Bundesfachgruppe Holz: Tagung in Braunschweig

Deckschichtablösungen als zentrales Thema


Die Bundesfachgruppe Holz des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) hatte für ihre Jahrestagung als Veranstaltungsort das Braunschweiger Fraunhofer-Institut für Holzforschung gewählt. Entsprechend wissenschaftlich war das vom Fachgruppenleiter Wilhelm Nürnberger zusammengestellte Vortragsprogramm, das weitgehend von Mitarbeitern des WKI Braunschweig gestaltet wurde. In den Referaten ging es um Delaminierungen bei Mehrschichtparkett, um Schallschutz in Altbauten und um Messverfahren zur Schichtdickenmessung. Lebhaft diskutiert wurde über die Renovierung von Holzböden mit strukturierten Oberflächen.

Nach einleitenden Worten des stellvertretenden Bundesinnungsmeisters im ZVPF Peter Fendt referierte der Architekt Dipl.-Ing. Roland Konen, im WKI für Schallschutz zuständig, praxisnah über Normen, Prüf- und Bewertungsverfahren bei Tritt- und Raumschall und zeigte dazu Lösungsansätze auf, denn Parkettleger hätten zwar viele Möglichkeiten, Fehler zu machen, etwa bei entstehenden Schallbrücken, aber gewöhnlich auch ebenso viele Mittel, diese durch einfache Baumaßnahmen wieder zu beheben.

Dr. Erik Uhde, der im WKI Prüfungen für bauaufsichtliche Zulassungen des DIBt durchführt, gab einen Einblick in die Emissionsproblematik von Gebäuden und in Messverfahren zu deren Feststellung. Grundsätzlich, schickte Uhde voraus, sei es sinnvoll, mit geruchsarmen Produkten und Materialien zu arbeiten, denn die feinstofflichen und oft nur mit komplexen Messverfahren nachzuweisenden Emissionen seien gewöhnlich gar nicht das Problem, sondern vielmehr die Geruchsbelästigungen, zu Klagen führen. Schließlich könne man "weghören und wegsehen, aber wegriechen geht nicht", verdeutlichte Uhde. Es ist der sogenannte "Gipskartoneffekt", der zu Emissionsproblemen führt. Der entsteht, so Uhde, wenn verschiedene Materialien schichtweise zusammengefügt werden und sich in diesen Schichten die Emissionen, das sind vor allem Terpene und Aldehyde, gegenseitig absorbieren. Das führt dazu, dass zum Zeitpunkt des Einbaus kaum problematische Emissionswerte zu messen seien. Aber im Laufe der Zeit stelle sich eine verspätete Emissionsbelastung ein.

Mit zwei Referaten sorgte Dr. Dirk Lukowsky, Holzwissenschaftler im WKI und dort für Oberflächentechnologie und Schadensanalysen zuständig, für Aufmerksamkeit. In seinem Vortrag über Delaminierungen bei Mehrschichtparkett machte er deutlich, dass ein nicht angepasstes Raumklima in den meisten Fällen nicht als Schadensursache herangezogen werden kann. Willi Nürnberger hakte hier gleich ein: "Mehrschichtparkett muss aushalten, was von Holzböden üblicherweise erwartet wird. Auch ohne Luftbefeuchtung dürfte es keine Deckschichtablösungen geben. Im übrigen waren solche Schäden von den 60er bis zum Anfang der 90er Jahre ein völlig unbekanntes Thema." Auch mit dem Verweis auf die Industrie, dass Produktmängel solche Ablösungen hervorrufen, könne der Handwerker Schuldzuweisungen nicht so einfach weitergeben.

Wo und wie diese Schäden entstehen und wie man sie als Gutachter erkennt und bewertet, zeigte Lukowsky anhand zahlreicher Praxisbeispiele und verdeutlichte dabei Unterschiede zwischen Fabrikations-, Verlege- und Nutzungsfehlern. Normalerweise ist, laut Lukowsky, die Verklebung von Mehrschichtparketten solide und fehlerfrei, die Produktqualität verlässlich. Lange bevor die Verleimung schadhaft würde, entwickelten sich aber Risse und Schäden im Holz selbst. Wenn sich also bei einem Parkett die Deckschicht löst, noch bevor das Holz bricht oder reißt, könne ein Sachverständiger von einem fehlerhaften Produkt ausgehen. Auch wenn in der Mikroskopaufnahme des Parketts Leimraupen statt einer vollflächigen Kleberschicht zu erkennen seien, weist das auf den Produktmangel hin. Weniger ein Produkt"mangel" ist es, wenn im Parkett z. B. durch zu tiefe Nuten während der Nutzung Spannungen auftreten, die das Holz so belasten, dass optisch der Anschein einer Deckschichtablösung entsteht, ohne tatsächlich eine zu sein.

Im zweitem Lukowsky-Referat ging es um Untersuchungs- und Dokumentationsmethoden bei Schadensfällen an Parkett und Holzfußböden. Das sind zum Teil ganz einfache Methoden wie Abdrücke nehmen oder mit einer Münze Weißbruch ermitteln, die Handwerkern und Sachverständigen ohne größeren Aufwand die Schadensdokumentation erleichtern. Mit einer Abdruckmasse, wie sie auch von Zahnärzten verwendet wird, lassen sich Poren und Risse in Form und Tiefe per Negativabdruck verdeutlichen, aber auch dank einer einfachen Reliefschraffur mit einem Bleistift werden Oberflächenstrukturen sichtbar. Großes Interesse weckte Dr. Lukowsky mit einem sogenannten USB-Mikroskop, das klein und mobil einsetzbar ist und sehr brauchbare Mikrofotografien mit bis zu 200-fachen Vergrößerungen direkt auf der Baustelle ermöglicht, aber auch für Schichtdickenmessungen sehr nützlich ist.

Fachanwalt Andreas Hanfland befasste sich mit der rechtlichen Seite derTrittschallproblematik in Altbauten. Die Schallschutz-DIN 4109, die noch immer für Bauten maßgeblich ist, bezeichnete Hanfland als "schon veraltet, als sie beschlossen wurde" und als das absolute Minimum der Anforderungen. Die Industrie mit ihren Produkten und das Handwerk mit seinem Können seien der Norm immer weit voraus, orientieren sollte man sich daran also nicht.

Weiter sprach Hanfland über die für die Handwerker schwierige Situation in der Gewährleistungskette bei Schallschutzproblemen. Oft sollen Handwerker für Schäden geradestehen, die sie im Rahmen ihrer Arbeiten nicht verursacht haben. Da ist es wichtig, betonte Hanfland mehrfach, dass die Vereinbarungen präzise formuliert und erfüllt werden. Am klügsten sei es, sich schon auf vertraglicher Ebene so weit wie möglich aus der Kette der Verantwortlichkeiten herauszuhalten.

Renovierung von strukturierten Oberflächen

Die in den vergangenen Jahren modern gewordenen strukturierten Parkettoberflächen und die gefasten Dielen werden in Zukunft, wenn sie zur Renovierung anstehen, für Probleme sorgen, denn es steht noch längst nicht fest, ob diese modischen Oberflächen sich überhaupt so renovieren lassen, dass sie ihren ursprünglichen Zustand zurückerlangen. Möglich ist es auch, dass Komplettsanierungen der Böden nötig werden. Wilhelm Nürnberger eröffnete mit diesem Thema, das auch für Sachverständige zunehmend Bedeutung erlangt, eine rege und kontrovers geführte Diskussion.

Besonders gebürstete oder gefärbte Böden seien seriös fast nicht zu renovieren. Handwerker stehen dann unter enormem Beratungsdruck, um den Kunden die Problematik zu verdeutlichen. Auch V-Fugen seien kaum wiederherzustellen, auch wenn es bereits Werkzeuge für die Bearbeitung als Prototypen gebe, z. B. von Wolff. Bisher gibt es keine schlüssigen Antworten, aber Nürnberger machte deutlich, dass die Renovierungswelle erst noch kommt: "Das ist ein Problem, dem wir uns früher oder später stellen müssen."
aus Parkett Magazin 02/12 (Wirtschaft)