Oeko-Tex Prüfkriterien

Anforderungen aktualisiert


Zürich - Im Rahmen ihres jährlichen Treffens hat die Oeko-Tex Gemeinschaft mit Wirkung zum 1. Januar 2012 wie üblich die geltenden Prüfkriterien und Grenzwerte für die textilen Schadstoffprüfungen nach Oeko-Tex Standard 100 aktualisiert. Die neuen Anforderungen treten am 1. April in Kraft. Grundlage der regelmäßigen Neubewertung der Prüfparameter sind aktuelle Markt- und Produktentwicklungen, neue toxikologische Erkenntnisse sowie gesetzliche Neuerungen, darunter insbesondere auch die Berücksichtigung der REACh-Gesetzgebung inklusive der 2011 hinzu gekommenen SVHC-Stoffe mit Relevanz für die Textilproduktion.

Folgende Neuregelungen sieht der Oeko-Tex Kriterienkatalog vor:

In Hinblick auf die aktuelle Fassung der REACh-Kandidatenliste bzw. die derzeit stattfindenden Beratungen werden nass gesponnene Fasern und Beschichtungen künftig auch auf n-Methyl-pyrrolidon und Dimethylacetamid überprüft. Die beiden Chemikalien werden in der neuen Kategorie "Lösemittelrückstände" aufgelistet und dürfen jeweils einen Grenzwert von 0,1 Massenprozent nicht überschreiten.

Weiterhin werden relevante Prüfmuster auf vier neue Weichmacher untersucht: Di-C6-8-kettige Alkylphthalate, Di-C7-11-kettige Alkylphthalate, Di-n-hexylphthalat (DHP) und Bis(2-methoxyethyl)phthalat. Diese werden zu den bereits im Oeko-Tex Standard 100 aufgeführten Phthalaten integriert. Der Summengrenzwert von 0,1 Massenprozent bleibt bestehen.

Analog zum bestehenden Ausschluss von Alkylphenolethoxylaten (APEO) im Rahmen der Zertifizierung umweltfreundlicher Betriebsstätten nach Oeko-Tex Standard 1.000 wird die erfolgreiche Überprüfung auf Nonylphenol, Nonylphenol-(1-9)-ethoxylate, Octylphenol und Octylphenol-(1-2)-ethoxylate künftig auch Voraussetzung für die Produktzertifizierung nach Oeko-Tex Standard 100.

Für alle vier Produktklassen gelten folgende Grenzwerte. Nonylphenol: 100 ppm; Octylphenol: 100 ppm; Summe Nonylphenol-(1-9)-ethoxylate: 1.000 ppm; Summe Octylphenol-(1-2)-ethoxylate: 1.000 ppm.

Die Prüfungen beginnen mit Veröffentlichung des neuen Standards. Um den Unternehmen einen angemessenen Zeitraum für eine gegebenenfalls notwendige Umstellung ihrer Produktion einzuräumen, treten die Anforderungen nach einer Übergangsfrist aber erst am 1. April 2013 endgültig in Kraft. Nach Oeko-Tex Standard 1.000 zertifizierte Betriebe sind von dieser Regelung ausgenommen, da sie die geforderten Kriterien bereits erfüllen.

Der Grenzwert für extrahierbares Chrom wird für Lederprodukte in der Produktklasse IV auf 10 mg/kg festgelegt. Diese Ausnahme von den üblichen Chrom-Grenzwerten für textile Artikel entspricht der aktuell besten im Markt verfügbaren Technologie und birgt keine toxikologischen Risiken für den bestimmungsgemäßen Gebrauch solcher Produkte.

Abgesehen von den neu gefassten Prüfparametern wird der Umfang der weltweit durchgeführten Kontrollprüfungen Oeko-Tex zertifizierter Produkte von bisher mindestens 15 Prozent aller jährlich ausgestellten Zertifikate auf künftig 20 Prozent ausgedehnt. In der Praxis wurden in den vergangenen Jahren bereits jeweils durchschnittlich 18 Prozent der Zertifikate anhand von Produktproben aus dem Handel auf Kosten der Oeko-Tex Gemeinschaft überprüft. Darüber hinaus gibt es ab sofort ein neues Supplement zum Oeko-Tex Standard 100 auf dessen Grundlage künftig auch Spezialartikel wie Zelte, Kinderwagen, Bürostühle oder Rucksäcke nach Oeko-Tex Standard 100 zertifiziert werden können. Eine vollständige Übersicht aller Grenzwerte und Prüfkriterien unter www.oeko-tex.com/grenzwerte.
aus Haustex 02/12 (Wirtschaft)