Matratzen-Industrie

Taschenfederkern als Gewinnertechnologie

Essen - Das erste Quartal 2012 ist für die Matratzen-Industrie nach Auswertung des Fachverbands Matratzen-Industrie e.V., Essen, im Vergleich zum Vorjahresquartal insbesondere durch deutliche Verschiebungen bei den einzelnen Technologien gekennzeichnet. Erfreulichen Zuwächsen im zweistelligen Bereich bei Schaum und TFK stehen Verluste im ebenfalls zweistelligen Bereich - am gravierendsten beim Latex - gegenüber.

Im Einzelnen zeigt sich beim Schaum ein Plus von über 10 Prozent im Umsatz und ca. 3 Prozent im Absatz, was für einen Einhalt des permanent fortschreitenden Preisverfalls bei Matratzen sprechen könnte. Die Technologie TFK hat prozentual gesehen noch deutlichere Zuwächse zu verzeichnen. Auch wenn, bezogen auf den Marktanteil, die Bedeutung der Taschenfederkerne deutlich geringer ist als von Schaumstoffmatratzen, ist ein Zuwachs von etwa 30 Prozent sowohl bei Umsatz als auch bei Absatz bemerkenswert. Doch nicht für alle Federkernmatratzen sieht die Statistik so rosig aus: Bei den einfachen Bonnell-Matratzen lassen Verluste im zweistelligen Prozentbereich vermuten, dass die Bedeutung dieser Technologie abnimmt. Eine wirklich dramatische Sprache sprechen die Umsatz- und Absatzrückgänge beim Latex. Starke Verluste in beiden Bereichen lassen befürchten, dass diese Technologie zu einem Nischenprodukt im deutschen Markt wird. Da der Verband an einem ausgewogenen Verhältnis der einzelnen Technologien und einem breiten Angebot unterschiedlicher Matratzenarten für den Verbraucher interessiert ist, wird diese Entwicklung bedauert. Aus den geschilderten Fakten leitet der Verband folgende Interpretationen ab:

Schaumstoffmatratzen

Sie bleiben eine beliebte Technologie und mit einem dominierenden Anteil am Gesamtmarkt von mehr als Dreivierteln das Präferenzprodukt der Konsumenten im deutschen Markt. Es kann mehrere Erklärungen dafür geben, warum sich der Umsatz etwas stärker verbessert hat als der Absatz:

-Da Erdöl die wichtigste Ressource zur Produktion von Schaumstoffmatratzen ist und sich der Ölpreis deutlich nach oben entwickelt hat, spiegelt sich diese Entwicklung zum Teil auch im Matratzenpreis wider. Schaumstoffmatratzen haben sich im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht verteuert.

-Aufgrund der allgemein stabilen Wirtschaftssituation in Deutschland scheinen Konsumenten bereit zu sein, mehr Geld in Schaumstoffmatratzen zu investieren.

-Der Trend geht insgesamt zum Kauf wertiger Produkte.

Federkernmatratzen

Hier ist das Bild uneinheitlich: Bei dem im Vergleich zum Bonnell höherwertigen Taschenfederkern (vermutlich als Tonnentaschenfederkern) ist eine beachtliche Steigerung des Marktanteils im zweistelligen Prozentbereich gelungen, während Bonnell Anteile verliert. Folgende Deutungen sind ableitbar:

-Der Tonnentaschenfederkern kann sich im Markt aufgrund seiner Qualität behaupten.

-Da Boxspring-Betten in der Statistik nicht separat erfasst werden, zeichnet sich ein Trend zugunsten dieser Schlafsysteme mit ihrer wertigen Optik auf dem deutschen Markt in der Auswertung ebenfalls im Bereich der Taschenfederkerne ab.

-Die Preiseinstiegsvariante Bonnell mag in der Verarbeitung als Unterfederung in Boxspring-Betten für den Verbraucher annehmbar sein, im Segment der Billigmatratzen greift der Konsument jedoch zunehmend lieber zum Schaum als zum Federkern.

-Das steigende Qualitäts- und Wertigkeitsempfinden des Verbrauchers ist auch in diesem Segment spürbar.

Latexmatratzen

Diese Produktsparte wird aus folgenden Gründen zunehmend zu einem Nischenprodukt:

- Manche Endkundenanfragen an den Fachverband zeigen, dass Latex im Handel nicht mehr überall erhältlich ist. Selbst der Verbraucher, der Latex aktiv nachfragt, wird manchmal auf andere Technologien verwiesen, weil im stationären Handel Latex nicht mehr ohne weiteres verfügbar ist.

- Der Absatz ist noch deutlicher eingebrochen als der Umsatz. Die gute Nachricht daran ist, dass offensichtlich zumindest die Preisstabilität erhalten werden konnte, die schlechte Nachricht, dass ein Absatzproblem die Virulenz der Problematik noch deutlicher macht und gleichzeitig noch schwieriger zu lösen ist.

Für den Gesamtmarkt ergibt sich aus den beschriebenen Entwicklungen ein Plus im Vergleich zum Vorjahr im knapp zweistelligen Bereich im Umsatz und ungefähr drei Prozent im Absatz. Wie seitens des Fachverbands Matratzen-Industrie verlautet, möchte der Verbraucher über die Vorzüge hochwertiger Schlafsysteme informiert werden und diese auch beim Kauf miterleben (z.B. durch Probeliegen). Vor dem Hintergrund einer stabilen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland sind Konsumenten zunehmend gewillt, in die Qualität des eigenen Schlafkomforts zu investieren. Beim Verband sieht man eine erfreuliche Entwicklung darin, wenn die "Geiz-ist-geil"-Mentalität und der Verkauf über rot durchgestrichene Preise endlich beendet wird und stattdessen ein Qualitätswettbewerb einsetzt, der mit nachvollziehbaren Argumenten verdeutlicht, was deutsche und europäische Qualitätsmatratzen im Einzelfall dem jeweiligen Kunden an Vorteilen beim richtigen Liegen einzubringen vermögen.

Für die Marktanteile der verschiedenen Technologien an Umsatz und Absatz des ersten Quartals 2012 ergeben sich gegenüber dem Vorjahresquartal lediglich relativ geringfügige Abweichungen. So kann der Schaum seine Markt beherrschende Position mit einem Anteil am Gesamtumsatz von über dreiviertel des Marktes behaupten, was einem geringfügigen Plus gegenüber dem Vorjahr entspricht. In Prozentpunkten ausgedrückt mag dieses Plus zwar gering erscheinen, bei dem ohnehin schon hohen Marktanteil ist es aber dennoch eine beachtliche Umsatzsteigerung. Beim Absatz ist dieses Bild ähnlich.

Der Anteil der Technologie Bonnell ist beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um ca. 1 Prozentpunkt gesunken. Beim Absatz fällt dieser Rückgang etwas stärker aus. Dennoch kann man getrost behaupten, dass der Federkern nicht ausgedient hat, sondern sich lediglich eine Verschiebung hin zu höherwertigen Ausführungen abzeichnet. Denn der Taschenfederkern ist die zweite Gewinnertechnologie des zurückliegenden Quartals. Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache, die moderate aber konstante Steigerung der Marktanteile - bezogen auf den Gesamtmarkt - liegt im Vergleich zum Vorjahresquartal sowohl beim Umsatz, als auch beim Absatz bei einem Plus im geringen einstelligen Prozentbereich. Taschenfederkern stellt damit gemessen am Gesamtvolumen im ersten Quartal dieses Jahres etwa ein Zehntel des Umsatzes und des Absatzes.

Der schon beschriebene Sturzflug der Technologie Latex lässt sich auch an den Veränderungen der Marktanteile ablesen, die erstmals unter die 1-Prozent-Marke gesunken sind, besonders deutlich beim Absatz. Das entspricht sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz Rückgängen von mehr als der Hälfte im Vergleich zu den Marktanteilen, die die Technologie noch im ersten Jahresviertel 2011 behaupten konnte. Bei den Sonstigen liegt, verglichen mit den Vorjahreswerten, ein geringfügiger Rückgang in Umsatz und Absatz vor.

Zusammenfassend lässt sich eine leicht positive Entwicklung erkennen, da die Veränderungen zum Vorjahreszeitraum sehr gering sind. Zudem deuten steigende Tendenzen bei den wichtigsten Technologien auf eine erfreuliche Stabilität hin. Hierbei ist besonders erfreulich, dass ein Fortdauern des jahrelangen Preisverfalls, der zwangsläufig irgendwann Qualitätseinbußen mit sich bringen muss, aus den Zahlen nicht ablesbar ist. Die Werte des Umsatzes steigen relativ zum Absatz signifikanter, was bedeutet, dass Matratzenpreise derzeit nicht weiter fallen. Das insgesamt stabile Wirtschaftsumfeld scheint sich auch in der Matratzen-Branche positiv ausgewirkt zu haben. Mit der Aussicht auf ein gutes Jahr geht der Fachverband positiv gestimmt ins zweite Quartal 2012 und wird auch weiterhin nicht nachlassen zu betonen, wie wichtig gute Matratzen in allen Haushalten sind. Der Kunde scheint bereit und in der Lage zu sein, für ein vernünftiges Produkt auch eine entsprechende finanzielle Gegenleistung zu erbringen.
aus Haustex 06/12 (Wirtschaft)