Fünf Fragen an Richard Rüttermann - Leiter Anwendungstechnisches Zentrum Akzo Nobel Deco

"Viele Malerbetriebe haben bereits auf wasserbasierte Produkte umgestellt"


BTH Heimtex: Wie machen sich die Unterschiede von wasser- und lösemittelbasierten Produkten bemerkbar?

Richard Rüttermann: Zwischen wasserbasierten und lösemittelbasierten Lacken gibt es rezepturtechnisch große Unterschiede, zum Beispiel die verschiedenen VOC-Anteile. Aber für Verarbeiter und Endkunden sind diese kaum noch zu erkennen. An der Oberfläche kann beispielsweise der Endkunde keine Unterschiede mehr feststellen. Lösemittelbasierte Lacke haben derzeit einzig noch den Vorteil, dass sie sich bei niedrigen Temperaturen um 0 C und auch im Hochsommer besser verarbeiten lassen. Im Innenbereich aber gibt es keinen Grund mehr, lösemittelhaltige Produkte zu verwenden.

BTH Heimtex: Woran liegts?

Rüttermann: Für den Verarbeiter haben die wasserbasierten Lacke Vorteile wie eine stärkere Oberflächenhärte. Und im Regelfall neigen sie nicht zur Dunkelvergilbung. Außerdem sind sie geruchsarm; das wissen sowohl Verarbeiter als auch Kunden zu schätzen. Weitere Vorteile sind kürzere Trockenzeiten, was ein schnelleres Verarbeiten ermöglicht, sowie die sehr große Farbtonvielfalt in matt, seidenglänzend und hochglänzend.

BTH Heimtex: Welchen Einfluss hat die VOC-Verordnung auf die Produktentwicklung?

Rüttermann: Durch die Vorgaben der VOC-Verordnungen ist die Entwicklung wasserbasierter Produkte so rasant fortgeschritten, dass wir hier mittlerweile Technologieführer sind. Wir konnten die High-Tech-Lacke entwickeln, weil uns heute ganz andere technische Möglichkeiten offen stehen.

BTH Heimtex: Was bedeutet das für den Maler?

Rüttermann: Die Vorteile der wasserbasierten Produkte sind für den Maler eine große Chance, sich als Umweltmaler beim Kunden zu positionieren und zu empfehlen. Selbstverständlich ist es immer schwierig, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden und zu neuen Produktlinien zu wechseln. Wir stellen im Tagesgeschäft fest, dass - wenn wir wir die Maler umfassend informieren und die anfängliche Hemmschwelle überwunden wird - am Ende des Tages letztlich nur die Qualität der Verarbeitung und die zu erzielenden Ergebnisse zählen. Dieses Leistungspaket überzeugt auch den skeptischen Maler. Nicht umsonst haben bereits viele Betriebe auf wasserbasierte Produkte umgestellt.

BTH Heimtex: Wie gehen Sie damit um, dass Maler sich nur zögerlich umstellen?

Rüttermann: Maler standen wasserbasierten Produkten bis vor kurzem oft kritisch gegenüber: schlechter Verlauf, klebrige Oberflächen und ein zu schnelles Antrocknen erschwerten den Arbeitsalltag. Dies ist dank neuer Technologie Schnee von gestern. Wir setzen auf Überzeugung durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und unser breit aufgestelltes Angebot an Schulungen und Seminaren für Maler. Unsere Mitarbeiter sind dafür ausgebildet, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen den Übergang von lösemittel- zu wasserbasierten Produkten zu vereinfachen.

Insgesamt lautet das Fazit: Maler haben mit wasserbasierten Lacken bei Innenarbeiten ein wesentlich leichteres Arbeitsumfeld, da sie keinen Ärger mit Geruch und langen Trocknungszeiten haben. Außerdem können sie den Kundenwunsch nach umweltverträglicheren Produkten erfüllen ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen.
aus BTH Heimtex 07/12 (Wirtschaft)