Chefdesignerin bei Chivasso aus dem Hause Jab Anstoetz. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, sich entsprechend der Markenphilosphie auf verschiedene Märkte einzustellen. "Unser Designkonzept dient der Orientierung. Denn der Kunde ist mit der Vielfalt überfordert", erläuterte Frommberger.

Die erste Kollektion für das Segment Rasch 1861 heißt Verity. Es überzeugt durch neue Materialien, aus denen eine skulpturale Formensprache geschaffen wurde, der einen neuen ästhetischen Ansatz darstellt. Die außerordentliche Karte spricht Architekten an, die sich der Individualität verschrieben haben. Sie besteht aus zehn verschiedenen Dekoren von zeitloser Schönheit, von denen insbesondere Capitone für Aufmerksamkeit sorgt. Das Dessin der Tapete stammt aus der Automobiltechnik. Sie zeigt eine capitonierte Wand in 3-D-Optik. Capitone kann auch als Möbelstoff genutzt werden. Farblich spannt die innovative Kollektion einen Bogen von Weiß bis Anthrazit.

Das gehobene Segment für den Endverbraucher deckt Rasch Style mit zwei Kollektionen ab. Miracle kommt extravagant daher, hat sowohl feminine als auch maskuline Anklänge. Grafische Muster stehen im Mittelpunkt, umgeben sich mit einem Hauch von Luxus, der sich in schimmerndem Gold und Silber manifestiert. Experimentelle, teilweise übergroße Ornamentik sowie reduzierte Streifen und edle Unis sind dagegen charakteristisch für Vanity Fair. Kombiniert werden fernöstliche Elemente, opulente Blumendekore und grafische Schlichtheit.

Trends aus aller Welt

Das konsumige Segment Rasch Taste mit seinen sieben Kollektionen findet sich sowohl beim Fachhändler als auch in ausgewählten Baumärkten. Die Karten sind geprägt von fremden Kulturen, klassischen Dessins, Naturimpressionen, modernen Mustern und Strukturen. Im Sortiment sind auch die Barbara Becker-Kollektion B. B. Home Passion sowie die für Kinder entwickelte Karte Villa Coppenrath.

In alle drei Segmente flossen Trends ein, die das Studio Rasch in den Weltmetropolen ermittelt hat. Sie heißen Industrial Chic, Wilderness, Hypernature und Deluxe.

Damit die beiden Segmente Taste und Style auch beim Endverbraucher ankommen, hat Rasch für den Handel eine neuartige Präsentation entwickelt. Außerdem ging kurz vor der Heimtextil der Rasch- Internet-Shop ans Netz, über den Tapeten zum UVP angeboten werden - was auf der Messe allerdings zu Irritationen führte. Die Sorge machte sich breit, dass dem Handel dadurch Geschäft entzogen wird.

Geschäftsführer Dario Rasch versuchte zu beruhigen. "Der Verbraucher informiert sich heute über das Internet und will dann dort auch bestellen. Aber viele gehen dann auch in den stationären Handel." Diesem veränderten Kundenverhalten müsse sich der Markt stellen. Ziel sei es keinesfalls, den Handel preislich zu unterbieten und ihm damit zu schaden.

Über die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres lagen bis Redaktionsschluss keine Zahlen vor.
aus BTH Heimtex 02/12 (Wirtschaft)