R + T Stuttgart beschert der Branche volle Auftragsbücher

Sonnenschutz-Design für In- und Outdoor

Sonnenschutz-Spezialisten weltweit nutzen die Fachmesse R + T in Stuttgart alle drei Jahre als Plattform, um Prototypen und marktgängige Innovationen einem internationalen Publikum vorzustellen. Hauptthemen wie Energieeffizienz in Gebäuden, intelligentes Sonnenlichtmanagement und ökologische Kollektionen bilden die Pfeiler für den Megatrend Nachhaltigkeit. Weiteres Top-Thema in diesem Jahr: Der fließende Übergang vom Wohnbereich zur Terrasse wird zum Gestaltungsraum für LifestyleProdukte.von Petra Lepp-Arnold

Begeisterte Aussteller und zufriedenes Fachpublikum nach fünf Tagen Produktschau auf der Weltleitmesse Rollladen, Tore und Sonnenschutz in Stuttgart. "Das war die beste R + T aller Zeiten", titelte die Messegesellschaft Stuttgart in ihrem Schlussbericht und gab ein Rekordergebnis der im dreijährigen Turnus stattfindenden Veranstaltung bekannt: Rund 60.000 Besucher (2009: 57.400), davon die Hälfte aus dem Ausland, sowie knapp 820 Aussteller mit sehr hoher Internationalität.

"Die R + T ist in ihrer Wirkung nachhaltig und hat die Erwartungen unserer Mitglieder erfüllt", freute sich Bernd Seybold, Präsident des Industrieverbands Technische Textilien, Rollladen, Sonnenschutz (ITRS) in Mönchengladbach. Und auch die Mitglieder des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz (BVRS) in Berlin waren guter Stimmung: "Unsere Aussteller sind begeistert von der Kompetenz der Besucher und ihr Interesse an den gezeigten Innovationen." Außerdem verweist der BVRS auf gefüllte Auftragsbücher: "Die Lage des Handwerks ist alles in allem erfreulich gut."

Energiemanagement wichtigstes Thema

Zum Thema Nummer Eins auf der Messe wurde das Energiemanagement im Gebäude erklärt. Größtmögliches Einsparpotenzial bietet die Kombination von Außen- und Innensonnenschutz. Im Sommer spart die Beschattung das Geld für die Klimaanlage und im Winter wirken die geschlossenen Behänge isolierend am Fenster, was die Heizkosten senkt. Der Rollladenkasten gilt dabei als "thermische Achillesferse" und wird gedämmt.

Effektives Sonnenlichtmanagement funktioniert nur in Verbindung mit einer intelligenten Steuerung - dem zweiten Hauptthema der R + T. Die gesamte Haustechnik - einschließlich Rollladen, Jalousien & Co. - wird entweder zentral über das Internet bedient, per Fernsteuerung oder via Smartphone. Wie viel Licht und Wärme in das Haus herein sollen und ob die Fenster zum Lüften geöffnet werden, regelt das Steuerungsprogramm.

Der "Lebensraum Terrasse" war ein weiterer wichtiger Trend der Fachmesse. Die Outdoor-Saison findet längst nicht mehr nur in den Sommermonaten statt, sondern geht schon mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr los und hält bis in den Herbst hinein an. Auf die Tendenz zum "Homing", dem Rückzug in Haus und Garten, reagieren die Markisen-Hersteller mit einem Produkt-Repertoire, das weit über das angestammte Feld hinausreicht. Terrassendächer werden mit Türelementen zu wettergeschützten Glashäusern ausgebaut. Zusatzausstattungen wie Lichtleisten oder Heizsysteme erlauben den Aufenthalt rund um die Uhr und in jeder Jahreszeit. Als "Lifestyle-Produkte mit Ganzjahresfunktion" charakterisiert Weinor-Geschäftsführer Thilo Weiermann die Palette an Neuentwicklungen.

Neben technischen Optimierungen stach als ungewöhnlichste Neuheit eine "Soundmarkise" hervor, auf der sich mit einem MP3-Player oder anderen Geräten Musik ohne Lautsprecher abspielen lässt. Den Gegenpart bildet das besonders geräuscharme Ein- und Ausfahren motorbetriebener Markisen.

Lifestyle-Produkte fürs ganze Jahr

Premiere in der Markisenbranche hat ein produktübergreifendes Gestaltungskonzept für "Textiles Wohnen", das den Übergang von drinnen nach draußen harmonisch verbinden soll. Innensonnenschutzprodukte sowie Möbel für In- und Outdoor sind dabei auf das Markisenprogramm abgestimmt. Die Schmitz-Werke in Emsdetten vermarkten das Sortiment in ihrer Markisensparte Markilux, "damit der Fachhandel Zusatzgeschäft generieren kann", begründet Juniorchef Dan Schmitz die Aktivität.

Ein Trend-Thema, das in Stuttgart zwar nicht die große Bühne fand, aber dennoch Beachtung verdient, waren ökologische Sonnenschutz-Textilien. Neben PVC-freien Qualitäten zeigten die Stoffhersteller neue Gewebe aus Maisfasern als Rohmaterial (Polymilchsäure) sowie Ware aus biologisch angebauter Baumwolle und sogenanntes Green Polyester, gewonnen aus recycelten PET-Flaschen.

Nachhaltigkeit gewinnt bei Sonnenschutzprodukten zwar sukzessive an Bedeutung, doch der funktionelle und dekorative Aspekt steht bei der Kaufentscheidung immer noch im Vordergrund. Ein wichtiges Auswahlkriterium für Sicht- und Sonnenschutz ist zum Beispiel der Transparenzgrad von Stoffen.

Interessant jedoch, wie unterschiedlich das in den Märkten gehandhabt wird: Deutsche Konfektionäre favorisieren im Rollobereich blickdichte Gewebe, während bei Flächenvorhängen gerne durchsichtige Qualitäten eingesetzt werden. In den relevanten Exportmärkten dürfen Rollostoffe hingegen sehr transparent sein, denn sie kommen als Alternative zur Gardine ans Fenster, wissen Branchenkenner. Sie sind sich einig, dass hochtransparente Rollos, Plissees oder Vertikallamellen auch hierzulande gute Marktchancen hätten. Doch in Deutschland gibt es nur ein eingeschränktes Angebot in den Kollektionen der Hersteller.
aus BTH Heimtex 04/12 (Wirtschaft)