American Hardwood Export Council (AHEC)

Die zunehmende Bedeutung von Ökobilanzen

Bei der Gestaltung von Gebäuden gilt inzwischen Nachhaltigkeit als bestimmender Faktor. Die Aufgabenstellungen für Architekten werden damit noch komplexer. Die Stahl- und Betonindustrie nimmt bereits Einfluss auf Entwürfe, indem sie mit positiven Ökobilanzen zu ihren Materialien den Absatz zu fördern sucht. Daher finanziert jetzt auch der American Hardwood Export Council (AHEC) eine sehr detaillierte Ökobilanz-Studie zu Holz aus amerikanischen Wäldern, um zu beweisen, dass dieses Material ebenfalls nachhaltig ist. Von Ruth Slavid

Die Ökobilanz-Studie des AHEC wird derzeit von der unabhängigen Organisation PE International verfasst. Klar ist, dass Nachhaltigkeit die einzuhaltenden Bestimmungen umfasst bis hin zur überlegten Auswahl der Baustoffe. Materialien sollten nachhaltig erzeugt werden und eine Kalkulation der sogenannten "grauen Energie" - der benötigten Energie zur Herstellung, Transport oder Entsorgung eines verwendeten Produktes - ermöglichen. Letzteres wird zunehmend wichtiger, weil die Energie, die für ein Gebäude im Laufe seiner Nutzung für die Heizung verbraucht wird, in der Ökobilanz geringer ausfällt als die graue Energie für die Erstellung und Entsorgung des gesamten Bauwerks. Daher kommt es, dass der Cradle to Cradle - die Verwendung von umweltsicheren, gesunden und wiederverwertbaren Materialien - Einfluss auf ein Gebäude hat und vom ersten Schritt der Materialauswahl bis hin zum Abbruch und einer möglichen Wiederverwendung kontrolliert wird.

Bedeutung der Ökobilanz

Die von AHEC in Auftrag gegebene Ökobilanz-Studie soll genaue Informationen zu Schnittholz und Furnieren liefern und wird in Übereinstimmung mit der ISO Norm 14040 - dem internationalen Bewertungsstandard für Ökobilanzen - erstellt. Sobald diese Untersuchung endgültig abgeschlossen ist, wird sie von Experten begutachtet und gilt schließlich als einwandfreie und verbindliche Arbeitsunterlage. Die Studie von AHEC gilt als erste Ökobilanz für Laubhölzer. Andere Industrien wie die Stahl- und Betonindustrie haben bereits in Ökobilanzen investiert. Sie benutzen diese, um den Absatz ihrer Materialien zu fördern. Ohne eine eigene Ökobilanz wäre das Material Holz mit Sicherheit in einer schwächeren Situation.

Rupert Oliver, Direktor des Beratungsunternehmens Forest Industries Intelligence, unterstützt PE International bei der Ökobilanz. Er sagt: "Der im Holz eingelagerte Kohlenstoff pro Tonne Laubschnittholz aus den USA, die in die EU exportiert wird, gleicht eine Tonne Kohlendioxid (CO2) Emissionen aus." Die Gleichung geht zu Null auf und gilt als nachhaltig, solange die Emissionen nicht höher liegen als der eingelagerte Kohlenstoff. Die Zahlen der Ökobilanz sollen alle Produktionsprozesse der Holzerzeugung einschließlich der Kosten für technische Trocknung und Transport berücksichtigen. Die Ausgangssituation erscheint günstig: Amerikanische Laubhölzer wachsen üblicherweise in relativer Nähe von schiffbaren Gewässern und werden dort auch bearbeitet. Das bedeutet: Wenn das Holz in Europa verarbeitet werden soll, verursacht es nur wenig mehr Kohlendioxid auf seinem 6.000 Kilometer langen Seetransportweg als wenn europäisches Holz 500 Kilometer auf der Straße transportiert wird.

Dokumentation der Holzqualität

Wichtig für eine Ökobilanz sind regelmäßige Dokumentationen der Holzqualität, wie sie schon heute und in Zukunft noch viel mehr verlangt werden. Dazu zählen Umwelt-Produktdeklarationen (= EPDs, engl. Environmental Product Declarations), die eine Datengrundlage für die ökologische Gebäudebewertung bilden. Sie geben einen Hinweis darauf, wie "grün" ein Produkt oder ein Gebäude ist. Diese EPDs bilden in Großbritannien die Basis für die Materialauswahl des sogenannten "Greenbuldings". Zurzeit sind diese EPDs noch freiwillig, aber Frankreich bemüht sich schon jetzt um eine gesetzliche Regelung, damit EPDs sogar für alle Konsumartikel zwingend erforderlich werden. Man kann davon ausgehen, dass andere Länder diesen Beispielen folgen werden. Die erforderlichen Informationen können aus der Ökobilanz entnommen und in die EPDs eingefügt werden. Fast jedes größere Bauvorhaben beschäftigt bereits heute Berater für das sogenannte Greenbuilding und die Ökobilanzen geben den zuständigen Planern entscheidende Informationen.



Ruth Slavid


Der Beitrag "Die zunehmende Bedeutung von Ökobilanzen für das Nachhaltige Bauen" von Ruth Slavid wird hier in wichtigen Auszügen sinngemäß wiedergegeben. Ruth Slavid ist selbstständige Fachjournalistin für Architektur und Autorin der Bücher ,Wood Architecture (2005) und ,Wood Houses (2006), verlegt bei Laurence King, ,Micro (2007) und ,Extreme Architecture: Building for Challenging Environments (2009).
aus Parkett im Holzhandel 03/12 (Wirtschaft)