Casa/Texbo mit neuem Konzept auf Erfolgskurs

Messe mit Charme


Die Casa in Salzburg findet zu alter Stärke zurück. Die Entscheidung, die Veranstaltung nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, hat sich ausgezahlt. Das neue Konzept sorgte für ausgebuchte Hallen und volle Messestände. Stoffverlage, Großhändler, Sonnenschutzanbieter und die Hersteller von Bodenbelägen zeigten Flagge. Ein deutliches Indiz für die Bedeutung des österreichischen Marktes.

Volle Gänge, zufriedene Aussteller - die Salzburger Casa/Texbo ist ihrem Ruf als Österreichs Leitmesse für Heimtextilien und Bodenbeläge in diesem Jahr wieder gerecht geworden. "Die Entscheidung, die Messe im Zwei-Jahres-Turnus zu veranstalten, hat sich als richtig erwiesen," zog Messeleiter Winfried Antlinger am Schluss der viertägigen Veranstaltung stolz und zufrieden Bilanz: "Bereits im September waren die 15.000m Messefläche mit 145 Ausstellern ausgebucht. Wir hatten sogar eine Warteliste." Gestiegene Besucherzahlen und eine Umfrage unter dem Fachpublikum bestätigen seine Einschätzung.

In der Vergangenheit stand die Casa alle zwei Jahre in Konkurrenz zur Fachmesse Bau im nicht weit entfernten München. Das Segment Boden wanderte dorthin ab und schwächte die Casa als Ganzes. Doch diese Zeiten sind vorbei und die Messe findet zu alter Stärke zurück.

Aber: "Stoffverleger benötigen einen jährlichen Auftritt für ihre Kollektionen", so Reinhard Backhausen, Geschäftsführender Gesellschafter von Backhausen Interior Textiles und zugleich Präsident der Österreichischen Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie. Gemeinsam mit Erich Fleischmann von Englisch Dekor, Michael Smolka von Böhm und Markus Neurauter von Wohntex hatte er sich daher im vergangenen Jahr kurzfristig entschlossen, in der Kongresshalle in Salzburg einen Event für Stoffe und Design zu veranstalten. Mit Erfolg. Die Organisation der Belétage übernimmt in Zukunft die Messeleitung der Casa.

Standkonzept der Belétage übernommen

Der einheitliche Standbau der Belétage wurde auf der Casa 2012 in Halle 1 übernommen, in der sich die Stoffverlage präsentierten: weiße Ständer mit Bügeln, niedriger Aufbau mit viel Luft nach oben und von allen Seiten zugängliche Ausstellungsflächen. Eine gute Entscheidung, denn so wirkten in erster Linie die Stoffe in ihrer Vielfalt. "Die Produkte treten wieder in den Vordergrund", erklärte Bernhard Hansel, Geschäftsleiter von Nya Nordiska, erfreut und erhielt von Sascha Dempwolff, Prokurist bei Porschen, vom Stand gegenüber Unterstützung: "Wir verkaufen Stoffe, keine Stände."

Die Verleger waren von der Einfachheit des neuen Konzeptes begeistert. Der Aufbau funktioniere schnell und sei kostengünstig, wie viele betonten.

Produktseitig setzte Backhausen auf die Kollektion Jazz aus der Faser Diolen Safe. "Eine Weltneuheit," wie Reinhard Backhausen betonte. Nach seinen Angaben erfüllt das dauerhaft schwer entflammbare Polyestergarn alle gängigen internationalen Brandnormen, ist also flammhemmend, dazu schadstofffrei, lichtecht und abriebfest, um nur einige der Vorzüge zu nennen.

Jab Anstoetz setzte die Kollektion Red Desire aufmerksamkeitsstark in Szene, war aber auch mit den ebenfalls zur Firmengruppe gehörenden Unternehmen Chivasso und Soleil Bleu vertreten. Auf einen Auftritt im Rahmen der Frankfurter Heimtextil hatten die Bielefelder verzichtet. Das galt auch für Fischbacher, die in Salzburg sowohl Heim- als auch Haustextilien vorstellten.

Andreas Klenk, Markteingleiter von Saum und Viehbahn, gab wegen des überschaubaren Aufwands ebenfalls der Casa den Vorzug vor der Heimtextil: "Kosten und Nutzen halten sich im Gleichgewicht." Auch Drapilux zeigte in Salzburg Flagge und präsentierte Dévoré, einen brandneuen Ausbrenner mit Flammschutz.

Gardisette hingegen hatte auch schon in Frankfurt ausgestellt. Vertriebsleiter Dietmar Grädtke berichtete, dass der Markt in Österreich viel farbenfroher und mutiger ordert. "Das kommt der Farbigkeit unserer neuen Frühjahrskollektion sehr entgegen." In Deutschland würden mehr Naturtöne verlangt. Der Stand war ständig gut besucht.

Unterschiedliche Hallenkonzepte

Eine völlig andere Welt betrat man in Halle 2/6. Im Gegensatz zu den Messeständen der Verlage wirkten die der Großhändler groß, dunkel, fast tempelartig; die Dimensionen waren beeindruckend. Lokalmatador Sonnhaus bot seinen Gästen viel Platz für intensive Gespräche zu den ringsum drapierten Produkten. Der Stand der Besko - von außen kaum einsehbar - glich einem Haus, in dem sich eine Vielzahl Lieferanten der Einkaufskooperation ein "Zimmer" eingerichtet hatten. "Wir müssen den Fokus auf das Wesentliche richten, ohne uns ablenken zu lassen", erläuterte Geschäftsführer Roland Simmer das Konzept.

"Außer dem Logo ist alles neu", hieß es von Jörg L. Jordan, Geschäftsführender Gesellschafter des Kasseler Grossisten W. & L. Jordan. Bei der österreichischen Tochter Inku Jordan ist seit Januar Geschäftsführer Herbert Seidel im Amt. 60% der Belegschaft sei neu, der Umzug nach Wiener Neudorf und der Ausbau des Filialnetzes abgeschlossen. Die Ausrichtung auf den reinen Fachhandel sei im Gange, 130 Fachberater gehörten dem Verbund bereits an. "Wir sind als Partner für unsere Kunden da, das ist bei uns gelebte Philosophie. Zudem hat die Marke Inku in Österreich eine hohe Bedeutung und wird weiter selbstständig bleiben," versprach Jordan. Mit ihr will man hochwertigere Produkte verkaufen. Auf einer Standfläche von insgesamt 800m konnten sich die Kunden von den neuen Kollektionen überzeugen und auf den arrondierten Ständen die Zulieferfirmen kennen lernen.

Für einen Gemeinschaftsstand in Halle 2/6 hatten sich die Verlage Heco aus Deutschland und Stardecor aus der Schweiz entschieden. Die beiden Geschäftsführer Burkhard Koop und Manfred E. Brunner verbindet eine lange persönliche Freundschaft. Als Duo traten ebenfalls Höpke und Stoeckel & Grimmler auf, die gemeinsam Möbel- und Vorhangstoffe der Marke Joop zeigten. Ado wollte seine Stoffe nicht auf Bügeln, sondern in voller Länge wirken lassen und hatte sich daher ebenfalls für die 2/6 entschieden.

Auch Wilhelm Funcke, Inhaber von Leder Schreyeck, fühlte sich hier wohl. Sein Sortiment an dem synthetischen Polstermaterial Skai bezeichnet er als eines der umfangreichsten. Mit seinem Service, auch kleine Mengen zu fairen Preisen anzubieten, hat er sich bei den Polsterern einen Namen gemacht.

Bedeutung des österreichischen Marktes wächst

Nicht ganz zufrieden mit Halle 3/5 waren die Sonnenschutzanbieter Erfal, Teba und MHZ. Wilhelm Hachtel, Geschäftsführender Gesellschafter von MHZ hätte sich eine Platzierung nahe den Stoffen gewünscht. Stattdessen sah er sich in der Nachbarschaft der Segmente Bodenbeläge und Parkett mit renommierten Namen wie Forbo, Paulig, Tisca, Admonter oder Janser. Grundsätzlich stimmte Hachtel aber Erfal-Vertriebsleiter Ralf Meyer zu: "Die Gruppierung gleicher Anbieter zieht potentielle Kunden für alle an."

Potentielle Kunden, das sind auf der Casa vor allem Raumausstatter, die sich hier informieren und ordern wollen. Exklusiv für diese Zielgruppe vertreibt Vorwerk Austria die Kollektion Scale Living. Die Teppichfliese haftet ohne Klebstoff nur durch Ansaugen auf allen glatten Untergründen. Sie kann beliebig kombiniert und auch wieder entfernt werden.

Insgesamt scheint der österreichische Markt für Anbieter aus Deutschland an Bedeutung zu gewinnen. An vielen Ständen war zu hören, dass der Außendienst in der Alplenrepublik entweder verstärkt oder neu aufgebaut werden soll. Indes Fuggerhaus etwa hat jetzt eine feste Stelle geschaffen. Vor allem für hochwertige Produkte sieht man Potenzial.

Aber mit dem Messestandort Salzburg erreichen viele Firmen auch Kunden aus dem süddeutschen Raum. Gerade kleinere Handwerksbetriebe scheuten den Weg zur Heimtextil nach Frankfurt, war zu hören.

Ohnehin hat die Casa ihren eigenen Charme, dem Aussteller und Fachbesucher rasch erliegen. Die österreichische Gelassenheit sorgt für eine entspannte Atmosphäre in den Hallen und trotz hoher Frequenz für eine gemächliche Gangart auf den Gängen. "Hier nimmt man sich noch bewusst Zeit für Gespräche," befand Joachim Haug. Der Prokurist bei Rasch Textil nutzte die Chance, Kontakte zu knüpfen und zu intensivieren. Kommunikation wird in Österreich großgeschrieben, wissen Insider und lassen sich darauf ein. Zudem ist Salzburg eine Stadt mit Flair: Nach einem anstrengenden Messetag die kulinarischen Spezialitäten der Stadt genießen oder im Anschluss Skifahren zu gehen - das hat was.
aus BTH Heimtex 03/12 (Wirtschaft)