Maison & Objet, Paris

Wenig Patchwork, viel Farbe


Was bereits auf der Domotex in Hannover deutlich wurde, ließ sich auch in Paris nach nur wenigen Minuten Rundgang durch Halle 1 feststellen: Patchwork- und Vintage-Teppiche verkaufen sich nicht mehr so einfach. War die Maison & Objet noch während der September-Ausgabe fest in der Hand entsprechender Anbieter - vor allem aus der Türkei -, waren sie im Januar deutlich seltener zu sehen. Einige von ihnen haben den Preiskampf in diesem Segment nicht überstanden oder haben empfindliche finanzielle Kratzer abbekommen, denn ein paar der von ihnen gebuchten Flächen, mussten kurzfristig neu belegt werden.

Wie bei anderen themenübergreifenden Einrichtungsmessen stellen Teppiche in Paris ein Nischenprodukt dar, allerdings seit einigen Jahren von den Ausstellerzahlen her auf einem interessanten Niveau und mit steigender Tendenz. Das liegt vor allem an den kleinen, kreativen Ausstellern, die sich in die französische Hauptstadt trauen und mit Materialien und Strukturen spielen. Sie zeigen, wie individuell und farbenprächtig handgefertigte Teppiche sein können. Beispiel Niki Jones: Die Engländerin präsentierte runde Handtuft-Teppiche mit konzentrischen Kreisen sowie in Kaschmir gestickte Teppiche mit floralen Motiven aus Osteuropa - und bietet dazu gleich die passenden Kissen, Möbel und Accessoires an. Auffallend viele Aussteller aus Südamerika kamen mit meist sehr bunten Flachgeweben, die sich nicht nur auf dem Boden wiederfinden, sondern auch in Kissen und auf Stühlen Verwendung finden. Alteingesessene Aussteller wie Zollanvari und Mischioff zeigten ebenfalls viel Farbigkeit und waren trotz geringerer Frequenz mit den Kontakten und Orders der kleinen Fachgeschäfte, Inneneinrichter und Architekten zufrieden.

Bei einigen Teppichausstellern sorgt die Hallenbelegung in Paris mittlerweile für Unmut, bei den Besuchern, die sich für Teppiche interessieren für wunde Füße. Ein großer Teil der Teppichanbieter sind in Halle 1, der Halle mit dem Motto Ethnik Chic untergebracht. Hier stellen vor allem Anbieter von völkischen Einrichtungsgegenständen aus Asien, Afrika oder Südamerika aus. Klassische Orientteppiche sind dort eben so zu finden wie Patchworkteppiche und moderne, handgefertigte Ware. Vor allem die letztgenannte Gruppe würde gerne den jetzigen Standort in Richtung Halle 6 oder 8 verlassen, da "viele Besucher Halle 1 links liegen lassen und sich den trendigeren Produktgruppen widmen." Eine Umsiedlung scheint in naher Zukunft jedoch unwahrscheinlich, da diese Anbieter in Halle 1 empfindliche Lücken hinterlassen würden und Umstrukturierungen in weiteren Hallen notwendig würden. Nicht nur aus Sicht der Aussteller scheint eine Umstrukturierung sinnvoll, sondern auch für die vielen Einkäufer die nach Paris kommen und bisher so gut wie keinen Kontakt mit dem Thema Teppich haben. Das Beispiel IMM Köln zeigt, wie gut dieser Bereich angenommen wird.

Die nächste Ausgabe der Maison & Objet findet vom 7.-11. September 2012 auf dem Messegelände Paris Nord Villepinte statt.
aus Carpet Magazin 02/12 (Wirtschaft)